Gavin Ashenden in kommentiert in La Nuova Bussola Quotidian u.a. die aggressive Reaktion Austen Ivereighs auf kritische Analysen des Synodalität in ihren aktuellen Erscheinungsformen und Forderungen. Hier geht´s zum Original: klicken
"SYNODALITÄT - EINE ÜBUNG ZUM MISSVERSTEHEN DES HL. JOHN HENRY NEWMANS UND VON LUMEN GENTIUM"
Eine der Folgen wenn man für den Catholic Herald über den Synodalen Prozess schreibt, scheint zu sein, die Leute aufgeregt wütend zu machen.
Als Sokrates seine Zuhörer mit dem bedeutenden Aphoriskmus aufforderte: erkenne dich selbst, mußte die frühen Griechen das versuchen das ohne die Vorzüge von Twitter zu erreichen.
Ich hatte einen Vorteil, der früheren Generationen fehlte, die Schwere meiner Charakterfehler, meine Beschränkungen als Person und meine Unzulänglichkeit als gläubiger Katholik zu erkennen, und das alles Dank Twitter und der enthusiastischen Hilfe einer Gruppe von Leuten, die tief im Synodalen Prozess eingebunden sind.
Angeführt vom Papst-Biographen, Austin Ivereigh, haben sie unermüdlich an ihrer Kritik an meinen Beschränkungen gewirkt. Ihr Fachwissen über den synodalen Prozess wird nur durch ihre Einsicht in meine Fehler übertroffen. Mein einziger und tröstlicher Trost ist, daß sie fast genauso unhöflich gegenüber Monsignore Nazir-Ali sind, der glücklicherweise außerhalb dieser kleinen, aber lautstarken und engagierten Gruppe überall hohes Ansehen genießt.
Eine kleine Probe ihres Witzes und ihrer Weisheit:
"Was für eine entsetzliche Arroganz von Gavin Ashenden": (Ann Farr)
"Ich war immer misstrauisch gegenüber Bekehrungen vom Anglikanismus, deren einziges Motiv von ihrer früheren Kirche abweicht; warum kehrt er nicht in die anglikanische Herde zurück – sie wollen ihn vielleicht nicht zurück (und sie haben wahrscheinlich recht)": (Georges Cheung)"In der Tat! Kommentare wie seine verraten auch theologisch und historisch völliges Unverständnis darüber, wie Synoden und Konzilien in der katholischen Kirche funktionieren: „William Ditewig, der Austin Ivereighs Skepsis bezüglich meiner persönlichen Konversion zur katholischen Kirche unterstützt.
"Es ist bemerkenswert, wie schlecht katechisiert Dr, Ashenden zu sein scheint- wie ironisch" Austin Ivereigh
Aber das ist ein Vorteil für den gegenwärtigen Leser. Vollkommen gewarnt vor den Mängeln des Autors, ist man besser in der Lage, die Argumente zu prüfen. Es ist natürlich ein ganz anderer Prozess, die Argumente eines Falls zu untersuchen, als die Sittenwidrigkeiten und Charakterfehler von demjenigen, der ihn vorschlägt. Sie haben vielleicht das Gefühl, daß die beiden nicht miteinander verbunden sind, aber für diejenigen, die nur die Charakterfehler und nicht die Vorzüge des Arguments sehen, ist diese Kolumne dank Twitter, Austin Ivereigh und seinen Mitreisenden, in der Lage, beides zu präsentieren.
Es gibt zwei Themen, die das Interesse der Kirche an der Synode über Synodalität wecken: Das eine ist das Ergebnis und das andere der Prozess. Mr. Ivereigh hat sich sehr dafür eingesetzt, das Ergebnis voranzutreiben, weil er an der Redaktion der Zusammenfassung aller Beiträge beteiligt war, die wir in diesem Land angeboten haben. Er war auch prominent bei der Erstellung des dramatischen und progressiven Dokuments mit dem Titel „The Working Document for the Continental Stage“. Er investiert daher viel in das Ergebnis und die Integrität des Prozesses, falls es einen gibt.
Tatsächlich bietet das "Arbeitsdokument für die Kontinentale Phase “dem aufmerksamen Leser einen privilegierten Einblick in das beabsichtigte Ergebnis. Aber weil wir dort noch nicht angekommen sind, ist vielleicht die Legitimität des Prozesses wichtiger. In der Tat hat das Aufwerfen von Fragen zur Legitimität des Prozesses Mr. Ivereigh und seine Unterstützer einem Schlaganfall sehr nahe gebracht.
Was sind die Themen? Das scheinen "Was bedeuten Konsultationen" zu sein?
Und was ist der sensus fidelium?
Vor jeder theoretischen und theologischen Prüfung erfordert eine pragmatische Frage eine gewisse Aufmerksamkeit. Nur für den Fall, daß sich ein demokratisches Konsultationsmodell grundsätzlich als gerechtfertigt erweisen sollte, hat es etwas mit unserer Treue zu tun, wenn es die Ansichten von nur etwa 1 Prozent der getauften Katholiken widerspiegelt?
Wahrscheinlich hat Papst Franziskus vor diesem Hintergrund den Konsultationszeitraum um ein weiteres Jahr bis 2024 verlängert, nur für den Fall, daß die eher restriktive Zahl von 1 Prozent verbessert werden kann. Daß niemand einen Vorschlag gemacht hat, welcher Prozentsatz an verbesserter Traktion genau erreicht werden muss, um überzeugend zu sein, sagt uns alles, was wir wissen müssen.
Da ist zunächst die Behauptung, daß das, was als theologischer Begriff von "Beratung“ gedacht war, missverstanden worden sei. Was die Synodalität vorschlägt, ist ein Ersatz der übernatürlichen Urteilskraft durch einen pseudodemokratischen Prozess.
Lumen Gentium und Sensus Fidelium
Darüber, daß vox populi nicht mit vox fidei identisch ist, sollte Einigkeit herrschen.
Und genau hier bereitet es einige Schwierigkeiten, eine Konsultation in den quasi-marxistischen Kategorien der Ausgeschlossenen, Ausgegrenzten und Entfremdeten zu konzipieren. Denn so attraktiv marxistische Kategorien soziologischer Ausgrenzung für die Progressiven auch sein mögen, sie laufen Gefahr, die Kategorie derjenigen, denen sie begegnen, von vox fidei zu vox populi zu ändern.
Der synodale Prozess ist stark an soziologische Kategorien gebunden, die zur Konsultation derjenigen drängen, die den Glauben aufgegeben haben oder die keinen Glauben haben. Pastoral wird dies zweifellos eine therapeutische Bestätigung für die Ausgegrenzten sein, deren Ansichten gefragt sind, aber es beinhaltet einen Wechsel der Kategorien. Der synodale Weg kann an dieser Stelle nicht mehr den Anspruch erheben, die vox fidei und den sensus fidelium anzuzapfen.
Selbst wenn wir der Meinung wären, daß dies kein schwerwiegender Fehler im Prozess war, stellt sich die Frage, was Lumen Gentium eigentlich bedeutet. Zur Verteidigung der Synodalität besteht Mr. Ivereigh darauf, daß die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils den Synodalprozess legitimieren. Insbesondere bezieht er sich auf eine bekannte Passage in Lumen Gentium 12 und behauptet, daß die die synodale Konsultation vorschreibt.
Aber trotz seines Optimismus´ überzeugt sein Textverständnis nicht jeden.
Es steht überhaupt nicht fest, daß Lumen Gentium einen theologischen Census vorschreibt, so wie die Synodalität ihn umsetzt. Lumen Gentium tut etwas viel Tiefergehendes als das.
L.G. lenkt die Aufmerksamkeit der Kirche auf die Gaben des Heiligen Geistes, wie sie unter dem Volk Gottes verteilt werden. Die Behauptung, daß das Volk Gottes nicht irren kann, wird durch zwei Voraussetzungen eingeschränkt. Die erste ist, daß dies im Rahmen der "übernatürlichen Unterscheidungskraft“ ausgeübt wird, während gleichzeitig darauf bestanden wird, daß der Beweis dafür, daß sie sich nicht irren, darin besteht, "unerschütterlich an dem Glauben festzuhalten, der den Heiligen ein für alle Mal gegeben wurde“ . Und es gibt eine weitere Einschränkung, nämlich daß die Ausübung pneumatischer Begabung oder Authentizität nicht für bare Münze genommen werden darf. Stattdessen wird angemerkt, daß "das Urteil über ihre Echtheit (sic) und ihren richtigen Gebrauch denen obliegt, die zu Führern in der Kirche ernannt wurden … prüft alle Dinge und haltet an dem fest, was gut ist "
Noch einmal: eine sorgfältige Lektüre des Textes zeigt, daß sensus populum nicht dasselbe ist, wie sensus fidelium.
Und das ist natürlich der Kern des konservativen Einspruchs gegen die geplanten und vorgeschlagenen Neuerungen des synodalen Prozesses.
Für den Fall, daß das nicht klar genug ist, das Dokument "Sensus Fidei im Leben der Kirche" (S. 89-91) dessen Autor 2014 die Internationale Theologenkommission war, kommentiert:
„Die erste und grundlegendste Einstellung ist aktive Antizipation im Leben der Kirche. Die formelle Mitgliedschaft in der Kirche reicht nicht aus … sie setzt die Annahme der Glaubens- und Morallehre der Kirche voraus, die Bereitschaft, den Geboten Gottes zu folgen, und den Mut, die eigenen Brüder und Schwestern zurechtzuweisen … die Subjekte des „Sensus fidei“ sind Mitglieder die Kirche, die am Leben der Kirche teilnehmen.“
Da der synodale Prozess beauftragt ist, insbesondere diejenigen zu konsultieren, die der Kirche den Rücken gekehrt haben, und diejenigen, die überhaupt nicht glauben, besteht die konsultierte Wählerschaft den Test, den "Sensus Fidei“ vorschreibt, nicht. Eine weitere Einschränkung der Behauptungen über die pneumatische Authentizität des synodalen Prozesses ist, was man mit denen macht, die die katholische Glaubens- und Sittenlehre ablehnen und für ihre Änderung eintreten?
Wer die Ordination von Frauen zum Diakonat und zum Priestertum, die Anerkennung der Gleichgeschlechtlichkeit oder eine Modifikation der kirchlichen Verhütungslehre oder die Kommunion für Geschiedene kraft der säkularen Voraussetzungen bevorzugt, hält sich nicht an die Lehre der Kirche. Der gilt also nicht als Beitragender zum Sensus Fidei. Selbst Papst Franziskus hat die deutsche Kirche davor gewarnt, daß ihre Begeisterung für diese Werte in der kompromisslosen Intensität, die sie ausdrückt, Gefahr laufe, die deutsche katholische Kirche einfach in eine deutsche evangelische Kirche zu verwandeln. Und wie Papst Franziskus scharfsinnig bemerkte, ist das nicht unbedingt zu unserem Vorteil.
Konsultieren
Mr. Ivereigh hat denjenigen, die ihn um Rat fragen, vorgeschlagen, daß die, die Zweifel am Konsultationsprozess selbst haben, den Hl. John Henry Newman in dieser Angelegenheit selbst konsultieren sollten. Problematischerweise stellt sich St. John Henry Newman auf die Seite der konservativen Position. "Konsultieren“ hat die Bedeutung, die die Progressiven von ihm verlangen. "In Anbetracht dessen war es, wie ich mir vorstelle, für einen Schriftsteller, der nicht Theologie lehrte oder behandelte, sondern sich sozusagen unterhielt, durchaus zulässig, wie in der fraglichen Passage zu sagen: "Bei der Vorbereitung einer Dogmatik-Definition werden die Gläubigen befragt.“ Zweifellos wird ihr Rat, ihre Meinung, ihr Urteil über die Frage der Definition nicht gefragt; aber Tatsache ist, daß ihr Glaube als Zeugnis für die apostolische Tradition gesucht wird, auf der allein jede beliebige Lehre definiert werden kann. Ebenso können wir die Liturgien oder die Riten der Kirche "befragen“. Man kann Mister Ivereigh nur dankbar sein, daß er die Aufmerksamkeit derer, die sich über die Authentizität des synodalen Prozesses wundern, auf die negative Kritik von St. John Henry Newman gelenkt hat.
Nicht aureichend katechisiert!
Die Progressiven sind über jeden Hinweis darauf, daß die Befragten nicht ausreichend katechisiert sind, verärgert. Aber weil der gegenwärtige Streit mit der Frage zu tun hat, ob diese marginalisierten Menschen, sowohl am Rande des Glaubens als auch darüber hinaus – die beabsichtigte Wählerschaft, wie uns gesagt wird – tatsächlich katechisiert sind, könnten wir uns fragen, was St. John Henry Newmans Ansichten dazu sein können- Er schreibt:
"Denn ich behaupte, daß sie (die Laien), wenn sie nicht, wie St. Hilary sagt, seit ihrer Taufe im orthodoxen Glauben katechisiert worden wären, niemals diesen Abscheu vor der heterodoxen arianischen Lehre haben könnten, den sie zeigen . Ihre Stimme ist also die Stimme der Tradition."
Wieder einmal ist dies das Gegenteil der Werte und Annahmen derjenigen, die die Synodalität fördern. Die Progressiven machen so viel aus der Macht des Sensus fidei, daß sie glauben, durch die Konsultation darauf zugreifen zu können. Was bedeutet also diese Behauptung im Katechismus:
„Der ganze Leib der Gläubigen. . . kann sich in Glaubensfragen nicht irren. Diese Eigenschaft zeigt sich in der übernatürlichen Wertschätzung des Glaubens (sensus fidei) seitens des ganzen Volkes, wenn es von den Bischöfen bis zu den letzten Gläubigen eine allgemeine Zustimmung in Glaubens- und Sittenfragen bekundet“ (Katechismus v die katholische Kirche 92)
Wir sollten für uns selbst zur Kenntnis nehmen, daß es im Katechismus um die "übernatürliche“ Wertschätzung des Glaubens geht. Dies ist kein Aspekt des Glaubens, der sich normalerweise für die eher politisch eingestellte liberale Denkweise empfiehlt. Es kann sogar sein, daß es ihnen an Vertrautheit oder Sympathie mit dem Übernatürlichen mangelt und sie Schwierigkeiten haben, seine Implikationen zu verdauen. Aber sie suggeriert eher einen pneumatischen als einen politischen Bezugsrahmen.
Bei einer Papst-Audienz 2010 hat Papst Benedikt XVI uns einen Kommentar zu dem, was er unter dem sensus fidei versteht, angeboten:
Was eine erhebliche Enttäuschung für die Anhänger der Synodalität sein muß, gehört dazu nicht- darauf besteht er- irgendeine Art demokratische Abstimmung.
"So war sowohl der Glaube an die Unbefleckte Empfängnis und in die leibliche Aufnahme der Jungfrau schon im Gottesvolk vorhanden, während die Theologie den Schlüssel zur Interpretation in der Totalität der Glaubenslehre noch nicht gefunden hatte. Das Gottesvolk geht also den Theologen voraus und das alles dank des übernatürlichen sensus fidei, namentlich der Fähigkeit, die der Hl.Geist einflößt, die uns ermöglicht, die Realität des Glaubens mit der Demut von Herz und Verstand anzunehmen. In diesem Sinn ist das Volk Gottes der "Lehrer, der vorangeht" und das dann von der Theologie tiefergehend untersuch und akzeptiert werden muss.
Im Wesentlichen bedeutet das, daß das Gottesvolk-sowohl Laien als auch Geweihte- einen besseren "Sinn für den Glauben" haben kann als Theologen und einen Glauben ausdrücken kann, der Teil der Botschaft des Evangeliums ist. "
Es ist jedoch wichtig, festzustellen, daß das keine demokratische Abstimmung ist, in der die Kirche die Gläubigen befragt, und dann sieht, an welcher Lehre festzuhalten und welche aufzugeben ist.
Es ist ein wichtiger Unterscheidungsprozess, in dem die Bischöfe -in Konsultationen mit den Gläubigen- gemeinsam zum selben Ergebnis kommen."
Sollte also einer fehlerhaften demokratischen Konsultation (mit 1 Prozent der Getauften, einschließlich Ketzer und Atheisten), die das erwartete Ergebnis liefert, daß der Glaube und die Moral der katholischen Kirche in Angelegenheiten wie Empfängnisverhütung, Abtreibung, dem Verhältnis von Frauen zum Priestertum geändert werden sollten und gleichgeschlechtlich geneigter Menschen, irgendeine Legitimation zugesprochen werden?
Nein."
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