Montag, 26. Juli 2021

Niederländischer Bischof zu Traditionis Custodes: "Die Liturgie ist kein Spielzeug für Päpste"

Der Weihbischof von s´Hertogenbosch in den Niederlanden, Msgr. Rob Mutsaerts, hat für seinen blog fortes et fides einen Kommentar zu Traditionis Custodes verfaßt, den Rorate Caeli in englischer Übersetzung veröffentlicht hat.
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"LITURGIE IST KEIN SPIELZEUG DER PÄPSTE; SIE IST DAS ERBE DER KIRCHE" - EIN STARKER KOMMENTAR ZU TRADITIONIS CUSTODES VON BISCHOF ROB MUTSAERTS"

Rob Mutsaerts, Weihbischof von s´Hertogenbosch / Niederlande hat dieses starke Statement auf seinem blog veröffentlicht. Der Papst hat oft um Parrhesia gebeten und jetzt bekommt er eine gute Dosis davon aus der ganzen Welt.

                                EIN ÜBLES EDIKT VON PAPST FRANZISKUS 

                                                       Bischof Rob Mutsaerts 
                                         Weihbischof von s´Hertogenbosch 

Papst Franziskus propagiert Synodalität, jeder sollte sprechen dürfen, jeder sollte gehört werden. Das war kaum der Fall beim kürzlich veröffentlichten motu proprio Traditionis Custodes, einem Ukas [kaiserliches Edikt], daß der traditionellen Lateinischen Messe ein sofortige Ende bereitet werden müsse. Indem er das getan hat, hat der Papst einen großen, kühnen Strich durch Summorum Pontificum, gemacht, das motu proprio Benedikts XVI, das freien Zugang zur alten Messe gewährte.

Die Tatsache, daß Franziskus hier ohne jede Beratung ein Machtwort gesprochen hat, zeigt, daß er an Autorität verliert. Das war schon vorher ersichtlich, als die Deutsche Bischofskonferenz keine Notiz von der Anweisung des Papstes bzgl. des Synodalen Weges genommen hat. Das selbe passierte in den USA, als Papst Franziskus die Bischofskonferenz dazu aufrief, kein Dokument zur würdigen Kommunion zu verfassen. Der Papst muß gedacht haben, daß es in diesem Fall besser wäre, keinen Rat mehr zu auszusprechen, sondern lieber ein Todesurteil - jetzt wo wir über die traditionelle Messe sprechen! 

Die Sprache die er benutzt, ähnelt sehr einer Kriegserklärunrg. Jeder Papst seit Paul VI hat immer Möglichkeiten für die Alte Messe gelassen. Wenn Änderungen vorgenommen wurden, waren es immer kleinere Revisionen- siehe z.B. die Indulte von 1984 und 1989. Johannes Paul II glaubte fest daran, daß die Bischöfe bei der Erlaubnis der Tridentinischen Messe großzügig sein sollten. Benedikt hat mit Summorum Ponsitifcum die Tür weit geöffnet "Was damals heilig war, ist auch jetzt heilig." Franziskus schlägt die Tür durch Traditionis Custodes hart zu. Das fühlt sich wie Verrat und ein Schlag ins Gesicht seiner Vorgänger an. 

Übrigens hat die Kirche nie Liturgien abgeschafft. Nicht einmal Trient. Franziskus bricht völlig mit dieser Tradition. Das motu proprio enthält - kurz und kräftig- einige Vorschläge und Anordnungen. Die Dinge werden detaillierter in einem längeren Begleitschreiben erklärt. Dieses Begleitschreiben enthält einige sachliche Fehler. Einer davon ist die Behauptung, daß das, was Paul VI nach dem II. Vaticanum getan hat, das selbe war, wie das, was Pius V nach Trient tat. Das ist sehr weit von der Wahrheit entfernt. Erinnern Sie sich daran, daß vor dieser Zeit [Trient] verschiedene transskribierte Manuskripte im Umlauf waren, und hier und dort örtliche Liturgien entstanden. Die Lage war chaotisch. 


Trient wollte die Liturgien wiederherstellen, Ungenauigkeiten beseitigen und auf ihre Orthodoxie überprüfen. Trient war weder damit beschäftigt, die Liturgie neu zu schreiben, noch neue Zusätze, neue eucharistische Gebete, neue Lesungen oder einen neuen Kalender einzuführen. Es ging nur darum. eine ununterbrochene organische Kontinuität zu sichern. Das Missale von 1570 geht auf das Missale von 1474 zurück und das wiederum auf das  4. Jahrhundert. Es gab eine Kontinuität vom 4. Jahrhundert an. Nach dem 16. Jahrhundert gab es noch 4 weitere Jahrhunderte der Kontinuität. Von Zeit zu Zeit gab es höchstens einige kleinere Veränderungen---ein weiteres Fest, eine weitere Gedenkfeier oder Rubrik.

Im Konzils-Dokument "Sacrosanctum Concilium" hat das II. Vaticanum liturgische Reformen verlangt. Wenn man alles bedenkt, war das ein konservatives Dokument. Latein wurde beibehalten, Gregorianische Gesänge behielten ihren legitimen Platz in der Liturgie. Die Entwicklungen jedoch, die dem II. Vaticanischen Konzil folgten, sind weit von den Konzilsdokumenten entfernt. Der berüchtigte "Konzilsgeist"  ist in den Konzilstexten selbst nirgends zu finden. Nur 17% der Orationen aus dem alten Missale von Trient sind im neuen Missale von Paul VI zu finden. Man kann kaum von Kontinuität, von einer organischen Entwicklung sprechen. Benedikt hat das erkannt und aus diesem Grund der Alten Messe großzügig Raum gewährt. Er sagte sogar, daß niemand seine Erlaubnis brauche ("was damals heilig war, ist heute immer noch heilig").

Papst Franziskus gibt nun vor, daß sein motu proprio in die organische Entwicklung der Kirche gehört, was ihr in Wirklichkeit völlig widerspricht.. Indem er die Lateinische Messe praktisch unmöglich macht, bricht er am Ende mit der uralten Tradition der Römisch-Katholischen Kirche. Die Liturgie ist kein Spielzeug  der Päpste, sie ist das Erbe der Kirche. Bei der Alten Messe geht es nicht um Nostalgie oder Geschmack. Der Papst sollte der Hüter der Tradition sein, der Papst ist ein Gärtner, kein Hersteller. Das Kanonische Recht ist nicht nur etwas, wie ein positives Recht, da gibt es auch so etwas wie das Naturrecht und das Göttliche Gesetz, und außerdem gibt es so etwas wie Tradition, die man nicht einfach beiseite fegen kann. 

Was Papst Franziskus hier tut, hat nichts mit Evangelisation und noch weniger mit Barmherzigkeit zu tun. Es ist eher Ideologie.

Gehen Sie in irgendeine Gemeinde, in der die Alte Messe zelebriert wird. Was finden Sie da? Menschen, die einfach nur katholisch sein wollen. Das sind im allgemeinen keine Menschen, die sich in theologischen Streitigkeiten engagieren, noch sind sie gegen das II. Vaticanum (auch wenn sie dagegen sind, wie es angewendet wurde). Sie lieben die Lateinische Messe wegen ihrer Sakralität, ihrer Transzendenz, der Rettung der Seelen, die ihr Mittelpunkt ist, der Würde ihrer Liturgie. Sie werden großen Familien begegnen: Menschen die sich willkommen fühlen, Sie wird nur an wenigen Orten gefeiert. Warum will der Papst den Menschen das verweigern? Ich komme auf das zurück, was ich zuvor gesagt habe: es ist Ideologie: entweder Anwendung des II. Vaticanums mit allen Irrtümern - oder gar nichts! Die relativ kleine Zahl von Gläubigen (eine Zahl, die nebenbei bemerkt größer wird - wie der Novus Ordo zusammenbricht) die sich in der Traditionellen Messe zu Hause fühlen, muß und wird ausradiert werden. Das ist Ideologie und böse. 

Wenn Sie wirklich evangelisieren wollen, wenn Sie wirklich barmherzig sein und Familien unterstützen wollen, dann halten Sie die Tridentinische Messe in Ehren. Mit dem Datum des motu proprio darf die Alte Messe nicht mehr in Pfarrkirchen zelebriert werden (wo dann?); man braucht die ausdrückliche Erlaubnis des Bischofs, der sie nur an bestimmen Tagen erlauben darf,  bei denjenigen, die in Zukunft ordiniert werden und die Alte Messe zelebrieren wollen, muß der Bischof um Rat aus Rom nachsuchen. Wie diktatorisch, wie unpastoral, wie unbarmherzig wollen Sie sein ! 

Franziskus nennt in Artikel 1 seines motu proprio den Novus Ordo (die gegenwärtige Messe) "den einzigen Ausdruck der Lex Orandi des Römischen Ritus", er unterscheidet deshalb nicht länger zwischen der Ordentlichen Form (Paul VI) und der Außerordentlichen Form (Tridentinische Messe). Es wurde immer gesagt, daß beide Ausdruck der lex orandi sind- nicht nur der Novus Ordo. Noch einmal, die Alte Messe ist nie abgeschafft worden! Ich höre von Bergoglio nie von den vielen liturgischen Mißbräuchen, die hier und dort in zahllosen Gemeinden existieren. In Gemeinden ist alles möglich - außer die Tridentinische Messe. Alle Waffen werden in den Kampf geworfen, um die Alte Messe auszulöschen. 

Warum? Um Himmels Willen warum? Was ist diese Obsession von Franziskus, daß er diese kleine Gruppe von Traditionalisten entfernen will? Der Papst sollte der Hüter der Tradition sein, nicht ihr Gefängniswärter. Während Amoris Laetitia durch Verschwommenheit hervorstach, ist Traditionis Custodes ganz klar eine Kriegserklärung. 

Ich vermute, daß Franziskus sich mit diesem motu proprio selbst in den Fuß schießt. Für die FSSPX wird es sich als gute Nachricht erweisen. Sie wird nie erraten können, wie viel sie Papst Franziskus schuldet...."

Quelle: rorate caeli, Bischof R, Mutsaerts, fortes et fides

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