In einem Leitartikel für La Nuova Bussola Quotidiana kommentiert Marco Tosatti heute die Nachrichten und Gerüchte, die über die bevorstehende Ablösung des vaticanischen Sicherheitschefs Domenico Giani als Folge der von ihm durchgeführten Durchsuchungsaktionen u.a. im Staatssekretariat- durchsickern. Hier geht´s zum Original: klicken
"DER FALL GIANI, IM VATICAN IST KRIEG ZWISCHEN DEN BANDEN"
Dem "Corriere" zufolge soll General Giani, der vaticanische Sicherheits-Chef, aufgrund des Skandals, der durch die Durchsuchung des Staatssekretariats verursacht wurde, seinen Posten alsbald verlassen. Diejenigen, die ihn kennen, beschreiben Giani als eine Person, die ihren Vorgesetzten treu ist. Der Eindruck ist, daß er nach Gotti Tedeschi und Milone ein weiterer ehrlicher Laie sein wird, der für die Fehden unter Geistlichen bezahlen muß.
Was passiert im Vatikan rund um das Staatssekretariat, die APSA, das IOR und im Allgemeinen rund um die Finanzen?
Der "Corriere della Sera" berichtete gestern in einem Artikel von Fiorenza Sarzanini, die normalerweise über die Magistratur und die Dienste gut informiert ist, daß der Chef der vatikanischen Sicherheit, General Domenico Giani, kurz davor steht, seinen Posten zu verlassen, um in einem internationalen Institut eine Rolle zu übernehmen.
Die Amtsenthebung von General Giani und seine Ersetzung durch den derzeitigen Stellvertreter, Gianluca Gauzzi Broccoletti, soll eine Folge des jüngsten Skandals sein, der den Heiligen Stuhl und die Durchsuchungen (und Beschlagnahme von Dokumenten und Computern) sogar im Staatssekretariat und in der Tertia Loggia-in der sich auch das Päpstliche Appartamento befand, betrifft.
Unmittelbar danach veröffentlichte L´ Espresso das Bild einer von Giani unterzeichneten internen Notiz mit Fotos der fünf vom Dienst suspendierten Personen: „Die Obengenannten - so die Notiz - dürfen den /(Vatican-) Staat ausschließlich zum Besuch der Gesundheits- und Hygieneabteilung und zugehöriger Dienstleistungen betreten oder wenn Monsignore Mauro Carlino-falls von der Vatikanjustiz genehmigt- weiterhin im Domus Sanctae Marthae residiert".
Es scheint, daß man Giani gewissermaßen nicht vorgeworfen hat, die Notiz an L´ Espresso weitergegeben zu haben, wohl aber nicht genügend darüber gewacht zu haben,daß keine "Lecks" entstehen. Was, wenn es stimmt, wie ein Vorwand klingen würde. Seit Jahren hat der Espresso aus der Zeit von Kardinal Pell Quellen, die mit ziemlicher Sicherheit kirchlich sind und ein hohes Informationsniveau aufweisen. Und vor allem von Leuten, die sich für die "Geschäfte" begeistern konnten, in denen der frühere Staatssekretär Tarcisio Bertone und einige seiner vertrauenswürdigsten Männer so aktiv waren; die darüber hinaus immer noch eine führende Rolle spielen.
Domenico Giani trat 1999 in den Vatikan ein und ist seit 2006 der Chef der Sicherheit, bei er auch dank seiner beruflichen Erfahrung (er kam aus der Guardia di Finanza und von Sisde) einen sehr starken Beitrag zur Modernisierung und Aktualisierung geleistet hat. Wer ihn kennt und seit vielen Jahren in verantwortlichen Positionen mit ihm zusammenarbeitet, nennt ihn einen Offizier und einen Soldaten, also jemanden, der ausschließlich auf Befehl seines Vorgesetzten handelt. Sein Vorgesetzter ist der Staatssekretär, oder - zumindest in Ausnahmefällen, wenn die reguläre Befehlskette unterbrochen oder umgangen wird- der Papst.
So war es sicherlich auch im jüngsten Fall bei der Razzia der Gendarmen im Staatssekretariat. Um im Auftrag des Staatsanwaltes Gian Piero Milano und seines Stellvertreters Alessandro Diddi zu handeln, hat General Giani mit Sicherheit den Startschuss "von oben" erhalten. Von wem?
Von Staatssekretär Kardinal Parolin oder vom Papst?
Der Vorfall betrifft den Auftrag an die IOR -oder ist auf ihn zurückzuführen- zu einer Untersuchung der vom Substituten im Staatssekretariat, dem Venezolaner Peña Parra, durchgeführten
außerordentlichen Vertuschung der Aktion zur Begrenzung oder Abwendung der aus einem Finanzgeschäft in London entstanden Schäden. Das hat auch Monsignore Carlino getroffen, der vor wenigen Wochen zum Chef der Wirtschaftsabteilung des Staatssekretariats ernannt worden war.
Die Beschwerde wurde vom IOR, der Finanzinstitution des Heiligen Stuhls, eingeleitet. Und das führte dazu, nach Parolin, Parra und Carlino (der der Sekretär des vorherigen Stellvertreters, Kardinal Becciu, war, als die Londoner Affäre begann) einen weiteren Protagonisten in der nebulösn Affäre zu identifizieren, in der unter anderem noch nicht klar ist, ob und welche mögliche Straftat begangen wurde.
Abgesehen von der Möglichkeit, daß Gelder, die an und für die Wohltätigkeit des Papstes geschickt wurden, in möglicherweise sogar gefährdete Immobiliengeschäfte geflossen sind. Aber dies ist ein Teil dieser glücklichen Insel, die die Wirtschaftsabteilung des Staatssekretariats ist, sehr reich (es gibt welche, die sagen -reicher als das IOR) und jeder Kontrolle entzogen.
Der Eindruck ist, daß wir in dieser herbstlichen, wenn nicht winterlichen Phase des Pontifikats einen Bandenkrieg erleben, der darauf abzielt, Machträume zu schaffen (und Geld ist für die Macht von grundlegender Bedeutung), in denen die Protagonisten dazu tendieren, die nicht rekrutierbaren
Männer zu eliminieren und durch andere -vielleicht für das Flüstern ihrer Paten zugänglichere und
leichter zu lenkende Personen zu ersetzen.
Nach den Erfahrungen derer, die ihn kannten und mit ihm zusammenarbeiteten, ist General Giani eine loyale Person - gegenüber Vorgesetzten - und transparent. Wir möchten nicht, daß nach Gotti Tedeschi und Milone noch einmal ein ehrlicher und fähiger Laie den Preis für die Fehden unter den Geistlichen zahlt. Vielleicht mit päpstlichem Segen, vorbereitet durch opportun Flüstereien und Ratschläge."
Quelle: LNBQ, M.Tosatti
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.