Wie die Ermittlungen abliefen
Bei der Anhörung vom 19. April betonte Luca De Leo, der IT-Techniker des Sicherheitszentrums der Gendarmerie, daß 243 Geräte konfisziert, analysiert und kopiert wurden, und von diesen 37 Geräte, die vom Justizminister für die Ermittlungen benutzt wurden, darunter 9 Mobiltelefone und 17 Computer.
Unter den analysierten Dokumenten ist der sogenannte "3-Prozent-Brief“. Es ist ein Schreiben des Staatssekretariats vom 17. April 2019, das dem Makler Gianluigi Torzi 3 Prozent des Wertes der Londoner Immobilie garantiert. Ein Brief, der laut Anklageschrift nur in der virtuellen Ebene existierte. Der Zeuge sagte, daß nie eine materielle Kopie gefunden wurde und daß das im November 2018 erstellte Dokument dann im April 2019 gedruckt wurde.
Die Verteidigung prangerte erneut die Parteilichkeit der Beweise an, aber Pignatone wies darauf hin, daß bereits in einer Verordnung vom 1. März festgestellt worden sei, daß es das Recht des Rechts-Prokurators sei, die urkundlichen Beweise auszuwählen.
Und es war wiederum der Promoter, der angab, wo und wonach in Chats oder Geräten gesucht werden sollte, mit genauen Zeitrahmen und Schlüsselwörtern. So sehr, daß der Anwalt von Monsignore Mauro Carlino, zuerst Sekretär des Substituten Becciu und dann des Substituten Pena Parra, darauf hinwies, daß einer der beleidigenden - und seiner Meinung nach falsch interpretierten - Sätze darauf zurückzuführen sei, daß unmittelbar vor und nach dem Satz nicht berücksichtigt wurde, daß der Austausch gerecht erfolgte, wodurch jeder mögliche Kontext vollständig verloren ging. Eine Frage, die auch Monsignore Carlino in seinem Verhör aufwarf, als er mit dem Handy in der Hand jeden ihm zugeschriebenen Satz neu kontextualisierte und zeigte, wie die Parteilichkeit der Auswahl auch zu Missverständnissen geführt hatte.
Ermittlungen am Rand Domenico De Salvo, stellvertretender Inspektor der Gendarmerie, beschreibt etwa zwanzig – eigentlich sehr kurze, manchmal nur eine Nacht dauernde– Aufenthalte des ehemaligen Verwaltungsbeamten des Staatssekretariats Fabrizio Tirabassi, in der Schweiz, die von der Firma Sogenel Capital Holding von Enrico Crasso bezahlt wurden. Tirabassi ist ebenfalls Angeklagter und historischer Investor der Gelder des Staatssekretariates.
In einer spontanen Erklärung hob Tirabassi hervor, daß alle Reisen aus amtlichen Gründen stattfanden, die alle genehmigt oder seinem direkten Vorgesetzten, Monsignore Perlasca, mitgeteilt worden waren, obwohl es dafür keine offizielle Methode gab, und Perlasca sich in vielen Fällen darauf beschränkte, alles nur mündlich zu genehmigen. Bei Zahlungen war es üblich, dass der Partner zahlte.
Angelo Martone, Hilfskraft der Kriminalpolizei, der sich mit der Analyse von Bankkonten befasste, konzentrierte sich auf die Aktivitäten von Crasso und auf die Investitionen des Staatssekretariats über eine Firma desselben Maklers. Crassos Anwalt fragte, ob bei den Ermittlungen jemals berücksichtigt worden sei, dass diese Investitionen immer noch Veräußerungsgewinne von mehreren Millionen Euro abwarfen, was Martone verneinte.
Luca Bassetti dagegen, Gendarm der Kriminalpolizeiabteilung, konzentrierte sich auf den Fall von Cecilia Marogna. Neun Überweisungen erfolgten vom Staatssekretariat an Logsic, das slowenische Unternehmen dessen alleinige Eigentümerin Cecilia Marogna ist, und an das britische Unternehmen Inkermann. Die Gründe waren "Freiwilliger Beitrag für humanitäre Einsätze", und der Gendarm unterstrich auch, wie Becciu das Thema 2018 weiter behandelte, als er nicht mehr unterstützt wurde, wie aus dem Gespräch mit Monsignore Perlasca hervorgeht. Es sollte jedoch angemerkt werden, daß es sich um eine Operation handelte, von der nur sehr wenige wussten, und dass es daher nicht verwunderlich ist, daß Becciu sich persönlich darum kümmerte, noch daß Beccius Nachfolger, Erzbischof Peña Parra, eine Erklärung benötigte, um die Operationen weiter zu führen, von denen er keine Kenntnis besaß. Teil des Übergangs, könnte man sagen.
Bei alledem wird auch darauf hingewiesen, dass eine Aufsichtstätigkeit vorlag. Die Financial Intelligence Authority hatte am 4. September 2018 eine Verdachtsmeldung zu einer Barzahlung von acht 500-Euro-Banknoten erstattet.
Zwei blitzschnelle Verhöre durch den Erzbischof von Fermo Pennacchio, der zum Zeitpunkt der Tat Verantwortlicher der CEI für die von 8 Promille war, und durch Stefano Calamelli, Direktor des Bambino Gesù, forderten nur die Bestätigung der in der Befragung gemachten Aussagen.Das wird jedoch nicht vor Dezember passieren - stattdessen wird es die Aussage von Gianfranco Mammì, Generaldirektor des IOR, geben, dessen Bericht den Fall ins Rollen gebracht hatte. Er wird unter anderem erklären müssen, warum das IOR auf eine Kreditanfrage des Staatssekretariats positiv reagiert und wenige Tage später seine Meinung geändert hat."
Quelle: A. Gagliarducci, aciStampa
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