Donnerstag, 30. Mai 2019

Mehr zu den Auswirkungen des Figueiredo-Reports und der Antwort des Papstes

In diesen Tagen hat Marco Tosatti, der ja eine Art Herausgeber des Viganó-Dokumentes ist und in direktem Kontakt zu Erzbischof Viganò steht, viel zu schreiben. Die Veröffentlichung des Figueiredo-Reports, der die Viganò -Aussagen zum Wissen des Pontifex in der causa McCarrick bestätigt, hat im Vatican und in der katholischen Presse mächtig Staub aufgewirbelt. Wie schon bei Viganò wird aus der Entourage des Papstes wieder zuerst zur Person argumentiert- also der Autor persönlich -mit Enthüllungen aus seinem Privatleben-  angegriffen, um seine Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen. Anders als auch 9 Monate ohne Antwort auf das Viganò- Dokument, hat der Papst jetzt innerhalb eines Tages auf diesen neuen Bericht geantwortet,  Hier geht´s zum Original:  klicken

"DER PAPST LÜGT? DER VATICAN ZENSIERT IHN UND FÜGT NACH DER BESCHWERDE VON STILUM CURIAE DEN SATZ ÜBER VIGANÒ EIN." 

Liebe Stilumcuriale,
nach 9 Monaten hat Papst Bergoglio in gewisser Weise auf Erzbischof Viganòs Zeugnis in der causa McCarrick geantwortet. Im vorigen post haben wir das "Wie" und die Reaktion von Erzbischof Viganò gesehen. Auf sehr schwache Weise zieht er sich hinter ein "ich erinnere mich nicht" zurück. Hier seine genauen Worte: 
"Und wenn jener sagt, daß er an diesem Tag mit mir gesprochen hat , gekommen ist....ich erinnere nicht, ob er mit mir gesprochen hat. Ob das wahr ist oder nicht. Ich habe keine Ahnung." 
Dazu hat Erzbischof Viganò mir ganz einfach gesagt, daß der Papst lügt, wenn er etwas Derartiges sagt.
Um zu verstehen, warum der Erzbischof eine solche Behauptung aufstellen kann, ist es gut, noch einmal sein Zeugnis über die Tage vom 20. bis 23. Juni 2013 zu lesen.




"Am Vormittag des Donnerstags, 20. Juni 2013, habe ich mich ins Domus Santa Marta begeben, um mich mit meinen Kollegen zu treffen, die dort wohnten. Kaum eingetreten, traf ich Kardinal McCarrick. Ich habe ihn respektvoll begrüßt- wie ich es immer getan habe. Er sagt mir in einem teils zweideutigen-teils triumphierenden Ton: "Gestern hat mich der Papst empfangen, morgen gehe ich nach China." 

Damals wußte ich nichts von seiner langen Freundschaft mit Kardinal Bergoglio und von der Rolle, die er bei dessen kürzlicher Wahl gespielt hat, wie McCarrick dann sukzessive bei einer Konferenz in der Universität von Villanova und in einem Interview mit dem Catholic National Reporter offenbarte. Ich hatte auch nie gedacht, daß er an den Treffen im Präkonklave teilgenommen hatte und welche Rolle er als Wähler im Konklave von 2005 gespielt haben könnte. 
Ich begriff deshalb nicht sofort die Bedeutung der verschlüsselten Nachricht, die McCarrick mir übermittelt hatte, aber sie wurde mir dann in den folgenden Tagen klar. "

Und hier die Wiedergabe der Audienz (40 Minuten) von Sonntag, 23. Juni: 

"Ich begann das Gespräch und fragte den Papst, was er mir mit den Worten hatte sagen wollen, die er an mich richtete, als ich ihn am vergangenen Freitag begrüßte. Und der Papst sagte mir in einem ganz anderen, freundlichen, fast liebevollen Ton: "Ja, die Bischöfe in den Vereinigten Staaten dürfen nicht ideologisiert werden, sie dürfen nicht rechtsgerichtet sein wie der Erzbischof von Philadelphia (der Papst nannte mir nicht den Namen des Erzbischofs) er muss Hirte sein; und sie dürfen nicht links sein - und er fügte, beide Arme hebend- hinzu - und wenn ich links sage, meine ich Homosexuelle. “ 
Natürlich ist mir die Logik der Wechselbeziehung zwischen links und homosexuell sein entgangen, aber er hat nichts anderes hinzugefügt. 

Unmittelbar danach fragte der Papst mich in gewinnendem Ton: "Kardinal McCarrick, wie ist er?" Ich habe sehr klar und- wenn Sie wollen-sehr naiv geantwortet : Hl. Vater, wenn Sie Kardinal McCarrick nicht kennen, aber die Bischofskongregation fragen, da gibt es ein dickes Dossier über ihn. Er hat Generationen von Seminaristen und Priestern verdorben und Papst Benedikt hat verfügt, daß er sich in ein Leben in Gebet und Buße zurückziehen müsse." 

Der Papst machte nicht den kleinsten Kommentar zu meinen so schwerwiegenden Worten und zeigte in seiner Mimik keinerlei Ausdruck von Überraschung, so als ob er das schon seit langem wisse und wechselte sofort das Thema. Aber warum hatte der Papst mir dann die Frage "Kardinal McCarrick, wie ist er?" gestellt?  Er wollte offensichtlich feststellen, ob ich ein Verbündeter von McCarrick war oder nicht."

Es war also Papst Bergoglio, der nach McCarrick fragte. Dieses Detail und der so dramatische und schwerwiegende Ton der Antwort nehmen seinem "ich erinnere mich nicht" von heute die Glaubwürdigkeit. Das hätte auch schon am 26. August gesagt werden können. Aber vielleicht- das denken viele- wollte er sicher sein, daß es keinerlei Dokument gab, das ihn auf aufsehenerregende Weise widerlegen konnte. 

Aber ist es möglich, daß er angesichts eines so dramatischen Vorwurfs mit keiner Wimper zuckte (wie Viganò bestätigt) und sich nicht informiert hat? Eine Person, die seit langem im Vatican arbeitet hat das für uns so kommentiert: 

Angesichts des hohen Amtes, in das er gewählt wurde, und der großen moralischen Verantwortung gegenüber der Kirche und Gott hätte er, zumindest aus Klugheit und zur Überprüfung, bei den brzuständigen Ämtern nachfragen müssen. Hat er das getan oder nicht? Und welche Antworten wurden ihm gegeben, wenn nicht die Wahrheit, deren Einzelheiten heute bekannt sind und für die McCarrick in den Laienstand zurückversetzt wurde? "

Deshalb ist das "ich erinnere mich nicht"  sicher eine unglaubliche Antwort und peinlich. So peinlich, daß sie in der ersten Version des Interviews, die von Vatican News veröffentlicht wurde, nicht wiedergegeben wurde. Dieser Satz wurde entfernt. Offensichtlich hat jemand - und wir können uns auch vorstellen wer- alles andere als ein Journalist- dem klar wurde, daß diese Antwort kaum haltbar war, sich überlegt, die einzukassieren. 

Außer um sie heute zu veröffentlichen, nachdem Stilum Curiae auf die Diskrepanz zum Original hingewiesen hatte, das uns die mutige Kollegin Valentina Alazraki freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Hier sind die Beweise für das, was wir behaupten. 

Hier folgt ein Tweet  s. Original
Hier der zuerst ausgelassene und dann wieder eingefügte Satz:
"Und wenn jener sagt, er habe an diesem Tag mit mir gesprochen und sei gekommen is.....Ich erinnere nicht, ob er mit mir gesprochen hat. Ob das wahr ist oder nicht, Ich habe keine Ahnung"

Wir müssen noch einmal auf eine detaiiliertere Analyse von Teilen des Interviews zum Zeugnis Viganós zurückgreifen, die ein beunruhigendes Licht auf die Persönlichkeit des Pontifex´ wirft. Aber wir werden darauf zurückkommen. 

Quelle: Stilum Curiae, M. Tosatti 

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