Nico Spuntoni faßt für La Nuova Bussola Quotidiana den gestrigen Verhandlungstag im Becciu-Prozess vor dem Vaticanischen Gericht und die neuen Herausforderungen zusammen.
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"BECCIU-PROZESS: DER SKANDAL DER FEHLENDEN ODER FALSCHEN DOKUMENTE"
Spannungen im Vatican wegen der neuen Sitzung des Prozesses um den Londoner Skandal, in den Ex-Kardinal Becciu verwickelt ist. Austausch von Beschuldigungen wegen fehlender oder manipulierter Dokumente zwischen der Verteidigung und dem Vertreter der Anklage. Papst Franziskus wurde durch eine Videoaufzeichnung hineingezogen.
Nach mehr als einem Monat Pause ist im Mehrzweck-Saal der Vaticanischen Museen der Prozess, der aus den Ermittlungen zum Kauf der Londoner Immobilie in der Sloane Avenue hervorgegangen ist, Das war gestern eine feurige Anhörung, bei der es zu einem harten Zusammenstoß zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung kam. Die Videos von den Aussagen von Monsignore Alberto Perlasca, angebliche Königsbeweise in den Händen des Büros des Anklagevetreters, das sich jedoch trotz der Anordnung des Präsidenten des Vatikanischen Tribunals, Giuseppe Pignatone, weigerte, diese auszuhändigen, wurden noch diskutiert.
Am 3. November wurden die Videoaufnahmen überreicht, die aber die Verteidigung des Angeklagten nicht zufrieden stellten, der gravierende Unterlassungen monierte, bis hin zu einer „Beweismanipulation“. Die Anwälte erklärten in einer Notiz, dass sie festgestellt haben, dass "Passagen von Erklärungen zu dem undurchschaubaren Urteil des Anklagevertreters aufgrund angeblicher Ermittlungsbedürfnisse, die weder von der Verteidigung noch vom Gericht selbst festgestellt werden können, in den Aufzeichnungen weggelassen wurden". Der beigeordnete Anklagevertreter Alessandro Diddi, antwortete, daß die von der Verteidigung aufgeworfenen Probleme "trügerisch" seien, warf den Fehdehandschuh und sagte, daß, wenn "jemand denkt, daß das Büro des Staatsanwaltes Fälschungen produziert hat", der sich wegen einer falschen Ideologie melden sollte .
Daß mit der Herausgabe der Dokumente etwas nicht stimmt, hat auch der Gerichtsvorsitzende Giuseppe Pignatone zu verstehen gegeben, der die Sitzung am 1. Dezember unterbrochen und festgestellt hat, daß es ohne volle Kenntnis der Akten keine Fortsetzung geben werde, "wir brauchen mehr Zeit und wer weiß, wann wir weitermachen können". Der frühere Staatsanwalt der Republik Rom hat entschieden, daß es ohne die Übergabe der vollständigen Dokumente nicht weitergeht. Das war gestern nur der zigste Stolperstein in einem Prozess, in dem es nach 4 Anhörungen nur noch sechs von ursprünglich zehn- Angeklagte gibt (Becciu, Crasso Di Ruzza, Marogna, Torzi und Bruelhart) während die Anklage gegen Nicola Squillace, Fabrizio Tirabassi, Raffaele Mincione und Msgr. Mario Carlino zurückgezogen und die Forderung ihrer Anwälte, mit einem neuen korrekten Verfahren und Verhören zu beginnen, akzeptiert wurde.
Gestern, sind- wie wir sagten- von der Verteidigung neue prozedurale Probleme angesprochen worden, die außer die angebliche Unvollständgigkeit der Dokumente auch ihren Zustand beklagen und um die Annullierung des Prozesses gebeten haben. Fabio Viglione, Kardinal Beccius Anwalt fordert wieder, daß der Prozess-Status Perlascas geklärt wird und die vaticanischen pm gedrängt werden sollten, ein für allemal klarzustellen wird, der Ex-Funktionär der Verwaltung und Mitarbeiter der Sektion I des Staatssekretariates im aktuellen Strafverfahren zu den Angeklagten zählen sollte oder nicht; für welche Vergehen er angeklagt werden sollte oder es noch immer wird, und ob auch in diesem Fall die Beendigung verkündet werden sollte (angesichts dessen, daß er nicht zu den Angeklagten zählt).
Die Person Perlasca, von zentraler Bedeutung, um den Ex-Substituten vor die Schranken zu bringen, ist weiterhin von einem geheimnisvollen Nimbus umgeben, daß er einer der ersten Beschuldigten in der Untersuchung der Londoner Affäre war, aber nicht vor Gericht gestellt wurde, weil nicht bewiesen wurde, ob sein Handeln von Untreue und persönlichen Interessen bestimmt wurde."
Diese versäumte Vorladung vor das Gericht aber wird von keiner Partei als Preis dafür betrachtet, daß er bei den Anklagen geholfen hatte. Die Forderung nach Klärung des prozeesualen Status des Prälaten aus Como wurde zuerst von Beccius Anwalt erhoben und war bereits vom Vorsitzenden Pignatone während einer der früheren Sitzungen vorgebracht worden, der schrieb, daß es "nötig sei, daß der Anklagevertreter mitteilte, ob Msgr. Perlasca in diesem oder anderen Verfahren angeklagt sei und wegen welcher Vergehen, um das prozessuale Vorgehen bei den zukünftigen Aktivitäten beurteilen zu können."
Der gestrige Tag war dann außerdem voller Bitterkeit, nachdem der Anwalt Carlo Panella, Verteidiger von Enrico Crasso, im Saal eine Passage aus einer Video-Aufzeichnug der Befragung Perlascas abspielte, in der man hörte, daß Alessandro Diddi anscheinend behauptete:" Wir sind zum Hl. Vater gegangen und haben ihn gefragt, was passiert ist." Diese Worte lassen laut Panella verstehen, daß das Büro der Staatsanwaltschaft Papst Franziskus als Zeugen befragt hat. Ein Zeugnis, von dem die Verteidigung keinerlei Kenntnis hat, was seine Anführung vor dem Gericht unmöglich macht.
Es dauerte ungefähr eine Stunde, bis die Antwort der vatikanischen Richter kam, die leugneten, den Papst im Protokoll gehört zu haben. "Perlasca"- sagte Diddi-"redete über Dinge und es schien uns, als würde er gegen eine Wand stoßen; wir wussten um die Fakten, aber vor allem um das, was der Papst in ahnungslosen Zeiten gesagt hatte." Der Hinweis bezieht sich auf Bergoglios Worte auf dem Rückflug von seiner Apostolischen Reise nach Thailand und Japan, als er vom Antrag auf Genehmigung der Durchsuchungen durch das Büro des Anklagevertreters berichtete. Die nächste Anhörung ist für den 1. Dezember angesetzt. Doch über dem Prozess hängt das Ultimatum von Präsident Pignatone: Entweder sind alle Dokumente hinterlegt, oder es besteht die Gefahr, daß er gar nicht erst beginnt."
Quelle: N. Spuntoni, LNBQ
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