Lorenzo Bertocchi kommentiert in einem Leitartikel für "Il Timone" die Äußerungen der Medien nach dem Tod von Papst Benedikt XVI, im Gegensatz zu Artikeln und besonders deren Titeln nach seiner Wahl zum Papst.
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"BENEDIKT XVI, WAS DIE MEDIEN NICHT SAGEN, ODER ZUMINDEST NICHT FEIERN"
"Es sind immer die Besten, die gehen." Es ist bekannt, daß der Tote immer "ein außergewöhnlicher Mensch" ist, ja, "er war eine sonniger Mensch und liebte das Leben". Offensichtlich liebt ihn jeder, auch diejenigen, die ihn bis zum Vortag nicht ausstehen konnten. Das selbe geschieht mit Benedikt XVI. Ratzinger wurde in diesen Tagen von den Mainstream-Medien mit Strömen von Blütenblättern gefeiert: " Er war ein freundlicher Mensch" sagen die Korrespondenten auf dem Petersplatz, "er war sehr beliebt", "ein sanfter und diskreter Mann" und andere Freundlichkeiten. Schade, daß bis Februar 2013 der Chor derselben Medien gegensätzlicher Meinung waren. Der Titel des "Manifest" nach dem Konklave von 2005 "Der deutsche Schäferhund" war nur der Anfang. Ratzinger wurde von vielen der Kanzeln, die ihn heute links und rechts loben, abgelehnt und verabscheut. Wir erinnern uns an fünf seiner Schriften, die heute nicht zitiert werden.
1986 Brief über die Seelsorge homosexueller Personen. Der jüngste lehramtliche Text zu diesem Thema trägt die Unterschrift des damaligen Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, Joseph Ratzinger, in dem wir lesen: "Die menschliche Person, die nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde, kann nicht durch einen reduzierten Verweis nur auf ihre sexuelle Orientierung angemessen definiert werden. Jeder Mensch, der auf der Erde lebt, hat persönliche Probleme und Schwierigkeiten, aber auch Möglichkeiten für Wachstum, Ressourcen, Talente und eigene Gaben. Die Kirche bietet jenen Kontext an, in dem man heute ein äußerstes Bedürfnis nach der Sorge um die menschliche Person verspürt, gerade wenn sie sich weigert, die Person rein als »heterosexuell« oder »homosexuell« zu betrachten, und betont, daß jeder dieselbe grundlegende Identität hat: ein Geschöpf und aus Gnade ein Kind Gottes zu sein, Erbe des ewigen Lebens.
2000, Dominus Iesus über die Einzigartigkeit und Universalität Jesu Christi und der Kirche. Der Text konzentriert sich sicherlich nicht auf den "Dialog", der heute so in Mode ist. Darin heißt es: "Es wird oft vorgeschlagen, in der Theologie Begriffe wie 'Einzigartigkeit', 'Universalität', 'Absolutheit' zu vermeiden, deren Verwendung den Eindruck einer übermäßigen Betonung der Bedeutung und des Wertes des Heilsereignisses Jesu Christi in Bezug auf andere Religionen erwecken würde. In Wirklichkeit drückt diese Sprache einfach die Treue zu den offenbarten Tatsachen aus, da sie eine Entwicklung der Quellen des Glaubens selbst darstellt. In der Tat hat die Gemeinschaft der Gläubigen von Anfang an in Jesus einen Heilswert erkannt, so dass er allein als der menschgewordene, gekreuzigte und auferstandene Sohn Gottes durch die vom Vater empfangene Mission und in der Kraft des Heiligen Geistes den Zweck hat, der ganzen Menschheit und jedem Menschen Offenbarung und göttliches Leben zu schenken.
2006, die nicht verhandelbaren Prinzipien, von denen er ein überzeugter Befürworter vor Verteidiger war. Hier ein Auszug aus der von der Europäischen Volkspartei geförderten Rede an die Teilnehmer der Konferenz: "Was die Kirche betrifft, so ist das Hauptinteresse ihrer Eingriffe in das öffentliche Leben auf den Schutz und die Förderung der Würde der Person gerichtet, und aus diesem Grund schenkt sie den nicht verhandelbaren Grundsätzen besondere Aufmerksamkeit. Unter diesen zeigen sich heute deutlich:
- Schutz des Lebens in allen seinen Phasen, vom ersten Moment der Empfängnis bis zum natürlichen Tod;
- Anerkennung und Förderung der natürlichen Struktur der Familie als Verbindung zwischen Mann und Frau, die auf der Ehe gegründet ist, und ihre Verteidigung angesichts der Versuche, sie rechtlich mit radikal unterschiedlichen Formen der Verbindung gleichzusetzen, die ihr in Wirklichkeit schaden und zu ihrer Destabilisierung beitragen, indem sie ihren besonderen Charakter und ihre unersetzliche soziale Rolle verschleiern.
- Schutz des Rechts der Eltern, ihre Kinder zu erziehen
- Diese Grundsätze sind keine Glaubenswahrheiten, auch wenn sie zusätzliches Licht und Bestätigung durch den Glauben erhalten. Sie sind in die menschliche Natur selbst eingeschrieben und daher der gesamten Menschheit gemeinsam."
2007, Summorum Pontificum, das Motu proprio, mit dem Ratzinger die traditionelle Liturgie "liberalisierte" und sie als eine außergewöhnliche Form des römischen Ritus definierte. Dies brachte ihm die üblichen Vorwürfe einer "Rückkehr in die Vergangenheit" und nicht wenige Kritik innerhalb der Kirche selbst ein. Ratzinger schrieb in seinem Empfehlungsschreiben an die Bischöfe: "Es gibt keinen Widerspruch zwischen beiden Ausgaben des Missale Romanum. In der Geschichte der Liturgie gibt es Wachstum und Fortschritt, aber keinen Bruch. Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch für uns heilig und groß und kann nicht plötzlich völlig verboten oder gar als schädlich beurteilt werden. Es tut uns allen gut, die Reichtümer, die im Glauben und im Gebet der Kirche gewachsen sind, zu bewahren und ihnen ihren rechtmäßigen Platz zu geben.
2019, die "Notizen" zur Pädophilie. 18 Seiten klare Analyse über die Geißel des Missbrauchs in der Kirche. Benedikt XVI. stellt schwarz auf weiß fest, daß "die Physiognomie der Revolution der Achtundsechzig auch die Tatsache beinhaltet, daß Pädophilie als erlaubt und bequem diagnostiziert wurde". Es ist die Ausbreitung des Relativismus, die den Boden düngt, in dem Pädophilie lauert. Hinzu kommt "ein Zusammenbruch der katholischen Moraltheologie, der die Kirche angesichts dieser gesellschaftlichen Prozesse hilflos gemacht hat". Und dann schrieb er wieder: "Es gibt Waren, die nicht verfügbar sind. Es gibt Werte, die niemals im Namen eines noch höheren Wertes geopfert werden dürfen und die sogar über der Erhaltung des physischen Lebens stehen. Gott ist mehr als nur physisches Überleben. Ein Leben, das um den Preis der Verleugnung Gottes erkauft wurde, ein Leben, das auf einer letzten Lüge basiert, ist ein Nicht-Leben. Das Martyrium ist eine grundlegende Kategorie der christlichen Existenz.
Beifall oder nicht, dies ist Teil seines Vermächtnisses."
Quelle: L. Bertocchi, Il Timone
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