Freitag, 18. November 2022

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes heute über recht- und unrechtmäßige Päpste, speziell im 15. Jahrhundert und wie man einen Papst absetzen kann. 
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"WIE MAN EINEN PAPST ABSETZT:  ICH VERSUCHE, DIE LEHRE DES ERZBISTUMS WESTMINSTER ZU ENTWIRREN" 

Ich veröffentliche hier eine Überarbeitung eines Artikels, der zuvor, glaube ich, dreimal in meinem Blog erschienen ist. (Einige Korrekturen und Ergänzungen, die in den Original-Threads angeboten wurden, wurden dankbar in diesen Text eingearbeitet.) Leute, die nur diesen Blog besuchen ... und überhaupt das Internet allgemein ... müsse für ein kurzes Kichern nur direkt nach unten zu den kurzen Absätzen in Blau gehen.

Besonders dankbar bin ich Leuten, die es mir ermöglichen irgendwelche falschen Behauptungen zu korrigieren.

Wenn man die Westminster Cathedral betritt, sieht man, wenn man auf die Wand zu Ihrer Linken schaut, zwei große Messingplatten (Bronze?), die uns eine Liste der Hauptpastoren der katholischen Kirche in diesem Land des Hl.Augustinus geben und ihre Gemeinschaft mit dem Stuhl Petri zeigen sollen. (Wer hat sie zusammengestellt? Siehe den Thread. Interessanterweise wird darin behauptet, daß die Apostolischen Vikare des Londoner Bezirks während der Zeit der Strafe Hauptpastoren waren ... ist das wahr?) Das Ziel dieser Liste ist sicherlich ekklesiologischer Art (tatsächlich polemisch und anti -anglikanisch) und dazu bestimmt, den Status der römisch-katholischen Teilkirchen in England auf der Grundlage ihrer Communio mit dem Stuhl Petri zu beanspruchen. Ein solches öffentliches Zeugnis und eine solche Explicatio der Communio muss eindeutig als Verkörperung der formellen Lehre der Particularkirche of Westminster, Gott segne sie!, angesehen werden.

Woran ich interessiert bin, ist das frühe 15. Jahrhundert, die Zeit vor dem Großen Westlichen Schisma. Zu einem bestimmten Zeitpunkt gab es gleichzeitig drei wetteifernde Papst-Linien: die Römischen Päpste, die Avignon-Päpste; und nachdem das Konzil von Pisa 1409 beide abgesetzt hatte (ihre Absetzung wurde von keinem der beiden anerkannt) gab es auch die Pisa-Päpste. Natürlich werden uns dogmatische Puristen versichern, daß es wirklich nur einen Papst gegen kann. Einer dieser drei Prälaten war der richtige Papst; die beiden anderen waren Gegenpäpste. Offensichtlich waren Menschen, die einem der beiden Gegenpäpste anhingen und glaubten, er sei der wahre Papst, in vollkommen gutem Glauben und wünschten aufs ernsthafteste, in Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Hl.Petrus zu sein. Ein Argument, das sie als "nicht-papalistisch“ darstellte, wäre unehrlich. Aber objektiv waren solche Anhänger tatsächlich nicht in Gemeinschaft mit ihm; sie befanden sich objektiv im Schisma von dem einen Mann, von dem Gott (allein!) weiß, dass er Papst gewesen ist.

waren Menschen, die einem der beiden Gegenpäpste anhingen und glaubten, er sei der wahre Papst, in vollkommen gutem Glauben und wünschten aufs ernsthafteste, in Gemeinschaft mit dem Nachfolger von St. Petrus zu sein. Ein Argument, das sie als „nicht-papalistisch“ darstellen wollte, wäre unehrlich. Aber objektiv waren solche Anhänger tatsächlich nicht in Gemeinschaft mit ihm; sie befanden sich objektiv im Schisma von dem einen Mann, von dem Gott (allein!) weiß, daß er der Papst gewesen ist.


Dr. E. L. Mascall bemerkte, daß es nie ein endgültiges Urteil darüber gegeben hat, welche dieser drei die wahre Linie der wahren Päpste war und verschiedene Ausgaben solcher Werke wie das Annuario Pontificio stimmen nicht immer überein; aber de-facto-Konsens ist daß die Römischen Päpste die Richtigen waren. Das heißt bis 1409. 1409 ist das Jahr, in dem der größte Spaß beginnt. 

Sitzen Sie bequem?

Als das Jahr 1409 begann, war Gregor XII der Römische Papst. England war in Kommunion mit ihm. Schottland, Frankreich und Spanien andererseits waren in Kommunion mit dem Avignon-Papst Benedikt XIII. Aber während dieses Jahres 1409 verließen die meisten Kardinäle jedes Papstes ihren jeweiligen Herrn und kamen im Konzil von Pisa zusammen; und sie forderten sie beide abzusetzen einen neuen Papst zu wählen, Alexander V. 2+1= 3Päpste! Schauen wir jetzt, was die offizielle Liste von Westminster mit dieser Situation macht.

Die Liste in Westminster Cathedral zeigt, daß Gregor XII (römisch) 1406 Papst wurde; dann Alexander V (Pisa) 1409 (obwohl der ursprüngliche "Römische" Papst Gregor XII nicht vor 1415 abdankte).

Mit anderen Worte die Kirche und der Bischof von Westminster verkünden interessanterweise implizit die pisanische Doktrin, daß ein "Konzil“ rechtswidrig von einer Gruppe von Kardinälen in Zusammenarbeit mit einigen "Schismatikern“ (wie es Pisa war) und ohne die Zustimmung des rechtmäßigen Römischen Pontifex´, den rechtmäßigen Papst (in diesem Fall Gregor XII) rechtmäßig absetzen und rechtmäßig -eo nondum defuncto- einen rechtmäßigen Ersatz wählen können.

Diese Westminster-Pisa-Doktrin regt eindeutig zum Nachdenken an! Würden vier Kardinäle und die SSPX Bischöfe- versammelt in einem feierlichen Konklave auf der Spitze des grotesken Minaretts von Westminster Cathedral für die Gültigkeit genügen?

Aber Alexander V starb 1410; und seine Pisa-Linie wurde durch die Wahl von Johannes XXIII (sic) fortgesetzt. Aber die Westminster-Liste erwähnt diesen Johannes XXIII nicht. Der nächste Papst, den es gibt, ist Martin V, der von Konzil von Konstanz 1417 gewählt werden sollte. (Bei diesem Konzil akzeptierten beide - Gregor XII (Rom) und Johannes XXIII (Pisa) entweder ihre Absetzung oder dankten ab.)

Deshalb erscheint es so, daß von 1410 bis 1417 - laut der öffentlichen Lehre der Kirche von Westminster- der Stuhl Petri vakant war. Aber es ist unklar, warum in dieser öffentlichen Lehre von Westminster, Alexander V (Pisa) wirklich Papst war, aber sein unmittelbarer linearer Nachfolger, Johannes XXIII (Pisa) diesen Status nicht hatte. Offensichtlich besitzen die eigenartigen Dogmen von Westminster Tiefen die noch nicht bearbeitet worden sind.

Ein siebenjähriges Interregnum, in dem keiner in Kommunion mit dem Papst ist, weil es keinen gibt, ist sicher lang genug um interessante ekklesiologische Fragen zu stellen. Ich kehre in Fußnote 3 dahin zurück.

So weit haben wir die Papst-Namen auf der linken Seite der Westmisnter-Cathedral-Liste bedacht. Schauen wir jetzt auf die rechte, wo wir die Erzbischöfe von Canterbury aufgelistet finden (wenn bekannt) und das Datum, an dem sie ihre Pallien erhielten. Der anonyme Hersteller dieser Liste, hält die Übergabe und den Empfang des Palliums für einen klaren Hinweis auf die Communio zwischen Rom und Canterbury. Und 1414 wurde Henry Chichele Erzbischof von Canterbury uns empfing im selben Jahr das Pallium in Kings Sutton. Ja... er empfing das Pallium...vestehen Sie...1414.

1414 betrachtete der größte Teil der Welt- einschließlich Englands, den Pisa Papst Johannes XXIII als den wahren Papst. Nur Italien hielt immer noch am Römischen Papst Gregor XII fest. (Erinnern Sie sich: die Kirche von Westminster betrachtet den Stuhl Petri zwischen 1410 bis 1417 als vakant). Zufällig- falls Sie sich fragen- war der Avignon-Papst Benedikt XIII in eine kleine spanische Stadt namens Peniscola geflohen und wurde von diesem Punkt von allen anderen ignoriert.

Wer also sandte Erzbischof Chichele 1414 das Pallium?

Ich bezweifle nicht, daß das der Pisa-Papst Johannes XXIII war. (S.den thread)

Aber die Kirche von Westminster entläßt diesen armen Burschen offiziell und sehr öffentlich als nicht existent, d.h. also als einen bloßen Gegenpapst. Wie es die modernen Papstlisten tun.

Als Angelo Roncalli also 1958 zum Bischof von Rom gewählt wurde, wählte er also den Namen Johannes XXIII, als ob er niemals zuvor einen rechtmäßigen Papst dieses Namens gegeben hätte.

Unabhängig von der Frage, ob Johannes XXIII. (Fassung 1) wirklich Papst war oder nicht, finde ich es schwer zu verstehen, wie die Church of Westminster meint, sie zeige die Bedeutung der Gemeinschaft zwischen den obersten Pastoren der katholischen Kirche in diesem Land und der Heilige Stuhl, indem er sich rühmte, dass Erzbischof Chichele das Pallium zu einer Zeit erhalten hatte, als seine eigene Liste den Stuhl von Rom für vakant erklärte, ohne dass es einen rechtmäßigen Papst (nach westklösterlicher Ansicht) gab, der berechtigt war, Pallia zu segnen und auszusenden.

Stigand stellt zufällig ähnliche Fragen für Rigide Westminsterliche Extremisten.

Fußnoten:

1) All dies würde noch mehr Spaß machen, wenn eine katholische Kathedrale in Schottland eine parallele Liste hätte ... ebenfalls sehr groß in Messing (Bronze?) geschrieben ... die eine ganz andere Liste von "Päpsten" zeigt, mit denen die schottischen Diözesen in Gemeinschaft standen zwischen 1378 und 1409, und der, wie ich mir vorstelle, Pallia zu den schottischen Metropoliten schickte. Der Avignon-Papst Benedikt XIII. verlieh der Schola in S. Andrews 1413 den Universitätsstatus ... er wird dort immer noch geehrt. Ich frage mich, mit welchem päpstlichen Antragsteller die Stadt Berwick on Tweed kommuniziert hat! Und wie steht es mit der mittelalterlichen Diözese Sodor und Man, die im Mittelalter ohnehin eine Tendenz zur bischöflichen Doppelzüngigkeit zeigte? Und da sind unsere geliebten Kanalinseln, glückliche kleine sonnenbeschienene Steueroasen und historisch gesehen Teile der Diözese Coutances. Es könnte für Hersteller von großen Messingplatten einen industriellen Spielraum geben, um Geld zu verdienen, indem sie widersprüchliche Nachfolger-Listen erstellen!

2) Ich möchte nicht, daß irgendwer denkt, daß ich mich über die Lehre der Heiligen Mutter Kirche lustig mache, die beim I. Vaticanischen Konzil als tenendum de fide definiert wurde, was das Petrus-Amt betrifft; oder daß die Fakten über das Große Schisma des Westens irgendwie den geringsten Zweifel auf diese Lehre werfen, die zu bestätigen und zu verteidigen, ich mein gesamtes Erwachsenenleben verbracht habe. Das tun sie ganz gewiss nicht. Meiner Ansicht nach, behandelt man die theologischen Probleme, die durch das Große Westliche Schisma aufgeworfen werden, am besten , indem man die in § 17 des Dokumentes Communionis notio (1992, AAS 85) anwendet, das von der Glaubenskongregation unter Joseph Kardinal Ratzinger ausgelegt wurde. Und tatsächlich zeigt jedes Narrativ über das Große Schisma die Notwendigkeit für dieses differenzierte Verstehender Ekklesiologie von Communio und des Schismas, wie Ratzinger es dort anbietet. (Siehe auch das durch und durch bewundernswerte Dominus Iesus (2000) §17. Ich kann nicht umhin zu fühlen, daß das eine Haltung ist, die Prof. Dr. E.L. Mascall, der zögernd die probleme ansprach, die das Große Schisma aufgeworfen hat, auch hätte annehmen können. )

3) Ein anderer Zugang wäre es, zu argumentieren, daß Christen technsich fundamental mit der Römischen Kirche und nicht einfach mit ihrem Bischof in Communion sein müssen. Das würde auch ein anderes Problem lösen. das Fr. Mascall angesprochen hat, das Problem der Perioden von Sedisvakanzen...die aus Westminster-Sicht mindestens ohne unüberwindliche theologische Probleme 7 Jahre andauern kann, während der natürlich niemand mit dem Papst in Kommunion sein kann, weil es keinen gibt, aber Katholiken sind alle in Kommunion mit der Römischen Kirche, weil die nicht aufhört zu existieren. Die Leser werden sich auch erinnern. daß zwei dieser frühesten Zeugen für den Römischen Primat, der Hl. Ignatius und der Hl. Irenäus, sich auf die Kirche von Rom beziehen, ohne wirklich ihren Bischof zu nennen; und daß die frühest bekannte Ausübung des Primats-Dienstes der "Brief von Clemens" ist, der wie von der römischen Kirche geschrieben ist.

Natürlich muß der Primat Roms vom Bischof dieser Kirche ausgeübt werden, den der Nachfolger des Hl. Petrus zu Recht inne hat- Aber am Ende schlage ich vor, daß Rom nicht die Primatskirche ist, weil der Papst ihr Bischof ist; der Papst ist der Primus, weil Rom seine Kirche ist.

Ich stelle das als persönliche Spekulation vor, die -wie es mir erscheint- einige der Probleme löst."

Quelle: liturgicalnotes, Fr. J. Hunwicke

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