Montag, 4. Juli 2022

Zum 4. Juli

Fr. Richard G. Cipolla hat bei Rorate Caeli einen Beitrag zum amerikanischen Unabhängigkeitstag veröffentlicht. Hier geht´s zum Original:  klicken

"DER AMERIKANISCHE UNABHÄNGIGKEITSTAG: LOCKE, JEFFERSON, ROE v. WADE UND DIE KATHOLISCH KIRCHE"

Ein lieber Freund hat mir eine e-mail mit einer youTube-Aufnahme für den 4.Juli geschickt. Von Irving Berlin, der bei der Ed-Sullivan-Show "God Bless America" singt- mit einem Pfandfinder-Chor im Hintergrund. Meine erste Reaktion war sie als sentimentalen Kitsch, der meine Adern verstopfen würde, zu löschen. Aber ich habe sie mir angehört. Einige meiner Leser in einem bestimmten Alter haben vielleicht noch nie von "God Bless America" noch von Irving Berlin oder Ed Sullivan gehört. 

Aber die unter uns, die sich gut daran erinnern, wie dieses Lied ein ganzes Zeitalter eroberte, eine ganze Zeit dieses Landes, eine Zeit, die fest zur Vergangenheit gehört. Als ich  "from the mountains. to the prairies, to the oceans white with foam. God bless America , my home sweet home" hörte, konnte ich nicht aufhören dem Gefühl von Nostalgie für etwas nachzugeben, das ich nie gut gekannt habe, das aber etwas hat, das einen bestimmten Moment in der Amerikanischen Kultur  definierte. Da war Irving Berlin, der jüdisch-amerikanische Liedermacher, unterstützt von Pfadfindern, die alle ein bißchen woe Opie bei der Andy-Griffth-Show aussahen, alle lächelnd" stand beside her and guide her through the night with a Light form above". 

Ein Licht von oben. So typisch für diese vage Religiosität, die die amerikanische Religion definiert, wenn die Menschen einmal aufgehört haben am irgendwelche Glaubensbekenntnis-Formeln zu glauben. Ich konnte nicht widerstehen, auf die Seitenleiste  zu schauen und einen Clip zu sehen, auf dem Bing Crosby "Bells of St. Marys" singt- aus dieser wegweisenden Zeit nach dem II. Weltkrieg.  Da war Bing, der katholische Bing, mit Ingrid Bergmann als Mutter Oberin in ihrer weißen Haube und den anderen Nonnen in vollen Habit, die lächelnd und Fr. Bing bewundern, wie er durch sein Lied mit seiner vagen Religiosität trällert. Sogar das Protestantische Amerika konnte das genießen, weil es Volks-Katholizismus war, ohne jedes Ungewohnte ohne jeden Stachel, etwas was als das genossen werden konnte, was es war: etwas, das auf eine ganzheitliche und völlig unbedrohliche Weise zu Herzen ging. Selbst der Habit der Nonnen, ein Jahrhundert zuvor Grund zu antikatholischen Aufständen, sahen jetzt urig und cool aus, eine Erinnerung an etwas Vergessenes. 

Wir Amerikaner feiern heute den Unabhängigkeitstag, den 4. Juli, den 246. Jahrestag der Gründung der Vereinigten Staaten und es wird wunderbare Feuerwerke geben. Und im Herzen der Unabhängigkeitserklärung ist die Verkündung er zentralen Rolle der Freiheit im Verstehen, was der Mensch ist, daß Freiheit etwas ist, daß den Menschen definieren sollte, daß Tyrannei jeder Art das unterdrückt, was der Mensch sein kann und sein sollte: frei, zu sein, wer er ist, frei zu sein, über seine Zukunft zu entscheiden, frei seine Meinung zu bilden. Und eine logische Folge dieser Freiheitserklärung ist die Gleichheit aller Menschen, eine Idee, die im bisherigen europäischen traditionellen Denken und Handeln nicht fest verankert war.


Aber bitte bemerken Sie, wie das in der Unabhängigkeitserklärung formuliert ist: "die separate und gleiche Stellung, zu der die Naturgesetze und die Gesetze der Natur Gottes sie berechtigen". Die Autoren der Erklärung kamen aus einer christlichen Kultur, aber es wäre zumindest phantasievoll, sie als orthodoxe Christen zu bezeichnen, die an die Dreieinigkeit und die Göttlichkeit Christi glaubten. Sie waren Männer der Aufklärung, jener komplexen intellektuellen Bewegung, die die Grundlage für die Moderne und darüber hinaus bildete. Aber sie glaubten an das Naturgesetz als etwas Reales und als objektive Grundlage für moralisches menschliches Verhalten und als Grundlage für Gesetze. Sie bekräftigten, daß dieses Naturgesetz durch die Vernunft erkannt werden kann und daß seine Wahrheit und Objektivität in Gott als Schöpfer liegt.#

Einer der wichtigsten englischen Denker der Tradition der Aufklärung war John Locke, dessen Schriften großen Einfluss sowohl auf James Madison als auch Thomas Jefferson  für ihr Verständnis von Freiheit und Menschenrechte hatte. Aber sogar Locke - bestenfalls ein freidenkerischer Protestant, erkannte an, daß ohne den Glauben an Gott als Schöpfer, das Naturrecht sich in Nichts auflösen würde und ein moralisches Chaos folgen würde. Er war ein großer Vertreter religiöser Toleranz ind Trennung von Kirche und Staat, aber er bestand darauf, daß die eine Sache, die nicht toleriert werden konnte, Atheismus war. Seine Worte:

...jene, die leugnen ein Geschöpf Gottes zu sein, sind mitnichten zu tolerieren, Gelübde, Bündnisse und Eide, die die Bande der menschlichen Gesellschaft sind, gelten nicht für einen Atheisten. Nimmt man Gott weg, wenn auch nur in Gedanken, löst sich alles auf. 

Was wir in den vergangenen 50 Jahren gesehen haben ist ein wachsender Zustand eines praktischen Atheismus in den größten Teilen des Westens, zumindest im Hinblick auf das Verstehen der Rolle und der Grundlage des Rechts. Die zunehmende Ghettoisierung des religiösen Denkens und der Praxis und die Intoleranz gegenüber religiöser Diskussionen in der Öffentlichkeit, besonders bzgl. des Zivilrechts, ist das Ergebnis nicht nur eines praktischen Atheismus seitens der Regierungsmitglieder sondern auch des Zusammenbruchs eines großen Teils des amerikanischen Christentums zu einem rein privatisierten und relativierten Widerhall der Kultur, in der es sich befindet. Eines der Produkte dieses tiefgreifenden Säkularismus ist die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, der das Recht auf Abtreibung, gleichgeschlechtliche Ehen und das Recht jener Staaten, die Euthanasie zulassen, erklärte. 

Wir sind heute wirklich dankbar für die Rücknahme von Roe v. Wade durch den Obersten Gerichtshof. Die beendet eine unerträgliche Situation, die des nach dem Gesetz erlaubte, unschuldige Babys in´m Mutterleib zu töten. Der Widerruf dieser unmoralischen Entscheidung, die auf dem Recht der Privatsphäre beruhte, verursacht bei den Katholiken große Freude- und sollte das auch. Wir müssen dankbar dafür sein, daß die Gebete und die unermüdliche Gegenwart und öffentlichen Aktivitäten so vieler, die verstanden, ein wie abscheuliches Verbrechen Abtreibung auf Verlangen ist und wie zutiefst falsch es war, es mit diesem sogenannten Recht auf persönliche Freiheit zu begründen, gerade erst vor zwei Wochen beantwortet wurden. 

Aber wir müssen uns davor hüten, unser ganzes Vertrauen darauf, daß sie Grundlage und Inhalt des Moralgesetze bewahren, in Regierungen jeglicher Form zu setzen. Das Gegenmittel gegen die Kultur des Todes ist nicht eine Entscheidung irgendeines Gerichtes oder Teils einer Regierung. Das Gegenmittel ist die Person Jesus Christi, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Das Leben. er ist es, der unsere einzige Hoffnung auf eine Umkehr der Gesellschaft ist, die säkular und radikal individualistisch geworden ist. Wenn wir den Widerruf von Roe v. Wade feiern, müssen wir zugeben und uns erinnern, daß trotz der Unterstützung durch viele Kleriker und Laien im Kampf gegen die Abtreibung die Kirche allzu oft in ihrer Mission versagt hat, das Evangelium Jesus Christi in seine Fülle zu predigen,  aus Angst davor, in der Welt Anstoß zu erregen.  

Aber das Evangelium beleidigt die Welt, die Welt der Finsternis und des Unglaubens, hat es immer getan und wird es immer tun. Was die Kirche vergessen hat, ist, daß sie die Geschichte und ihre Bewegungen, die sie von allen Seiten zu bedrohen scheinen, nicht zu fürchten braucht, denn Gott ist in der Person Jesu Christi in die Geschichte, die Weltgeschichte, diese Geschichte, unsere Geschichte eingetreten. Das Wort Gottes, die Vernunft Gottes, der Logos, nahm in der menschlichen Geschichte Gestalt an und ist der Grund für den Sinn der Geschichte. Unser Gott ist nicht der deistische Gott, der sich nicht um seine Schöpfung kümmert. Unser Gott liebte diese Welt so sehr, diese Welt der Sünde und des Todes, daß er sich selbst entäußerte, um einer von uns zu werden und in einem dunklen Teil des Römischen Reiches am Kreuz zu sterben, um uns diese ultimative Freiheit zu geben, diese ultimative Freiheit, das ist die Freiheit vom ewigen Tod. Das Kreuz kann nicht sentimentalisiert werden, kann niemals Teil eines glatten religiösen Films sein. Denn das Kreuz zeigt deutlich den Zustand der Welt, der Welt, die die Dunkelheit dem Licht vorzieht. Das Kreuz zeigt, daß die Grundlage des Gesetzes Gottes Liebe ist und daß Liebe Liebe für den anderen ist und daß Opfer – und nicht Selbstverwirklichung – der letzte Akt der Liebe ist.

Möge Gott den Führern der Kirche, dem Papst und den Bischöfen, den Mut geben, sich daran zu erinnern, daß es ihre Aufgabe, ihre Arbeit ist, die Gute Nachricht von der Wahrheit Gottes in Jesus Christus zu verkünden, und daß es ihre Aufgabe ist, Menschen-Fischer zu sein. Es ist auch ihre Aufgabe, hart daran zu arbeiten, gebeterfüllt zu erkennen, wie man in einer Welt wie der unseren über Gott und Christus spricht. Aber die Kirche hat sich dieser Herausforderung auch zu anderen Zeiten in der Geschichte gestellt, als alte Zivilisationen starben und neue geboren wurden. Und sie fand die Worte und das persönliche Zeugnis, um in schwierigen Zeiten das Evangelium zu predigen und zu lehren. Und durch die Kraft des Heiligen Geistes wird die Kirche erneut die Worte finden und das persönliche Zeugnis der Heiligkeit abgeben, um die Welt erneut zu bekehren."

Quelle: Fr. R.G. Cipolla, Rorate Coeli

 


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