Montag, 22. Januar 2018

Die Barros-Affäre. Kardinal O´Malley kritisiert den Papst und der entschuldigt sich für seine Kritik an den Mißbrauchs-Opfern.

Lorenzo Bertocchi kommentiert für La Nuova Bussola Quotidiana die Vorwürfe, die der Bostoner Kardinal Patrick O´Malley dem Pontifex wegen seiner Beschuldigung der Mißbrauchsopfer gemacht hat. Inzwischen hat sich der Papst- in seinem Pontifikat präzedenzlos- für diese Entgleisung, die in Chile zu massiven Protesten führte, entschuldigt.
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"DIE VORWÜRFE VON KARDINAL O´ MALLEY BRINGEN DEN PAPST IN VERLEGENHEIT"

"An dem Tag, wo wir einen Beweis gegen Bischof Barros haben, werde ich sprechen.Es gibt keinen einzigen Beweis für die Beschuldigung. Das sind alles Verleumdungen, klar?"
Es sind diese Worte von Papst Franziskus, die eine ungewöhnliche und überraschende Stellungnahme durch einen in der Geographie der Purpurträger des Bergogloio-Pontifikates wichtigen Kardinal hervorgerufen haben, die des us-amerikanischen Bischofs Sean Patrick O´Malleys .

Die an die chilenischen Journalisten während der heute mit der Rückkher nach Rom zuende gehenden apostolischen Reise gericheteten Worte betreffen die Diskussion  über den Bischof von Osorno, dem Bergoglio 2015 dieses chilenische Diözese anvertraut hat.
Und über diese Nominierung, gegen die in Chile die Proteste mit der Forderung zur Entfernung dieses Bischofs nicht aufhören, der beschuldigt wird, den Priester Fernando Karadima,  ein jetzt Achtzigjähriger, schuldig schwerer Mißbrauchsverbrechen an Minderjährigen, gedeckt zu haben (als solche sowohl zivilrechtlich als auch vom kanonischen Recht anerkannt)

2014, nach einer vaticabischen Instruktion für Barros -gemeinsam mit zwei anderen chilenischen Priestern -  deren Refernzpunkt immer Karadima isr- reifte die Überzeugung, sie aus ihren Ämtern zu entfernen. Aber gerade während des Aufenthaltes des Papstes in Chile wurde von Associated Press ein vom Papst persönlich unterschriebener Brief, der 2015 an die chilenischen  Bischöfe geschickt wurde, von Associated Press veröffentlicht, in dem diese Entscheidung annulliert wurde, darüber hinaus wurde Juan Barros wenige Monate später von Bergoglio zum Bischof von Osorno ernannt.
Damit begannen die Proteste gegen Barros und den Papst, schuldig, ihn trotz der Aussagen der Opfer ernannt zu haben.
Die klare Anteort, die wir hier wiedergegeben haben., in der Franziskus Barros immer noch und klar verteidigt, hat die Wunde wieder aufgerissen, statt sie zu schließen.





Völlig unerwartet ist wie eine Orkan das Comuniqué von Kardinal Sean O ´Malley  gekommen, der eine sehr diffizile Rolle in dieser Materie spielt.
Der Purpurträger ist Mitglied der Gruppe von 9 Kardinälen, die eng mit dem Papst bei der Regierung der Kirche zusammen arbeiten und der Präsident der Päpstlichen Kommission für den Schutz Minderjähriger.
In einem offiziellen Comuniqué  hat O´Malley sich klar von den Worten des Papstes distanziert: "Es ist verständlich, daß die Erklärung von Papst Franziskus vom Donnerstag in Santiago di Chile Quelle großen Schmerzes für die Opfer des sexuellen Mißbrauchs durch den Klerus oder irgendeine andere Person sind.
Die Worte des Papstes vermitteln die Botschaft, daß wenn Du deine Behauptungen nicht beweisen kannst, dir keiner glaubt und substantiell führen sie zu dem Gedanken, daß diejenigen, die Gewalt erlitten haben, ihrer Menschenwürde beraubt wurde" indem "die Opfer diskreditiert werden".
Der nachfolgende Teil des Comuniqués scheint diese Position etwas aufweichen zu wollen.

Darin bekräftigt O´Malley nicht sagen zu können, "Warum der Hl. Vater diese Worte gewählt hat" und er sagt, er sei sich des Engagements von Franziskus im Kampf gegen die Plage des Mißbrauchs Minderjähriger sicher, aber es bleibt die Substanz des ersten Teils.
Der Bostoner Kardinal stellt sich ganz klar auf die Seite der Opfer und läßt durchblicken, daß Franziskus´ Worte zur Verteidigung von Barros auf gewisse Weise dem Leiden gegenüber nicht respektvoll sind.
Für ein Pontifikat, wie das von Franziskus, das ganz auf die Nähe zu den Letzten konzentriert ist,klingt das Comuniqué des Bostoner Kardinals wirklich schlecht.

Inzwischen hat ein blog das für den Vatican als haboffiziell bezeichnet wird, Il Sismongrafo,  Position bezogen und verlangt, daß Barros zurücktritt, weil "die Ortskirche und auch der Vatican nicht immer die besten Entscheidungen getroffen haben." Außerdem liest man auf dem blog "der Papst sollte sofort diese Entscheidung des Prälaten akzeptieren".
Aber sind die Worte O´Malleys, die ein Wendepunkt im Pontifikat von Franziskus darstellen, auch deshalb gesagt  worden, weil der Kapuziner-Kardinal , der beim Konklave 2013 zu den Großwählern Bergoglios gehörte, ein Mann von ähnlicher Sensibilität wie der regierende Papst ist.
In diesen Stunden hat er in Lima, Peru, Franziskus getroffen und vielleicht werden wir während des päpstlichen Fluges nach Rom , bei der üblichen Pressekonferenz, etwas mehr verstehen und vielleicht Wasser in die Flammen gießen.

Das Problem des Mißbrauchs könnte jedoch als Beginn von Phase 2 des Pontifikates sein, weil es zum anderen großen unvollendeten Programm der Reform der vaticanischen Finanzen hinzukommt.
Franziskus, der mehrmals  Transparenz und Nulltoleranz  in diesen dornigen Problemen verlangt hat, sieht sich jetzt enormen Problemen gegenüber, die Zweifel an den von ihm getroffenen Entscheidungen aufkommen lassen. In beiden Fällen wird davon ausgegangen, daß die von der Anti-Mißbrauch-Kommission bis zum Wirtschaftssekretariat getroffenen Lösungen, ganz schweigen von einigen Entscheidungen, die zu Vatileaks 2 führten, zu beiläufig oder falsch waren."

Quelle: La Nuova Bussola Quotidiana,

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