Fortsetzung von hier und hier:
"Die Experten für diese Dinge sagen uns, daß man mit aller Wahrscheinlichkeit für die Wahl eines Stellvertreters für den Großmeister stimmen wird, der sehr wohl in jeder Hinsicht das Oberhaupt des Ordens ist (ohne Souveränitätsrechte) aber der nur ein Jahr im Amt bleibt. Das würde dem Orden
erlauben, -laut einem "wer weiß"- die Konsultationen mit dem Hl. Stuhl voran zu treiben und deshalb ein Außerordentliches Generalkapitel einzuberufen, das dem Entwurf der Konstitution und dem reformierten Kodex zustimmt.
Das Problem ist, wie- und außerdem "wer" . Wir haben uns bereits auf die Kandidaten konzentriert, die laut der geltenden Vorschriften für das Amt in Frage kommen und immer mehr drängt sich die Hypothese auf, daß diejenigen, die derzeit an den Hebeln der macht sind, jemanden wollen, der handhabbar ist (um einen Euphemismus zu gebrauchen).
Und vor einigen Tagen überschwemmte eine Flut die e-mail-Fächer der Ordensvertreter mit Nachrichten eines mysteriösen Absenders, eines "Malteser Falken", der (auf Englisch und Italienisch) ein Klima der Verschwörung und des Widerstands gegen den Hl. Stuhl durch die aktuelle Leitung unter der Führung von Boeselagers anprangert, der- so schreibt der obskure Pasquino- zusammen mit den Präsidenten der Vereinigungen "Petrus und seine Forderungen bzgl. der Legalität der Verfassung ignoriert, und den Staatsrat einberufen hat, um dem Orden ein wahres Oberhaupt zu geben und eine wirkliche Führung auf dem Weg zur Reform."
Sollte der Brief Boeselagers eine Antwort auf diese ziemlich schwere- wenn auch anonyme-Anschuldigung sein? Oder vielleicht eine Antwort auf die Verlegenheit, die durch den Brief der Präsidenten der kanadischen Vereinigung (Roman Ciecwierz) und der drei amerikanischen Vereinigungen (Michael Grace, Peter Kelly und Thomas Mullighan) ausgelöst wurde, der am 6. Juli direkt an Becciu geschrieben wurde, der ihre ganze Enttäuschung über das Verhalten des Großkanzlers -das offenkundig gegen die Verfahrensregeln verstößt- ausdrückt.
Dieser 5-seitige Brief (der auch Auszüge von e-mail-Nachrichten aus dem Großkanzleramt enthält) hat die parteiischen Reaktionen der europäischen Vereinigungen ausgelöst (und das sagen uns auch zwei fleißige Anwälte der großen Priorate Italiens, aber nicht des Präsidenten der Italienische Vereinigung), die sich beeilt haben, dem Großkanzler ihre Solidarität zu versichern und gleichzeitig den Staatsrat auf den Schild zu heben und dabei allerdings auf plastische Weise die aktuelle Situation der Uneinigkeit wiedergibt, in dem die Mehrheit der Mitglieder de facto als Minderheit betrachtet wird - insofern als die mitgliederstärksten Vereinigungen sich nicht der gleichen Wertschätzung erfreuen wie die mit weniger Mitgliedern. Und das wird unweigerlich auch beim Staatsrat der Fall sein.
Andererseits scheinen von Boeselagers Kohlen, dessen Glaubwürdigkeit sich im freien Fall befindet, nass geworden zu sein. Zuverlässige Quellen sagen, daß - wie es schon bei früheren Gelegenheiten beim Orden der Fall passiert ist- der Hl. Stuhl bereit ist, direkt einen Stellvertreter des Großmeisters zu ernennen, aber das hätte sicher zu einer weiteren Schädigung der Souveränität des Ordens geführt, wie es bereits durch die Rücktrittsforderung an den Großmeister - und die Annullierung der letzten Amtshandlungen Festings durch den Papst und die Wiedereinsetzung von Boeselagers in sein Amt geschah. Technisch gesehen gibt es also einen Präzedenzfall- sogar einen erheblichen....und zwar mit gezogenem Degen... wer weiß. Aber diese Hypothese scheint bis heute "gedribbelt" zu sein.
Es wäre allerdings schwerwiegend, wenn die derzeitige Leitung, die mit dieser vergoldeten Pille dem Hl. Stuhl auch deren Inhalt übergeben hat, mit der Einberufung des Staatsrates vor dem Generalkapitel den Zugriff auf die Art wie das Ordensoberhaupt, der in gewisser Weise Ausdruck ihrer "Linie" ist, gewählt wird, verstärken würde.
Die Zahl der Kandidaten ist- sagen wir mal- dürftig...aber jemand hat uns zugeflüstert, daß es in diesen letzten Wochen "heraldische Schritte" gegeben hat (ein bißchen grob, wie sie sagen) um unsichere Quartiere zu finden, bei denen man zur Krone noch einige Kugeln hinzufügen könnte - um dafür zu sorgen, daß sie die Adelsvoraussetzungen zur Wählbarkeit erfüllen...Und das Spiel mit mehreren Karten könnte -wie immer und üblich- vom unsäglichen "Zauber"-Baron gespielt worden sein.
Andererseits regiert der aktuelle Großkanzler- wie wir uns erinnern- den Orden seit fast 40 Jahren (in verschiedenen Funktionen- versteht sich) und in allen diesen Jahrzehnten hat er ein nicht unbedeutendes Klientelsystem geschaffen, von dem befürchtet wird, daß die prodeutsche Front- trotz bestimmter Richtlinien- zu deren Begünstigten nationale Vereinigungen zählen, die Oberhand gewinnt und vielleicht direkt einen Großmeister wählt, mit dem einzigen Ziel die Kontinuität zu garantieren.
Sicher, diese Hypothese- die im Konditional stehen muß- könnte beim Hl. Stuhl Irritationen auslösen, der zu Recht oder nicht, das letzte Wort beim Inhalt der Reform und ihrer Qualität hat und der sicher keinen Konflikt wünscht sondern einen Vergleich. Darüber hinaus wäre es riskant, wenn ein hypothetischer Großmeister Ausdruck der Linie der gegenwärtigen Exekutive wäre, da in diesen Jahren, wenn die erste Phase der Instrumentalisierung des Heiligen Stuhls für eigene Machtinteressen überstanden ist (was Papst Bergoglio offenbar auch bemerkt hat) eine zunehmend säkulare Position der Struktur und Natur des Ordens gefestigt würde, in der das religiöse Element des geweihten Lebens der Mitglieder mit Profess (von dem die Experten sagen, daß es für die Anerkennung der
Souveränität wesentlich ist) tatsächlich als bloß folkloristisches Element betrachtet wird.
Wenn also diese Position als Regierungsprogramm des Ordens verabschiedet würde, hätten wir nicht nur eine weitere Trennung zwischen dieser fast tausend Jahre alten Institution und dem Heiligen Stuhl, sondern wir würden auch einen fatalen Verzerrungsprozess des Malteser Ordens erleben, der schnell zu seinem Zerfall führen könnte.
Unterdessen knabbern wir unter der Spitze des Malta-Zirkuszeltes Erdnüsse und schauen zu.
Quelle: M. Tosatti, Stilum Curiae
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