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"DER SELBSTGEMACHTE GLAUBE AUSSER KONTROLLE: ICH GLAUBE AN DAS, WAS ICH WILL."
"Nach dem Fall des Priesters, der sich geweigert hatte, das Credo zu rezitieren, spricht man in Pinerolo ein Glaubensbekenntnis à la carte. Texte, die an die Bedürfnisse angepaßt sind und mit völliger Abwesenheit von inkarnierter Passion und Tod, Gericht und Vergebung der Sünden.
Ist das möglich? Ja, das ist die neue Grenze des selbstgemachten Glaubens. Aber der Bischof und der Pfarrer scheinen nicht besonders besorgt zu sein
Jedenfalls schieben sie in einem Telefongespräch mit La Nuova Bussola die gesamte Verantwortung des Geschehenen auf den Priester ab.
Der weigert sich, das zu erklären, aber in der Zwischenzeit leitet er eine Kirche, die in einen Flohmarkt verwandelt wurde.
"Ich glaube an was ich will." Aus Pinerola kommt eine neue Formulierung des Glaubensbekenntnisses. Sicher weniger eindrucksvoll als die seit fast 2000 Jahren in der Katholischen Kirche benutzte.
Nachdem der Priester der Diözese Turin in der Christmette verkündete, "daß er nicht ans Credo glaube", bleiben wir in Piemont, um von einer neuen Extravaganz zu berichten, die ein Priester mit völligem Desinteresse nicht nur an seiner Pfarrgemeinde sondern auch an der Diözese von Pinerolo vorgetragen hat.
Deren Bischof ist seit weniger als einem Jahr Msgr. Derio Olivero, der in die Annalen gelangte, weil er, nachdem er die Pfarrgemeinde, deren Verwalter er war, verließ, es für eine gute Idee hält, sich von den Gläubigen segnen zu lassen.
Eine außergewöhnliche Geste, angesichts dessen, daß das Segnen den geweihten Personen vorbehalten ist, aber sicher weniger problematisch als die, die der Hirte in der Kirche San Domenico am Fuß der Alpen vollführte, als er ein Credo proklamierte, das völlig außerhalb der Regeln der kanonischen Tradition steht.
Die Jahrhunderte haben brudermörderische Kämpfe um die Anerkennung auch nur einer einzigen Zeile erlebt. Hier wird das ohne Konzile oder "Häretikomachien" gemacht. Es handelt sich in der Tat nicht um das Credo von Nizäa oder das der Apostel, sondern um eine autochtone Version.
Ein neues "Pineroleser Credo", das nicht einem Provinzkonzil sondern der Phantasie eines Priesters entstammt.
In den vergangenen Wochen fand in den beiden vom Dom abhängigen Gemeinden die Erstkommunion statt. Und bei dieser Gelegenheit sind auch Textbücher zur Begleitung der Feier entstanden. In der Kirche San Domenico, deren Seelsorger Don Bruno Marabotto ist, wurde nach der Predigt folgendes Credo rezitiert:
"Wir glauben an den Herrn, unseren Gott, den einen und einzigen, der lebt, gestern, heute und immer: Er ist der Schöpfer des Universums, In Ihm haben wir das Leben und die Existenz.
Wir glauben an Jesus Christus, seinen Sohn, unseren Bruder: Er ist unser Befreier, der erste Auferstandene der Toten. In Ihm haben wir das Ewige Leben. Wir glauben an den Heiligen Geist, den Geist, der aus der Liebe kommt: Er ist in der Geschichte durch die Propheten gegenwärtig.
In ihm werden wir zu neuen Geschöpfen verwandelt.
Wir glauben an die Universale Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen und Sünder. Ín ihr werden wir zum Glauben gewonnen, der uns rettet. Wir glauben an das Kommen des Reiches Gottes. Nach dem Versprechen des Herrn, den Himmel und eine neue Erde, auf der wir für immer in der Liebe und in Gemeinschaft mit Gott leben. Amen."
Wir sehen ehrlich gesagt nicht, was mit dem Kanonischen Credo nicht stimmte, das in Wirklichkeit mehr ausdrückt. Es spricht u.a. mit reicheren Worten als das "Pinerolese-Credo" von Personen, die nicht sekundär sind, wie Maria, die Mutter Gottes und der Hl. Geist.
Und wie man an der Pinerolo-Version sehen kann, fehlen gewisse, sicher nicht unwesentliche Kleinigkeiten wie z.B. das Jüngste Gericht.
Aber es ist besser die Leute nicht mit diesem mittelalterlichen Konzept der Sünde zu erschrecken. Das würde oft nur zu irgendwelchen Gewissensbissen führen.
Aber es fehlen auch die Passion und der Tod Jesu Christi, die Eigenschaften der Heiligen Katholischen Apostolischen Kirche, die beiläufig als "Universale Kirche" definiert wird, aber auch die Inkarnation, die Taufe, die Vergebung der Sünden, während die Auferstehung der vagen Verkündung, daß Jesus der "erste Auferstandene von den Toten" ist, anvertraut wird.
Kurz gesagt, nicht nur die Definitionen sind falsch-wie z.B. Jesus, der Befreier (wovon?) oder die Universale Kirche anstelle der Katholischen, sondern auch das, was fehlt.
Sag mir, was du glaubst und ich sage dir, wer du bist. Sag mir, wie du deinen Glauben bekennst und ich sage dir, welche Theologie hinter diesem Glaubensbekenntnis steht. Es wäre interessant zu wissen, welcher Theologe sie geschrieben hat. Was man aber machen kann, ist versuchen zu verstehen, was der Sinn dieses -wie es aussieht zigsten- kreativen Scherzchens eines Priesters ist, der sich im Städtchen zu Füßen der Alpen nicht allzusehr zu sorgen scheint.
Tatsächlich ist das neue Credo- nach dem was La Nuova BQ erfahren hat, kein großes Problem. Nicht für den Pfarrer der Gemeinde des Hl. Domenicus, der nicht die geringste Absicht hat, sich der Sache zu stellen. "Sie müssen das von Don Bruno hören, ich weiß nicht, was ich sagen soll" unterbricht der Pfarrer von San Donato, Don Luigi Moine, der dann am nächsten Tag wiederholt:" Ich habe mit Don Bruno gesprochen, aber er ist jetzt nicht verfügbar, aber Sie können es morgen Abend versuchen."
In San Domenico endete unsere Anfrage am Telefon bei irgendeinem Freiwilligen der Pfarrgemeinde, "Don Bruno ist nicht da, wenn Sie wollen, hinterlasse ich ihm eine Botschaft. Wenn er zurückkommt, wird er Sie anrufen." An diesem Punkt haben wir versucht, ihn in der Schule zu finden, einem Institut in Pinerolo, dessen Vizepräsident er ist. "Heute ist er nicht anwesend" sagt die Zentrale kurz.
Schließlich haben wir an die Diözese geschrieben. Und nach einem Tag beschränkte sich der Pressesprecher, den wir endlich am Telefon hatten, darauf, zu sagen, daß wir uns wegen dieser Sache an Don Bruno persönlich wenden müßten. Was für Dummköpfe und wir dachten, daß wir direkt mit dem Bischof sprechen würden.
Aber eine Sache hat der Pressesprecher gesagt, bevor er uns verabschiedend grüßte: "Die Kirche von San Domenico ist eine etwas seltsame Kirche. Sie ist in drei Teile geteilt. Das Mittelschiff wird für den Kultus benutzt, das eine Seitenschiff ist leer und unbenutzt und das andere wird als Lagerraum genutzt. "
Wir haben geglotzt. "Ja, das nutzt eine soziale Kooperative, die sich darum kümmert, Keller zu entrümpeln". Wir stellen uns vor, daß und wie die Credenzen dort gestapelt werden. "Ja und dann gibt es dort den Flohmarkt."
Gestärkt durch diese Information über eine in einen Flohmarkt verwandelte Kirche, erreichen wir Don Bruno, der schließlich antwortet: "Ich kann nicht sprechen, ich bin beschäftigt."
Wir bestehen darauf und erklären. daß es wichtig ist, und wir einige Dinge verstehen möchten. "Ich kann jetzt nicht, stören Sie mich nicht, ich werde mich melden."
Es ist angemessen zu sagen: daß wir das....nicht glauben."
Quelle: La Nuova Bussola Quotidiana, M. Tosatti .
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