Montag, 22. Januar 2018

A. Gagliarducci zur Causa Ploumen; der Hl. Stuhl versteht seine eigene Protokollprache nicht mehr.

Andrea Gagliarducci analysiert und kommentiert auch noch einmal die Causa  Ploumen und findet die Ursache auf vaticanischer Seite in einer mangelnden Kenntnis der eigenen Protokollsprache bei den Verantwortlichen im Vatican -während er bei Ploumen eine maximale Instrumentalisierung ihres Ordens für ihre Abtreibungsagenda erkennt -die vielleicht langfristig einen Größeren Schaden darstellt, als die falsche Ordensverleihung selbst.
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"WAS LEHRT UNS DIE GESCHICHTE DER AUSZEICHNUNG VON FRAU PLOUMEN DURCH DEN VATICAN?"

Die Geschichte der Auszeichnung von Frau Ploumen,  Pro-Abtreibungs-Aktivistin und früheres Mitglied der Niederländischen Regierung hat viele Kontroversen hervorgerufen.

Frau Ploumen war Teil der Delegation, die die königliche Familie Hollands bei ihrem Besuch am vergangenen 22. Juni im Vatican begleitet. Es war eine Audienz, wenn auch auf höchster Ebene. Der Hauptgrund für die Audienz war die Rückgabe eines Stockes an die Königliche Familie, der der Familie der Oranier gehörte, der verloren gegangen war und in der Catalanischen Archiven der Jesuiten wiedergefunden wurde. Es war jedoch kein Staatsbesuch,

Am Ende dieser Audienz tauschten die beiden Delegationen Orden aus, eine Art diplomatische Praxis bei Staatsbesuchen. Alle Mitglieder der Holländischen Delegation wurden mit dem Päpstlichen Ritterorden des Hl. Gregors des Großen dekoriert, der 1830 gegründet worden war.

Als allgemeine Regel wird der Orden auf Antrag des Ortsbischof durch den päpstlichen Nuntius überreicht. Diese Prozedur wird im Fall eines Austauschs von Orden bei einem Staatsbesuch umgangen.  Wenn wir auf die Liste jener schauen. die mit dem Orden dekoriert wurden, sind Mitglieder der Holländischen Delegation oder irgendeiner anderen Delegation, die den Vatican besucht hat, nicht darunter.

Der Austausch von Orden findet bei Staatsbesuchen nicht sehr oft statt, die einem sehr spezifischen Zeremonial folgen, das vorsieht, wann sie angemessen sind. 
Der Grund dafür ist, daß nicht alle Mitglieder irgendwelcher Delegationen ein cursus honorum besitzen, der einepäpstliche Auszeichnung rechtfertigt.
Am Ende wird der Besuch beim Papst auch als Gelegenheit zur Evangelisierung betrachtet, und das wird vom Vaticanischen Protokoll unterstrichen.

Das Thema der Auszeichnung gelangte nach den Frau Ploumens Äußerungen im Niederländischen Fernsehen in die Schlagzeilen. In dem Interview unterstellte Frau Ploumen fast, daß obwohl ihr Eintreten für Abtreibung in der Begründung für die Auszeichnung nicht erwähnt wird, der Papst sich sicher ihrer Arbeit bewußt sei.  Daraus schloß sie, daß die Auszeichnung als Anerkennung ihrer Aktivitäten angesehen werden könne.




Das Inteview wurde in holländischer Sprache für das Niederländische Fernsehen geführt und war klar eine Gelegenheit für Fotos. Ploumen hat ihre Tätigkeit als Ministerin im Oktober 2017 beendet  und sie braucht jetzt Aufmerksamkeit für ihre Kampagnen. Ihre Abtreibungs-Stiftung "She Decides" wurde als Antwort auf die Entscheidung der Trump-Administration gegründet, den NGOs die Abtreibungen durchführen oder unterstützen , die Geldmittel zu entziehen.
Ploumens Stiftung hat innerhalb eines Jahres 400 Millionen $ gesammelt. Um weiterhin Spender anzulocken, braucht die Stiftung Publicity.

Frau Ploumen hat ihre Karten ausgespielt und es ist gut für sie gelaufen, weil ihr Fall internationales Interesse auslöste. Katbolische Kreise waren zu Recht skandalisiert, daß eine päpstliche Ehrung einer Person zuteil wurde. die so sehr auf der der Katholischen Moral entgegengesetzten Seite steht..
Der Skandal wiederum führte zu Fragen und die Antwort des Presseamtes des Hl. Stuhls kam spät.

Am Ende sagt dieser Fall viel über den Hl. Stuhl aus. Er wirft ein Licht auf Themen, die über das Pontifikat von Papst Franziskus hinausgehen und auch über die Themen, die nach der Dur einige päpstliche Äußerungen und die Apostolische Konstitution Amoris Lasetitia ausgeloste doktrinalen Diskussion aufkam. Das ist nicht einfach nur Sache eines "fließenden" Pontifikates.

Es geht um 3 Hauptthemen.

Das erste ist die Sprache des Vaticans. Vaticanische Protokollfragen werden oft als barock betrachtet.
Sie werden choreographiert, das ist wahr. Aber nicht in einem negativen Sinn.
Das Protokoll ist eines Sprache. das den Standpunkt des Gastlandes ausdrückt. Besuche beim Papst werden durch ein Protokoll geregelt, das eine "Grammatik" von Beziehungen und Denkweise darstellt.
Jede einzelne Geste muß zu der Wahrnehmung beitragen, daß man den Stellvertreter Christi besucht.
Allesist darauf hin orientiert, den Katholischen Glauben zu vermitteln. Der Staat, ist für den Hl. Stuhl nur ein Werkzeug zur Evangelisierung. Nicht andersherum.

Das Problem ist, daß diese Grammatik anscheinend nicht verstanden wird, sogar in den Reihen des Hl. Stuhls. Zum Beispiel war der Austausch von Ehrungen mit der Holländischen Königsfamilie nicht vorgesehen, weil sie zu einer Audienz kam und nicht zu einem Staatsbesuch.
Dieser Austausch fand statt, um dem Ereignis größere Feierlichkeit zu verleihen-
Wenn am Ende die Grammatik dieser Protokollsprache respektiert worden wäre, hätte es kein problem gegeben Das erste Problem ist also, die eigene Sprache des Hl.Stuhls wieder zu verstehen.
Sie kann weder übergangen noch als überflüssig angesehen werden.

Letztendlich wurde der Druck die Protokolle des Hl. Stuhls zu verlassen oder sie als barock zu betrachten durch die säkulare Propaganda verbreitet, die das möchte,
aber das hindert am Ende nicht dran, den hl. Stuhl zu benutzen, um ihre speziellen Ziele zu erreichen. Das ist, was Frau Ploumen getan hat, als sie mit dem Orden des Hl. Gregors des Großen prahlte.

Frau Ploumens Tun bedeutet auch, daß  sie  den Staat des Hl. Stuhls und seine diplomatische Wichtigkeit anerkennt. Um ehrlich zu sein, Frau Ploiumen wollte durch ihr Prahlen mit dem Orden, der ihr überreicht wurde nicht den Hl. Stuhl unterstützen. Sie hat das getan, um eine Agenda zu fördern, die der Lehre des Hl. Stuhls entgegen steht.

Zusammengefasst : der Hl. Stuhl wird als souveräner Staat nur dann anerkannt, wenn es speziellen Interessen dient. Und das geschieht meistens in der säkularen Welt.

Das fuhrt und zum dritten Thema, das auf dem Spiel steht.die Souveränität des Hl. Stuhls muß durch die Kirchenmitglieder verteidigt werden, weil sie ein wichtiges Mittel zur Evangelisierung ist.
Souveränität ist nicht ein Relikt aus der mittelalterlichen Vergangenheit. Das wird nicht ganz verstanden.

Dass die Souveränität des Hl. Stuhls wichtig ist. wird durch die Angriffe, die in den vergangenen Jahren in Form von Kampagnen gegen die Präsenz des Hl. Stuhls in den UN oder subtiler durch weitere Leaks gestartet wurden, bewiesen, aber auch durch die Tatsache, daß Länder, wenn sie Rat für sensible Themen brauchen oder eine Mediation direkt auf den Hl.Stuhl schauen: das ist erst kürzlich durch die Abstimmung über die Gespräche zu nuklearen Abrüstung bewiesen worden und ebenso auch durch die Bitte Venezuelas an den Hl.Stuhl in seinem internen Konflikt  zu vermitteln.

Die Souveränität des Hl. Stuhls ist in der Tat eine wichtiges Werkzeug.7
Z.B.als er jetzt während seiner 22. internationalen Reise mit den  Chilenischen Autoritäten sprach, hat Papst Franziskus einen Appell für die Menschenwürde lanciert, der sonst weniger Aufmerksamkeit erregt hätte.
Die Worte von Papst Franziskus haben alle aktuellen Themen berührt, einschließlich des kürzlich in Chile verabschiedeten Abtreibungsgesetzes. Chile hat eines der restriktivsten Anti-Abtreibungsgesetze in der Welt, aber es gibt viele Versuche, dieses Gesetz zu liberalisieren.

Am Ende -und ohne sich in die Politik des Staates einzumischen, kann der Hl. Stuhl die Rolle einer Art moralischen Anstosses für die Welt spielen und so dabei helfen, das Allgemeinwohl zu fördern.

Das muß in den Rängen des Hl. Stuhls verstanden werden. Der Ploumen-Zwischenfall scheint aus einem mangelnden Verstehen der diplomatischen Sprache entstanden zu sein, oder wegen 
einem Mangel an Aufmerksamkeit, der z.B. dazu führte, die Zusammensetzung der holländischen Delegation  nicht zu überprüfen. 

Aus einem kleinen aus Routine entstandenen Fehler ist die Medienlawine entstanden. 
Deren einzige Folge war, daß Ploumen auf dieser Welle reiten konnte.
Man hätte dieser Lawine vorbeugen können. 
Ein größeres Bewußtsein für die Wichtigkeit des Heiligen Stuhls innerhalb des Konzerts der Nationen kann vielleicht jede Lawine aufhalten. Aber das wird nicht leicht. 
Und es wird Zeit brauchen."

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci

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