Mittwoch, 15. März 2023

Das Krönungsritual: ein achtes Sakrament?

 Charles A. Coulomb setzt sich bei PeterOneFive mit der kommenden Krönung König Charles III und den historischen Vorbildern auseinander und erklärt den Lesern die Nähe der Zeremonie zu Riten der Katholischen Kirche, die manche an ein Sakrament erinnern- ein "achtes Sakrament".

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                      "EIN ACHTES SAKRAMENT?"

Am 6. Mai 2023 wird König Charles III in Westminster Abbey gekrönt, wie fast jeder König von England seitdem William the Conquerer 1066 eine ähnliche Zeremonie durchlief. Die Reihe der Rituale seit dem Tod seiner Mutter im vergangenen Jahr erinnern den informierten Beobachter daran, wie viel Katholisches Zeremoniell von der umfunktionierten Monarchie seit der sogenannten Glorious Revolution von 1688 beibehalten wurde. Abgesehen von der Kontroverse unter den Katholiken, die die britische Monarchie unweigerlich hervorruft, ist es ironisch, daß genau die Mängel, die viele von uns in der Institution sehen, das Ergebnis eines Ereignisses sind, das noch andauert als Teil des Fortschrittsmarsches von der Magna Charta zur amerikanischen Revolution und der Emanzipationsproklamation. Aber lassen wir das ganz beiseite und schauen wir uns eine Zeremonie genauer an, die in der Tat tief in der katholischen Herrschaftsauffassung verwurzelt ist, die mindestens bis 1918 – und was das Papsttum selbst betrifft, bis 1963 – geherrscht hat.

Eine Zeremonie die, seit sie zuletzt 1953 für Elizabeth II. verwendet wurde, oft genug benutzt wurde, um den neuen Monarchen für alles zu kritisieren. Aber die Wahrheit ist, daß die LGBT- und Flüchtlingschöre bei den folgenden Konzerten und die vage erwähnten Änderungen an der Zeremonie selbst (falls es tatsächlich zu einer solchen kommt) nicht das Werk des Königs, sondern "seiner“ Regierung und seiner "Untertanen“ sind. Als seine Mutter gekrönt wurde, war Churchill Premierminister und ihre Völker – insbesondere in Großbritannien und in den von den Japanern besetzten Gebieten – hatten gerade ihren Mut bewiesen, und befanden sich im Vereinigten Königreich noch unter Kriegsrationierung. Die Krönung der Königin spiegelte sie wider. Die Regierungen und Völker Seiner Majestät unterscheiden sich stark von den Kampf-Veteranen (oft genug von zwei großen Kriegen), die seine Mutter begrüßten.

Etwas, das tatsächlich die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen hat, ist die Art des Chrisams, mit dem der König als Teil der Zeremonie gesalbt werden soll; Man ist begeistert, daß es Chrisam ohne "Tierquälerei“ sein soll. Abgesehen von dem Verdacht, daß es sich bei einem solchen Öl um "Bergkaffee“ oder "Zuckerfreies Petroleum“ handelt – ein Produkt, das man nicht erwähnen muss – ist das gar nicht das Wichtigste am Chrisam. Tatsache ist, daß es, vorbereitet in Jerusalem, vom griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem gemeinsam mit dem anglikanischen Erzbischof der Stadt geweiht werden soll. Damit soll erstmals seit der Krönung Jakobs II. im Jahre 1685 das Krönungs-Chrisam unbestreitbar von einem Hierarchen in der Apostolischen Sukzession gesegnet sein wird.


Es wird dann ein Sakramentale sein, an das gewisse Segnungen geknüpft sind – unabhängig vom Status des "Erzbischofs“, der den König bei der Krönung tatsächlich damit salben soll (für einen Katholiken muss er als ein klerikal gekleideter Laie gelten, es sei denn, er hat den "niederländische Touch“ Altkatholischer Orden, wie ihn manche haben). Aber die Tatsache, daß überhaupt Chrisam verwendet wird, führt uns zurück in die katholische Vergangenheit Englands.

Die Salbung des neuen Monarchen war der sakralste Teil des Katholischen Krönungsritus-sogar noch mehr als das Aufsetzen der Krone selbst. Das war so, als der Selige Karl 1916 zum König von Ungarn gekrönt wurde. als Ferdinand von Österreich 1838 zum König von Böhmen und 1836 zum König der Lombardei-Venetien gekrönt wurde, als Charles X 1830 die französische Krone empfing und als Franz II 1792 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt wurde, - bis zurück zu den Kaisern und Königen des frühen Mittelalters. Das (die Salbung) wurde als Erneuerung des von Samuel bei König David ausgeführten Rituals gesehen. Sie war für unsere katholischen Vorfahren ein wichtiges Zeichen und mehr als nur ein Symbol. Für sie war das Königtum Teilnahme am Königtum Christi - eine Teilnahme, die durch die Krönung aktualisiert wurde, die dem Monarchen die Autorität verlieh, zu regieren. Die Salbung der meisten Könige wurde mit dem Katechumenen-Öl vorgenommen. Aber mit der Genehmigung des Papstes die Salbung der Könige Frankreichs, Englands. Schottlands, Siziliens und Jerusalem mit Chrisam. Mit einem Wort-das Öl, das für König Charles bereitet wird - obwohl durch einen griechisch-orthodoxen Patriarchen für einen anglikanischen Ritus geweiht--ist was es ist wegen der Päpste- nicht unähnlich dem Titel des Königs "Verteidiger des Glaubens."

Die Krönung Charles´ III wird den selben Grundstrukturen folgen und die meisten Worte und Gebete ihres katholischen Prototyps gebrauchen. Das "Erzbischof von Canterbury" genannte Individuum wird heute - in Nachahmung jener Prälaten in Katholischer Zeit zelebrieren. In jedem katholischen Gebiet, war es der Primas- von Canterbury in England, von Reims in Frankreich, von Toledo in Kastilien etc. der, als ranghöchster Kleriker seines Landes - den Ritus vollführte; den Päpsten aber war die Krönung des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches vorbehalten- genau so wie sie (die Päpste) bei einigen, wenigen Gelegenheiten den Byzantinischen Kaiser bei einem Besuch Konstantinopels gekrönt hatten.

Die Bischöfe der Church of England und die Britischen Peers werden sich in Westminster Abbey, gerade so wie es vor der Protestantischen Revolte gemacht wurde. Damals und jetzt wird der König dann von diesen Schlüssel-Spielern im Staat anerkannt. Bevor der neue Monarch dann schwört, die Kirche zu verteidigen und das Volk in seinen Rechten zu erhalten. Dann folgte im jedem Land, in dem dieser Ritus ausgeführt wurde, die Salbung. Diese sehr sakrale Element der Zeremonie- so wie es an die "Letzte Ölung" erinnert, weil Kopf, Brust, Rücken und Ellbogen gesalbt werden, hat viele Kommentatoren dazu veranlaßt, von einem "achten Sakrament" zu sprechen.

Dieser Eindruck wurde durch die Einkleidung verstärkt, die der Salbung mit dem Katechumenen-Öl oder Chrisam folgt. Während es in den Ländern Unterschiede gab, wurden in den meisten Versionen die Könige in Gewänder gekleidet, die an die eines Diakons erinnern- Stola, Dalmatic, etc. Der Katholische König wurde als eine "gemischte Person" angesehen, der sowohl den Charakter eines Laien als auch den eines Klerikers besaß. Das Ergebnis war, daß wenn sie in Rom waren bei Papst-Messen der Heilige Römische Kaiser als Diakon und die Könige von Frankreich als Subdiakone dienten- und dieser Monarch bei der Messe wie ein Priester aus dem Kelch tranken. Wenn der Kaiser den Papst zu Weihnachten besuchte, trug am Weihnachtstag bei der Matutin im Petersdom eine Lesung vor. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde Kanoniker von St. Peter. der König von Frankreich erhielt das Amt eines Kanonikers in San Giovanni in Laterano und die Könige Spaniens und Englands (bis zum Bruch mit Rom) die selben Positionen in Santa Maria Maggiore und St. Paolo fuori le mura: die meisten katholischen Könige-(einschließlich dieses Quartetts) hatten mehrere Kanoniker-Stellungen und Positionen in königlichen Abteien und anderen religiösen Gründungen inne.

Nach beendeter Einkleidung wurde dem König oder Kaiser das Staatsschwert überreicht; er sollte es dann aus der Scheide ziehen und es nacheinander in alle vier Richtungen zeigen, um seinen Willen zu zeigen, die Kirche und das Volk gegen alle Feinde zu verteidigen. Je nach Land, würde er dann auf einen Thron gesetzt (im Fall Englands den Krönungsstuhl in der Abbey), ihm ein oder mehrere Szepter überreicht, die sein Recht zu regieren und die Pflicht Gerechtigkeit zu üben symbolisieren und ein Reichsapfel-eine von einem Kreuz gekrönte Kugel- die die Herrschaft Christi über den Planeten symbolisiert, die wiederum die Rolle des Monarchen als Stellvertreter Christi in weltlichen Dingen darstellt. Dann wurde ihm ein Ring überreicht, der seine Vermählung mit seinem Land und Volk bedeutet.

Der Bischof (oder im Fall des Heiligen Römischen Kaisers, wenn er in Aachen oder Frankfurt zum König der Römer gekrönt wurde, drei Bischöfe) würde schließlich die Krone auf das Haupt des neuen Souveräns setzen. Diese Kopfbedeckung hatte in jedem Land eine tiefe Bedeutung – von der Kaiserkrone Karls des Großen bis zur ungarischen Heiligen Stephanskrone. Entweder davor oder danach (wiederum abhängig von Land und Epoche) empfing der König die heilige Kommunion. Seine Ehefrau konnte in einer separaten Zeremonie gekrönt werden, wonach das Paar den Geistlichen, Adligen und Bürgerlichen vorgestellt würde, um die Huldigung und Beifallsrufe ihrer neuen Untertanen entgegenzunehmen. Dem folgte eine Art Parade zurück zum Palast, wo unweigerlich ein Bankett für die Persönlichkeiten des Landes folgte. So trat der Monarch in seine halbpriesterlichen, richterlichen und militärischen Rollen ein, ausgestattet mit Legitimität und Autorität von Gott, vermittelt durch die Kirche.

Diese Realität spiegelte sich in der katholischen Zeit wider, indem der Kirchenkalender das Leben der verschiedenen kaiserlichen und königlichen Höfe Europas beherrschte. Gerade weil Christus beim Letzten Abendmahl Sein eigenes davidisches Königtum mit der Communio der Kirche verschmolzen hatte – symbolisiert durch die Fußwaschung beim Letzten Abendmahl –, hat am Gründonnerstag, der an jedem katholischen Hof in Europa gefeiert wird, der Souverän den Armen die Füße gewaschen. Dies blieb so, bis sie im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts jeweils liberal oder gestürzt wurden. Ähnlich verhält es sich mit der Übergabe von Gold, Weihrauch und Myrrhe durch den Souverän an seine königliche Kapelle am Dreikönigstag und (nachdem sich der Brauch im 13. Jahrhundert etabliert hatte) mit seinem Einzug in die Fronleichnamsprozession. Dies blieb bei Österreich-Ungarn bis 1918 und in Spanien bis 1931.

Natürlich war die Art von Monarchie, die diese Zeremonien schmückten, nicht diese Art von "gekrönter Republik“, mit der wir heute vertraut sind – nicht einmal mit der wiederhergestellten Monarchie in Spanien. Nachdem ihm die Kirche Autorität verliehen hatte, hatte der Monarch genügend Macht, um die Außen- und Militärpolitik seines Volkes zu lenken, während er gleichzeitig durch seinen Eid verpflichtet war, die lokalen Freiheiten seiner Provinzen zu respektieren und zu versuchen, als Vater die unterschiedlichen Interessen zu koordinieren – Klerus, Adel, Landadel, Zünfte, Städte und Bauern – seiner Völker: das, was wir heute Subsidiarität und Solidarität nennen würden. All dies endete natürlich zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten, um durch die Art von absoluten Regierungen ersetzt zu werden, unter denen wir alle leben.

Eine der interessanten Eigenschaften der britischen Natur ist ihre Fähigkeit, an den Hüllen der Dinge festzuhalten, lange nachdem der Inhalt verschwunden ist. Nach seiner Krönung – die so sehr an die seiner Vorgänger erinnert – wird Charles III jedes Jahr den Royal Maundy durchleben (keine Fußwaschung mehr, aber es gibt einen Gottesdienst und die dafür ausgewählten glücklichen alten Armen bekommen speziell geprägtes Geld und ein Bankett) und er wird bei der Dreikönigsfeier in der Chapel Royal die drei Gaben der Heiligen Drei Könige überreichen. Sein Frühlingsaufenthalt in Windsor wird immer noch "Oster-Hof“ heißen, und wie er es dieses Jahr getan hat, wird er eine Weihnachtsansprache halten, die die Geburt Jesu Christi ziemlich stark unterstreicht. Mit einem Wort, in vielerlei Hinsicht wird das Aussehen dessen, was einst eine katholische Monarchie war, erhalten bleiben, obwohl das Parlament, das die britische Monarchie seit 1688 im Namen der Freiheit kontrolliert, Regierungen hervorbringt, die so böse und praktisch atheistisch sind wie alle anderen auf der Welt (trotzdem gibt es ehrenwerte Ausnahmen unter ihren Mitgliedern).

Es wäre verlockend, all dies als öffentlich finanziertes Rollenspiel abzutun (obwohl die Monarchie in Wirklichkeit – dank des Kronguts – dem Steuerzahler jährlich Millioneneinnahmen einbringt). Aber abgesehen von der Tatsache, daß die nackten Knochen einer einstigen katholischen Monarchie aufschlussreich darüber sein können, was Regierungsführung sein kann und könnte, besteht immer die Hoffnung, daß diese Knochen irgendwie, eines Tages wieder leben könnten.

Der König wird mit echtem Chrisam gesalbt werden, Daß er lieber den Namen Charles III (als Georg VII, wie man vermutet hatte) wählte, erinnert uns an die ersten drei, die diesen Namen trugen: Charles I, von Cromwell ermordet, der mit Rom um eine Wiedervereinigung verhandelte; Charles II, der auf dem Totenbett zur Kirche zurückkehrte und der wirkliche Charles III, Bonnie Prince Charlie, der für sein Volk in den 1745ern alles riskierte.
Beten wir für seine Konversion (sogar wenn es auf dem Totenbett ist- wie bei seinem Namensgeber und bei Edward VII) und die seiner Völker rund um den Globus. Und beten wir für unsere eigenen Völker und ihre Herrscher, daß durch ihre Bekehrung etwas wie das alte Christentum in diese aufgewühlte Kirche und Welt zurückkehren möge."

Quelle: C.A.Coulomb, OnePeterFive

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