Montag, 15. Januar 2018

A. Gagliarducci über die "neue Anthropologie" und eine "neue Weltordnung" in der Folge der 68-er.

Vaticanist Andrea Gagliarducci hat sich in seiner wöchentlichen Kolumne bei "Monday in The Vatican" mit der diesjährigen Ansprache des Pontifex an das Diplomatische Corps und der Bedeutung der sexuellen Revolution der 68-er für den Paradigmenwechsel bei der Interpretation der Menschenrechte im Sinne des Orwell´schen "newspeak", beschäftigt.
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"WARUM HAT PAPST FRANZISKUS IN SEINER ANSPRACHE AN DIE DIPLOMATEN DIE 1968-BEWEGUNG KRITISIERT?" 

"Seine erste Rede des Jahres hat Papst Franziskus - einer festen Tradition folgend - an das beim Hl. Stuhl akkreditierte Diplomatische Corps gerichtet. Die Rede des Papstes war besonders wichtig. Sie bestand nicht nur aus einer breiten und detaillierten Übersicht über die diplomatische Arbeit des Hl. Stuhls. Die Rede hat auch einige kritische Punkte herausgestellt. Insbesondere  hat er einen besonders kritischen Augenblick identifiziert: 1968.

Es ist nicht das erste Mal, daß die 1968-Revolution und die Veränderung des Vokabulars, die sie mit sich brachte, Teil der diplomatischen Botschaft des Hl. Stuhls ist. Erzbischof Silvano Maria Tomasi, hat - als er noch Permanenter Beobachter des Hl. Stuhls bei den UN in Genf war, viele Male die Verbindung zwischen der Zustimmung zu den neuen Rechten, die mit der sexuellen Revolution 1968 einhergingen und einer Änderung im diplomatischen Bereich betont.

Es ist aber das erste Mal, daß Papst Franziskus in einer diplomatischen Rede ganz klar ein Licht auf das Thema wirft und dabei über eine allgemeine diplomatische Diskussion hinausgeht. Am Ende soll die Diplomatie des Hl. Stuhls nicht nur Teil des Prozesses sein. Eher soll sie aus diesen Prozessen einen Weg zum Allgemeinwohl, der wahren internationalen Agenda des Hl. Stuhls machen.

Papst Franziskus´ Ausgangspunkt war der 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, der in diesem Jahr begangen wird. Der Papst beklagte, daß sich "besonders am Vorabend des 1968-er Aufruhrs" die Interpretation einiger Rechte zunehmend veränderte -einschließlich einer Anzahl "neuer Rechte", die nicht selten untereinander im Konflikt stehen."




Der Papst hat betont, daß diese "umstrittenen Wahrnehmungen der Menschenrechte im Widerspruch zur Kuktur vieler Länder stehen" und "der Förderung freundlicher Beziehungen zwischen den Nationen" nicht geholfen haben.

Er sagte, daß dieser Trend zwei Risiken beinhaltet, +
Einerseits, daß "wir tatsächlich im Namen der Menschnrechte das Aufkommen moderner Formen ideologischer Kolonisierung durch die Stärkeren und Reicheren zum Schaden der Ärmeren und Verwundbarsten sehen werden."
Andererseits "daß die Traditionen der einzelnen Völker als Vorwand angeführt werden um die fundamentalen Rechte zu verweigern, die durch die Allgemeine Menschenrechtserklärung verkündet werden, eine Vorgehensweise, die der Hl.Vater zurückweist.

Das ist ein bedeutendes Thema, das direkt mit der internationalen Situation verbunden ist. Das neue Vokabular, das aus der sexuellen Revolution der 1968-er entstand, hat 1989 endgültige und kohärente Form angenommen, als der Fall der Berliner Mauer die sogenannte multipolare Welt schuf: es gibt nicht länger sich gegenüber stehende Blöcke, während viele Themen ins Spiel kommen.
Die UN wurden nicht mehr angerufen, um der Gefahr eines möglichen Krieges entgegenzutreten, sondern so wahrgenommen, daß ihnen eine Art universaler Berufung zuerkannt wurde.

Die neue Sprache der UN ist auf dieser "universalen Berufung" entstanden. Die neuen Schlüsselwörter sind "humane Globalisierung" "nachhaltige Entwicklung" "gutes Regieren", "Weltethos" "kulturelle Vielfalt" "Dialog der Zivilistionen","Lebensqualität" "Gender" "Chancengleichheit" "Homophobie", "sexuelle Orientierung" , "sichere Abtreibung" , Rechte kommender Generationen" "Partnerschaft", "Zivilgesellschaft", "Demokratie der Teilhabe", "transnationale Netzwerke", "Konsens-Building", "Inklusive Zugehensweise", (....) "Sexuelle und reproduktive Rechte" "Recht der Wahl" (...) "Vielfältige Formen von Familie"

Diese Schlüsselworte bilden das "newspeak" der UN.

Hinter jedem dieser Ausdrücke steht eine bestimmte Drohung. Z.B. liegt hinter der Formulierung "Recht auf reproduktive Gesundheit" das Ziel verborgen, das Recht auf Abtreibung zu festigen.
Papst Franziskus selbst  hat nicht zufällig in der Rede vor den Diplomaten herausgestellt, daß "das Recht auf Gesundheit" Folgen angenommen hat, die über die ursprüngllichen Absichten der Allgemeinen Menschenrechtserklärung hinausgehen, die "versucht hat, das Recht auf individuelle medizinische Versorgung und soziale Unterstützung festzustellen".
Diese Worten waren in der Tat eine indirekte Kritik an der Förderung der Rechte auf sexuelle und reproduktive Gesundheit.

Am Ende kann die Rede von Papst Franziskus an die Diplomaten als kraftvolle Beschwerde gegen die Lobbies gesehen werden, die daran arbeiten, eine Reihe neuer Rechte zu etablieren, die nicht nur vom ursprünglichen Geist, der Allgemeinen Menschenrechtserkläung abweichen, sondern auch deren Geist instrumentalisieren, um diese neuen Rechte zu befördern."

Fortsetzung folgt.....

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagiarducci

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