Mittwoch, 22. Februar 2023

Nicht nur Aschermittwoch ...

sondern auch das Fest der Cattedra Petri. Dazu schrieb Antonio Tarallo vor einem Jahr in La Nuova Bussola Quotidiana eine nicht nur kunsthistorische Betrachtung. 
Hier geht´s zum Original:  klicken

"DIE CATTEDRA PETRI, DAS MEISTERWERK BERNINIS" 

Am 22. Februar feiern wir das Fest des Stuhls Petri, das Zeichen der Sendung ist, die Christus dem Apostelfürsten anvertraut hat. Die gleichnamige Reliquie wird in dem grandiosen Barockwerk von Bernini aus dem siebzehnten Jahrhundert aufbewahrt, das durch eine geschickte Szenografie das Wesen der Kirche darstellt.

Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Euch will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben, und was ihr auf Erden bindet, wird  im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden löst, das wird im Himmel gelöst werden« (Mt 16, 18-19) Das ist kein Reich der Erde, sondern des Himmels: "Etwas", das alle menschliche Wissenschaft und Erkenntnis übersteigt. Petrus, der erste Papst in der Geschichte der Kirche; der Mann, der dem Evangelium Christi bis zum letzten Augenblick seines Lebens gefolgt ist, bis zum Martyrium. Mit diesem Abschnitt aus dem Matthäusevangelium vertraut Jesus ihm, Simon Petrus, seine Kirche an und zeigt ihm seine Sendung.

Der 22. Februar ist das Fest des Stuhls jenes Petrus, der Christus nachfolgte. Die Geschichte dieses Festes - bereits durch das Depositio martyrum (ein Dokument von etwa 336, im Chronographen von 354 enthalten) bezeugt - verläuft zwischen der Stadt Antiochia und Rom: In der Tat ist der Name, den wir kennen, "Fest des Stuhls des heiligen Petrus", aber in Wirklichkeit hat uns die Geschichte die Existenz von zwei Stühlen des Apostels überliefert: einer von Antiochien, vor seiner Reise und seinem Martyrium in Rom; die zweite, die des römischen Lehramtes. Die Liturgie - vor der Reform des Kalenders (1960) von Johannes XXIII. - feierte beide an zwei verschiedenen Tagen: 18. Januar (Rom) und 22. Februar (Antiochien). Dann wurde am 22. Februar alles vereint.

Aber was stellt der Stuhl dar? 

Papst Paul VI. gelingt es während der Audienz vom 22. Februar 1967, eine perfekte Synthese eines so hohen Begriffs zu liefern: "Der Stuhl des heiligen Petrus, die Autorität, die Christus dem Apostel verliehen hat und die im Stuhl sein Symbol, sein populäres Konzept und seinen kirchlichen Ausdruck gefunden hat. (...) Wir werden gut daran tun, liebe Söhne, diesem Fest die ihm gebührende Verehrung zu erweisen, indem wir an die unersetzliche und von der Vorsehung bestimmte Funktion des kirchlichen Lehramtes denken, das seinen maßgeblichsten Ausdruck im päpstlichen Lehramt hat. Der Stuhl Petri und das Lehramt gehen daher Hand in Hand durch eine gefestigte Tradition. In diesem »Thron« befindet sich das ganze Königtum der Kirche in ihrer Sendung als Lehrerin und Mutter für die ganze christliche Gemeinschaft, für die ganze Welt.


Wer die vatikanische Basilika betritt, kommt nicht umhin, vom barocken Triumph in der Apsis fasziniert zu sein. Das Auge schaut zwischen Wolkenwirbeln und goldenen Putten auf einen Thron, einen Stuhl, hoch und schwebend zwischen Himmel und Erde: Es ist der berühmte "Stuhl des heiligen Petrus". Im Inneren, für die Gläubigen nicht sichtbar, befindet sich eine der wichtigsten Reliquien der Geschichte des Christentums: der Stuhl, genau der Stuhl, des ersten Papstes der Kirche. Die Geschichte dieses Relikts ist ziemlich komplex. In diesem Zusammenhang verweisen wir den Leser auf eine eingehende Analyse (siehe hier), die einige interessante Details liefert.

Seit dem dreizehnten Jahrhundert ist der Stuhl Gegenstand eines immer lebhafteren und weit verbreiteten Kultes: Jeden 22. Februar wurde er in einer Prozession durch die gesamte Basilika getragen und dann auf einen Altar gestellt, um den ganzen Tag der Verehrung der Gläubigen ausgesetzt zu sein. Bis zur Mitte des vierzehnten Jahrhunderts wurde der Stuhl in der sogenannten  Confessio aufbewahrt, dem Raum unter dem Hauptaltar des Petersdoms. Später wurde er in eine Kapelle in der Nähe des Eingangs zur Basilika transportiert: Hier blieb er etwa ein Jahrhundert. Kurz vor dem Jubiläum von 1450 befand er sich über dem Altar der Kapelle Sant'Adriano und wurde 1576 aufgrund der Renovierung der Basilika wieder entfernt. Erst bei Papst Alexander VII. dachte man an einen definitiven Standort, hinter dem Hauptaltar. Das Projekt wurde Gian Lorenzo Bernini anvertraut. Zunächst waren die Abmessungen des aktuellen Meisterwerks nach dem ursprünglichen Projekt kleiner. Nachdem die Zeichnung und die verschiedenen vorbereitenden Modelle dem Papst vorgelegt worden waren, erkannten sowohl Bernini als auch der illustre Auftraggeber jedoch, daß das Denkmal in der Weite der Basilika nicht den Sinn der Pracht ergeben hätte

Von dieser ersten Arbeit gibt es ein schönes Zeugnis in einem Raum der Vatikanischen Pinakothek, wo die vorbereitenden Modelle aus Ton, gemischt mit Stroh auf Eisen und Weidenrüstung für die Bronzefiguren des Stuhls von St. Petrus, sichtbar sind. Zu diesen Modellen gehören die Köpfe des heiligen Athanasius und des heiligen Johannes Chrysostomus sowie viele Engelsfiguren. Bernini und Alexander VII. beschlossen, die dargestellten Dimensionen zu verdoppeln, um dem majestätischen Denkmal, das den Thron Petri setzen würde, noch mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Die Arbeiten begannen 1658 und wurden 1666 abgeschlossen. Der Endeffekt war erstaunlich.

Der Betrachter wird mit einem der schönsten Ausdrucksformen des römischen Barocks konfrontiert: in einem prächtigen goldenen Stuck, in einer echten Theaterkulisse, wirbeln Engel und Cherubim um den Stuhl Petri; wir werden so in Licht und flatternde Wolken katapultiert, überschwängliche Drapierungen zwischen den Strahlen der göttlichen Herrlichkeit. Alles wird von einem spektakulären Licht beleuchtet, das von einer geschickt versteckten Laterne kommt. Architektur, Skulptur und figurative Kunst verschmelzen zu einem globalen Kunstwerk.

Diese riesige, prächtige Szenografie offenbart sich in der Apsis: An der Spitze - klugerweise hinter dem Hauptaltar platziert - steht der Thron Petri, getragen von den Bronzeskulpturen von vier Kirchenlehrern: Augustinus, St. Ambrosius, St. Athanasius und St. Johannes Chrysostomos.

Die Statuen sind mehr als 5 Meter hoch. Der bronzene Thron ist mehr als sieben Meter hoch. Über dem Thron befindet sich der Triumph goldener Wolken mit Putten und Strahlen, die die ganze Basilika zu erleuchten scheinen. Um dem Ganzen Helligkeit und Leichtigkeit zu verleihen, stellte Bernini ein Fenster auf, in dem der Heilige Geist in der Mitte dargestellt ist: Eine Taube strahlt Licht von oben aus; es scheint fast direkt vom Himmel zu kommen, um das Petruslehramt, die Kirche, die Welt zu erleuchten. Es ist die Darstellung des Wesens der Kirche. Das Fenster der Apsis öffnet die Kirche nach außen, zur ganzen Schöpfung Gottes, während das Bild der Taube des Heiligen Geistes Gott als Lichtquelle zeigt. Das wahre Licht."

Quelle: A. Tarallo, LNBQ

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