Montag, 21. Oktober 2019

Vatican-Finanzen und Synode: die Herausforderungen liegen auf dem Tisch.....

In seiner heutigen Kolumne für "Monday in the Vatican" kommentiert A. Gagliarducci die derzeitigen Herausforderungen der Amazonas-Synode und durch die beunruhigenden Ungereimtheiten rund um die Vatican-Finanzen
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"PAPST FRANZISKUS: DIE HERAUSFORDERUNGEN LIEGEN AUF DEM TISCH"

"Es gibt zwei Schwerpunkte: die Durchsuchung und Beschlagnahme im Staatssekretariat des Vatikans und der Financial Intelligence Authority; und die panamazonische Synode. Da besteht die
Versuchung wegen der Situation auf bestimmte Personen zu zeigen. Um jedoch vollständig zu verstehen, was vor sich geht, müssen wir einen Schritt zurücktreten. Auf diese Weise besteht eine größere Möglichkeit, über Persönlichkeitskonflikte hinaus über das allgemeine Szenario nachzudenken.

Zuerst muß über die Suche und Beschlagnahme im Staatssekretariat des Vatikans und der Financial Intelligence Authority nachgedacht werden. Die Medienberichte konzentrierten sich hauptsächlich auf den „Machtkampf“ im Vatikan und die Spannungen zwischen dem Staatssekretariat und dem Institut für religiöse Werke, der sogenannten Vatikanisch- Bank, sowie auf bestimmte Personen.

Der Fokus sollte jedoch nicht ausschließlich auf bestimmten Personen oder einer einzelnen Frage liegen. Die Untersuchung ergab mehr Fragen als Antworten. Vor allem die internationalen Organisationen, die gute Beziehungen zum Heiligen Stuhl unterhalten, wundern sich über die Situation.

Das Problem ist also umfassender. Der Heilige Stuhl hat jahrelang daran gearbeitet, einen soliden internationalen Ruf aufzubauen. Dies geschah größtenteils mit seiner Finanzreform. Der Heilige Stuhl gab das privilegierte Verhältnis zu Italien auf und trat stattdessen als einer der im Spiel befindlichen Akteure und nicht als Juniorpartner Italiens in die internationale Arena ein.

Die jüngsten Entwicklungen gefährden diese internationale Glaubwürdigkeit. Zu diesen kam es am Vorabend des vierten Fortschrittsberichts von Moneyval über den Heiligen Stuhl. Der Bericht wird im Frühjahr 2020 veröffentlicht, aber der Heilige Stuhl muss seine Antworten auf den MONEYVAL-Fragebogen bis Ende Dezember vorlegen. Der letzte 2017 veröffentlichte Bericht stellte fest, daß die Wirksamkeit der vatikanischen Rechtsverordnungen zur Bekämpfung der Geldwäsche von der Wirksamkeit des Rechtssystems abhängt. In dem Bericht wurde beanstandet, daß die Tribunale des Vatikans nicht so wirkungsvoll seien, wie sie sollten. Werden die Staatsanwälte des Vatikans nachweisen, daß ihr Rechtssystem effektiv ist und die Tribunale ihre Arbeit seit 2017 verbessert haben?




Der derzeitige institutionelle Konflikt wirkt sich auf die Wirksamkeit des Rechtssystems des Heiligen Stuhls aus und stellt diese in Frage. Darüber hinaus gab die Suspendierung des Direktors der Financial Intelligence Authority Anlass zu Besorgnis. Kann das System des Heiligen Stuhls wirksam sein, wenn es die Autonomie der Geheimdienste verletzt?

Das Szenario geht über bloße innere Spannungen hinaus, und die bunten Geschichten machen die Berichte noch saftiger. Der internationale Aspekt ist nicht zu unterschätzen.

Ebenso wird die Diskussion über die Sondersynode über die Panamazonas-Region oft als das jüngste Schlachtfeld zwischen Progressiven und Konservativen dargestellt. Die Kategorien „Progressive“ und „Konservative“ beschreiben ein Verhältnis von Gegensätzen, spiegeln jedoch nicht die Realität wider, die nuancierter ist.

Die Diskussion rund um die Synode konzentriert sich - wie viele andere Diskussionen heute - kurzsichtig auf bestimmte Themen und nicht auf eine globale Sichtweise. Das ist die sogenannte „Kasuistik“, vor der Papst Franziskus warnt.

Daher konzentrierten sich die Diskussionen innerhalb und außerhalb der Synode auf einige spezifische Themen: die Möglichkeit der Ordination von verheirateten Priestern, integrale Ökologie, Respekt für die indigene Bevölkerung, Inkulturation.

Die Bevorzugung konkreter Themen verliert ein zentrales Thema aus den Augen: kann eine einer Region gewidmete Sondersynode Vorschläge machen, die sich auf die Weltkirche auswirken? Wenn das so ist, wie?

Dieses Thema sollte im Mittelpunkt der Synode stehen, weil es um die Einheit der katholischen Kirche geht. Die Erklärungen vieler Teilnehmer der Synode unterstreichen, daß die Überlegungen der Synode dem Willen des Papstes unterliegen. Sowohl diejenigen, die eine Änderung der Lehre wollen, als auch diejenigen, die sich ihnen widersetzen, unterstützen diese Ansicht.
Die Tatsache, daß alle auf den Papst schauen, zeigt, daß das Ziel der Synode vage blieb. Das Arbeitsdokument der Synode war eher soziologisch als theologisch. Die Communio Episcopalis, die apostolische Verfassung, die die Bischofssynode reformierte, eröffnete die Möglichkeit zu einer beratenden Synode, d.h. zu einer Synode, die Entscheidungen treffen kannDiese Möglichkeit ist nun aufgehoben."
Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci

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