Montag, 30. Mai 2022

Wieder im Fokus: das kommende Konklave und der nächste Papst

In seiner heutigen Kolumne für Monday in the Vatican erörtert A. Gagliarducci  erneut die Frage der Papstnachfolge und des kommenden Konklaves.
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"PAPST FRANZISKUS, WER WIRD DER NÄCHSTE PAPST?"

Während Papst Franziskus auf jede erdenkliche Art zeigt, daß er trotz seines unausweichlichen physischen Verfalls die Leitung der Kirche fest in der Hand hat, gibt es über das Ende des Pontifikates viel zu besprechen und wie fangen bereits an, auf seinen Nachfolger zu blicken, Nichts Neues, weil das immer das Standart-Vorgehen war und es schon lange vor den wohlbekannten Gesundheitsproblemen von Papst Franziskus begonnen hat. Dennoch scheint das Thema heute dringender geworden zu sein- wie auch von angesehenen Zeitungen wie dem französischen "Le Figaro" bestätigt wird. 

Wir schauen deshalb auf das Nach-Franziskus. Aber auf wen schaut Franziskus für das Nach-Franziskus? Diese Frage ist weniger banal, als man denken könnte. Viele Kardinäle sind als mögliche, vom Papst bevorzugte Nachfolger betrachtet worden und alle wurden regelmäßig verworfen. Der Spruch "Wer als Papst ins Konklave geht, verläßt es als Kardinal" kann wie folgt angepaßt werden: "Wer immer bei Papst Franziskus aufsteigt, fällt bald". 

In den vergangenen Jahren waren die Sympathien und Antipathien des Papstes fließend. Einige Kardinäle, die am Anfang des Pontifikates besonders einflußreich waren, sind es plötzlich nicht mehr. Franziskus´ Papsttum scheint keine Regierungsrichtung zu haben, außer daß er immer und einzig der Papst ist, der entscheidet. Die Sekretäre des Papstes wechseln und er findet sich ohne sog. gate-keeper wieder. Die Menschen seines Vertrauens wechseln, lösen sich in Santa Marta ab, und bekommen am Ende nur das, was der Papst ihnen gibt. Keiner ist wirklich selbständig, weil der Papst bei allen Angelegenheiten dazu kommt. Das Papsttum wird personalistisch gehandhabt- mit plötzlichen Vertrauensverlusten. 

Dieses Bild führt zu einem der Schlüsselereignisse der vergangenen Woche, speziell die Ernennung des Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz. Der Papst wählt den Präsidenten aus dem Vorschlag der Bischöfe aus, die dem Pontifex ein Trio präsentieren. Tatsächlich besitzt der Papst die Freiheit auch außerhalb dieser Liste auszuwählen. 


Es schien offensichtlich, daß Kardinal Matteo Zuppi für Papst Franziskus Präsident in pectore war. Es schien so, als sei die Möglichkeit daß der Erzbischof von Bologna gewählt würde mehr der Wunsch der Medien als des Papstes war. Weil due Sympathien des Papstes sich an einem bestimmten Punkt  Kardinal Paolo Lojudice zuwandten, dem früheren Weihbischof von Rom und bereits auf dem Weg Vicar des Papstes zu werden.

So fand sich Lojudice zweimal von der päpstlichen Präferenz ausgeschlossen. Als es zur Ernennung seines Vikars für die Diözese Rom kam, wollte der Papst eine Abstimmung aller für pastorale Einheiten verantwortlichen Gemeindepfarrer, der sog. Gemeinde-Präfekten. Alle wußten, daß der Papst Lojudice wollte. Dennoch haben 80% für Kardinal Angelo de Donatis gestimmt und der Papst konnte diese Präferenz nicht ignorieren. 

Jetzt hat Papst Franziskus klar gemacht, daß er Kardinal Lojudice als Vorsitzenden der CEI vorgezogen hätte. Die Kardinäle stimmten mit großer Mehrheit für Kardinal Zuppi und eine Ernennung. die eine zeitlang nicht länger garantiert schien, besonders weil der Erzbischof von Bologna wegen der wohlwollenden Haltung gegenüber Gruppen die nach dem usus antiquior zelebrieren wollen, schnell in die Liste angeblicher "Widerständler" aufgenommen, Bösartige Gerüchte sollten Papst Franziskus erreichen, Zuppi sei ein "Karrierist", ein Thema, auf das der Papst immer sehr sensibel reagiert. 

Dennoch mußte der Papst sogar in diesem Fall die Mehrheit der Bischöfe berücksichtigen. sie haben formell die Anweisungen des Papstes (einen wichtigen Kardinal) respektiert, aber einfach ohne das zu tun, was der Papst wollte.      

Konnte Zuppi deshalb ein Kandidat für Papst Franziskus sein? Genau wie Kardinal Luis Antonio Tagle, den der Papst zum Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker ernannte, nicht länger der Kandidat des Papstes ist. Genau wie es am Ende keine südamerikanischen Kandidaten mehr gibt, die noch die ursprüngliche Wertschätzung besitzen, der sich auch durch die Art betrogen fühlt, wie die Mißbrauchsfälle in Chile gehandhabt wurden und sein Gefühl ihres lauwarmen Engagement für ihn in anderen Angelegenheiten.

Am Ende gibt es keinen Kandidaten für Papst Franziskus und es werden sogar keine Regeln mehr aufgestellt. Ortsbischöfe haben die selben Möglichkeiten wie Kurien-Bischöfe. Es gibt keine Alterskriterien. Es gibt nicht länger die Tradition, daß es unwahrscheinlich ist, daß ein Präsident der CEI Papst wird, stattdessen ist das genau so möglich wie für den Präfekten von Propagand Fide. 

Es ist ein neues Pontifikat, das nicht zögert tausendjährige Institutionen- wie die Apostolische Kammer- abzuschaffen und eine Kurienreform anzuordnen, die weitere Veränderungen nötig machen wird. Da gibt es nicht Traditionelles, weil alle Planungen stark den Entscheidungen des Papstes unterworfen sind. 

Die wahre Frage ist dann, ob die Kardinäle Franziskus´ Hinweise im Konklave respektieren oder ob sie sich selbst als frei betrachten werdenl?  Das ist eine Frage, die der Papst von Santa Marta aus auch sieht, so sehr, daß er gestern ein Konsistorium zur Kreierung neuer Kardinäle einberufen hat. Der Papst hat 16 in einem Konklave wähbare Kardinäle kreiert (plus 5 über 80 Jährige) und so die Zahl der Kardinalwähler vergrößert (für wenige Monate gäbe es 10 Kardinäle mehr als die auf 120 begrenzte Zahl, die Paul VI festgelegt hat) und gleichzeitig das Gewicht der von ihm kreierten Kardinäle in einem Konklave vergrößert. 

Aber der Punkt bleibt, daß in einem Konklave, der vorige Papst gestorben ist und niemand mehr gebunden ist. Wer wird also der kommende Papst sein? Da wird die Vorhersage problematisch, weil es schwierig sein wird, die Prioritäten der Kardinäle für die Kirche zu verstehen. 

Tatsächlich wird die Wahl von Kardinal Zuppi in den Vorsitz der CEI kein  hinderlicher Faktor für seine Berücksichtigung sein. Die Kardinäle werden auf einen schauen, den sie kennen und versuchen, festzustellen, ob sie ein weiteres Pontifikat mit einer derart personalisierten Natur wollen. 

Ob es dem Papst gefällt oder nicht, das wird in Rom diskutiert. Und so wird das Pontifikat von Papst Franziskus stark unter die Lupe genommen. Die Konsequenzen könnten unvorhersehbar sein."

Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican

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