Mittwoch, 20. April 2022

Für eine katholische Freiheit...in der Katholischen Kirche

Abbé Claude Barthe hat für die website "res novae- perspectives romaines" eine Vorschau auf das zukünftige Konklave, die Wahl des nächsten Pontifex und die wünschesnwerte Entwicklung der Kirche verfaßt.  Hier geht´s zum Original: klicken

"FÜR EINE KATHOLISCHE FREIHEIT...IN DER KATHOLISCHEN KIRCHE"  

von Abbé Claude Barthe 

Das aktuelle Pontifikat mit seinen Verwirrungen könnte sehr wohl wenn  nicht die Endphase der post-Vatican II-Ära  dann auf jeden Fall das Nahen ihres Endes darstellen. Falls- wohl bemerkt- sich Kirchenmänner finden, die die nötige Entschlossenheit besitzen, eine neue Seite aufzuschlagen. 

Unzweifelhaft befinden wir uns heute in einer Prä-Konklave-Atmosphäre. Das soll nicht heißen, daß die Kardinal-Wähler sich schon morgen in des Sixtinischen Kapelle versammeln. Aber an darf träumen, daß wenn der Tag kommt, an dem sie sich in den vorbereitenden Generalkongregationen zusammenfinden, dort eine ernsthafte Bilanz gezogen wird, die den Weg zu einer mutigen Gewissensbefragung öffnet. Wenn nicht- darf man auf eine Art Etappe von Realismus hoffen, der es zuläßt, daß sich die katholischen Kräfte, die es noch gibt, entwickeln. 

Der pessimistische Kontext

Wir hatten schon die Gelegenheit festzustellen, daß es bei den ranghöchsten Prälaten- und nicht nur bei denen des konservativen Flügels sondern auch bei einem Teil der diversen progressiven Strömungen, jetzt ein sehr lebendiges und sehr pessimistisches Bewußtsein für die als fatal betrachtete Säkularisation gibt. Die Lage der Kirche, besonders im Westen, mit einem so starken Rückgang an Gläubigen und an Priestern, führt dazu, daß sie in manchen Ländern dabei ist, fast unsichtbar zu werden. Das läßt ihnen erscheinen, daß alle nach dem Konzil ausprobierten Lösungen eine nach der anderen gescheitert sind: Reformen an allem unter Papst Montini, Versuch der "Restauration"  unter Johannes Paul II und Benedikt XVI, Reaktivierung eines ungezügelten "Konziliarismus" unter Franziskus. Zeit Bilanz zu ziehen... Weil es sicher leicht ist,  festzustellen, daß der Ökumenismus und der interreligiöse Dialog dazu beigetragen haben, die Mission zu entwerten.  Niemand wagt jedoch offen zu sagen, daß die Orientierungen dieses Konzils außerhalb der Normen- anormativ- einen großen Anteil an der heute festgestellten Katastrophe haben. Es ist wahr, daß nur die größten Ideologen unter den Bergoglianern , wie die Jesuiten, die sich aktuell aktiv an der Vorbereitung der Synode zur Synodalität beteiligen, denken, daß man noch weiter vorangehen müsse und daß außerdem die Säkularisierung eine "Chance" ist.


Zahlreiche hochrangige Prälaten sind heute durch die Ordnungsrufe gegen "Klerikalismus" verunsichernde  Ordnungsrufe, die für die verbliebenen Berufungen katastrophal sind, gefolgt von kanonischen Visitationen und anschließenden Sanktionen gegen die Gemeinschaften,  Seminare, Diözesen, "Kleriker", die ihre Schwächen haben mögen, aber die sich immer noch eines gewissen Zustroms erfreuen. Auch sie sind durch die deliranten Vorschläge des deutschen Synodalen Weges sehr verstört, mit dem die Versammlung der römischen Synode zur Synodalität wahrscheinlich den bewährten Mechanismus des "Verhandelns-Kapitulierens" akzeptieren und Vorschläge unterbreiten wird, die hinter denen der deutschen Synode zurückbleiben, aber de facto den Wert eines Blankoschecks der Nicht-Verurteilung haben werden. 

Es ist also nicht schwer vorherzusehen, daß wenn sich die Generalkongregationen versammeln, die offene oder gedämpfte Kritik am aktuellen Chaos dominieren wird- auch bei den progressistischen Prälaten: außerordentlich autoritäre Regierung- so wenig synodal wie möglich, Zickzack-Entscheidungen, für die Kurie unlesbare Reformen, krachendes Scheitern der China-Diplomatie und eine außerordentlich beunruhigende finanzielle Lage. Was die doktrinale Kritik der Konservativen angeht, wird sie sich nicht nur wegen der Kluft zwischen der Lehre Bergoglios und der vorangegangenen Lehre (nicht der vor dem Konzil sondern der der vorangegangenen nachkonziliaren Päpste) hören lassen: Amoris laetitia die Familiaris consortio widerspricht, Traditionis custodes, die Summorum Pontificum umschreibt, aber auch was die gesamte Theologie der Exhortationen und Enzykliken des Pontifikats betrifft.

Die gegenwärtigen Kräfte? M

Alle Welt bemerkt, daß das Kardinalskollegium in diesem Pontifikat durch eine Rekordzahl an Kreierungen stark erneuert worden ist und daß seine Mitglieder daran gehindert wurden, sich zu begegnen, zu diskutieren und bei Konsistorien frei ihre Meinung zu äußern. Die Vorkehrungen, was die Gewichtung der Tendenzen im Hl. Kollegium betrifft, sind also problematischer denn je, selbst wenn man annimmt, daß die Mehrheit klar progressistisch ist. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß die Ernennungen bei den kommenden Konsistorien, versuchen werden, die Waagschale sich noch mehr in diese Richtung neigen zu lassen. 

Aber wer wird auf dieser Seite auftauchen? Für wen werden die Kardinäle Parolin, Marx, Becciu ihr Klientel am Ende stimmen lassen? Kardinal Tagle, 66 Jahre alt, Präfekt von Propaganda Fide, der sich der uneingeschränkten Unterstützung der Jesuiten erfreut, schein Franziskus zu nahe zu stehen und beweist keine große theologische Festigkeit. Die Schwäche von Kardinal Jean Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, ist außer daß er zu jung ist (63 Jahre) Jesuit. Sandro Magister, der seine Aktivitäten zur Zeit verdoppelt, schreibt im die -im aktuellen Kontext tödliche- Qualifikation eines "Franziskus 2.0" zu. Tatsächlich beschränken sich seine Chancen- wenn es welche gibt- auf eine Art etwas naive Mäßigung, mit der er seine Heterodoxie mäßigt: er ist für verheiratete Priester, aber "auf langer Sicht", er ist nicht für das Frauen-Priestertum, würde ihnen aber freiwillig Autoritätsstellungen anvertrauen und die Predigt bei den Messfeiern; er glaubt, daß die Position der Kirche zum sündigen Charakter homosexueller Beziehungen falsch ist" homosexuellen Ehen die Segnung zu verweigern"; er sie nichts Unpassendes darin, wenn Protestanten in der Messe an der Kommunion teilnehmen, ist aber entsetzt, an einem protestantischen Abendmahl teilzunehmen und zu sehen, wie die Reste von Brot und Wein in den Müll geworfen werden, weil er an die Realpräsenz (bei den Protestanten?) glaubt.

Auf konservativer Seite erscheint- jedenfalls bis zum heutigen Tage,  es unwahrscheinlich, daß ein Kandidat Robert Sarah oder mit größerer Anhängerschaft  Peter Erdö, 69 Jahre, Erzbischof von Budapest 2/3 der Stimmen erhalten könnte. Aber die Beteiligung der Konservativen wir für die Wahl eines Übergangskandidaten von der liberalen Linken, der gezwungenermaßen auf ihre Wünsche hören muß. Man kann- einfach nur um eine Art Porträt eines realistischen und beruhigenden Kandidaten zu zeichnen, Jean-Piere Ricard zitieren, den alten Erzbischof von Bordeaux, 77 Jahre und  rundum liberaler Progressist. Im gegenwärtigen Zustand ist es  Matteo Zuppi, 66 Jahre, Erzbischof von Bologna, der von der sehr mächtigen Pressure-group Sant´ Egidio unterstützt wird, der diese Bedingungen erfüllen würde. Können noch andere erscheinen ? 

Für eine katholische Freiheit---in der Katholischen Kirche

Im 19. Jahrhundert -im französischen politischen System gab es folgende paradoxe Situation: die größten Anhänger der Restauration der Monarchie , Feinde der durch die Revolution bewirkten Prinzipien der modernen Freiheiten, haben dennoch dauerhaft von der Freiheit profitiert. Sie haben -nicht risikolos- verlangt, daß man ihnen einen Lebensraum und Gedankenfreiheit zugesteht: Pressefreiheit, Lehrfreiheit ( aber sie konnten nicht von den Gelegenheiten profitieren, die eine Rückkehr zur vorigen Ordnung ermöglicht hätten).

Das ist Kirchensystem des 21. Jahrhunderts alles gleich...Auf der katholischen Seite ist die Perspektive, der zu folgen ist- wörtlich die einer "Restauration" - tiefer noch als die von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI gewollte; für den Neustart einer aktiven Mission die Rückkehr zu einem vollautoritärem Lehramt, das im Namen Christi das Falsche vom Richtigen in allen kontroversen Fragen zu Familie, Ökumene etc. trennt. Nicht nur das, was Katholisch ist von, dem was nicht katholisch ist, zu trennen, sondern auch die, die katholisch sind, von denen die das von sich behaupten: weil es für die Sichtbarkeit zerstörerisch ist, wenn man nicht mehr weiß, was das Außerhalb und wo das Innerhalb  in einer, permanent von einem Schisma bedrohten Kirche ist, sondern eher eine Art Neo-Katholizismus ohne Dogma.  

Aber es scheint, daß man in der Kürze nur eine Lockerung des ideologischen Despotismus erreichen kann- nicht nur nach Art des Kampfes um die Ehre des Konzils des gegenwärtigen Pontifikats- sondern desjenigen, der schwerer auf der Kirche lastet, nachdem ihr eine weiche Art zu glauben und zu beten aufgezwungen wurde.  Ein Despotismus, dem man sich im Namen der "Gemeinschaft" unterwerfen muß- Dank eines Konzils  und einer Liturgiereform, die wie die neuen Gesetzestafeln eingeführt wurden.

Das Mittel dagegen wäre ein Überganspontifikat, das allen Kräften, die in der Kirche leben, volle Freiheit gewährt. Wenn man sich an die französische Landschaft hält,  aber wer könnte -wegen der Analogie als Grille dienen,- in der gesamten Kirche, im heutigen Katholizismus der funktioniert und die Kirchen mit Gläubigen füllt, d.h. besonders mit Jungen, großen Familien, die Berufungen zum Priesterum und zum geweihten Leben produzieren, die Bekehrungen auslösen, lassen sich zu zwei  große Strömungen zusammenfassen. Einerseits die, die man als neuen Konservatismus bezeichnen könnte, mit der Gemeinschaft von Emmanuel, der Gemeinschaft des Hl. Martins (zur Zeit 100 Seminaristen, mehr als alle Diözesan-Seminare in Frankreich haben) , die Gemeinschaft des Hl. Johannes, blühende kontemplative Mönchs- und Nonnenklöster. Anderswo in der Welt wären das religiöse Gemeinschaften, lebendige Diözesen, bestimmte Seminare.  Und andernorts, die traditionalistische Welt mit ihren zwei Komponenten- einer "offiziellen" und der anderen von "Lefebrvre" mit ihren Kultstätten (ungefähr 450 in Frankreich), ihren Schulen, ihren Seminaren (2020 gehörten 15% der geweihten Priester in Frankreich den traditionellen Gemeinschaften an) . Man wird entgegnen, daß ein "laisser faire, laisser passer" auch wenn es in der Mission Früchte trägt, auch voller Risiken des Abweichung ist. Ebenso wenig kann man sich das wünschen, solange man in unsicheren, lehramtlichen Grauzonen bleibt. 

Die ganze Welt ist sich also bewußt- sei es weil sie es wünschen, sei es, weil sie es befürchten (s. die Motivation von Traditionis custodes) - daß es wegen ihres symbolischen Gewichts der traditionelle Welt zu verdanken ist, daß diese volle Freiheit zu leben und zu wachsen, hilft den Prälaten die meisten Möglichkeiten zu geben, die sich entschließen werden, "den Tisch umzustoßen".

Quelle: Abbé C.Barthe,  res novae-perspectives romaines

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