Montag, 29. August 2022

Das aktuelle Konsortium zwischen Kardinals-Kreierung und Rücktritts-Gerüchten

Nico Spuntoni kommentiert bei La Nuova Bussola Quotidiana den bisherigen Verlauf des Konsistoriums. Hier geht´s zum Original:  klicken

"ZWEI TAGE KARDINALAT WÄHREND DER GERÜCHTE ÜBER DAS KONKLAVE" 

Sieben Jahre nach dem vorherigen beginnt das Treffen der Kardinäle fast vollständig mit der jüngsten Neudefinition der Kurie, die bereits in Kraft getreten ist. Und vielleicht auf die Nachfolge von Papst Franziskus, so die wachsenden Mediengerüchte. Zugenähte Münder bei den Wählern des zukünftigen Papstes, von denen viele die Möglichkeit hatten, sich zum ersten Mal zu treffen.

Das lange erwartete Treffen der Kardinäle über die neue Apostolische Konstitution Praedicate Evangelium wird heute Morgen im Vatikan eröffnet. Die Kurienreform könnte jedoch in diesen zwei Tagen, nach mehr als sieben Jahre nach der vorherigen marginal sein. Es war am 12. Februar 2015, als Franziskus zum letzten Mal alle Kardinäle versammelte und schon damals war es der Zweck, über die Richtlinien und Vorschläge für die Reform der Kurie nachzudenken.

Eine Reform, die jedoch bereits am 5. Juni letzten Jahres in Kraft getreten ist und über die es wenig zu diskutieren geben wird, da – wie von der Dagospia-Website erwartet – den Mitgliedern des Kollegiums bereits mitgeteilt wurde, daß es am Ende der Verlesung des Berichts des Sekretärs des C9-Rates, Monsignore Marco Mellino, keine Fragen oder Interventionen geben wird. Vor diesem Hintergrund ist in den letzten Tagen die Hypothese, daß dieses Treffen einem anderen Zweck dienen und vielleicht die Frage der Nachfolge betreffen könnte, immer beliebter geworden.

Ein Gerücht, das sich in angelsächsischen Kreisen verbreitet hat und das auch durch die Unterschrift von Damian Thompson im Spectator neu belebt wurde, will sogar wissen, daß der Papst bereit ist, einen Koadjutorbischof von Rom zu ernennen, der zu seiner Nachfolge bestimmt ist. Ein durchschlagendes Szenario, das die Opposition eines wesentlichen Teils (aber kaum der Mehrheit) des Heiligen Kollegiums finden könnte, obwohl bis zu 112 von 226 der Lebenden (im Vatikan werden aber knapp 200 anwesend sein) von Franziskus kreiert wurden. Alberto Melloni, Speerspitze der sogenannten Schule von Bologna, der sich quasi in Repubblica offenbarte, scheint zu glauben, daß in der Sitzung von heute und morgen das Nachfolgethema die Bank halten könnte: "Es ist bekannt, daß Franziskus eine Reform des Konklaves geschrieben hat: sehr notwendig, um sich selbst wegen des Schweigens über die Missbräuche zu bestrafen, von denen die Kirche von Rom ein Teil war, und die ihr ein Rechtssystem auferlegt, das alle Kardinäle verletzlich und Aufdeckung und Verleumdung ununterscheidbar macht".

Die Gerüchte werden jedenfalls von den Kardinälen nicht bestätigt, die in der Ewigen Stadt angekommen sind und am Samstag am Konsistorium zur Schaffung von zwanzig neuen Mitbrüdern teilgenommen haben. Die Münder der Protagonisten sind wie zugenäht, die- nach dem Thema gefragt, mit einem lakonischen "Man werden sehen" antworten, selbst die Erfahrensten. Die Zeremonie am Samstagnachmittag jedenfalls diente den fast zweihundert Kardinälen dazu, sich nach der auch durch die Pandemie geprägten langen Pause wieder zu treffen und zu verbrüdern.



Das Bild das die Gruppen, die im Peterdom kreiert wurden, ausstrahlten, war das eines Hl. Kollegiums, das je nach Alter und Pontifikat sehr unterschiedlich ist. Ein großer Wunsch war, sich mit den Veteranen der Wojtyla- und Ratzinger-Zeit auf der einen Seite und den einflussreichsten Bergoglio-Kardinälen auf der anderen Seite (den Amerikanern Donald Wuerl und Wilton Gregory und dem Deutschen Reinhard Marx unter den gesprächigsten) zu unterhalten und sie zu konfrontieren. Weniger wohl fühlen sich jedoch die Kardinäle, die Franziskus in den "Peripherien der Welt" ausgewählt hat, die jedoch in einem möglichen zukünftigen Konklave entscheidend sein werden.

Nach der telefonischen Einladung durch den Papstes, die er selbst auf Sardinien bekannt gegeben hatte, erschien auch Kardinal Giovanni Angelo Becciu wieder in der Basilika und wurde von seinen Mitbrüdern mit Zuneigung begrüßt. Ein paar Reihen dahinter saß der Australier George Pell, der mit dem ehemaligen Ersatzspieler nie zärtlich war, aber in letzter Zeit begonnen zu haben scheint, Ratlosigkeit über die Art und Weise auszudrücken, wie sein alter Gegner der Kurie behandelt wurde.

Nachdem sie das Birett und den Ring erhalten hatten, fuhren die neunzehn anwesenden neuen Kardinäle – ohne den Ghanaer Richard Kuuia Baawobr, der ins Krankenhaus eingeliefert wurde, sobald er mit Herzproblemen in Rom landete – mit einem Minibus zum Kloster Mater Ecclesiæ zum heute schon traditionellen Treffen mit Benedikt XVI., an dem auch Franziskus teilnahm. Der emeritierte Papst, unterstützt von Sekretär Monsignore Georg Gänswein, begrüßte sie nacheinander, unterhielt sich und versammelte sich dann zum Gebet mit ihnen. Der Tag endete mit Höflichkeitsbesuchen im Apostolischen Palast und im Paul-VI.-Saal, wo die neuen Kardinäle Verwandte, Freunde und Bekannte begrüßten. Die festlichste Delegation war die des Nigerianers Peter Ebere Okpaleke, der sich auch durch die speziell für diesen Anlass angefertigen Gewänder abhob, in denen er auch auf dem Foto des Bischofs von Ekwulobia abgebildet wurde. Er und die anderen neuen Kardinäle wurden bei Höflichkeitsbesuchen unter anderem vom Erzbischof von Esztergom-Budapest, Péter Erdő, gewürdigt, der als einer der sogenannten Papabili für ein zukünftiges Konklave gilt.

Die Tatsache, daß sich die meisten Mitglieder des Kollegiums nicht kennen, macht diese römischen Tage sehr wichtig, um Beziehungen aufzubauen und ihre jeweiligen Ideen über die Kirche auszutauschen, insbesondere mit den weniger bekannt klingenden Namen. Immer vorausgesetzt, daß sich die Gerüchte über eine mögliche Änderung der Regeln des Konklaves zwischen heute und morgen nicht bewahrheiten."

Quelle: N. Spuntoni, LNBQ  

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