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"Von dieser Analyse des unheilträchtigen Anfangs als handverlesener Papst der progressivsten Kräfte in der Kirche" führt uns Colonna auf eine kurze aber informative Tour durch sein Leben und seinen Hintergrund.
Er erwähnt das gespannte Verhältnis mit seinen Eltern- seinem Vater, einem "kämpfenden Buchhalter", und einer zeitweise kranken Mutter- und bemerkt, daß er selten von ihnen spricht. Er untersucht Bergoglios überstürzten Aufstieg bei den Jesuiten in Argentinien, trotz der Opposition durch seine Vorgesetzten an bestimmten Punkten des Weges.
Beleuchtet wird auch die Beurteilung des ungewöhnlich jungen Provinzials durch den General-Superior der Jesuiten, als Bergoglio um einen Dispens von der Jesuiten-Regel bat, die es ihm verbot, Bischof zu werden-in der er ihn angeblich in klaren Worten als unpassend für diese Rolle beschreibt.
Colonna schreibt:
Es ist nicht überraschend, daß Franziskus, nachdem er zum Papst gewählt wurde, sich bemühte, die existierenden Kopien des Dokumentes in die Hände zu bekommen und daß das Original das in den offiziellen Archiven der Jesuiten in Rom verschwunden ist."
Trotz dieser Rückschläge wurde Bergoglio in jener Zeit von Kardinal Quarracino, seinem Vorgänger als Erzbischof von Bueons Aires, als Meister des Katholischen Konservativismus in der Art von Johannes Paul II angesehen, von dem Mann der letztendlich die Warnungen ignorierte und ihn ins Bischofsamt hob.
Die Wahrnehmung Bergoglios als konservativ scheint aus seiner Opposition gegen die Befreiungstheologie zu stammen, die in der Region so vorherrschend geworden war- eine Opposition, die- wie Colonna erklärt- nicht so sehr ideologisch als vielmehr klassenkämpferisch begründet war:
"Bergoglio selber war ein Mann des Volkes und in Lateinamerika war die Befreiungstheologie eine Bewegung von Intellektuellen aus der Oberschicht, das Gegenstück zum "radical chic", der die europäische Bourgeoisie dazu brachte, Sartre und Marcuse zu verehren.
Für eine solche Haltung hatte Bergoglio keine Sympathien; obwohl er sich noch nicht ausdrücklich mit der "Theologie des Volkes" identifiziert hatte, die in direktem Wettkampf mit der marxistischen Schule stand. Sein Instinkt ließ ihn der popukistischen Richtung des Peronismus folgen, der (unabhängig vom Zynismus seines Schöpfers) mehr Verbindung zur ursprünglichen Arbeiterklasse und der unteren Mittelklasse hatte.
So unterstützte Pater Bergoglio das Apostolat der Slums, wollte aber nicht, daß ihre Bewohner als linke Guerillas rekrutiert wurden-wie es manche Priester versuchten."
Sein Peronismus hilft dabei, etwas anderes zu verstehen, Franziskus´ ärgerliche Gewohnheit von einem Tag zum anderen das genaue Gegenteil zu sagen.
"Man erzählt die Geschichte, daß Perón in seinen ruhmvollen Tagen- einmal einen Neffen in die Geheimnisse der Politik einführen wollte. Er nahm den jungen Mann zuerst zu einem Treffen mit einer Abordnung der Kommunisten mit. Nachdem er ihre Ansichten gehört hatte, sagte er zu ihnen "Sie haben völlig Recht."
Am nächsten Tag empfing er eine Abordnung der Faschisten und wieder antwortete er auf ihre Argumente "Sie haben völlig Recht".
Dann fragte er seinen Neffen, was er dachte und der junge Mann sagte: "Du hast mit zwei Gruppen mit diametral entgegengesetzten Meinungen gesprochen und ihnen gesagt, daß du ihnen zustimmst. Das ist völlig inakzeptabel."
Peron antwortete: "Du hast auch völlig Recht."
Eine Anekdote wie diese illustriert, warum man von niemandem erwarten kann, Papst Franziskus zu verstehen, wenn er nicht die Tradition der argentinischen Politik versteht, ein Phänomen, das außerhalb des Restes der Welt steht.
Die Kirche ist durch Franziskus überrascht worden, weil ihr der Schlüssel zu ihm fehlt, Diejenigen, die versuchen, ihn auf andere Weise zu interpretieren, verfehlen das einzige relevante Kriterium."
Das Buch ist voller solcher faszinierender Einsichten in die Phänomene des Franziskus-Pontifikates, teilweise weil er ihn durch die Linse seiner Vergangenheit betrachtet.
Von Hinweisen, daß seine berühmt-berüchtigte Einfachheit einfach nur ein Mittel war, jeden Ballast, der sein Streben nach Macht behindern könnte, abzuwerfen bis zu einer ostentativen Bescheidenheit (oft warten passenderweise die Kameras darauf, diesen Augenblick einzufangen) bis hin zu seiner meisterlichen Manipulation der übereifrigen Medien, in der Verbreitung des Image, das er darzustellen wünscht- werden die Schichten des argentinischen Papstes abgetragen und untersucht und so wird ein tieferes Verständnis des Mannes selber ermöglicht.
Colonna verschwendet nicht viel Zeit mit der Frage der Gültigkeit der Wahl von Franziskus zum Papst, aber er stellt Fragen zum bequemen timing (für die St.Gallen-Gruppe) von Benedikts Rücktritt und zu Überlegungen, die sowohl vom Papst-Biographen Austen Ivereigh als auch vom Vaticanjournalisten Antonio Socci zur Politisierung und der fraglichen kanonischen Gültigkeit bezüglich des Konklaves 2013 gestellt werden.
"Ob man Soccis Meinung unterstützt oder nicht" schreibt Colonna "da ist schon etwas Passendes in der Tatsache, daß der politische Erbe von Juan Perón durch eine fraglich ungültige Wahl zum Oberhaupt der Katholischen Kirche gemacht wurde."
Das Buch begnügt sich nicht einfach mit der dem Pontifikat vorangegangen Geschichte Bergoglios. Unter dem Mikroskop liegen auch die kritischen Themen der Agenda des beginnenden Pontifikates, besonders jene Versprechen, die nie erfüllte wurden. Von der Kurien-Reform bis zu einer angenommenen Null-Toleranz-Politik gegenüber Klerikern, denen sexueller Mißbrauch vorgeworfen wird, bis hin zur Vatican-Bank und Finanzreform, einige der Hauptinitiativen, bei denen Franziskus keine Erfolge erzielen konnte und die aufgegeben wurden oder die nur Lippenbekenntnisse erhielten.
Spätere Kapitel handeln -unter anderen wichtigen Themen-.von den schwer manipulierten Familiensynoden, der Vatikan-Antwort auf den orthodoxen Widerstand, der Saga, die die Dubia umgibt, der Ausweidung und Neuerfindung der päpstlichen Akademie für das Leben, der Zerstörung der FFI, dem vom Vatican unterstützten Putsch bei den Malteser Rittern und der Verfolgung jener Kleriker,die nicht auf der Linie der päpstliche Agenda stehen, zusammen mit der KGB-artigen Taktik, die vom "Kreml Santa Marta" angewandt wird.
(Ein persönliche Anmerkung: ich war sowohl erfreut als auch geehrt, ein Kapitel mit dem Untertitel "Diktatur der Barmherzigkeit" zu entdecken, das sich direkt auf einen Artikel bezieht, in dem ich diesen Ausdruck geprägt habe).
In diesem Buch finden wir viel Material für alle Katholiken, aber es ist besonders für die Leser dieser website interessant, die viele dieser Entwicklungen in Realzeit beobachtet haben. Es gibt auch neue Dinge, die man durch diesen Text lernen kann, besonders durch seine Untersuchung der argentinischen Geschichte des Papstes. Wenn Sie interessiert sind (oder jemand den Sie kennen) schnell herauszufinden, wie die Dinge in diesem Pontifikat stehen- und warum es so einzigartig kontrovers ist, ist dieses Buch ein exzellenter Ausgangspunkt, um vieles abzudecken.
Auf 141 Seiten bietet es ausreichende Tiefe, ohne den Leser mit zuviel Information zu überwältigen und Sprache und Präsentation machen es zu einer leichten und faszinierenden Lektüre.
Ich glaube "Der Diktator Papst" wird sich als wichtiges Werkzeug zum Verstehen und zur Dokumentation des aktuellen Pontifikates erweisen und deshalb habe ich, obwohl ich bereits eine Kopie des Textes habe- das Buch vorbestellt- sowohl um den Autor zu unterstützen, als auch um seinen Status-in dem einen Maß, das die größte Aufmerksamkeit erfährt, die Verkaufszahlen- zu stärken.
In Italien ist das e-book bereits mit Rang 60 ein Amazon-Bestseller, und bewegt sich bei der Papier-Edition zwischen Rang 1 und 2 seiner Kategorie.
Es wäre phantastisch, es auch in der englischsprachigen Welt an die Spitze der Charts zu bringen."
Das würde eine ziemliche Botschaft senden....
Quelle: OnePeterFive, Steve Skoje
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