Donnerstag, 28. Oktober 2021

Fr. Hunwicke spricht....

heute bei liturgicalnotes über Kurzgeschichten einer englischen Schriftstellerin aus den 30-er Jahren, die aus dem offiziellen Lese-Kanon gesrichen wurden und sein irrtümliche erste Fehleinschätzung,wann diese Zensurmaßnahme wohl passiert sei.
Hier geht´s zum Original:  klicken

                                                                    "ZENSUR"

Jene, die sehr freundlich und nachsichtig sogar die flüchtigeren der Flüchtigkeiten lesen, die ich veröffentliche, werden bemerkt haben, daß ich mich kürzlich für die "Just William" Geschichten von Richmal Crompton interessiert habe. insbesondere für die Kurzgeschichte "William und die Nasties".

Ich habe ein wichtige Lektion gelernt. Und ich danke Ihnen allen, die mir geholfen haben, diesen Text zu finden und so meine sehr beschränkte Bildung voranzubringen. Hier ist die Lektion, die Sie mich gelehert haben: 

Ziehe nie voreilige Schlüsse. Nimm nie das Offensichtliche an. 

Diese 1935 geschriebene Geschichte beschreibt William, der vorschlägt  'Him Hitler' und die 'Nasties' und die Storm Troopers zu imitieren; einen jüdischen Ladenbesitzer aus ihrem englischen Dorf zu vertreiben und seinen riesigen Vorrat an Süßigkeiten zu durchsuchen. Tatsächlich ist der Subtext der Geschichte elegant anti-Nazi; Es wird klargestellt, daß Hitlers Behandlung der Juden in England illegal wäre. Man würde im Gefängnis landen! William und seine Mitarbeiter erkennen dies nach und nach und verlieren jegliche Zuversicht in ihre Enteignungspläne. (In einer etwas manierierten Wendung der Handlung endet alles glücklich mit einem echten "Dieb", der von der Polizei ins Gefängnis geschleift wird, während William und Mr. Isaacs sich in glücklicher Freundschaft vereinen.)

Ich nahm an...mea maxima culpa...daß die Geschichte während des 2. Weltkrieges aus dem Kanon gestrichen wurde. 

Das war ganz falsch.

Das wurde sie nicht. Sie wurde 1986 entfernt. 

Während der ...Kriegsjahre erschien sie in einer Neuauflage nach der anderen. Aber für die Sensiblen der (wie das II. Vaticanum sie nennt) hodiernum tempus war das viel zu starker Tobak. 

Was hat 1986 so Anstößiges gefunden? 


Wahrscheinlich die Typologie des Juden; er ist ein Unternehmer; er spricht ein Englisch, in dem W zu V wird. Möglicherweise die Darstellung etwas so Bösen wie des Hitlertums als bloßer Witz (siehe auch die Widerwärtigkeit von P.G. Wodhouse ..."Die deutsche Armee"..eine feine Truppe..:") 

Richmal Crompton, die Autorin, war die Tochter eines Kirchenmannes, der auch ein Meister des Klassischen war. Sie selbst lehrte am Royal Holloway die klassischen Sprachen und fuhr damit fort. Sie war eine raffinierte Ironikerin und Stilistin. Das Englisch ihres Erzählers ist gebildet und sehr latinisiert; es hebt den naiven Analphabetismus im Dialog der kleinen Jungen hervor, deren Worte und Taten sie als Satireobjekte präsentiert. Tatsächlich könnte ein echter 'William' die meisten ihrer Texte überhaupt nicht verstehen! 

Ich vermute. daß als sie anfing zu schreiben, plante die gebildeten und latiniserten Erwachsenen zu amüsieren. Sie bietet uns einen komfortablen und amüsierten Gesichtspunkt, sitzt sozusagen neben sich und kichert....

Die Leser werden sich erinnern, daß C S Lewis erklärt hat, daß er bei seinem Besuch in Narnia nicht darauf aus war, Geschichten für Kinder zu schreiben ... aber was er schreiben wollte, stellte sich selbst als zum Genre der Kindergeschichten gehörend dar. Wie viele kindliche Leser würden zum Beispiel die Passage voll und ganz zu schätzen wissen, in der Lewis argumentiert, daß "aboninable" etymologisch nicht von abomabile, sondern von ab homine abgeleitet werden sollte?

Wasdas- sagen Sie? Im mittealterlichen Englisch und in Shakespeares Folios wird abominable tatsächlich abhominable geschrieben? (Holoferne favente scribo.)

Genau. Das bringt uns ins Herz der Sache. Die Zensur versucht, uns aus unserer kulturellen Vergangenheit herauszuschneiden. Sie versucht, die Türen zu anderen menschlichen Welten zuzuschlagen. Schriftsteller der 1930-er oder 1430-er hatten nicht immer Recht. Und Schriftsteller unserer Zeit haben nicht immer Unrecht....aber sie haben ganz sicher auch nicht immer Recht. Und nach einer Generation wird das peinlich klar werden. 

Lewis (Über das Lesen alter Bücher)  hat empfohlen. daß wir nie etwas Neues lesen sollten, bevor wir einige alte Bücher gelesen / wiedergelesen hätten.

Ich schlage vor, daß die vielen Bände vom "Just William" es verdienen, dem offiziellen Kanon Alter Bücher zugefügt werden. die neu gelesen werden müssen. "William und die Nasties" ist ein guter Ausgangspunkt."

Quelle: litrugicalnotes, Fr. J.Hunwicke

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.