Sonntag, 3. Juli 2022

Das kommende Konsistorium, der Fall Van Looy und das nächste Konklave

John Allen jun. kommentiert auf der den Mißbrauchsfällen in der Kirche gewidmeten website. bishop- accountability das kommende Konsistorium und den Fall des designierten Kardinal Van Looy.  
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"BEABSICHTIGT ODER NICHT, DER PAPST GIBT DEM KONKLAVE EINEN WERTVOLLEN HINWEIS ZUM MISSBRAUCHS-GEPÄCK" 

"Sogar bevor Papst Franziskus sein jüngstes Konsistorium am 27. August veranstaltet und 20 neue Mitglieder in den exklusivsten Klub der Katholischen Kirche einführt, hat das Ereignis es schon in die Nachrichten geschafft- in diesem Fall nicht so sehr wegen der neuen Kardinäle, die dort sein werden, sondern wegen des zunächst designierten Kardinals, der es dann nicht sein wird. 

An diesem vergangenen Donnerstag hat die Belgische Bischofskonferenz bekannt gegeben, daß der 80-jährige frühere Bischof von Gent, Lucas van Looy von Papst Franziskus die Erlaubnis erhalten hat, seine Ernennung zum Kardinal abzulehnen, die der Papst während seiner traditionellen Regina-Caeli -Ansprache am .27. Mai angekündigt hatte.

Der Grund für den Rückzug ist, daß van Looys Aufzeichnungen über die Missbrauchsskandale von Geistlichen unter Beschuss geraten sind und seine Ernennung zum Kardinal daher unweigerlich als unsensibel und beleidigend gegenüber Missbrauchsopfern angesehen würde.

Es gibt eine Handvoll unbeantworteter Fragen über die Geschichte, aber die größte Erkenntnis ist diese: ob er es beabsichtigt hat oder nicht, Papst Franziskus hat den Kardinälen, die seinen Nachfolger wählen werden, einen Gefallen getan, indem er daran erinnert hat, daß- wann immer dieser Moment kommen mag- und wen auch immer sie wählen, angesichts der Missbrauchsskandale ein einwandfreies "Gesundheits"zeugnis haben muss, oder das nächste Pontifikat wird unter einer Wolke beginnen, die möglicherweise nie nachlässt.

Van Looy selbst, so viel sollte klar sein, war nie ein ernsthafter Kandidat für den Spitzenjob. Einmal weil er zu den von Papst Franziskus ehrenhalber Ausgesuchten gehört, was einen Kardinal bedeutet, der über 80 Jahre alt ist und so nicht am nächsten Konklave teilnehmen kann. 


Wenn jedoch sogar eine so relativ symbolische Ernennung derart heftige Reaktionen auslösen kann, denken Sie daran, wie der Rückschlag wäre, wenn die Ehrung noch unendlich größer , d.h. das Pontifikat selber wäre. 

Um die Anklagepunkte gegen Van Looy kurz zu rekapitulieren, der 2004 nach Gent berufen wurde und 2019 zurücktrat-  er wird mehrfachen Versagens bei Mißbrauchsfällen beschuldigt. 

2005 bezahlte Van Looy 25.000 $ an ein Opfer des belgischen Priesters Fr. Omer Verbeke, benachrichtigte jedoch die Zivilbehörden nicht über die Tatsache, daß Verbeke weiterhin ein Waisenhaus in Ruanda leitete, bis 2014 als die Beschuldigungen gegen ihn bekannt wurden. 

2007 ernannte Van Looy einen anderen, ungenannten belgischen Priester, der 1994 wegen eines sexuellen Übergriffs an einem Kind für schuldig befunden worden war, für eine Pfarrgemeinde. Als die Medien 2010 über diesen Fall berichteten, verteidigte Van Looy diese Entscheidung: "Nach langem Überlegen haben wir entschieden, daß wir ihm noch eine Chance geben können“, sagte Van Looy. "Es gab auch keine neuen Vorwürfe. Er hat Fehler gemacht, aber sie gehören der Vergangenheit an.“

Als er 2010 vor einem belgischen Parlaments-Ausschuss für sexuellen Mißbrauch aussagte, gab Van Looy zu, daß er 6 Beschwerden gegen Priester den Zivilautoritäten nicht gemeldet hatte und sagte, daß ihre Fälle weniger dringend zu sein schienen, weil sie alle im Ruhestand waren. Es ist nicht klar, ob Van Looy diese Beschwerden der Glaubenskongregation gemeldet hat, wozu er nach den Bestimmungen eines motu proprio von Papst Johannes Paul II von 2001 verpflichtet gewesen wäre.

2013 erfuhr Van Looy, der auch Mitglied des Salesianer-Ordens ist, von einer Entscheidung einem anderen belgischen Priester namens Fr Luk Delft, die Ernennung der Katholischen Caritas in der Zentralafrikanischen Republik anzunehmen, obwohl Delft in Belgien im Jahre zuvor in zwei Fällen von Kindesmißbrauch und dem Besitz von Kinder-Pornographie verurteilt worden war. In der Zentral-Afrikanischen Republik wurde Delft zweier weiterer Mißbrauchsfälle beschuldigt. 

All das kommt zu der Tatsache hinzu, daß Kritiker sagen, daß Van Looy innerhalb der Belgischen Kirche zwei umstrittene Gruppen bevorzugte,  "Het Werk" und "Blauwe Zusters" ("Blaue Schwestern"), die beide des Gewissens- und Machtmißbrauchs beschuldigt werden. 

Wahrscheinlich war nichts davon ein Grund weshalb  Franziskus beschloss, Van Looy das Rote Birett zu verliehen, der vom Papst 2015 in eine Führungsrolle der Caritas nominiert und 2018 auch zum persönlichen Delegierten für die Bischofssynode für die Jugend ernannt wurde. Sehr wahrscheinlich wollte Franziskus van Looy auf eine Weise für diese vergangenen Dienste danken. 

Das Beunruhigende an dieser Geschichte jedoch bleibt, daß alles oben über Van Looys Akte zur Mißbrauchskrise Beschriebene jedermann mit Google- Access zugänglich war; Tatsächlich hatte CNN 2019 unter der Überschrift "Der Fall des Raubtier-Priesters" ausführlich über die Delft-Story berichtet.

Van Looy ist nicht der einzige designierte Kardinal in dieser letzten Auswahl, der eine umstrittene Vergangenheit hat. 

Der Bischof von Como in Norditalien, Oscar Cantoni, hat für seine Rolle in einem von der Diözese Como finanzierten Vorseminar, Kritik auf sich gezogen, das sich früher auf Vaticanischem Grund befand und in dem es angeblich Mißbrauch gegeben hatte, bis es von Papst Franziskus entfernt wurde. Cantoni wurde einbestellt, um 2021 in diesem Fall und seine Rolle bei der Priester-Weihe eines des beschuldigten (aber schließlich freigesprochenen) Mißbrauchers vor einem Vatican-Gericht auszusagen. 

Das Gericht befand, daß während es in dem Vorseminar eine klar sexualisierte Atmosphäre gab, es keinen Beweis für festgestellten Mißbrauch gegeben habe. Für seinen Teil gab Cantoni zu, daß er zwischen 2006 und 2012 negative Beurteilungen über den zukünftigen Priester erhalten habe, sie aber nur als Beweis für eine "vorübergehende homosexuelle, der Adoleszenz zuzuschreibenden Neigung beschrieb."

Franziskus ist sich offensichtlich diese Episode bewußt, seit der Prozess mit seiner Erlaubnis und innerhalb des Vaticans stattfand. 

Natürlich nimmt man an, daß Franziskus Informationen besaß, die ihn dazu bewogen, Van Looy und Cantoni zu Kardinälen zu machen, trotz der Fragen die beide Männer umgeben. 

Dennoch stellt die Episode eine Erinnerung daran dar, daß wenn der Ruf eines neuen Kardinals durch die Verbindung zu diesen Skandalen beschädigt werden kann, bis dazu, daß einer von ihnen sich dazu gedrängt fühlt, zu verzichten, auch wenn seine beabsichtigte Position fast rein symbolisch war,- nun, dann wie die Italiener sagen würden: möglicherweise ein Papst!

Stellen Sie sich vor- mit anderen Worten, wenn das der neue Papst wäre.

Natürlich gab es, kurz nachdem Franziskus gewählt wurde, so einen kurzlebigen Versuch ihn mit einigen falsch gehandhabten Mißbrauchsfällen während seiner Zeit in Argentinien in Verindung zu bringen, aber dieser Versuch scheiterte, als klar wurde, das der übergriffige Priester nicht aus Buenos Aires war und niemals der direkten Autorität des damaligen Kardinals Jorge Mario Bergoglio gewesen war. So ähnlich, wie bei dem Versuch, die Akte des neuen Papstes während des "Schmutzigen Krieges" in Argentinien zu besudeln. Kritische  Untersuchungen haben diese frühen Zweifel auf breiter Basis zerstreut. 

Deshalb ein Memo an die 133 Kardinal-Wähler, die nach dem 27. August bei der nächsten Wahl wahlberechtigt sein werden: Sie möchten vielleicht sicher sein, daß jeder Zweifel an wem auch immer, den sie vielleicht erwägen, kann auf die selbe Art gelöst werden, weil das Letzte was die Kirche wohl braucht, ein Van-Looy-Szenario auf einer unendlich größeren Skala ist." 

Quelle: J.Allen jun. , bishop-accountability  

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