Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo die Verwirrung, die er bei den Kommunikationsspezialisten des Vaticans diagnostiziert hat.
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"DIE KOMMUNIKATIONSSPEZIALISTEN DES VATICANS IN VÖLLIGER VERWIRRUNG. ABER DER PAPST MAG ES SO"
Unglaublich aber wahr. Die vom Papst gezündete Granate war die, daß Jesus beim Letzten Abendmahl nicht ein Sakrament sondern zwei gestiftet habe, "die Eucharistie und die Fusswaschung" sodaß es nicht länger sieben sondern acht sind. Lesen Sie das oben Erwähnte, um es zu glauben. Weil es genau so am 19. Januar in der italienischen Version der Worte des Papstes durch das Vaticanische Pressebüro veröfffentlicht wurde -in einer dieser Video-Botschaften an die Bischöfe und Priester Venezuelas.
Glücklicherweise hat der Papst in der spanischen Original-Version der Video-Botschaft etwas anderes gesagt. Er hat nicht von "zwei Sakramenten"gesprochen sondern von "zwei institutiven Akten, die Jesus beim Letzten Abendmahl ausführt."
Dass die vaticanische Kommunikations-Maschinerie einen solchen Fehler machen sollte, ist erstaunlich. Aber da ist noch viel mehr. Das ist nur ein Teil eines allgemeinen Zustands der Verwirrung.
Drei Tage früher, am 16. Januar, hatte Papst Franziskus Paolo Ruffini, den Präfekten der Kommunikationsabteilung in Audienz empfangen. Und 10 Tage später sollte die jährliche päpstliche Botschaft zum Welt-Kommunikations-Tag veröffentlicht werden, mit den üblichen Tiraden gegen "fake news". Aber die Lektionen, die der Vatican in dieser Sache erteilt sind sicher nicht fehlerfrei.
Um das festzustellen, genügt es, durch die Veröffentlichungen zu scrollen.
In den frühen Tagen von 2021 war Papst Franziskus wie ein brennendes Haus. Am 2. Januar ein großes Interview mit der "Gazzetta dello Sport,” der größten italienischen Sportzeitung. Dann die Titelstory bei “Vanity Fair.” Dann ein Special in “Vogue.” Dann wieder -am Sonntag 10. Januar- ein Exklusivinterview auf "Canale 5", dem Flaggschiff des kommerziellen italienischen Fernsehens.
Offensichtlich eine perfekte Planung. Aber wenn man hinter die Kulissen schaut, wechselt die Landschaft.
Das gilt für "Vanity Fair" und für "Vogue", wo ein minimales Verstehen zwischen dem Papst und den für die Kommunikation im Vatican Verantwortlichen durch einen Artikel von Andrea Tornielli im ersteren und einen Kommentar von Msgr. Antonio Spadaro im zweiten Magazin gezeigt wird.
Aber Franziskus´ Interview mit der "Gazetta dello Sport" kommt ganz klar aus einer anderen Werkstatt. So sehr, daß weder der Osservatore Romano noch andere vaticanische Medien es für wert befanden, es zu erwähnen,. Den Papst interviewt hat der stellvertretende Herausgeber Pier Bergonzi. Aber Fr. Marco Pozza, Gefängniskaplan von Padua, der seit mindestens 3 Jahren keinerlei Amt im Vatican mehr hat und Jorge Mario Bergoglios Lieblings Medien-Aktivist ist, hat alles organisiert. Er steht hinter der Serie von Interviews mit dem Papst zum "Vater-unser", dem "Gegrüßet seist Du Maria" und zum "Credo", die von TV 2000, dem Sender der italienischen Bischofskonferenz ausgestrahlt wurde. Dank eines dieser Interviews wurde die Übersetzung des "Vater-unser" in den Italienischen Kirchen geändert- im Gehorsam zu dem, was der Papst auf dem Bildschirm anordnete. Es ist keine Überraschung, daß Fr. Pozza sich am 3. Januar auf seinem persönlich blog über das Schweigen und sogar über die Zensur beklagte, die die Vatican-Medien ihm gegenüber und mehr sogar gegenüber dem Papst ausübten.
Und dann sind da Bergoglios eigene Initiativen Nach der Veröffentlichung seines Interviews mit der "Gazetta dello Sport" hat der Papst die Zeitung angerufen und ihr zur "exzellenten Teamarbeit" gratuliert. Während er wegen des Interviews auf Canale 5 für einen direkten Kontakt zum Interviewer Fabio Marchese Ragona sorgte und ein Treffen in Santa Marta arrangierte. Auch hier mit der Unterstützung durch Pater Pozza, der ordnungsgemäß eingeladen wurde, sich zu dem kurz zuvor ausgestrahlten Interview zu äußern, einschließlich des Abschnitts, in dem der Papst die Anti-Covid-Impfung, die er einige Wochen zuvor selbst als „freiwillig“ bezeichnet hatte, in einer Instruktion der Glaubenkongregation vom 17. Dezember als moralisch obligatorisch erklärte.
Außerdem wurde dieses Interview auf Canale 5- anders als alle von der Vatican-Truppe aufgezeichneten, vorangegangenen päpstlichen Interviews- vom Sender selbst in Santa Marta aufgenommen- exklusiv und ohne Mitwirkung des Kommunikationsdicasteriums.
Und -wieder mit Unterstützung von Pater Pozza- ist schon angekündigt worden, daß bald diesmal bei Kanal 9, dem italienischen Discovery Channel ,weiter Interviews mit Franziskus ausgestrahlt werden, in denen er sich zu den sieben Hauptsünden, den vier Kardinalstugenden und den drei theologischen Tugenden äußert. Um nicht von den vier neuen Filmen mit dem Papst zu reden, die bei Netflix herauskommen sollen.
Ein anderer exemplarischer Fall war die von Franziskus zwischen November und Dezember in einem seiner privaten Briefe an Freunde in Argentinien abgeschickten Breitseite gegen Abtreibung, am Vorabend der doppelten Abstimmung in Kongress und Senat, die zur vollen Legalisierung führen sollte.
Settimo Cielo hat über diese Nachrichten im Detail berichtet. Die Inhalte dieser Briefe von Franziskus waren nicht von ihm, sondern von den Empfängern bekannt gegeben worden, weil Franziskus sich öffenbtlich und offiziell an ein absolutes Schweigen in dieser Sache hielt, sowohl vor als auch nach der Zustimmung zum Gesetz.
Nicht einmal die Vatican-Medien haben diese Briefe je erwähnt. In diesem Fall in voller Übereinstimmung mit der Dosierung privater Wortmeldungen und öffentlichen Schweigens des Papstes, das von den Argentinischen Gesetzgebern natürlich gewürdigt wurde.
Aufschlussreich ist auch - wenn es um seine Kommunikations-Philosophie geht- was Franziskus in einem seiner handgeschriebenen Briefe geschrieben hat. In der Medien- erklärt er- weiß man oft nicht, was ich sage" statt dessen weiß man, was sie sagen, daß ich sage "oft durch Hörensagen "von Leuten, die sich mit einer Freundschaft und Nähe zum Papst brüsten. die sie nicht wirklich haben, so wie- führte er aus- die früheree argentinische Präsidentin Cristina Kirchner und der Aktivist der Volksbewegungen Juan Grabois. Daher Bergoglios Vorliebe für direkte Interviews ohne Vermittler zwischen ihm und dem Publikum.
Aber es gibt Interviews und Interviews. Unter den vielen, die Papst Franziskus bisher Eugenio Scalfari, dem Gründer der großen säkularen Zeitung "La Repubblica" und weitgehenden Atheisten, gegeben hat, sind ein besonderer Fall.In acht Jahren sind sind sie inzwischen zweistellig geworden, fast alle von ihnen vom Papst veranlaßt und alle hinterher von Scalfari transskribiert- mit zwangloser Auslassung von Dingen, die er gesagt hatte und dem Hinzufügen von Dingen, die er nicht sagte, -alles von Scalfari selber freiheraus zugegeben und von Bergoglio friedfertig akzeptiert, obwohl ihm alle möglichen Dinge untergeschoben wurden, wie, daß es die Hölle nicht gibt, daß Gott nicht katholisch ist und alle Religionen eins sind usw.
Nach jedem Interview hat das Vaticanische Pressebüro, das zu der Zeit noch von Pater Federico Lombardi geleitet wurde, gewarnt, daß die dem Papst durch den berühmten Journalisten zugeschriebenen Worte mit Vorsicht zu betrachten seien. Dann hat das Pressebrüo aufgegeben und aufgehört, zu sprechen- mit der ein oder anderen Ausnahme- so als sogar die Londoner Times mit der Schlagzeile "Der Papst schafft die Hölle ab" erschien.
Aber Franziskus mag es so. Und Scalfari auch. Seine letzten schmeichelnden Exkurse fanden am 20. und 22. November in "La Repubblica“ statt. Im letzteren Fall bezog er sich auf einen "berührenden“ Anruf, den der Papst an ihn gerichtet hatte, um ihm für den Artikel von zwei Tagen zuvor zu danken.
Wenn wir von Telefonanrufen sprechen, die der Papst in öffemtliche Botschaften verwandelte- hat "America" das von den New Yorker Jesuiten, Bergoglianer durch und durch, geleitet wird, enthüllt, daß Franziskus vor kurzem seinen Freund Evo Morales, den früheren Präsidenten von Bolivien und Held der populistischen und indigenistischen Linken, angerufen hat, um ihm zum Wahlsieg seiner Partei zu gratulieren. Der Papst hätte sich nicht weniger um die Bestürzung der bolivianischen Bischöfe kümmern können, die wiederholt von keinem anderen als Morales schlecht behandelt wurden.
Ein anderer Augenblick großer Verwirrung unter dem Himmel: die Granaten-Neuigkeit, die in den Medien rund um die Welt explodierte, waren diese Worte des Papstes in einem Film des amerikanischen Regisseurs Evgeny Afineevski, der am 21. Oktober beim Rom-Filmfestival präsentiert wurden:
"Homosexuelle haben das Recht auf eine Familie. Was wir vorbereiten müssen, ist ein Gesetz über Zivilehen,."
Tatsächlich waren diese Worte eine Montage aus Bruchstücken aus einem vorhergehenden Interview, das die mexikanische Journalistin Valentina Alazraki mit Franziskus geführt hatte, ein Interview, das damals von den Vaticanischen Herausgebern teilweise geschnitten worden war, aber offensichtlich dem Regisseur in voller Länge zur Verfügung gestellt wurde.
Im Original-Interview hatte Franziskus keineswegs gleichgeschlechtliche "Familien" und Ehen gesegnet. Aber das hatte der Film ihn sagen lassen.
Nun gut, aber wie reagierten die Vatican-Mitarbeiter angesichts der eklatanten Manipulation der Worte des Papstes?
Eine Reaktion totalen Schweigens. Das Presse-Amt und die Medien des Hl. Stuhls weigerten sich -um sich von der Sache fernzuhalten-sogar, die Nachricht zu veröffentlichen, daß am Nachmittag vom Donnerstag, 22. Oktober, in den Vaticanischen Gärten in Anwesenheit des Präfekten des Kommunikations-Dicasteriums Regisseur Afineesvsky für seinen Doku-Film "Franscesco" der Film-Preis für Menschlichkeit überreicht wurde.
Aber viel verblüffender war das Schweigen des Papstes, der am Tag zuvor Afineevsky in feierlicher Audienz empfangen hatte- komplett- mit einem Geburtstagskuchen. Offensichtlich gab es da für ihn, nichts richtig zu stellen. (...)
Fortsetzung folgt...
Quelle: S. Magister, Settimo Cielo
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