Montag, 26. September 2022

Die Bischöfe Flanderns, die Segnung homosexueller Paare und der Papst...

In seiner heutigen Kolumne für Monday at the Vatican kommentiert A. Gagliarducci die Reaktion von Papst Franziskus auf das Dokument der Bischöfe Flanderns zur Segnung homosexueller Paare und mögliche Auswirkungen auf die gesamte Kirche. 
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PAPST FRANZISKUS, AUTORITÄT ODER AUTONOMIE? 

Die Nachricht, daß die Bischöfe Flanderns die Tür für die Segnung  homosexueller Paare geöffnet haben, hat nicht wenig Aufsehen erregt. Dennoch haben die Bischöfe gezeigt, daß es möglich ist, an Normen zu arbeiten, an kleinen Öffnungen, andere größere später zu machen, so daß man auch die Lehre der Kirche berühren kann. Manche können das Strategie nennen. Für andere ist das einfach nur die Verwirklichung pastoralen Engagements. Auf alle Fälle ist es ein Thema, das Papst Franziskus im Gedächtnis behalten muß. 

So weit hat Papst Franziskus jeden synodalen Weg offen gelassen und die Ortskirchen mehr oder weniger unabhängig gelassen. Wenn der Papst interessiert ist, greift er -mehr oder weniger- ins Leben der Diözesen ein, ohne allzu viele Skrupel zu zeigen. 

Die Tatsache, daß jedenfalls eine Diskussion über das Thema entstanden ist- bis zu dem Punkt konkrete Entscheidungen zu treffen, ist symptomatisch für das Pontifikat. Papst Franziskus ermutigt zu persönlichen Entscheidungen, verlangt, sich nicht auf Kasuistik zu verlassen und nimmt keinen klaren Standpunkt zu größeren Themen ein. Wenn er ihn aber einnimmt, wie es bei der Verlautbarung der Glaubenskongregation beim Verbot der Segnung homosexueller Paare der Fall war, neigt Papst Franziskus dazu, sie abzuschwächen und eine Synthese zu suchen. 

Um es klar zu sagen, Vorstöße dieser Art passieren nicht einfach ohne Papst Franziskus, Seit dem II. Vaticanischen Konzil haben sie immer stattgefunden. 

Die Beispiele sind wohlbekannt: 

 - Der holländische Katechismus, für den Johannes Paul II sogar eine außerordentliche Synode einberief. 

 - Der Druck zu Änderungen der Doktrin vor Humanae Vitae und dann- als es keine Änderung gab- gegen Humanae Vitae selbst. 

 - Die Positionen der Deutschen Bischöfe Anfang der 1990-er zur Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion. 

 - Die Initiative der Pfarrer "Initiative der Hirten", die während des Pontifikates Benedikts XVI in Österreich entstand. 


Seien wir klar. Man sagt, daß das II.Vaticanische Konzil diese Spaltungen verursacht haben soll. Es war nicht das Konzil, Stattdessen war es die Wahrnehmung, daß die Medien eine Rolle in der Öffentlichen Meinung spielen könnten, die mit dem Konzil mehr als alles andere aus zeitlichen Umständen entstand, die sich nach dem Konzil entwickelten, weil die Medien damals allgegenwärtig wurden. 

In der Praxis wird sich beim II.Vaticanischen Konzil jeder berußt, daß durch die Medien Druck ausgeübt werden kann. Die Presse beginnt zu selben Zeit sich selbst als eine Form der Mach zu begreifen. Wenn die Medien die "vierte Gewalt" sind- wie seit 1930 gesagt wird, können sie auf die 5. Kolonne in der Kirche sein. 

Nachdem wir diese Klarstellung gemacht haben, scheint die Initiative der belgischen Bischöfe Flanderns als Versuch entworfen worden zu sein, die Äußerung der Glaubenskongregation und die folgende Distanzierung von Papst Franziskus von der Note- die angebliche Distanzierung, weil Papst Franziskus sich nur indirekt auf das Dokument bezog, ihr aber nie widersprochen hat, 

Die flandrischen Bischöfe haben deshalb das Dokument "Pastorale Nähe zu Homosexuellen. Für eine gastliche Kirche, die niemanden ausschließt". produziert. In diesem Dokument richten die Bischöfe Flanderns einen pastoralen Dienst für Homosexuelle innterhalb des interdiözesanen pastoralen Familiendienstes ein und definieren die Umrisse eines Gebetes, um das Engagement zur Unterstützung der Liebe und Treue eines homosexuellen Paares zu unterstützen. 

Der Seelsorgedienst erfordert eine hauptamtliche Person und soll der Beginn eines Netzwerks sein, das in jeder Diözese einen Vertreter haben sollte. Das Gebet ist Teil der religiösen Verpflichtung für Paare oder sogar einzelne Homosexuelle. Es ist Teil einer Reise, die auch mit Familien unternommen werden kann. Und der Moment des Gebets ist auffallend darauf bedacht, den Unterschied nicht nur zum Ritus, sondern auch zu den einzelnen Worten über das Sakrament der Ehe zu wahren.

Es gibt keinen formellen Segen für das Paar, keinen Austausch der Zustimmung zwischen dern Partnern, keine Zeichen wie Ringe oder Kronen. Es ist jedoch das erste Beispiel einer Gemeindefeier in deren Zentrum ein homosexuelles Paar steht. Wieder gibt es keinen formellen Segen, aber es gibt ein Gebet um Fürsprache.

Kurz gesagt, der Teil mit dem Gebet wurde mit einer gewissen List behandelt, um der Form nach im Bereich dee berühmten Antwort- responsum - der Glaubenskongregation zu bleiben, die besagtm daß- nein- homosexuelle Paare nicht geseg net werden können.

Zur gleichen Zeit jedoch hat das Dokument der Bischöfe Flanderns etwas Expolsives, genau weil es eine Seelsorge nur für Homosexuelle einrichtet und so auch einen Präzedenzfall für alle Dilzesen Belgiens schafft. Und das ist vielleicht der wichtigste Widerspruch.

1986 hat die Glaubenskongregation ein Dokument zur Seelsorge für Homosexuelle veröffentlicht. Das Dokument verurteilte alle Gewaltakte gegen Homosexuelle. Dennoch hat es die Wichtigkeit betont, si h um sie zu kümmern ohne sich selbst von der Lehre der Kirche zu entfernen, weil die Wahrheit im Mittelpunkt jeden pastoralen Programms steht.

Und dasselbe Dokument unterstreicht: "Ein authentisches Seelsorgeprogramm wird homosexuellen Personen auf allen Ebenen des spirituellen Lebens helfen: durch die Sakramente und besonders durch den häufigen und ernsthaften Gebrauch des Beichtsakramentes, durch Gebet, Zeugnis, Rat und individuelle Sorge. Auf diese Weise kann die ganze christliche Gemeinde den Ruf erkennen, ihren Brüdern und Schwestern zu helfen, ohne sie zu täuschen oder zu isolieren."

Keine Exklusion also. Außerdem war es immer die Position des Hl. Stuhls Menschen nicht nach ihrer Sexualität zu definieren. Ein Mensch ist ein Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, Tatsächlich war es verblüffend, daß in einem Dokument der Jugend-Synode von 2018 der Terminus LGBT ausdrücklich benutzt wird, den die kIrche immer als diskrminierend betrachtet hat.

Nun riskiert die Beauftragung einer Vollzeitkraft für die Seelsorge homosexueller Personen oder Paare nicht nur diese Diskriminierung,durch die einige gleicher sein können als andere, zu akzeptieren, sondern auch ausdrücklich, die Idee einer homosexuellen Familie. 

Einerseits kann man sagen, daß dieser Zugang genuin pastoral und der Zeit angemessen ist. Andererseits jedoch muß man feststellen, daß es da eine Abweichung von der Doktrin und der Praxis der Kirche gibt mit dem Risiko ein signifikanter Riss zu werden. 

Letztlich hat die Technik, kleine, formal akzeptierte Änderungen zu machen, zu  substantiellen Veränderungen geführt. Eine schiefe Ebene zu einer Änderung der Doktrin- mit einem langsamen Anfang. Die entstammt einem robusten intellektuellen Standpunkt, mit großer Auswirkung auf die Öffentliche Meinung. Also gibt es eine Reaktion. Und dann macht man auf Grund dieser Reaktion weiter. 

Das Problem mit diesem Pontifikat ist, daß die selbe Technik einen fruchtbaren Boden in den Entscheidungen des Papstes findet. Z.B. der selbe Bischof Bruno Forte, der bei der Synode von 2015 sprach, deren Generalsekretär er war, sagte, daß der Papst dazu gedrängt habe, neue Themen in einer Sprache einzuführen, die seine wahren Ziele verbarg.

Der deutschen Synode hat Papst zu Beginn einen Brief geschrieben, auf den er sich ständig bezieht, aber vermeidet in die synodale Diskussion einzutreten.

Zur Frage homosexueller Paare ließ der Papst das Responsum veröffentlichen, aber dann nahm er in vielen Äußerungen andere Standpunkte ein. Übrigens sollte man sich daran erinnern, daß Papst Franziskus nichtsdestoweniger 2016  die Entscheidung homosexuelle Kandidaten oder Kandidaten mit schwulen Neigungen nicht zum Priestertum zuzulassen, bekräftigte. 

Und dann hinterließ der Papst zur Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen ein Statement, das zur Differenzierung aufruft, ohne etwas zu definieren. Papst Franziskus argumentiert, daß man Kasuistik vermeiden sollte. Hier jedoch fehlt die lehramtliche Linie auch, weil es keine präzise Definition der Themen gibt.

Mehr als eine pastorale Entscheidung scheint es ein sehr akzentuierter Pastoralismus zu sein, der die Schaffung von Spaltung zuläßt. Wir verstehen die Dubia der vier Kardinäle zu Amoris Laetitia immer besser, die jetzt in Vergessenheit geraten sind. Diese Dubia beleuchteten ein Problem, das über Amoris Laetitia und ihre Interpretation hinausgeht. Es war das Problem, daß die Einheit der Kirche versagte.

Am Ende gibt es nichts Neues unter der Sonne. Dennoch gibt es ein Gefühl, daß innerhalb der Katholischen Kirche ein Graben entsteht. Das könnte ein ernstes Problem sein."

Quelle: A. Gagliarducci, Monday at the Vatican

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