In seiner heutigen Kolumne für "Monday at the Vatican" kommentiert A. Gagliarducci Anspruch und Wirklichkeit der Forderung von Papst Franziskus nach Einheit der Kirche.
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"PAPST FRANZISKUS UND DIE KRISE DER EINHEIT"
Vielleicht ist es Schicksal, daß der Päpste sich den Jahrestagen des Zweiten Vaticanischen Konzils voller Bitterkeit nähern. Vor 10 Jahren formulierte Benedikt XVI -aus dem Fenster des Apostolischen Palastes schauend- eine bittere Rede, die auf die "schlechten Fische" im Netz der Kirche aufmerksam machte und mit Nostalgie auf den 50 Jahre zuvor herrschenden Enthusiasmus blickte. Am 11. Oktober erinnerte Papst Franziskus mit einer harschen Rede an den 60. Jahrestag der Eröffnung des Konzils, verurteilte die Polarisationen und forderte die Katholiken auf, einig zu bleiben, weil "eine Kirche, die in Jesus verliebt ist, keine Zeit für Zusammenstöße, Gift und Kontroversen hat".
Papst Franziskus´ Worte verblüffen, weil sie zutreffen. Papst Franziskus sagte: "Wie oft nach dem Konzil haben Christen schwer daran gearbeitet, eine Partei in der Kirche zu wählen, ohne zu realisieren, daß sie das Herz ihrer Mutter zerreißen? Wie oft haben wir es vorgezogen lieber "Unterstützer unserer eigenen Gruppe als der Diener aller, von Progressiven und Konservativen als der Brüder und Schwestern, eher des rechten oder des linken Flügels als von Jesus zu sein; lieber Schutzengel der Wahrheit oder Solisten von Neuheiten" zu sein, anstatt uns selbst als demütige und dankbare Kinder der Heiligen Mutter Kirche zu erkennen."
Dennoch bleibt, wenn man diese Worte des Papstes liest- ein bitter-süßes Gefühl. Papst Franziskus macht die Anerkennung des II.Vaticanischen Konzils eines der Hauptthemen des Pontifikates. Traditionis Custodes, das mit wenigen Ausnahmen den antiken Ritus praktisch aus der Kirchengeschichte auslöscht. wird genau durch den Willen gerechtfertigt, um das II.Vaticanische Konzil zu vollenden.
Papst Franziskus versäumt es nie, vor Rückwärtsgewandtheit zu warnen, die er als gefährliche Ideologie ansieht. Ein rückwärtsgewandter Traditionalismus ist eine der größten Gefahren für die Kirche- auf gleicher Ebene wie "Progressismus, der mit der Welt übereinstimmt" weil beide "Untreue" und "pelagianische Selbstsucht, die den eigenen Geschmack und die eigenen Pläne vor die Liebe stellt, die Gott gefällt."
Alles richtig. Dennoch kann man-wenn man auf das Pontifikat und die Entscheidungen von Papst Franziskus schaut- nicht umhin, zu bemerken, daß der Papst bei verschiedenen Gelegenheiten zwischen diesen beiden Treulosigkeiten hin und herschwankt und in Wirklichkeit nach einem Gleichgewicht sucht, um das zu finden, er gekämpft hat.
Dafür ist Traditionis Custodes das erste Beispiel, weil der Papst mit diesem Beschluss die Türen für eine liturgische Bewegung schließt, die in der Kirche und nicht außerhalb der Kommunion mit dem Papst entstanden ist.
Papst Franziskus scheint sich für Konsequenz zu entscheiden und fordert die Kirche auf, auf derselben Linie zu bleiben. Er schafft eine Spaltung. Tatsächlich bewirkt er mehr als eine Spaltung. Einige Bischöfe haben die Normen sklavisch befolgt, andere haben sie frei interpretiert. Es wird Gläubige geben, die die neuen Entscheidungen akzeptieren, und andere, die sich der traditionalistischen Welt anschließen.
Als Benedikt XVI. die Türen zur traditionellen Welt öffnete, hatte er auch die Mitglieder der Priesterbruderschaft St. Pius X. gebeten, eine doktrinäre Präambel zu unterzeichnen, um zur vollen Gemeinschaft mit Rom zurückzukehren. Diese Präambel sah die Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils vor.
Andererseits beschreitet Papst Franziskus den Weg, jeden Widerstand wegzuwischen. Indem er das tut, beläßt er alle dort, wo sie sind, ohne etwas zu verlieren, aber auch ohne etwas zu gewinnen.
Papst Franziskus rief dazu auf, Polarisierung zu vermeiden und die Gemeinschaft zu bewahren, "die Nos
Dennoch hatte Benedikt XVI schon 2011 von "säkularen Trends" gesprochen, die Dämonisierung der Kirche vorhersehend, um sie zu Jesus zurückkehren können zu lassen.
Es ist also kein neuer Appell. Aber dann war Papst Franziskus bei seinen Entscheidungen sehr politisch, sorgfältig darauf bedacht, auch in der säkularen Welt Gewicht zu haben. In vielen Fällen haben die Entscheidungen von Papst Franziskus Menschen auf dem Altar der Heuchelei geopfert, wie er zugegeben hat, als er den Rücktritt des Erzbischofs von Paris, Michel Aupetit akzeptierte.
Sogar der Beschluss beim Vaticanischen Gerichtshof einen Prozess gegen einen Kardinal abzuhalten, stimmt mit der Entscheidung überein, der Welt eine bestimmte Art des Regierens zu zeigen.
Papst Franziskus will alle gleichstellen, daß Priester nicht denken, sie stehen über den Laien und daß Bischöfe keine größere Macht haben als Priester. Indem er das tut, dekonstruiert er jedoch die Welt, nimmt Symboel ihre Bedeutung und führt paradoxerweise die Kirche nicht auf das Konzil zu. Stattdessen läßt er sie zu einer Periode zurückkehren, als nur die Autorität des Papstes wichtig war.
Und wir sehen jeden Tag, daß außer der Proklamation einer synodalen Kirche, nur die Autorität des Papstes zählt. So klingen Papst Franziskus´ Appelle für die Einheit der Kirche mehr wie eine persönliche Beschwerde über die Kritik aus den verschiedenen Sektoren der Kirche gegen ihn.
Das Argument scheint zu sein, daß wenn er der Papst ist, er es ist, weil der Hl. Geist die Wahl inspiriert hat und er deshalb unterstützt und nicht kritisiert werden sollte.
Der Papst fordert das, indem er zur Zurückweisung selbstbezogener Haltungen aufruft. Indem er das tut, beweist er seine eigenen Selbstbezogenheit. Und diese seine Selbstbezogenheit ist es, die vor allem Teilung produziert. In den vergangenen Jahren hat es innerhalb der Kirche offensichtlich keine gesunde Diskussion, aus der wahre Einheit entsteht, gegeben. "
Quelle: A. Gagliarducci, Monday at the Vatican
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