Montag, 10. Dezember 2018

Stand und Bedeutung der Reformen des Vaticans-Staates und der Kurie


In seiner wöchentlichen Kolumne bei "Monday in the Vatican" analysiert und kommentiert A. Gagliarducci heute Stand und Bedeutung der Reform des Vatican-Staates in Beziehung zur Kurienreform. 
Hier geht´s zum Original: klicken

"WIE PAPST FRANZISKUS´ REFORM DES VATICAN-STAATES
SEINE KURIENREFORM SPIEGELT"

"Es wäre für Spezialisten schwer, langwierig und hart, im Detail auszusagen, was Papst Franziskus mit seinem am 6. Dezember veröffentlichten motu proprio der Zustimmung zum neuen Gesetz für den Vatican-Staat genau reformiert hat.
Zuerst ist eine Klarstellung nötig: die Reform der Verwaltung des Vatican-Staates ist nicht die Kurienreform. Papst Franziskus hat die Leitung der Universalen Kirche nicht verändert. Eher hat er die Organisation der Verwaltung des Staates verändert. Das ist etwas anderes. 

Den Vatican-Staat existiert, um dem Hl. Stuhl ein Territorium zu geben, um so seine Souveränität zu schützen. Als Oberhaupt des Vatican-Staates ist der Papst kein Bürger eines anderen Staates und das Selbe gilt auch für jene Kardinälen und Mitarbeiter des Hl. Stuhls, die einen Vatican.-Pass und sein funktionales Bürgerrecht besitzen, die Unabhängigkeit garantieren.

Es ist kein Zufall, daß das Ziel der Reform ist "die institutionelle Endlichkeit des Vatican Staates" -der aufgerufen ist- noch klarer zu machen, daß dem Stuhl Petri kraft seiner Natur absolute und sichtbare Unabhängigkeit garantiert wird."

Die Kriterien der Reform- so liest sich eine erklärende Notiz des Vatican-Staates- waren "Funtkionalität, Transparenz, normative Kohärenz und organisatorische Flexibilität." 

Am Ende geht es bei der Reform darum, die Art und Weise zu verändern, wie die Verwaltung gemanaged wird und am dann- am Ende- die Kosten zu senken. Das ist eines des Ziele des Pontifikates von Papst Franziskus. 

Die Kurienreform hat mehrere Päpstliche Räte zu neuen Dikasterien zusammengefaßt und verschiedene Kompetenzen durch das einzige Dikasterium für Kommunikation, das zum Schirm aller Medienabteilungen wurde. Ebenso zielt die Reform des Vatican-Staates darauf ab, die Zahl der Ämter zu reduzieren. 

Die Verwaltungseinheiten des Vatican-Staates haben von 9 auf 7 abgenommen, die der zentralen Ämter von 5 auf 2, während "Zuordnungen und Kompetenzen der umstrukturierten operativen Gremien nach dem Prinzip der Funktionalität und Effektivität überprüft und zusammengefasst wurden."


Die ersten Reden über eine Kurien-Reform konzentrierten sich auf die Möglichkeit einer "Kurie als Moderator" und im Wesentlichen auf die Einrichtung von Kontroll-Gremien für Dikasterien. Ebenso wird das Vatican-Governorato ein Kontroll-Gremium haben, eine "Kontroll- und Prüfungseinheit" mit der "Spezifischen Aufgabe, anhand von Verifikationsnormen und- Prozeduren Effizienz und Effektivität der Körperschaften zu evaluieren". 

Diese Kontrollkörperschaft wird wahrscheinlich für die umfassende Finanzreform entscheidend sein. Am Anfang wurde die Möglichkeit einer einheitlichen Bilanz des Heiligen Stuhls und des Staates Vatikanstadt in Betracht gezogen, aber das eigentliche Problem bestand in der Kontrolle der Staatsverwaltung. Die staatliche Verwaltung erzielt die größten Gewinne durch die Vatikanischen Museen. Die Staatsverwaltung erlebte Missmanagement-Fälle - das erste Vatileaks entstand durch einen Streit um die Kosten des Weihnachtsbaums auf dem Petersplatz, der vom damaligen Sekretär des Governatoratos, Erzbischof Carlo Maria Viganò, aufgestellt wurde.

Die Tatsache, daß es ein "Direktorium für Wirtschaft" gibt, das den Vatican-Staat von anderen Kurien-Ämtern unterscheidet, zeigt, daß mehr Transparenz nötig ist. Die Reform verändert die Art, wie das Governatorato arbeitet, völlig. Der Vatican-Staat wird immer mehr mit den Aktionen des Hl. Stuhls in Zusammenhang gebracht und nicht als unabhängige Realität gesehen. Die Reform sieht weder automatische Beförderungen noch gesicherte Positionen vor. Auch diese Themen- Souveränität und Karrierismus-Stop waren ein Leitmotiv von Papst Franziskus. 

Das haben Papst Franziskus´ Entscheidungen bei Bischofsernennungen und der Kreierung von Kardinälen gezeigt. Der Papst betrachtet einige Positionen nicht länger als mit dem Kardinalat verbunden. Der Papst hat -nach einer ersten Ära des Outsourcens und externer Beratung immer mehr eine Haltung zur Verteidigung des Hl. Stuhls eingenommen. Die Reform des Vatican-Staates zeigt Papst Franziskus´ Modus Operandi auch auf einem anderen Gebiet: die Reform hat das institutionalisiert, was bereits erneuert worden war. 

Die Reform behält die bereits bestehenden Disziplinierung, Stab und Kommissionen bei und schließt unter die Regierungskörperschaften auch das Komitee für Finanzbelange ein, das bereits der von der EU und dem Vatican-Staat unterzeichneten Finanzkonvention folgte und die 2017 eingerischtete Kommission für die Auswahl von Laienpersonal (CIVA). Auf diese Weise hat die Reform diese Veränderungen institutionalisiert. 

Ebenso hat die Kurien-Reform - nach einer Serie von Zusammenlegungen, die nur noch in der nächsten apostolischen Konstitution "Praedicate Evangelium" institutionalisiert werden mußten, die Etablierung von drei neuen Dikasterien hervorgebracht. 

Richtlinien für die Reform sind "Transparenz und Zuverlässigkeit". Eine der Neuerungen ist, daß Mitarbeiter auf jeder Ebene für ihre kriminellen Handlungen verantwortlich gemacht werden, aber ebenso auch bzgl. ihres Umgangs mit dem ihnen anvertrauten Erbe. Das Amt des Präsidenten und des Generalsekretärs wurden durch Änderungen reformiert, die bereits in der Praxis angewandt wurden. Auch in diesem Fall hat das motu proprio lediglich bereits bestehende Reformen institutionalisiert. 

Zusätzlich dazu können die einzelnen Zweige ohne die Autorisierung durch die Leitungsgremien keine Maßnahmen ergreifen. Die regierenden Körperschaften wurden so gestärkt und das stimmt mit dem Kriterium einer größeren zentralen Kontrolle, das Papst Franziskus anzuwenden begonnen hat, überein. Dieses Kriterium war auch kürzlich im Spiel, als der Papst Erzbischof Charles J. Scicluna zum Nebensekretär der Glaubenskongregation ernannte: die Ernennung hat eine verstärkte Zentralisierung bei der Handhabung der Mißbrauchsfälle angezeigt.


Insgesamt zeigt die ganze Reform den Wunsch nach einem Mentalitätswechsel an. Bis jetzt hatte das Governatorato einen Überfluss an Ämtern und Abteilungen, die alle unabhängig waren. Aus diesem Grund wird das neue Gesetz bis Juni ohne Wirkung bleiben. Übrigens spiegeln die Richtlinien der Reform die Ziele von Papst Franziskus. 

Man kann sie in anderen Reformvorgängen finden, die bereits begonnen haben: die moderate Dezentralisierung, die sich als größere zentrale Kontrolle entpuppt; die Notwendigkeit Dinge zu tun, bevor sie institutionalisiert werden: die Reduzierung der Kosten in einer reformbedürftigen Struktur.


Außerdem wurde auch diese Reform von Papst Franziskus, wie viele andere während des Pontifikates am Vorabend des Treffens des Kardinalsrates bekannt gegeben. Der Rat, wurde einberufen, um den Papst nicht nur bei der Kurienreform sondern auch bei der Leitung der Universalen Kirche zu beraten. Die Tatsache, daß der Papst seine Entscheidungen bekannt gibt, bevor der Rat tagt, ist ein Signal: Papst Franziskus hört jedem zu und das ist er Grund, aus dem er Beratungsgremien schafft. Am Ende trifft der Papst die Entscheidungen immer selber."

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci




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