Montag, 26. Dezember 2022

Fr. Hunwicke spricht

bei liturgicalnotes heute über Pelagianismus, die Rechtfertigungslehre des alten, kleinen Bruders Luther und eine Grabinschrift aus dem 16. Jahrhundert als Beispiel für alle protestantischen -lutherischen wie calvinistischen Lobeshymnen postmortem der damaligen Zeit.
Hier geht´s zum Original: klicken

       "PELAGIANISMUS UND GEBET FÜR DIE VERSTORBENEN"

Vor einiger Zeit haben wir den Bus nach Shipton-under-Wychwood (haben wir nicht hinreißende Ortsnamen in England?) genommen und machten einen Spaziergang im Tal des Evenlode (und wunderschöne Flußnamen?). In der Kirche von Shipton gibt es eine Messingplatte mit einem Palimpsest

Die Vorderseite trägt eine Inschrift über eine Frau, die 1548 starb. Interessanterweise gibt es keinen Hinweis darauf, daß es angemessen sein könnte, für ihren Seelenfrieden zu beten. Das verlangt eine Erklärung: damals 1549 erhoben sich im Hinterland von Oxfordshire die Leute gegen das Prayer Book. Also kann man nicht erwarten, darin auch nur einen Hinweis auf einen Protestantismus zu finden, der bis dahin bis auf einige sehr kleine Gebiete im Osten Englands nur sehr wenig voran gekommen war. Aber die Inschrift versichert uns fröhlich, daß ihre Tugenden und tugendhaften Taten sie zweifellos geradewegs in den Himmel geführt haben.

Sie brauchen mich nicht daran erinnern, daß diese Annahme nicht ganz das ist, was der arme.gute Minderbruder Luther gedacht hat, als er "Rechtfertigung Durch Den Glauben Allein" zusammenstopfte. Aber sie ist auf einer Linie mit den 10-Tausenden Grabinschriften aus den folgenden protestantischen Jahrhunderten, die sicher und sofortige Heiligkeit für jeden Verstorbenen postulierten- auf Grund ihres unglaublich tugendhaften Lebens (da gibt es diese Geschichte von einem kleinen Mädchen. die die Inschriften auf den Grabsteinen auf einem Friedhof las und ihre Mutter fragte: "Wo sind alle die schlechten Menschen begraben?")

Ich frage mich, ob irgendwer jemals einen interpretierenden Bericht darüber verfaßt hat, wie der akademische, doktrinäre Protestantismus von Luther und Calvin (Glaube nicht Werke) mit solcher sofortigen und offensichtlich automatischen Präzision zu seinem genauen und absoluten Gegenteil (Werke) geführt hat, praktisch zu einem populären Pelagianismus. 

Darüber habe ich eine Theorie. Es war genau das viel verspottete "Gesangs“-System mit seiner finanziellen Verbindung zwischen der Vergütung der Geistlichen und den Messen zum Heil der Seelen der treuen Verstorbenen, das die gewöhnlichen unakademischen Mittelalter-Zeitgenossen de facto daran erinnerte, dass wir alle Sünder sind und für unser Heil angewiesen auf Gottes gnädige Barmherzigkeit Nehmen Sie das de facto weg, und normale Nichtakademiker, die ein konzeptionelles Vakuum füllen müssen, werden es in ihren eigenen Gedanken durch die Annahme ersetzen, daß die kürzlich verstorbene Mary Smith keine Messen für ihre Seele braucht – die Regierung hat das gerade erst erklärt und hat alle Vermögenswerte aller Kirchen beschlagnahmt - ergo, wenn wir Ms Smith lieben, müssen wir davon überzeugt sein, daß ihre guten Taten alle Sünden aufwiegen.


Es wird psychologisch wichtig sein, in unserem Geist die beunruhigende Konsequenz zu vermeiden, daß sie, wenn dem nicht so ist, in der - ähm- Hölle ist."

Außerdem, wenn es kein Fegefeuer gibt, dann ist sie bereits im Himmel ... oder in der Hölle. Also ... ist dann mein vorläufiger hypothetischer Vorschlag ... die paradoxe Betonung des populären Protestantismus auf der Errettung durch Werke (die letztendlich in einen oberflächlichen Universalismus einfließen soll, der davon ausgeht, daß alle außer wahrscheinlich Adolf Hitler und Myra Hindley gerettet werden), entstand 1548 aus einer Massenkrise des populären Umdenkens über die Soteriologie und die Verstorbenen.

Auf der Rückseite des Messings, im wiederverwendeten Original aus dem Jahr 1492, haben wir eine starke Erinnerung an das komplexe und tief verwurzelte System, das durch die Unterdrückung der Kirchen zerstört wurde.

Das ist ein Bericht über Vermächtnisse an die Guild of Our Lady in Aylesbury für Messen und Trauerklagen. Vermutlich kam die Messingplatte bei den Plünderungen nach der Aufhebung der Kirchen (Statut vom Dezember 1547) auf den Markt.

Das hat mich an die handschriftliche* Beschreibung von Stiftungen von Sir John Percival, Lord Mayor of London in der Regierungszeit des ersten Tudor, erinnert, die neben seinem Grab in der London City Church of S. Mary Woolnoth hing; vermutlich dienten solche öffentlichen Erklärungen zumindest teilweise dazu, die Bereitschaft künftiger Generationen bei der Erfüllung der Verfügungen sicherzustellen.

* Wiederentdeckt an der Rückseite eines Schranks in S Mary Woolnoth; Interessierte finden einen Bericht in einem Artikel, den ich 2007 in den Transactions of the Devonshire Association veröffentlicht habe (sie könnten auch Duffy Stripping, S. 515ff. lesen). Sir Johns Dokument hat überlebt, weil es neben all den Bestimmungen für Messen für seine Seele, die 1548 obsolet geworden sein werden, einige andere Bestimmungen für Wohltaten gab, die dadurch obsolet wurden. Eine spätere Hand hat diese erhaltenen Bestimmungen mit einem Pfeil im Rand gekennzeichnet."!

Quelle: litugicalnotes, Fr. J. Hunwicke
 

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