Mittwoch, 21. September 2022

Maestro Porfiri - eine Überlegung zur Kirchenmusik

Maestro Aurelio Porfiri, längjähriger "Musikchef" des Vaticans, hat sich anläßlich der Begräbnisfeierlichkeiten für Königin Elizabeth in La Nuova Bussola Quotidiana Gedanken über den Zustand der Kirchenmusik bei Katholischen Zeremonien gemacht. 
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"WAS LEHRT UNS DIE MUSIK BEIM BEGRÄBNIS VON KÖNIGIN ELIZABETH?"    

Viele haben ihre Bewunderung für den feierlichen Ritus und die Musik beim Begräbnis von Königin Elizabeth ausgedrückt. Die heutigen katholischen Gottesdienste halten einem Vergleich nicht stand, weil eine jahrhundertealte Tradition der Kirchenmusik in wenigen Jahren dem Erdboden gleichgemacht wurde und Liedchen Platz gemacht hat. Und eine mangelhafte Ausbildung ist die Wurzel gewisser Do-it-yourself-Liturgien.

Wie jeder weiß, fanden am 19. September 2022 die Begräbnisfeierlichkeiten für Königin Elizabeth nach einer 70-jährigen Regierungszeit statt. Manche sagen, daß dieses Ereignis vielleicht das meistgesehene Fernsehereignis aller Zeiten war, mit mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung vor dem Bildschirm. Beim Lesen der vieler Kommentare in den sozialen Medien war ein Gefühl der Bewunderung für die Feierlichkeit des Ritus und für die hervorragende Qualität der Musik und ein Gefühl der Scham für das, was wir in unseren katholischen Kirchen haben, weit verbreitet.

Man könnte sagen, daß das ein ganz besonderer Anlass war und deshalb besonders auf alles geachtet wurde, aber diejenigen, die diese Zeremonien beispielsweise auf YouTube verfolgen, erkennen, daß dies nicht der Fall ist. Außerdem würde es ausreichen, eine besonders feierliche katholische Zeremonie zu vergleichen, und es wäre leicht zu verstehen, daß wir bei dem Vergleich wirklich schlecht abschneiden.

Und doch zeigte der katholische Ritus traditionell den Glanz des Kultus und war auch der Ort für große geistliche Musik. Die Kirchenmusiker, die dieser Zeremonie beigewohnt haben, können nur deprimiert sein, wenn sie daran denken, wozu sie gezwungen werden. Es hat Jahrhunderte gedauert, um eine ehrwürdige Tradition in der Kirchenmusik aufzubauen, es hat ein paar Jahre gedauert, sie dem Erdboden gleichzumachen. Und wozu? Gott die Überbleibsel kommerzieller Lieder anzubieten. Warum wurde das gemacht? Weil "das Volk singen muss!“

Es kann jetzt natürlich einen Platz für das singende Gottesvolk geben, aber der sollte den Platz für den Chor nicht ausschließen, wie die Beerdigung von Königin Elizabeth gezeigt hat. Außerdem, was ist die Logik in all dem? Es wird gesagt, daß Latein bei der Messe nicht verwendet werden kann (trotz der Empfehlung des Zweiten Vatikanischen Konzils, daß es für diese Menschen, die dem zustimmen, der Heilige Gral ist), weil die Menschen es nicht mehr können, sie es nicht mehr in der Schule lernen. Aber es wird behauptet, daß die Leute singen MÜSSEN, wenn man die gleiche Argumentation wie oben anwenden würde und daß sie hier nicht mehr im Chorgesang ausgebildet werden. Wir sind das Land der Oper, alle wollen Solisten sein. Tatsächlich bestand das goldene Zeitalter der Renaissance-Polyphonie aus Solisten, die es verstanden, sich miteinander zu kombinieren. Wie gut werden unsere Kinder in der Schule ausgebildet? Bitten Sie einen durchschnittlichen Menschen, etwas zu singen, und er wird Sie wahrscheinlich ansehen, als hätten Sie ihn gebeten, in der Öffentlichkeit eine Darmspiegelung durchzuführen.

Der Verfasser gehört nicht zu denen, die die englischen Chöre absolut preisen, da sie auch Mängel haben. Aber ehrlich gesagt, wenn es um guten Geschmack geht, haben sie einen Vorsprung. Hier geht die von Paul VI. angeprangerte Selbstzerstörung der Kirche unverdrossen weiter und die Liturgie wird glückselig im Badeanzug oder als Radfahrer gefeiert. Und die Bischöfe sollten dann nicht nur zu Recht empört sein, sondern darüber nachdenken, wie es möglich war, daß ihre Priester überhaupt denken konnten, daß so etwas möglich sei. Wer hat sie ausgebildet? Wer ist ihnen gefolgt? Was haben sie ihnen  über die Liturgie beigebracht?

Mam muß die armen Kirchenmusiker verstehen, die empört und beschämt sind, aber nachdem ich seit Jahrzehnten in dieser Situation bin, kann man nichts anderes tun, als darüber nachzudenken, weil  weiterhin versucht wird, den Patienten mit der gleichen Medizin zu heilen, die ihn krank gemacht hat.." 

Quelle: A. Porfiri, LNBQ 

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