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"AUS RATZINGERS TAGEBUCH, TATEN UND UNTATEN DER INTERNATIONALEN THEOLOGENKOMMISSION"
Ende November traf sich die Internationale Theologenkommission im Vatican, um ihr erstes halbes Jahrhundert zu feiern. Und Papst Franziskus - der sie in Audienz empfing, dankte ihnen dafür 2018 ein Dokument zu einem Thema verfaßt zu haben, das ihm sehr am Herzen liegt- zur Synodalität und er erklärte daß das für viele nicht die Art zu denken ist. also" sich an den Händen zu halten und vorwärts zu gehen, Partys mit jungen Leuten zu veranstalten oder Meinungsumfragen darüber zu starten, was die Leute über das Frauenpriestertum denken,."
Wenige haben jedoch realisiert, daß die dreißig Theologen der Kommission auch die Botschaft eines anderen Papstes- heute emeritierten- Papstes, namens Joseph Ratzinger empfangen haben, auch er ein Theologe größten Kalibers, der bei ihrer Gründung 1969 Teil dieser Kommission war.
Die Botschaft, die von Benedikt XVI an die Internationale Theologenkommission adressiert ist, kann man in ganzer Länge in italienischer Sprache auf der offiziellen website des Vaticans lesen:
" Grußbotschaft des Papa emeritus...."
Für den Anfang drückt Ratzinger seine Wertschätzung der Autonomie aus, die die Theologen-Kommission von Anfang an gegenüber der Kongregation für die Glaubenslehre hatte. Natürlich ist der Präfekt der Kongregation auch der Präsident der Kommission, aber es ist wie im "Österreichisch-Ungarischen Reich", wo "der Kaiser von Österreich und der König von Ungarn dieselbe Person waren, während die beiden Länder autonom leben eines neben dem anderen. "
Für den Anfang drückt Ratzinger seine Wertschätzung der Autonomie aus, die die Theologen-Kommission von Anfang an gegenüber der Kongregation für die Glaubenslehre hatte. Natürlich ist der Präfekt der Kongregation auch der Präsident der Kommission, aber es ist wie im "Österreichisch-Ungarischen Reich", wo "der Kaiser von Österreich und der König von Ungarn dieselbe Person waren, während die beiden Länder autonom leben eines neben dem anderen. "
Das Fehlen dieser Autonomie für die Kommission, so Ratzinger, "hätte bestimmte Theologen davon abhalten können, einer Mitgliedschaft zuzustimmen."
Die neu geschaffene Kommission, so Ratzinger weiter, hatte mit der Bischofssynode von 1971 zum Priestertum ihren ersten Existenzgrund. Der Synode ging ein Buch voraus, "Le ministère sacerdotal", das als Unterstützung der Vorbereitung diente. Und während der Vollversammlung haben einige Theologen der Kommission "es dank außerordentlicher Anstrengungen geschafft, dass die Synode sofort ein von ihr verfasstes Dokument über das Priestertum veröffentlichen konnte".
"Seitdem ist das nicht mehr passiert", beklagt Ratzinger. Es wurde dem Papst überlassen, eine "postsynodale Exhortation" zu verfassen, die jedoch sein eigenes Dokument ist, nicht-wie es ordnungsgemäß wäre- das der Synode.
Ratzinger widmet sich dann der Zusammensetzung der ersten fünfjährigen Amtszeit der Kommission, an der auch er beteiligt war.
Es gab jene, die er „die großen Persönlichkeiten des Konzils“ nennt, und er nennt die Namen von Henri de Lubac, Yves Congar, Karl Rahner, Jorge Medina Estévez, Philippe Delhaye, Gerard Philips, Cipriano Vagaggini und Carlo Colombo, „der als persönlicher Theologe Pauls VI angesehen wird ”
Es gebe aber auch "wichtige Theologen, die seltsamerweise beim Konzil keinen Platz gefunden haben", wie Hans Urs von Balthasar und andere:
- Louis Bouyer, "der als Konvertit und Mönch eine äußerst eigensinnige Persönlichkeit war und wegen seiner indolenten Offenheit von vielen Bischöfen nicht gemocht wurde, aber ein großartiger Mitarbeiter mit einer unglaublichen Fülle von Kenntnissen war";
- Marie-Joseph Le Guillou, OP, "der ganze Nächte gearbeitet hatte, vor allem während der Bischofssynode [von 1971], um auf diese Weise das Dokument dieser Synode inhaltlich zu ermöglichen, in seiner radikalen Art zu dienen";
- Rudolf Schnackenburg, der "die deutsche Exegese verkörperte, mit all ihrer Überheblichkeit, die sie charakterisierte";
- André Feuillet und Heinz Schürmann aus Erfurt, „deren Exegese eher spiritueller Natur war, als eine Art Gegenpol“;
- und schließlich „Professor Johannes Feiner von Chur, der als Vertreter des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen eine besondere Rolle in der Kommission innehatte. Die Frage, ob die Katholische Kirche dem Ökumenischen Rat der Kirchen von Genf als vollwertiges normales Mitglied hätte beitreten sollen, wurde zu einem entscheidenden Punkt für die Richtung, die die Kirche einschlagen sollte, um dem Konzil zu folgen. Nach einer dramatischen Auseinandersetzung
fiel die endgültige Entscheidung in dieser Frage negativ aus, was Feiner und Rahner veranlasste, die Kommission zu verlassen. “
Für die zweite fünfjährige Arbeitsperiode weist Ratzinger auf die Ankunft des „jungen“ Carlo Caffarra, des deutschen Jesuiten Otto Semmelroth und des anderen Deutschen, Karl Lehmann hin, Letzterer als Vertreter einer „neuen Generation“, deren Konzept sich deutlich durchzusetzen begann,
„Unter der Führung von Lehmann“, so Ratzinger weiter, „ist das Thema der Befreiungstheologie aufgetaucht, die damals keineswegs ein ausschließlich theoretisches Problem darstellte, sondern das kirchliche Leben in Südamerika sehr konkret bestimmte und bedrohte . Die Leidenschaft, die die Theologen inspirierte, war gleichbedeutend mit dem konkreten, auch politischen Einfluss der Frage."
Und in einer Fußnote fügt er hinzu:
„Gestatten Sie mir hier eine kleine persönliche Erinnerung. Mein Freund Fr. Juan Alfaro S. I., der am Gregorianischen Institut vor allem die Lehre von der Gnade lehrte, war im Laufe der Jahre aus für mich völlig unverständlichen Gründen ein leidenschaftlicher Befürworter der Befreiungstheologie geworden. Ich wollte die Freundschaft mit ihm nicht verlieren, und das war das einzige mal während meiner gesamten Mitgliedschaft in der Kommission, daß ich nicht an der Plenarsitzung teilnahm. "
Mehr noch als auf die Befreiungstheologie geht Ratzinger auf das „Problem der Moraltheologie“ ein, das Ende der siebziger Jahre dramatisch zutage trat:
„Die Gegensätze der Fronten und das Fehlen einer gemeinsamen Grundorientierung, unter der wir heute wie damals leiden, wurden mir damals klarer als je zuvor. Auf der einen Seite stand der amerikanische Moraltheologe Prof. William May, Vater vieler Kinder, der immer mit seiner Frau zu uns kam und die strengste antike Auffassung aufrechterhielt. Zwei Mal musste er die einstimmige Ablehnung seines Vorschlags erleben, etwas, was sich nie wiederholt hat. Er brach in Tränen aus und ich selbst konnte ihn nicht wirkungsvoll trösten.
„Meiner Erinnerung nach stand ihm Prof. John Finnis nahe, der in den Vereinigten Staaten unterrichtete und auf neue Weise dieselbe Einstellung und dasselbe Konzept zum Ausdruck brachte. Aus theologischer Sicht wurde er ernst genommen, und dennoch gelang es auch ihm nicht, einen Konsens zu erzielen. In der fünften 5-Jahres-Arbeitsperiode kam aus der Schule von Prof.Tadeusz, einem Freund von Papst Johannes Paul II, Prof. Andrzej Szoztek, ein intelligenter und vielversprechender Vertreter der klassischen Position, aber auch der schaffte es jedenfalls nicht, sie zu einer Einigung zu bringen. Schließlich hat Fr. Servais Pinckaers versucht, auf der Grundlage des Heiligen Thomas eine Tugendethik zu entwickeln, die mir sehr vernünftig und überzeugend erschien, und dennoch gelang es auch da nicht, einen Konsens zu erzielen.
"Wie schwierig die Situation ist, lässt sich auch aus der Tatsache ableiten, dass Johannes Paul II, dem die Moraltheologie besonders am Herzen lag, letztendlich entschied, die endgültige Niederschrift der Moral- Enzyklika "Veritatis Splendor “zu verschieben, um zunächst auf das Erscheinen des Katechismus der Katholischen Kirche zu warten. Er veröffentlichte seine Enzyklika erst am 6. August 1993 und fand dafür wieder neue Mitarbeiter. Ich denke, dass die theologische Kommission das Problem weiterhin berücksichtigen und sich grundsätzlich weiter um einen Konsens bemühen sollte. “
Schließlich geht Ratzinger auf die Beziehung zu anderen Kulturen und Religionen ein:
„Inwieweit sind die jungen Kirchen an die westlichen Traditionen gebunden und inwieweit können andere Kulturen eine neue theologische Kultur bestimmen? Es waren vor allem Theologen aus Afrika einerseits und aus Indien andererseits, die diese Frage stellten, ohne dass sie bis dahin in den Mittelpunkt gerückt worden wäre. Ebenso wenig war der Dialog mit den großen Religionen der Welt thematisiert worden. "
Und er fügt eine weitere Fußnote hinzu:
„Ich möchte hier einen weiteren merkwürdigen besonderen Fall erwähnen. Ein japanischer Jesuit, Fr. Shun'ichi Takayanagi, war mit dem Gedanken des deutschen lutherischen Theologen Gerhard Ebeling so vertraut geworden, daß er vollständig mit dessen Gedanken und in dessen Sprache argumentierte,. Aber niemand in der Theologen-Kommission kannte Ebeling so gut, daß sich ein fruchtbarer Dialog hätte entwickeln können, uns so verließ der gelehrte Japaner die Kommission, weil sein Denken und seine Sprache in ihr keinen Platz finden konnten,."
Quelle: Settimo Cielo, S. Magister
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