Mittwoch, 17. Januar 2018

Magister & der doppelte Papst. Welcher ist der richtige?

Eine wichtige und interessante Frage. Man mag sich nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn der Papa emeritus solche Aussagen über Mißbrauchsfälle gemacht hätte, ein (medialer) Lynchmob wäre das Mindeste gewesen. Aber was sagt das Sprichwort? Gottes Mühlen mahlen langsam....oder "Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen".
Hier geht´s zum Original: klicken

"IN CHILE VERDOPPELT FRANZISKUS SICH SELBER. UND NIEMAND WEISS, WELCHES DER RICHTIGE IST. "

"Einige Tage vor der Ankunft von Papst Franziskus in Chile hat die Veröffentlichung eines Briefes an die chilenischen Bischöfe durch Associated Press seinen Besuch ziemlich komplizierter gemacht.

Dieser Brief stellt de facto eine authentische Denksportaufgabe darüber dar, wie Jorge Mario Bergoglio  über den größten Skandal denkt, der Chile in den vergangenen Jahren erschüttert hat- jenem, in dessen Zentrum ein Priester namens Fernando Karadima steht.

Der jetzt 87-jährige Karadima war jahrelang Pastor in Santiago, aber vor allem war er ein sehr populärer Erzieher und Anführer vieler junger Leute und Priester, von denen schließlich einige Bischöfe wurden.

2010 aber- offenbarten etliche seiner Schüler, daß er viele von ihnen sexuell mißbraucht hatte, als sie jung oder minderjährig waren. Der Hl. Stuhl kam schnell zu dem Schluss, daß diese Beschuldigungen wohl fundiert waren. Und am 21. Juni 2011 befand er Karadima für schuldig und ordnete an, sich in ein privates Leben in Buße und Gebet zurückzuziehen.

Danach wurden aber neue Beschuldigungen gegen drei Bischöfe erhoben, die in der Schule von Karadima erzogen worden waren und beschuldigt wurden, am  sexuellen Mißbrauch, den ihr Lehrer beging, teilgenommen zu haben.
Diese drei Bischofe waren:

Juan de la Cruz Barros Madrid,  wurde 1995 zum Weihbischof von Valparaiso geweiht und später Bischof von Iquique und gleichzeitig Militärbischof von Chile.

Tomislav Koljatic Maroevic, 1998 zum Bischof von Linares geweiht,

Horacio del Carmen Valenzuela Abarca, 1995 zum Bischof von Talca geweiht;

Der Hl. Stuhl eröffnete auch gegen diese drei Bischöfe eine Untersuchung und kam schnell zu dem Entschluss, sie von der Ausübung ihres Amtes zu entbinden.

Das ist das, was man de facto dem vor wenigen Tagen von Associated Press veröffentlichten Brief des Papstes entnehmen konnte.
Nach dem, was der Papst in diesem Brief schreibt, forderte der vaticanische Nuntius in Chile, Scapolo, Barros, den Bischof, der sich am nächsten zum Auge des Hurrikans befand, auf, zurückzutreten und ein Sabbatjahr einzulegen.

Der Nuntius ließ Barros auch vertraulich wissen- wieder nach dem, was der Papst schreibt- daß der selbe Schritt auch von den anderen zwei beschuldigten Bischöfen verlangt würde.

Barros aber schrieb in seinem Rücktrittsbrief, den er Ende 2014 an die Vatican-Autoritäten schickte, auch, was der Nuntius ihm vertraulich bzgl. der anderen beiden Bischöfe gesagt hatte. Und dieser Regelverstoß -schreibt der Papst in dem Brief- "hat alles kompliziert und blockiert".



In der Tat hatte der Rücktritt Barros´ und der beiden anderen Bischöfe keine Konsequenzen.

Und nicht nur das. Kurz danach, beförderte Franziskus Barros zum Militärbischof einer Diözese, der von Osorno.
Die Ernennung wurde am 10. Januar 2015 veröffentlicht und in Chile brach das Chaos aus. Am 23. Januar schrieb die chilenische Bischofskonferenz einen Brief an Papst Franziskus und bat ihn, diese Ernennung zu widerrufen.

Am 31. Januar antwortete Franziskus den Chilenischen Bischöfen mit dem Brief, den Associated Press jetzt veröffentlicht hat.
Hier eine Gesamtübersetzung aus dem spanischen Original.

Vatican, 31. Januar 2015

An die ehrbaren Bischöfe des Permanenten Kommittees der Chilenischen Bischofskonferenz

Liebe Brüder,
Ich habe Ihre e-mail vom 23. dieses Monats erhaten. Danke, daß Sie mir so offen Ihre Beunruhigung durch die Ernennung von Msgr. Juan Barros Madrid zeigen. Ich verstehe, was Sie mir sagen und bin mir bewußt, daß die Lage der Kirche von Chile wegen all der Belastungen, die Sie ertragen müssen, schwierig ist.

Zusätzlich zu meinem brüderlichen Verständnis, versichere ich Sie meiner Nähe als Bruder und meines Gebetes.

Ich erinnere mich gut an Ihren Besuch im Februar des letzten Jahres, und auch an die verschiedenen Vorschläge, die mir umsichtig und konstruktiv erschienen.

Doch dann ergab sich am Ende des Jahres ein ernstes Problem. Der ehrwürdige Nuntius bat Msgr. Barros um seinen Rücktritt und drängte ihn dazu, ein Sabbatjahr zu nehmen, bevor er andere pastorale Verpflichtungen als Diözesanbischof übernimmt.
Und er erwähnte ihm gegenüber, daß die selbe Prozedur auch bei den Bischöfen von Talca und Linares, angewandt werden würde, aber ihn darüber nicht unterrichtet habe.
Msgr Barros schickte sein Rücktrittsschreiben und fügte die Bemerkung des Nuntius hinzu.

Wie Sie verstehen werden, hat diese Bemerkung des ehrenwerten Nuntius alle weiteren Schritte in Richtung eines Sabbatjahres  kompliziert und blockiert. Ich habe über diese Sache mit Kardinal Ouellet gesprochen und weiß, daß er mit  dem ehrenwerten Nuntius gesprochen hat.

Zur Zeit- macht Msgr. Barros auf Anweisung der Bischofskongregation einen Monat Spiritueller Exerzitien in Spanien. Ich weiß nicht, ob er danach nach Rom kommt, aber ich werde Kardinal Ouellet darüber und über den Vorschlag, den Sie machen, unterrrichten.

Ich danke Ihnen noch einmal für Ihre Offenheit und Klarheit, mit der Sie Ihre Ansichen und Gefühle ausdrücken: das ist der einzige Weg für die Kirche zu arbeiten, die Fürsorge, die der Herr den Bischöfen anvertraut hat.

Ich bitte Sie, bitte für mich zu beten, weil ich das brauche.

Möge Jesus Sie segnen und die H. Jungfrau über Sie wachen.
Brüderlich

Franziskus

                                                  *    *    *    *    *
Wie man sehen kann, erklärt Franziskus nicht, warum eine bloße Unangemessenheit des Schreibens- und zudem eine korrigierbare- ausreichte, um Barros´ Amtsverzicht ungültig  zu machen.
Kaum weniger erwähnt oder erklärt der Papst, das Erstaunen über die Kehrtwendung, die er durch die Beförderung des Bischofs in die Diözese von Osorno machte, den er kurz zuvor hatte entfernen wollen.

Auf jeden Fall passierte als nächstes dann Folgendes:
Am 6. März 2015 empfing Franziskus den Erzbischof von Concepcion, Fernando Natalio Chomalu Garib, in Audienz, den Apostolischen Administrator ad interim vor der Einsetzung eines neuen Bischofs.

Am 21. März 2015 zog Barros offiziell in die Diözese von Osorno ein- begleitet von einem Proteststurm.

Zehn Tage später, am 31. März, erklärte ein Statement des stellvertretenden Direktors des Vaticanischen Pressebüros, daß vor der Ernennung seiner Exzellenz Msgr. Juan de la Cruz Barros Madrid zum Bischof von Osorno, Chile, die Bischofskongregation sorgfältig die Kandidatur des Prälaten untersucht habe und keine objektiven Gründe gefunden habe, die Ernennung auszuschließen."
Was nicht erklärt, warum dagegen der Hl. Stuhl Ende 2014  für den Rücktritt von Barros stimmte.

Im April hat Marie Collins, ein Opfer sexuellen Mißbrauchs  in ihrer Jugend und bekanntes Mitglied der päpstlichen Kommission zum Schutz Minderjähriger, die Ernennung Barros´öffentlich kritisiert.
Und sie fuhr zusammen mit drei anderen Mitgliedern der Kommission nach Rom, um sich mit dem Präsidenten der Kommission Kardinal O´ Malley zu treffen und ihn dazu zu bringen. den Papst zu überzeugen, die Ernennung zu widerrufen.

Im Mai traf sich Franziskus am Ende bei einer Generalaudienz mit einem früheren Sprecher der chilenischen Bischofskonferenz, Jaime Coiro, und seiner Familie, die ihm erzählten, daß die Kirche in Chile wegen all dieser Ereignisse  "betet und leidet".

Und das sind die Worte, die Franziskus an sie richtete- unsterblich gemacht in einem Video von einer Minute und zwanzig Sekunden Länge, am darauffolgenden 2. Oktober vom Chilenischen Fernseh-Kanal "Ahora Noticias" ausgestrahlt.

"Es ist eine Kirche, die ihre Freiheit verloren hat, weil sie zugelassen hat, daß ihr Kopf durch die Politiker besetzt wird. die einen Bischof verurteilt, nach zwanzig Jahren ohne jeden Beweis.
Denkt also mit eurem Kopf und laßt euch nicht an der Nase herumführen von all diesen Linken, die diese Angelegenheit angebahnt haben.
Außerdem ist der einzige Vorwurf, den es gegen diesen Bischof gegeben hat, vom Gericht zurückgewiesen worden.
Also bitte!
Verlieren Sie nicht Ihre Gelassenheit. Ja, Osorno leidet, weil es dumm ist, weil es sein Herz nicht für das öffnet, was Gott sagt und zuläßt, daß es von seinen Dummheiten mitgerissen wird.
Ich bin der Erste, der die verurteilt und bestraft, die dieser Dinge beschuldigt worden sind.
Aber in diesem Fall fehlen die Beweise, oder eher im Gegenteil.... sage ich aus vollem Herzen.
Lassen Sie sich nicht von diesen Leuten an der Nase herumführen, die nur versuchen, Lärm zu machen, Verwirrung zu erzeugen, die versuchen zu verleumden....."

Im Oktober nachdem diese Worte von Franziskus veröffentlicht worden waren. die Barros freisprachen und seine Beschuldiger demütigten, explodierte der Protest. Und sogar Marie Collins drückte in einem Tweet ihre tiefe Bestürzung über diesen vom Papst eingenommenen Standpunkt aus.

"Was für eine Verschwendung diese Reise nach Rom wegen Barros war, sehen Sie in den Äußerungen von Karadimas mutigen Opfern, die so etikettiert wurden."

Eineinhalb Jahre später, am 20. Februar 2017, hat Franziskus die Chilenischen Bischöfe bei ihrem Ad Limina Besuch empfangen. Er unterhielt sich ungefähr während 2 Stunden  mit ihnen hinter verschlossenen Türen.
Nach dem Treffen stellte der Kardinal von Santiago, Santiago Ricardo Ezzati Andrello, fest, daß der Papst mit "großem Ernst" das Problem der Pädophilie angesprochen und sie gedrängt habe, "diese Situation zu überwinden."
Aber im Hinblick auf den Bischof von Osorno, der bei dem Treffen anwesend war-wie  auch die beiden anderen Schüler Karadimas, die Bischöfe von Linares und Talca, hat sich nichts geändert.

Und das bringt uns zu heute, zur Ankunft von Papst Franziskus in Chile, gerade als der Deckel mit der Veröffentlichung dieses seines Briefes vom 31. Januar 2015 über dem Chaos von Widersprüchen entfernt wurde, die seine Handhabung dieser Affäre kennzeichnen.

Widersprüche zwischen Reden und Handeln. Wie auch heute das eine und morgen das Gegenteil zu sagen."

Quelle: Settimo Cielo.Sandro Magister

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