In seiner montäglichen Kolumne bei Monday in the Vatican kommentiert A. Gagliarducci die Aussagen des amtierenden Pontifex zum Rücktritt des Pariser Erzbischofs Michel Aupetit während der Pressekonferenz beim Rückflug von Athen nach Rom.
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"PAPST FRANZISKUS UND DER ALTAR DER HEUCHELEI"
"Während der Pressekonferenz beim Rückflug von Griechenland hat Papst Franziskus erklärt, warum er den Rücktritt von Erzbischof Michel Aupetit von Paris akzeptierte.
Aupetit, eine starke Stimme im französischen Episkopat wurde von Journalisten beschuldigt, unangemessene Beziehungen zu einer Frau gehabt zu haben. Der Erzbischof gab den unangemessene Austausch von Botschaften zu, betonte aber, daß es keine romantische Beziehung war und daß seine Vorgesetzten immer informiert waren. Dennoch trat er zurück- oder besser gab seinen Auftrag an den Papst zurück, wie er erklärte.
Die Nachricht, daß Papst Franziskus seinen Rücktritt angenommen hatte, kam am 2. Dezember, dem Tag, an dem der Papst seine Reise nach Zypern und Griechenland antrat. Und ganz am Ende dieser Reise erklärte Papst Franziskus seinen Standpunkt und versuchte, das Problem an die Journalisten zurück zu geben ("Wissen Sie, was er getan hat? Machen Sie Ihre Recherchen") und erklärte dann -irrtümlicherweise- daß es "Zärtlichkeiten und Massagen" für eine Sekretärin waren (von der nie die Rede war und tatsächlich wurde die Bezugnahme aus dem offiziellen Transskript herausgeschnitten) und schloss dann, daß Aupetit vielleicht gesündigt habe, es aber keine schwere Sünde gewesen sei. Und daß die Kirche immerhin Petrus als Oberhaupt akzeeptiert habe und Petrus eine noch schwerere Sünde begangen hatte- die Jesus zu verleugnen.
"Ich- so endete Papst Franziskus- habe Aupetits Rücktritt angenommen- nicht auf dem Altar der Wahrheit ssondern auf dem Altar der Heuchelei". Starke Worte, die jedoch, auch ein Gefühl der Krise in der Kirche bestätigen.
Bischof Aupetit wurde nicht gezwungen, zurückzutreten weil er wg. etwas für schuldig befunden wurde, sondern weil er seinen Ruf ruinierte. Wie es bereits Kardinal Philippe Barbarin passierte, der von jedem Vorwurf, Mißbrauch vertuscht zu haben, freigesprochen wurde und dennoch zum Rücktritt gezwungen wurde, um den guten Ruf seiner Erzdiözese zu wahren; wie es schon Kardinal George Pell passiert war, der nach Australien zurückkehrte um seinen Namen reinzuwaschen" und aus seinem Amt in der Kurie entlassen wurde.; wie es auch Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, passierte, der einen medialen Shitstorm erlitt, weil er die Ergebnisse eines anfänglichen Mißbrauchsberichtes in Frage gestellt hatte und für 6 Monate in Rückzug und Bußexerzitien endete.
Aber es gibt noch mehr Fälle. Der symbolträchtigste ist der der Chilenischen Bischöfe, Nachdem Papst Franziskus der Ernennung von Bischof Barros Madrid als Oberhaupt der Diözese Osono zugestimmt hatte, wo er zum magischen Zirkel des wohlbekannten Mißbrauchers Karadima gehörte, vervielfachten sich in Chile, aber auch andernorts, sogar in vaticanischen Institutionen die Proteste, Dennoch verteidigte Papst Franziskus seine Entscheidung bis zuletzt, sogar auf dem Rückflug seiner Chile-Reise. Dann jedoch sandte er eine Inspektion und beorderte die chilenischen Bischöfe zweimal nach Rom und beim zweiten Treffen traten sie alle zurück und ließen ihm freie Hand.
Deshalb ist -angesichts des Vorhergegangenen- die Entscheidung, Aupetits Rücktritt anzunehmen, nicht überraschend Der Papst hat mehrmals zugegeben, daß es Angriffe der Medien auf die Kirche gibt, das hat er überraschenderweise sogar am Ende des von ihm gewollten Mißbrauchsgipfeltreffens im Februar 2019 getan, Papst Franziskus war für die Meinung der Medien immer sehr empfänglich.
Die Entschuldigung ist , daß die Bischöfe wegen des "Geschwätzes" ihre Fähigkeit zu regieren vollständig verloren hätten. Aber wenn der Druck für jeden Bischof, der von der Medienschmutzmaschine getroffen wird, zurückzutreten, akzeptiert wird, wird wenig oder nichts getan, um dem Geschwätz zu widerstehen.
Wenn alles das auch nicht überrascht, so überrascht etwas, daß der Papst beschließt, öffentlich drüber zu sprechen und so den modus operandi zu bestätigen. Die Kommentare zu Aupetit klingen zunächst schön und tiefgründig. Der Papst zeigt, daß er sich eines Problems bewusst ist und sich ihm stellt. Den Äußerungen zu Aupetit gingen unter anderem kritische Worte zum Missbrauchsbericht der CIASE voraus – und es sei daran erinnert, daß dieselbe Kritik und Forderungen nach Kontextualisierung Karine Dalle den Posten der Sprecherin der französischen Bischöfe gekostet hatten.
Aber nachdem er das Problem erkannt hat, hält Papst Franziskus immer noch an seiner Entscheidung fest, einen Krieg zu vermeiden, in den Dialog mit der öffentlichen Meinung zu treten und die Entscheidungen zu treffen, die die öffentliche Meinung erwartet. Die Tatsache, daß der Ruf des Bischofs gefährdet ist, ist real, aber gleichzeitig gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit der Situation umzugehen, wenn man nicht standhaft bleiben möchte. Papst Franziskus wählt jedoch lieber den, der es ihm ermöglicht, die Medien auf seiner Seite zu haben. Man könnte sagen, eine Möglichkeit, der katholische Kirche, die ständig angegriffen wird, zu ermöglichen, den Kugeln auszuweichen.
Papst Franziskus´ Absichten sind wahrscheinlich die besten der Welt. Aber die Tatsache, daß er offen sagte, er habe einen Bischof auf dem Altar der Heuchelei geopfert, kann nur Fragen aufwerfen.
Weil ein Papst, der beschließt, einen Bischof auf dem Altar der Heuchelei zu opfern, in Gefahr istm einen Großteil seiner Glaubwürdigkeit zu verlieren, weil die Situation viele Fragen aufwirft. Z.B.: wie viele Entscheidungen hat Papst Franziskus getroffen, die jemanden auf dem Altar der Heuchelei geopfert hat? Und wieder: gibt es vom Papst aufrichtige Aufmerksamkeit und Klärung für manche Fragen von legitimem Interesse oder werden sie ausgewählt, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Wie viel ist dann Narrativ und wie viel ist im Pontifikat von Papst Franziskus Wahrheit?
Das sind Fragen, die im Hintergrund bleiben, aber drängend sind. Denn die Worte von Papst Franziskus zu Aupetit bescheinigen am Ende die Möglichkeit eines tatsächlichen modus operandi des Papstes. Ein Modus Operandi, der riskiert, auch gute Dinge in Frage zu stellen. Schließlich haben die säkularen Medien fast alles an Papst Franziskus geliebt und gehen sogar so weit, zu sagen, daß es eine Verschwörung der Konservativen gibt, um die extremsten Positionen des Papstes zugunsten der Armen nicht zu zeigen.
Die weltlichen Medien liebten es, zu sehen, wie Franziskus auf die römische Kurie einschlug. Sie liebten die Mehrdeutigkeit der Sprache, die sich aus der Anwendung von Amoris Laetitia ergab. Sie schätzten sein Beharren auf ökologischen und Umwelt-Themen, die schließlich dieselben sind, die in der Welt unterstützt werden. In irregulären Situationen zieht es der Papst vor, sich nicht klar auszudrücken. Manchmal kommt eine Meldung von der Glaubenskongregation über Fälle, in denen eine Diskussion nicht vermieden werden kann.
Aber ist das alles real? Was ist die Substanz hinter den Handlungen des Papstes? Was wird bleiben? Am Ende ist der Altar der Heuchelei der eines heidnischen Gottes, der Menschopfer verlangt, Das kann und wird nicht lange währen. Wahrscheinlich rechnet der Papst damit und wählt das kleinere Übel.
Statt dessen fordert der Altar der Wahrheit von uns Gerechtigkeit zu üben und zu leben. Er verlangt keine Menschenopfer. Aber er fordert den Weg des persönlichen Opfers und der Hingabe. Unglücklicherweise suggerieren die Worte des Papstes, daß er-den Altar der Heuchelei -aus praktischen Gründen, wegen der öffentlichen Meinung- gewählt hat. Wie oft mag er zur Zeit seines Pontifikates diesen Altar gewählt haben?"
Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican
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