Mittwoch, 6. Juli 2022

Florida: eine etwas andere Geschichtslektion

Adrian Alvarado gibt bei  OnePeterFive seinen Lesern ein bißchen Nachhilfe in us-amerikanischer Geschichte und stellt die von den protestantischen Gründervätern später verleugnete katholische Gründung der ersten europäischen Siedlungen in Florida heraus.
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"DIE VERGESSENE KATHOLISCHE GRÜNDUNG AMERIKAS" 

                                                      GRÜNDUNGSMYTHOS

Florida ist ein häufig verleumdeter und mißverstandener Ort. Eine Gegend, die von ihren Anfängen bis heute geheimnisumwittert ist. Es ist rätselhaft, der subtropische Schoß aus dem die erste eruopäisch-amerikanische Zivilisation geboren wurde. Eine vergessene katholische und hispanische Gesellschaft, ausgelöscht von denen, die später kamen. In vielerlei Hinsicht ist die Geschichte Floridas ein Mikrokosmos der Amerikanischen Geschichte. 

Jede Zivilisation hat ihren Mythos, Ein Mythos, der in diesem Fall tief mit dem Gründungsmythos verbunden ist. Jede Zivilisation hatte einen Gründungsmythos, Rom hatte Romulus und Remus, die Griechen Alexander den Großen. Ein Nationalmythos, ob wahr oder nicht, ist das, was hilft Zivilisationen zu leiten. Sie sind sehr wichtig für alle Völker , sie informieren darüber, was einer Zivilisation wichtig ist, was geschätzt und wert gehalten wird. Der Mythos schafft die Identität einer Zivilisation. Wenn ein Mythos angegriffen wird,  sieht man, daß die Zivilisation leidet. Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Gründungsmythen der Neuen Welt massiv in einer konzertierten Aktion  angegriffen werden, um die Neue Welt von der Alten Welt abzulösen. Ein großer Teil dieser Bemühungen richtet sich gegen das Katholische Spanien mit seiner "Schwarzen Legende" , mit der Bemühung, die Leute ihre Vorfahren hassen zu lassen. 

Für die Vereinigten Staaten wurde der Mythos auf den Gründungsmythen der Puritaner, Thanksgiving und George Washington mit dem Kirschbaum aufgebaut und die Tatsache, daß die Amerikanische Republik ihre Regierungsform auf die Alten Römer zurückführt. Natürlich stammt dieser Gründungsmythos aus den ursprünglich 13 Britischen Kolonien. Ähnlich wie die Römer expandierten die USA in den Rest des Kontinents , verleibte seiner Republik immer mehr unterschiedliche Kulturen ein, sei es durch Eroberung oder durch Einwanderung. Die erste dieser Eroberungen zu einem solchen Schicksal war Florida. 

                                         DAS VERGESSENE KATHOLISCHE FLORIDA  

In Florida haben wir eine unglaubliche Geschichte, Hier sehen wir eine Anfangszivilisation die im Katholischen Glauben begründet war, geformt von mutigen Forschern, eine Zivilisation, die fortwährend darum kämpft, bestehen zu bleiben und am Ende von den Geschichtsschreibern der liberalen protestantischen Sieger aus dem Gedächtnis verbannt, die die Geschichte geschrieben haben. Darin sehen wir den "clash of civilizations", Hier sehen wir einen verlorenen Gründungsmythos, Erst jetzt beginnen wir wirklich das zu verstehen und zu würdigen. Die Geschichte Floridas ist der Rest der unerzählten Geschichte von Christopher Columbus. Aber während Christopher Columbus Dank der Bemühungen der italienischen Amerikaner  Teil des Amerikanischen Mythos wurde, wurde der Rest es nicht. Der Rest der Geschichte ist entschieden katholisch und sehr hispanisch. 


Natürlich war Christopher Columbus nicht irgendein einsamer italienischer Entdecker, er wurde 1492 vom König und der Königin von Spanien finanziert, dem selben Jahr als Königin Isabella am 2. Januar  den Fall der letzten muslimischen Bastion erlebte. Es erscheint fast wie eine Vorsehung (und eng mit Unserer Lieben Frau verbunden), daß nur Monate später, am 12. Oktober 1492 , über den blauen Ozean segelte und  neue Länder fand. Es ist fast so, als ob die Vorsehung die Spanischen Katholiken mit der Entdeckung zweier neuer Kontinente belohnte, nach 700 Jahren Kreuzzug in der "Reconquista" für ihre Länder. Das ist die Leidenschaft, die die Spanier zu schneller Expansion, Entdeckung und Kämpfen  motivierte. Das ist der Geist, in dem die ursprünglichen Entdecker von Florida erzogen wurden. Die ursprünglichen Entdecker waren buchstäblich Kreuzfahre aus der Alten Welt und sie brachten diesen Geist in die Neue Welt mit. 

Die Leute wissen oft nicht, daß es in Florida die ersten europäischen Siedlungen und Städte in den heutigen USA gab. Die Ersten, die dieses Land betraten, waren keine englischen Puritaner sondern spanische Katholiken. Die erste bleibende, von den Spaniern gegründete Stadt war St. Augustine, 1565, Vorgängerin von Jamestown, das 1607 gegründet wurde. Sie kamen auf die Halbinsel, um sie für Gott zu erobern, um das Christentum zu verbreiten. Sogar der Name, den die Spanier der Halbinsel gaben, "La Florida" geht auf ihre katholische Geschichte zurück. Als Juan Ponce de Léon sichtete am Ostersonntag 1513 zum ersten mal Land, er nannte das neu entdeckte Land zu Ehren des Spanischen Wortes für Ostern "Pascua Florida".

                        DAS WIRKLICHE ERSTE (KATHOLISCHE) THANKSGIVING 

Juan Ponce war ein Veteran der militärischen Feldzüge gegen die Mauren in Spanien, durch und durch ein Kreuzfahrer. Er segelte mit Columbus und sollte später seine Expedition leiten. Diese neue Land, das er benannte, sollte eine Erweiterung der in der Karibik gegründeten spanisch-katholischen Gesellschaft werden, und in den nächsten fünfzig Jahren sollten viele hundert Männer im sumpfigen Buschland sterben, die alle versuchten, dort eine christliche Zivilisation zu errichten. Während die Spanier an Orten wie Mexiko und Peru, wo sie gegen mächtige Imperien antraten, schnelle Erfolge erzielten, sollte sich das Land Florida als viel schwerer zu zähmen erweisen. Das Land war unwirtlich, und die Eingeborenen führten einen tapferen und effektiven Guerillakrieg gegen die spanischen Entdecker. Juan Ponce de León  sollte den Tod durch den Speer finden. Cabeza de Vaca würde Schiffbruch erleiden, und eine 500-köpfige Besatzung würde sich in vier Überlebende verwandeln, die zehn Jahre lang in der Wildnis lebten und durch die Halbinsel, den Bayou und Texas stapften, bis sie Mexiko-Stadt erreichten. Hernando de Soto reiste durch den ganzen Süden, schaffte es in die Smoky Mountains und wurde später in der Nähe von Arkansas krank und im Mississippi begraben. Tristán de Luna gründete die erste kurzlebige Siedlung, das heutige Pensacola, das Familien und eine stabile Bevölkerung hatte, aber nach einem verheerenden Hurrikan aufgegeben wurde.

Schließlich kommen wir zu 1565. In diesem Jahr sehen wir endlich Erfolg. Land wurde am 28. August  entdeckt und zu Ehren des Feste des Hl. Augustinus benannt. Die Eroberer gingen am Geburtstag der Hl. Jungfrau, dem 8. September an Land. Der Kapitän der Spanischen Schatzflotte, Pedro Menéndez des Avilés, gründete zusammen mit seinen Männern die Stadt St. Augustine, Florida. Fr, Francisco López des Mendoza Grajales hat eine feierliche Dankesmesse zelebriert.. Alle Anwesenden sangen das "Te Deum" in Dankbarkeit zu Gott. Danach aßen sie gemeinsam mit dem örtlichen Timucua Eingeborenen  ein feierliches Mahl. Auf dieses Ereignis wird von Historikern als "erstes wirkliches Thanksgiving" hingewiesen. Hier sehen wir eine faszinierende Erzählung von Cooperation, die wiederum dem von den englischen Puritanern 1621 in Plymouth vorausging. 

Sie sollte die erste von vielen Städten sein, die von den Spaniern in den späteren USA gegründet wurden, gleichzeitig mit den Städten im amerikanischen Südwesten, einschließlich Californien, Arizona, Nevada, Colorado, New Mexiko, Utah, Wyoming und Texas, Sowohl in Florida als auch im Rest der Spanischen Länder, sehen wir, daß eingeborene Amerikaner in die neue europäische Gesellschaft integriert wurden. Die Jesuiten und später die Franziskaner schickten Missionare und errichteten Missionen auf der gesamten Halbinsel bis hin nach Nord-Carolina und Louisiana. Wirklich war der gesamte Süden  "floridanisch". Die Missionare predigten den Eingeborenen das Evangelium und lehrten sie Metallurgie, Lederbearbeitung und andere europäische Gebräuche.

So vieles der Kultur der USA kommt von diesen ersten spanischen Entdeckern. Sie brachten die ersten Pferde, Vieh, Hühner, Schweine und Früchte. Die Orange, die ikonischste der Früchte Floridas wurde zuerst auch von den Spaniern mitgebracht. Außerhalb der Siedlungen und Missionen des amerikanischen Südens, sehen wir Menschen die mit Ackerbau und Landwirtschaft beginnt, was beides zu einem Synonym für den Amerikanischen Mythos geworden sind.

                           ORIGINALMYTHOS ODER POCAHONTAS? 

Neben dem ersten Thanksgiving von 1565 sehen wir auch einige andere faszinierende Geschichten, die Teil der amerikanischen Kultur geworden sind, dennoch nicht Florida zugesprochen wurden. 1539 sollte Hernando de Soto einen Überlebenden der vorherigen Expedition -Juan Ortiz- finden, der zu einem "Eingeborenen" geworden war, nachdem er vor seiner Hinrichtung durch einen eingeborenen Stammeshäuptling von der Uzita-Prinzessin gerettet worden war. Einige Historiker sagen, daß das dem Mythos von Pocahontas zugrunde liegen könnte.

Ortiz, der die Timucua-Sprache fließend beherrschte, sollte der Übersetzer für die Gruppe auf ihrem Weg in den Norden werden. Zufällig errichtete die Gruppe ihr Winterlager im heutigen Tallahassee im Gebiet der Apalachen. Weil die Dokumente beweisen, daß De Soto 12 Priester mitbrachte, ist es sicher, daß die erste Christliche Messe in den heutigen USA dort zelebriert wurde. 

1602 sehen wir sogar die erste "St. Patricks-Parade". In der Stad St. Augustine führte ein irischer Priester eine Prozession zu Ehren von St. Patrick durch die Stadt und vom Fort der Stadt, dem Castillo de San Marco wurden feierliche Salutschüsse abgefeuert.

                SCHWARZES UND INDIANISCHES KATHOLISCHES FLORIDA 

Die Zivilisation des spanischen La Florida war auch ein Spiegelbild der modernen amerikanischen Landschaft. Auf viele Arten sind sie nicht allu unähnlich. Das spanische Florida bestand aus vielen verschiedenen Völkern, nicht nur Spaniern. Entlaufene Sklaven- hauptsächlich aus den britischen Kolonien wurde Freiheit und Zuflucht gewährt, wenn sie zum Katholischen Glauben konvertierten. So wurde Florida zur ersten Ansiedlung von freien Schwarzen auf dem Gebiet der in den USA, die die Siedlung Gracia Real de Santa Teresa de Mosé (Fort Mose) gründeten. Diese Einwohner wurden eine vitale Reihe von Verteidigern von St. Augustine gegen feindliche Angriffe. Die freien Männer von Fort Mose führten sogar Überfälle gegen ihre nördlichen Feinde durch. 

Im Spanischen Florida fand man eine Gesellschaft aus Eingeborenen, Afrikanern, Spanier und anderen Europäern. Was verband sie alle? Der Katholische Glaube. Um zur Gesellschaft zu gehören, war der Katholizismus der Standard, dem man genügen muß. Der Katholische Glaube war das Leitprinzip und der Leim, der diese Menschen zusammen hielt und sie als Brüder in Christus vereinte. Anders als die Puritaner und andere Häretiker in den englischen Kolonien im Norden, schuf das spanische Florida eine integrierte Gesellschaft in der katholische Indianer und Schwarze Ehen mit Spaniern eingingen -wie im gemischt katholisch-indianischen Stamm- den Seminolen. 

Bemerkenswerterweise war die erste überlieferte christliche Ehe in den Kontinental-US auch eine gemischtrassige Ehe. Natürlich kamen die auch im spanischen Florida vor. So viel "zu erst"! Die Akten der Kathedrale berichten über die Hochzeit, von1565 in St. Augustine, dem Gründungsjahr. Diese Ehe zwischen Luisa de Abrego, einer reinblütigen Afrikanerin ("schwarz") aus Seville und Miguel Rodriguez, ein reinblütiger ("weißer") Spanier und Conquistador aus Segovia.  

Mit der Zeit nahmen die Schwierigkeiten zu als die Zivilisationen immer mehr zusammenstießen. Die Franzosen kamen aus dem Westen, den Gebieten um Louisiana, und die Engländer errichteten im Norden einen Brückenkopf , der mit der Zeit zur 13. ursprünglichen englischen Kolonie wurde. Die Eingeborenen revoltierten und später wurde mit Hilfe der Engländer die Missionen niedergebrannt, die Guten erlitten das Martyrium. Das ist ein Fall für die Kanonisierung der Florida- Märtyrer, Priester, Mönche, Eingeborenen, die für ihren Glauben zu Märtyrern wurde. Ihr Opfer und Heldenmut für dem Glauben landete fast im Abfalleimer der Geschichte, aber wir wissen, daß ihr Lohn nicht von dieser Welt ist, sondern im Himmel.  

 Amerika, wie wohlbekannt ist, war immer ein Land, das Helden verehrt. Unsere Nationalhelden, Entdecker. Navigatoren, Soldaten, unsere großen Erzieher, Wissenschaftler und Poeten- sie alle  haben ihren Schrein in unserer Ruhmeshallen. Aber was ist mit unseren spirituellen Helden, unseren Heiligen, unseren Märtyrern...?  Kümmern wir uns nicht um sie, keine Schreine zu ihrem Gedächtnis? Sind sie es-nicht auch wert, geehrt zu  werden? 
-Bischof John Mark Gannon, Vorsitzender der Kommission für die US-Märtyrer, 1957

                          DIE HÄRETISCHE EROBERUNG SPANISCH-FLORIDAS

Die Engländer versuchten immer wieder St. Augustine durch das Schwert zu erobern, aber mit Gewalt ist es ihnen nie gelungen. Das steinerne Fort Castillo San Marco widerstand allen Angriffen, sogar wenn die übrige Stadt zerstört wurde. Es gelang der Briten nur die Kontrolle über Florida zu erlangen, indem sie während des siebenjährigen Krieges 1763 in Havana, Kuba eindrangen und es eroberten. Sie tauschten dann  mit den Spaniern die Kontrolle über Kuba gegen Florida. Die große Mehrheit der hispanischen Bevölkerung von Florida floh sobald die Briten die Kontrolle übernahmen, sogar die Timucua-Eingeborenen wählten die Flucht. Viele gingen nach Kuba und Puerto Rico. Dieser große Exodus von der Halbinsel endete fast mit dem völligen Verschwinden des Katholischen Glaubens, aber dann passierte etwas, das die Existenz des Glaubens im Lande sicherte.  

Sobald England die Kontrolle über die Halbinsel hatte, verwandelten sie Klöster in Kasernen und die Missionare fielen in Ungnade. Ihre Herrschaft sollte nur 20 Jahre dauern-Immer noch lebte die katholisch-hispanische Bevölkerung ihren Glauben. Berühmt wurden die Menorquiner  (die von der spanischen Insel Menorca stammten) waren ein Beispiel für unglaubliche Ausdauer. Sie wurden von einem schottischen Lord, Andrew Turnbull, als Sklaven gebracht. Unter ihnen war auch ein menorquinischer Priester, Fr. Pedro Camps. der eine Moses-gleiche Figur wurde. Die Menorquiner machten  einen Marsch nach St. Augustine, in einem Exodus aus ihrer Gefangenschaft. Fr. Camps sollte bis zu seinem Tod bei seiner Herde in dieser Stadt bleiben. Viele der Menschen, die in der Gegend leben, können ihre Ahnen auf diese menorquinischen Siedler zurückführen. an ihren Heldenmut erinnert eine Statue vor der Kathedral-Basilika von St. Augustine. 

                 DIE RÜCKKEHR FLORIDAS AN DIE KATHOLISCHE KRONE 

Aber die Spanier gaben Florida nicht auf. Während der amerikanische  Revolution stellte sich die britische Kolonie Florida (diese vergessene und ausradierte 14. britische Kolonie) im Krieg sich auf die Seite der Loyalisten. Als solcher arbeitete George Washington mit dem spanischen General Bernardo de Gàlvez, der den Kampf gegen die Loyalisten im Süden anführte. Wir hören oft von anderen Schlachten, aber nie von dieser. Gálvez seigte überzeugend gegen die Briten und erreichte die "Reconquista".  Ergebnis war, daß die amerikanischen Gründerväter die Kontrolle über Florida an Spanien zurückgaben. Es ist nicht übertrieben, zu sagen, daß ohne diese Allianz mit Spanien der amerikanische Unabhängigkeitskrieg hätte in einer katastrophalen Niederlage enden können." (...)

Fortsetzung folgt...

Quelle: A. Alvarado, OnePeterFive

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