Michael Pakaluk bei bietet den Lesern von firstthings eigene Überlegungen zum derzeit in der Kirche so virulenten Gedanken der "Entwicklung der Lehre" an.
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"4 GEDANKEN ZUR ENTWICKLUNG"
Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf 4 naheliegende Gedanken über das lenken, was "Entwicklung der Lehre" genannt wird, die trotz ihrer Offensichtlichkeit oft übersehen werden.
Der erste ist, daß die Entwicklung der Doktrin nicht selbst ein Doktrin ist, sondern eine Theorie und daß er mehrere solche Theorien gibt. Die Theorie gehört zum weiten Reich freien Urteilens. Ein Mensch kann ein guter Katholik sein, während er die Entwicklung der Lehre ablehnt- tatsächlich taten viele gute Katholiken genau das, als John Henry Newman1845 seinen berühmten Essay zum Thema veröffentlichte. An meiner eigenen Universität leugnete Joseph Clifford Fenton, der Dekan der Theologischen Fakultät war, Herausgeber der American Ecclesiastical Review, die "Entwicklung" und später Prälat und apostolischer Protonotar bis zu seinem Tod 1969. Ein Mensch kann auch glauben, daß das, was man mit "Entwicklung" meint nur eine konzeptionelle Konsequenz ist und Newman den Fall übertreibt.
Ich würde denken, daß Newman, der glaubte, daß alle Philosophie, die sich entwickelt, in erster Person gemcht werden müsse und der über Entwicklung schrieb, um das Problem selbst zu lösen, entsetzt wäre, zu sehen, wie seine These als Glaubens-Kanon benutzt wird.
Hier ein zweiter offensichtlicher Punkt: Entwicklungs-Theorien sollen die Identität von Doktrin festlegen, nicht Unterschiede. Die These in Newmans Buch besagt, daß die frühe Kirche das selbe glaubte wie heutige Katholiken und daß diese These seine Konversion gerechtfertigt hat.
Bietet man einer einfachen und frommen Person eine zweifache Wahl anbietet "Ist die Doktrin die selbe geblieben oder hat sie sich geändert?" ist die sicherste, beste und wahrste Antwort, daß die die selbe geblieben ist. Als Newman diese Antwort nach seiner Konversion für Theologen in Rom in deduktiver Form ins Lateinische übersetzte, stellte er fest, daß objektiv gesehen, daß die Lehre als Ganzes in der Offenbarung Christ gegeben ist und sich nie ändert. Unsere subjekive Wahrnehmung der Lehre kann sich ändern, aber sie tut das nie so, daß der objektive Inhalt sich geändert zu haben scheint.
Wenn Sie tatsächlich die Abhandlung Communitorium des Hl. Vinzenz von Lerins lesen, die oft als Ursprung der Entwicklungstheorie bezeichnet wird, werden Sie sehen, daß es ihm vor allem darum geht, zu zeigen, daß sich der Glaube nie ändert. "Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und morgen“, lautete das Motto von Papst Johannes Paul II. zur Jahrtausendwende.
Pius IX hat die Doktrin der Unbefleckten Empfängnis etwa 10 Jahre nach Newmans Buch formuliert. War diese Formulierung eine Entwicklung der Lehre? Hat irgendwer darüber so gedacht? Vielleicht. Und dennoch hat der Hl. Vater diese Worte benutzt, um ihren Status zu beschreiben: "Diese Doktrin hat es immer gegeben- als eine Doktrin, die von unseren Vorfahren übernommen wurde und durch den Charakter der offenbarten Lehre gekennzeichnet wurde. Weil die Kirche Christi- als aufmerksamer Wächter, der sie ist und Verteidigerin der ihr überlieferten Dogmen- niemals etwas ändert und ihnen niemals etwas hinzufügt."
Die Theorie der Entwicklung der Doktrin ist also nicht prospektiv, weil die neuen Dinge, die ein Schriftgelehrter im Reich Gottes aus seinem Vorratslager hervorbringt, gleichsam in seiner Absicht zufällig sind, die darin bestehen muß, nichts zu ändern oder hinzuzufügen. C. S. Lewis sagte, daß nur ein Verrückter versuchen würde, etwas Neues in der Moral zu sagen, und daß der Versuch, kreativ zu sein, im Allgemeinen eine sichere Methode sei, etwas Banales und Falsches zu sagen. Aber, sagte er, wenn Sie jetzt versuchen, äußerst genau zu sein, wenn Sie genau dieselbe alte Wahrheit sagen, werden Sie feststellen, dass Sie etwas Neues gesagt haben.
Ein typisches Beispiel ist die Theologie des Leibes von Johannes Paul II., der die Genesis einfach noch einmal erklären wollte. Das gelang ihm, aber da er Phänomenologe und Mystiker und "Wujek“ ("Onkel“) für seinen Kreis verheirateter Freunde war, machte er diese sehr alte Sache ganz neu.
Das bringt uns zum dritten Punkt: Weil der Anspruch auf "Entwicklung“ Glaubensgleichheit und nicht Unterschiedlichkeit begründen soll, begründet er Gemeinschaft und Nächstenliebe.
Ich habe den Schreibtisch bei Littlemore gesehen, auf dem Newman Development geschrieben hat. Es ist ein großes, dunkles Brett auf einem Drehpunkt, wie der Schreibtisch eines Architekten. Newman konnte es beim Schreiben schräg stellen. Als er sein Buch beendete, und als der Sel.Fr. Dominic Barberi kam, um ihn in die Kirche aufzunehmen, wurde das Brett flach gestellt, um zum Altar für Newmans erste Messe als Katholik zu werden – eine anschauliche Darstellung dessen, wie er durch seine Theorie die Kommunion erlangte.
Dann wäre es absurd – und ein sicherer Beweis dafür, daß die Idee der Entwicklung missbraucht wurde – wenn Christian A seine Ansicht als eine Weiterentwicklung der Ansicht von Christian B betrachten würde, Christian A jedoch Christian B verachtete – vielleicht ihn dafür beschimpfte "blutrünstig und verwirrt“ zu sein oder ihn zu verspotten, daß er mit einer kalten Kompresse ins Bett gehen sollte, um ein besserer Katholik zu werden. Schließlich ist seine Sichtweise eine Weiterentwicklung der seines Bruders. Also glauben sie dasselbe, richtig?
Natürlich wird kein Widerspruch richtig als Entwicklung bezeichnet, genauso wenig wie eine Axt an der Wurzel eines Baumes den Baum "entwickeln“ kann. Aber auch die Behauptung einer Wahrheit in einem eng verbundenen Paar schließt eine andere nicht aus. Dies ist die vierte Idee, die Newman häufig betonte: Der christliche Glaube und auch das menschliche Leben (wie Msgr. Ronald Knox gerne betonte) bestehen aus Mysterien, das heißt Kombinationen von Wahrheiten, die zwar beide wahr sind, aber niemals aufhören scheinbar unvereinbar zu sein, wie daß Christus Gott und Mensch ist, oder daß es drei Personen in einem Gott gibt, oder sogar, daß "diejenigen, die das Recht auf Leben verletzen, selbst das Recht auf Leben verlieren“. Nur eine zu bestätigen, heißt, das Mysterium zu "zerstören“, wie der heilige Thomas sagen würde, und die Realität zu leugnen. Das richtige Wort für eine solches Aufgeben ist kaum "Entwicklung“.
Quelle: M. Pakaluk, firstthing
Michael Pakaluk ist Ethik-Professor an der Katholischen Universität Amerikas
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