Was vor kurzem auch schon der New Yorker
schrieb, daß nicht nur der honeymoon zwischen Papst Franziskus und der Kurie
beendet sei, sondern - im Gegensatz zur immer noch vorhandenen Popularität des
Pontifex bei den Laien - inzwischen ein mehr oder weniger verdeckter Krieg
herrsche (Zitat von einem Kurienkardinal: "in einem heutigen Konklave würde
Bergoglio bestenfalls 10 Stimmen bekommen), thematisiert heute auch Damian
Thompson lesenswert! im newsblog "The Spectator"
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"PAPST FRANZISKUS IST JETZT EFFEKTIV
IM KRIEG MIT DEM VATICAN. WENN ER GEWINNT, KÖNNTE DIE KATHOLISCHE KIRCHE
AUSEINANDER FALLEN"
"Papst Franziskus hat gestern vor der
tief gespaltenen Familien-Synode eine Rede gehalten, in der er seine Pläne zur
Dezentralisierung der Katholischen Kirche
bestätigte, indem den lokalen Bischofskonferenzen mehr Freiheit zugestanden
werden soll, ihre eigenen Lösungen für die Probleme Geschiedene und Homosexuelle
auszuarbeiten.
Das ist der Albtraum der konservativen
Katholischen Kardinäle - einschließlich - was niemanden überrascht - jener im
Vatican.
Sie dachten, daß sie eine ausreichende
Mehrheit bei der Synode hätten, um die Aufhebung der Nichtzulassung der wiederverheirateten
Geschiedenen zur Kommunion, oder jede Aufweichung der Haltung der Kirche zu
gleichgeschlechtlichen Paaren zu blockieren.
Aber in der gestrigen Schlüsselrede, zu
Beginn der letzte Woche der Synode gehalten, sagte Franziskus ihnen, daß die
Dezentralisation von oben durchgesetzt werden wird.
Während er von sich selbst bewußt als
"Bischof von Rom" sprach, um seine Solidarität mit den Ortsbischöfen
in aller Welt (also im Gegensatz zur Römischen Kurie stehend - d.h. dem Vatican)
zu unterstreichen, beschwor er die Macht des Pontifex Maximus, mit der er die
Kardinäle überstimmen kann.
"Die Reise der Synode hat ihren
Höhepunkt darin, dem Bischof von Rom zuzuhören, gerufen um mit der Autorität
des Hirten und Lehrers aller Christen zu sprechen" sagte er.
Das ist eine autoritärere Sprache als
Benedikt XVI sie - meiner Erinnerung nach - je als Papst gebrauchte (der hatte das
nicht nötig).
Das bedeutet: ich sage, was getan wird, am
Ende hört ihr auf mich, nicht umgekehrt.
Ein Statement entsetzte die Konservatuiven
besonders. Franziskus sagte ihnen, daß der "Geist des Glaubens eine starre
Trennung zwischen der lehrenden und der lernenden Kirche verhindert, weil die
Herde ihren eigenen Geist zum Erkennen neuer Wege besitzt, die der Herr der
Kirche offenbart."
Was das heißen soll?
Wir werden warten müssen, bis der Papst
nächstes Jahr seine endgültige Antwort auf die Synode gibt.
Das ist eine so beunruhigende Entwicklung,
daß sie einer eingehenderen Untersuchung nach Beendigung des Synode bedarf. Ich
wollte eigentlich sagen, - wenn sich der Pulverdampf gelegt hat - aber ich
erwarte keinerlei Sich-legen des Pulverdampfes in absehbarer Zukunft,
jedenfalls nicht bis zum nächsten Konklave, das von vielen konservativen
Katholiken so bald wie möglich herbei gesehnt wird.
Hier nun die Gründe, aus denen ich glaube,
daß Franziskus´ Dezentralisierung nicht funktionieren wird:
1. Diese ist die Synode, bei der die
Afrikaner die Muskeln spielen lassen. Und sie ist sehr konservativ. Kardinal R.
Sarah aus Guinea erklärte, daß die "schwule Lobby für das Christentum
genau so gefährlich ist wie ISIS." Sarah ist der Präfekt der
Liturgiekongregation und deshalb einer der höchstrangigen Kurienkardinäle. Aber
in seiner Rede wollte er, daß wir verstehen, daß er für cirka 200 Millionen
afrikanische Katholiken spricht. Ob er sie wirklich repräsentiert, ist eine
Meinungsfrage, aber ich bezweifle, daß viele von seiner im Wortsinn
Dämonisierung der Homosexualität abweichen würden.
Sarah und andere afrikanische Kardinäle
sagen nicht "Wir werden niemals die Kommunion für die wiederverheirateten
Geschiedenen tolerieren- aber solange ihr uns in Ruhe laßt, können westliche
Diözesen ihr Ding machen"
Sie sagen, daß die bestehende Regel für die
gesamte Kirche gelten muß. Sarah betrachtet Kardinal Kaspers Vorschlag, die
Ortsbischöfen ( was praktisch Ortspriester oder sogar die Geschiedenen selbst
bedeutet ) entscheiden zu lassen, ob sie das Sakrament empfangen können, als
Häresie.
2. Die liberaleren Synodenväter -die
fühlen, daß Papst Franziskus ihnen gegenüber die päpstliche Trumpfkarte
ausspielen wird, haben alles andere getan, als den Kasper-Plan zu unterstützen-
sie könnten aber bald Priestern erlauben, ihn in die Tat umzusetzen.
Erzbischof Blaise Cupich von Chicago (eine
Franziskusernennung, der bald Kardinal werden wird) hat am Freitag eine
Pressekonferenz gegeben, in der er zur Kommunion für die wiederverheirateten
Geschiedenen sagte "Die Leute müssen in gutem Gewissen zu einer
Entscheidung kommen. Das Gewissen ist unverletzlich und wir müssen
respektieren, wenn sie Entscheidungen treffen, ich habe das immer
getan."
Wenn er damit meint, daß geschiedene
Katholiken ihre eigene Entscheidung -in gutem Gewissen- trefffen können,
ob sie die Sakramente empfangen, bringt ihn das in Gegensatz zu Kardinal
T. Dolan von New York, einen der Unterzeichner des auch von anderen
hochrangigen Kurienkardinälen unterschriebenen Briefes, in dem sie den Papst
warnen, daß diese Synode die Kirche zerreissen könnte. Von allen Wegen zum
Schisma ist der, öffentlich über die Hl. Kommunion herumzustreiten, der
schnellste.
3. Viele konservative Katholiken vertrauen
Papst Franziskus nicht mehr und die Zahl derer, die ihm nicht trauen, ist seit
Beginn der Synode im letzten Oktober, die er sehr schlecht führte, enorm angestiegen.
Priester und katholische Laien, die den Mann - wenn auch nicht seinen
liturgischen Stil - ursprünglich mochten - und dachten, er sei trotz seiner
Impromptus im "who am I to judge?"-Stil durch und durch konservativ,
glauben jetzt, daß er die Einheit der Kirche bedroht.
Einige Liberale stimmen darin überein, daß
die Uneinigkeit unvermeidlich ist, hoffen aber, daß der Hl. Geist schon
eingeschritten ist: daß vielleicht die Afrikaner kommen und ihre eigenen
leidenschaftlichen Impulse mit dem Katholiken teilen werden, die durch die
Stürme des modernen Lebens gezwungen wurden, an der Kirchenlehre zum
Sexualverhalten vorbei zu leben. Mit anderen Worten: sie hoffen auf ein Wunder.
Inzwischen sind sie die neuen Ultramontanen geworden.
4. Es ist nicht ganz klar, was der Papst
meint, wenn er über "Synodalität" spricht, aber es bedeutet sicher
nicht, der Kurie mehr Macht zu übertragen. Indem er einen Brief der
Glaubenskongregation, der Liturgiekongregation und des Wirtschaftssekretariates
vom Tisch wischte, distanziert Franziskus sich vom Vatican.
Er mag noch nicht ins Exil nach Avignon
aufgebrochen sein, aber seine Weigerung, im päpstlichen Appartamento zu wohnen,
sieht mit jedem Tag bedeutungsvoller aus. Er hat den Kampf mit dem Vatican
aufgenommen - das ist etwas, was Päpste auf eigene Gefahr tun.
Die Kardinäle Müller, Sarah und Pell (und
auch andere wichtge Kardinäle, die zu ängstlich - wörtl. zu nervös - waren, den
Brief zu unterschreiben) sehen die Kurie als Wächter des Lehramtes, dem
Depositum Fidei.
Um dieses Erbe zu bewahren hat der Hl.
Johannes Paul II die Kirche zentralisiert. Konservative interpretieren
Franziskus´ Rede vom Samstag als Manifest, diesen Prozess umzukehren - und auf
einer tieferen Ebene, das Legat Johannes Pauls zu marginalisieren, das Lehren enthält,
die so schwer mit der aktuellen Agenda des Papstes zu vereinen sind.
So greift Franziskus in ihren Augen den
größten Papst der modernen Geschichte an - der - jetzt nachdem er kanonisiert
wurde - offiziell als übernatürliche Präsenz im Kirchenleben anerkannt ist.
Er könnte sogar versuchen, die Natur des
Papsttums selbst zu ändern - und das zu Lebzeiten seines Vorgängers, der sich
fragen muß, ob Gott wirklich wollte, daß er zurücktritt.
Es gibt noch mehr über die Wirkung von
Franziskus geplanter Revolution und zur Kluft der säkularen und religiösen
Trennung, die sich außerhalb der Kirche in der ganzen Welt vergrößert, zu
sagen. Aber zu einem späteren Zeitpunkt.
Mein Gedanke zum Schluss ist, daß wenn der
Papst weitreichende Veränderungen in der pastoralen Praxis oder sogar in der
Doktrin durchführen will, es sehr viel klügere Wege gibt, das zu erreichen als
durch die Veranstaltung einer katastrophal gespaltenen Synode und den Hinweis,
daß er danach eh nur nach seinem eigenen Dafürhalten handeln wird."
Quelle: newsblog. The Spectator, Damian
Thompson
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