Samstag, 27. August 2022

Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter und wer waren die Samariter?

Fr. J. Zuhlsdorf  erklärt bei  OnePeterFive das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter und auch gleich, wer die Samariter eigentlich waren und kommentiert die Lesung des morgigen Sonntags im Vetus Ordo - die Erprobung Jesu durch den Pharisäer mit der Frage. Wer ist mein Nächster?". 
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"DER 12. SONNTAG NACH PFINGSTEN:  VON DER WAHRHEIT ÜBERTROFFEN" 

Werfen wir einen Blick auf das Evangelium im Vetus Ordo für diesen 12. Sonntag nach Pfingsten.

Kontext:  In Lukas 10  sendet der Herr die 72 aus, immer zwei zusammen, mit der Instruktion, wie sie reisen und sich verhalten sollen.  Er sagt Chorazin, Bethsaida und Kapernaum ein schreckliches Schicksal voraus, schlimmer als das von Sodom, weil sie den Herrn zurückgewiesen haben. die 72 kehren mit ihren Geschichten über die Austreibung von Dämonen zurück. Unser Herr offenbart etwas von seiner Göttlichkeit indem er sagt: "Ich habe Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen sehen". Dann hält der Herr eine kurze Rede, die einen Rechtsgelehrten provoziert zu haben scheint. Christus erfreute ich in dieser Stunde am Hl. Geist und sagte: 

 - Alles ist mir von meinem Vater offenbart worden und niemand kennt den Vater außer der Sohn, oder weiß, wer der Vater ist, außer der Sohn und jeder, dem der Sohn beschließt, ihn zu offenbaren." (22)

Wenn Christus sich im Evangelium auf diese Weise mit dem Vater verbindet, deutet ER an, daß auch ER göttlich ist, steht oft ein Schriftgelehrter oder Pharisäer, d.h. ein Experte für das Gesetz und die Propheten gegen IHN auf und befragt IHN. Sofort nach seiner Rede in Vers 22 stand ein "Rechtsgelehrter " auf, um Christus zu prüfen. Griechisch für Rechtsanwalt- Gelehrter für Gesetz, Torah, speziell die ersten 5 Bücher der Hebräischen Schriften (Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium). Torah- großzügiger gebraucht- kann auch einfach die gesamte Schrift bedeuten, wie die Propheten und den Rest, den Tanach. 

Der Rechtsgelehrte "prüft" Christus. Griechisch "peirazo"  bedeutet "prüfen" oder "versuchen" und ekpeirazo ist sogar noch intensiver,  Im Dialog Christi mit Satan während seiner Versuchung in der Wüste sagt Jesus zum Feind: "Du sollst den Herrn deinen Gott nicht versuchen (Lk 4:12) . Paulus sagt den Korinthern "Laßt uns nicht den Herrn versuchen, wie manche von ihnen es getan haben und von den Schlangen vernichtet wurden" (1 Kor 10:9)-Das bezieht sich auf Exodus, wo es viele Beispiele gibt, wie es dem Volk an Vertrauen fehlt und einen Beweise von Gott braucht, ihn auf die Probe stellt, was zur Bestrafung führt. Z.B. bei Massah / Meribah war das Volk durstig und murrte gegen Moses:

"Sie versuchten den Herrn und sagten, "Ist er Herr unter uns oder nicht?" (Exodus 17:1-7 mit peirazo) . Hebräer 3 bezieht sich mit peirazo auf diese Episode, die jeden Tag im Einleitungsgebet zu Beginn der Offiziums wiederholt wird. Aber bei Lukas 10 haben wir das provokativere ekpeirazo, daß für mi0ch ein bißchen wie "anstacheln" klingt. 

Der erste Teil ihrer Begegnung ist so wie man erwarten würde, daß jüdische Schriftgelehrte eine Befragung beginnen würden.

Schriftgelehrter: "Rabbi, was muß ich tun, um das ewige Leben zu erlangen?" 

Rabbi: "Was steht im Gesetz geschrieben? Wie verstehts du das?"


Das ist kein Ausweichen von Seiten des Herrn. Erinnern wir uns, daß die alten Hebräischen Texte ohne Zwischenräume, Punktierung oder sogar Vokale geschrieben wurden. Sie waren Ketten von Konsonanten. Wählt man verschiedene Vokale ändert man die Bedeutung. Ein gutes Beispiel dafür ist das Wort M-L-CH. Setzt man die Vokale E-E ein hat man Melech, was König bedeutet. Mit den Vokalen O-O hat man Moloch, den kanaanitisch/phönizischen Dämon-Gott, der mit der Opferung von Kindern assoziiert wird. 

Der Schriftgelehrte antwortet dann mit einer Kombination aus dem berühmten ersten Teil des "Sch`ma:::" aus Deuteronomium 6, Gottes Gebot an das Volk "du sollst den Herrn deinen Gott von ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Geist lieben" (V.4-5)  und an den zweiten Teil des Gebotes Gottes in Levithikus 19:18 : du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst".

Christus sagt zum Pharisäer: "Du hast richtig geantwortet: tu das und du wirst leben" (V.28)

Man würde denken, daß das das Thema eher freundlich zwischen den Gelehrten beendet. Aber nein. Der Schriftgelehrte prüft, versucht und stachelt an. Auch scheint er etwas mehr in der Antwort des Herrn gespürt zu haben, als eine theoretische oder theologische Antwort- besonders in diesem "tu das und du wirst leben". Offensichtlich ""Tu das nicht und du wirst nicht leben: oder eher "der ewige Tod erwartet dich."

Unser nomikos scheint das persönlich zu nehmen. Er wir sich selbst als gerecht zeigen "sich selbst rechtfertigen" - dikaioo- was in diesem Kontext bedeutet "ohne Schuld zu sein, von jeder Anklage freigesprochen".  Er fordert heraus:

"Wer ist mein Nächster?"

Das ist eine Art "Was ist Wahrheit?"-Moment, gefolgt von einem rhetorischen Händewaschen. Er breitet das Gleichnis aus- und bedrängt den Herrn wie ein Rechtsanwalt. Als ob er sagte: "Natürlich liebe ich meinen Nächsten, aber  -schließlich- ist nicht jeder mein Nächster, also schau mich nicht an! Ich habe Levithicus zitiert, Ich kümmere mich um mich selbst, wie das Gebot besagt!"

Das ist der Augenblick, in dem Christus den Heu-Ernter in Form eines Gleichnisses erlöst. 

Über die Wochen und Monate haben Sie in dieser Kolumne- wenn Sie sich durchkämpfen konnten- gesehen, daß ich auf dem "Kontext" herumreite. Ich werde die Leute auch dazu drängen, sich auf die kommende Sonntags-Messe  vorzubereiten und die Orationen und Lesungen zu lesen und sogar einige der Verse davor und dahinter zu lesen...für den Kontext. Genau so wie ein hebräischer Vokal den Unterschied machen kann- kann es auch der Kontext. 

Der Pharisäer zitiert in seiner Original-Antwort Levithicus 19:18b. Es gibt auch 19-18a, der erste Teil des Verses. Da sind auch Lev. 19:17 und andere Verse darüber, wie man seinen "Nächsten" behandeln und nicht behandeln soll. ( "rea" im Gegensatz zu "ra" , was "übel. böse" bedeutet iwe in Genesis 13:13: "Nun waren die Männer von Sodom böse, große Sünder gegen den HERRN")  . Das Ganze liest sich bei Levithicus so:

An den Söhnen deines Volkes sollst du dich nicht rächen und keinen Groll gegen sie hegen, sondern deinen Nächsten lieben wie dich selbst: Ich bin der HERR.

Man bemerke, daß "Söhne deines eigenen Volkes" den "Nächsten" begrenzt,. Christus hört, welche Vokale der Pharisäer wählt, damit Er weiß, daß er den Text kennt

Dann folgt das berühmte Gleichnis mit dem Guten Samariter, das so wohlbekannt ist, daß der Bild im allgemeinen Sprachgebrauch auch von Menschen verwendet wird, die ncht die geringste Ahnung vom Kontext, der Hl. Schrift und den Lehren Jesu haben. Es ist ein neuer Film mit Sylvester Stallone herausgekommen, der meinen Standpunkt beweist.

Sie kennen das Gleichnis und Sie werden bereits Ihre Bibel aufgeschlagen haben- als Sie dieses lasen, so daß Sie Lukas 10:23-27 nachzulesen, das einige Evangelium das darüber berichtet. Hier noch einige zusätzliche Bemerkungen, um Ihnen zu ermöglichen, während des bewußten, aktiv- empfangenden Zuhörens mehr daraus zu lernen.

Zu den dramatis personae gehört ein Jude, der die sehr steile und karge Straüe von Jerusalem nach Jericho, in das Tal des Jordans hinabgeht. Er wird schwer verletzt aber nicht getötet. Drei Menschen kommen vorbei. Die ersten beide sind Männer, die ihre Schicht im Tempeldienst geleistet haben. die sicher auch unser nomikos und nach Jericho zurückkehren. Einer ist ein Nachkomme Aarons, ein Priester und der andere ein Nachkomme Levis, eine Art Diakon, liturgischer Assistent eines Priesters. Sie gehen auf die andere Straßenseite, um das "halbtote" Raubopfer zu meiden.

Übrigens wird oft angenommen, daß der Priester und der Levit- zwei Burschen, die wie der nomikos das Gesetz kennen- auf die andere straßenseite gehen, weil sie einer Leiche nicht näher kommen dürfen als 4 cubits (ungefähr 1/10 eines griechischen Stadiosn oder 6 römischen Fußes) oder sie würden rituell unrein (S. Levithicus 21:1-3).

Das Problem damit ist, daß die wichtigen eigenen Details des Herrn sind. Der, e Prieter und der Levit gehen weg "hinab" von Jerusalem und dem Tempel. Sie werdcn nicht durch das Unreinheits-Thema zurückgehalten, das den Dienst verbieten würde. Auch ist der Mann nicht tot, er ist hemithanes..."halbtot" V.30). Es gibt Lebenszeichen. Außerdem war es Lehre der Rabbiner der Mischnah, die die Traditionen und Interpretationen des Gesetzes aufgezeichnet hat, das vor die Zeit vor dem irdischen Dienst unseres Herrn zurückgeht, daß ein Priester durch den Kontakt mit der Leiche eines Verwandten nicht unrein wird, sondern daß sie rituell unrein würden durch die Vernachlässigung der Leiche. Der Gedanke, es sei gerecht, eine Leiche an einem öffentlichen Platz wie einer Straße liegen zu lassen, setzt viele dem Risiko aus, verunreinigt zu werden, was auf einer Straße, die zum Tempel führt, um die eigene Dienst-Schicht zu beginnen, keine gute Sache ist.

Das hätte der nomikos, der Pharisäer, hewußt. Daher führt Christus diesen Rechtsgelehrten eine steilen Pfad hinab - in einem sanften Überfall mit der Wahrheit.

Der dritte Mann unseres Gleichnisses, der vorbei kommt, ist derjenige, der díe klassische nimshah oder die unerwartete Wende liefert. Er ist ein Samariter und wird deshalb von den Juden sowohl im religiösen als auch im ethnischen Sinn als unrein angesehen. Es gab große Feindseligkeit zwischen den Israeliten und den Samaritern, die de ethnisch-gemischten Überreste der 10 verstreuten und durch die Assyrer im 8. Jahrhundert vor Christus wieder angesiedelten nördliche Stämme waren und die nur die 5 Bücher Mose anerkannten und auf dem Berg Gerazim andere Gottesdienste feierten. Sie wurden weithin als "Heiden" angesehen. Welchen Hass gab es zwischen Juden und Samaritern? Josephus, der Historiker des 1. Jahrhunderts, sagt, daß einige Samariter einmal an Pessach in den Tempel in Jerusalem eindrangen und menschliche Knochen verteilten und so den Platz und alle Menschen rituell unrein machten. ..an Pessach!

Der Samariter ist der eine, der sich um den verwundeten Mann kümmert, der engscheden kein "Sohn seines eigenen Volkes ist."

Quelle: Fr. J. Zuhlsdorf, OnePeterFive


 

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