A. Gagliarducci hat für aciStampa anläßlich des 50-jährigen Bestehens diplomatischer Beziehungen zwischen der Republik Zypern und dem Hl. Stuhl den orthodoxen Erzbischof von Zypern Georgios III u.a. zu den Beziehungen zum Hl. Stuhl, der Ökumene mit der Katholischen Kirche und der Lage der geteilten Insel interviewt. Hier geht´s zum Original: klicken
"DER ORTHODOXE ERZBISCHOF VON ZYPERN: "WIR PLANEN, PAPST FRANZISKUS ZU BESUCHEN"
Georgios III wurde am 24. Dezember 2022 zum Oberhaupt der Orthodoxen Kirche Zyperns gewählt. Der ökumenische Dialog als Weg, der "Welt die christliche Hoffnung zu schenken".
Die Idee ist, Papst Franziskus einen Besuch abzustatten, auf eine Art und Weise, die als opportun erachtet wird, Aber für Georgios III, den Orthodoxen Erzbischof von Zypern ist die Herausforderung noch größer: weitere Schritte im ökumenischen Dialog zu gehen, das beiseite zu legen, was trennt und der Welt die christliche Hoffnung zubringen.
Georgios III folgte Erzbischof Chrysostomos II, der am vergangenen 8. November starb. Es war Chrysostomos II, der 2007 als erster orthodoxer Erzbischof den Vatican besuchte, und eine mit Benedikt XVI eine gemeinsame Erklärung unterschrieb. Und es war Chrysostomos der zwei Päpste auf der Insel empfangen hat.
Georgios III geht in den Spuren seines Vorgängers weiter, im Bewußtsein, daß der ökumenische Dialog heute ein immer wichtigerer Weg zum Frieden ist. Bei diesem Gespräch - dem ersten mit einem westlichen Medium seit er Erzbischof von Zypern ist, spricht Georgios III verschiedene Themen an: von den Beziehungen zum Hl. Stuhl bis zur Lage in der Ukraine bis zur dramatischen Situation der Teilung Zyperns, wo sich die letzte Mauer in Europa befindet.
aciStampa: "Am vergangenen 24. Dezember wurden Sie zum Nachfolger Seiner Seligkeit Chrysostomos II gewählt. Was waren Ihre ersten Kontakte mit der Katholischen Kirche?"
Georgios III: "Die Beziehungen der Kirche von Zypern zum Vatikan sind ausgezeichnet. Das sind Beziehungen, die sich aus unserem Respekt vor dem antiken Rom ergeben, aber auch aus der Hilfe, die wir nach der Türkeninvasion von ihr erhalten haben, und aus der Rolle, die wir von ihr als christliche Kirche als Ganzes in der heutigen Welt erwarten. Von großer Bedeutung sind die Besuche der letzten beiden Päpste auf Zypern. Sie unterstreichen auch die Bedeutung Zyperns als apostolische Kirche und als Land, das die Botschaft des Evangeliums in der Welt willkommen geheißen hat. Vor der Gründung der Kirche von Rom wurde die Kirche von Zypern mit dem Besuch von Paulus und Markus auf der Insel Barnabas gegründet. Die Besuche der Oberen der römisch-katholischen Kirche unterstreichen auch die Bedeutung, die sie unserem Land als Schnittstelle zwischen Völkern und Kulturen beimessen. Zypern liegt in der Region, in der Afrika auf Asien und Europa trifft. Und diese Kulturen haben die Insel schon immer beeinflusst. Unser Land liegt in der Nähe des Heiligen Landes und hat viele Besucher empfangen, die nach Jerusalem reisten, und war ein Ort der Evangelisierung durch das Christentum. Deshalb zeigt der Besuch der Päpste die Bedeutung der Stellung Zyperns."
Erzbischof Chrysostomos hatte den Vatican 2007 besucht und mit Benedikt XVI eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Denken Sie an eine neue gemeinsame Erklärung oder irgendeine Art der Zusammenarbeit?
"Der Selige Erzbischof Chrysostomos II hat in der Tat mit Papst Benedikt XVI eine gemeinsame Erklärung über die Zerstörung des christlichen Erbes in den okkupierten Gebieten unterschrieben und die Verbreitung dieser Erklärung hat der Welt geholfen, zuj begreifen, was wirklich in Zypern geschieht. Ich habe den seligen Erzbischof bei seinem offiziellen Besuch in Rom begleitet. Ich war gemeinsam mit ihm bei den Gesprächen mit dem Papst und dem Staatssekretär des Hl. Stuhls und wir haben die Hilfe erlebt, die Bemühungen die sie uns versprochen haben, die vielen Ikonen und Schätze zurückzubringen, die aus unseren Kirchen gestohlen wurden und sie haben geholfen, der Welt die Rechte unserer Menschen zu zeigen. Unsere gegenseitigen Beziehungen sind also sehr freundschaftlich und durch das Vertrauen gekennzeichnet, das die eine Kirche der anderen erweist."
Welche Rolle spielt die Kirche Zyperns in der orthodoxen Welt?
"Die Kirche Zyperns hat in der orthodoxen Welt schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Ihre rasche Organisation als autokephale Kirche, ihre Anerkennung bereits im Dritten Ökumenischen Konzil und die Tatsache, daß ihr Primas mit kaiserlichen Privilegien ausgestattet wurde, machten sie in der orthodoxen Welt respektiert. Er nahm mit Vertretern an allen sieben Ökumenischen Synoden teil und seine Position wurde dank der Persönlichkeiten, die seine bischöflichen Throne schmückten, stets respektiert. Abgesehen von Barnabas, Epiphanius, Spyridon dem Trimitoos und dem Heiligen Johannes dem Barmherzigen sind die Menschen, die Zypern bis ans Ende der Welt bekannt gemacht haben, panchristlicher Natur. Im letzten Jahrhundert wurde Erzbischof Makarios, ein Freiheitskämpfer, nicht nur zum Symbol der christlichen Welt, sondern der ganzen Welt, die gegen den Kolonialismus kämpfte und dadurch den christlichen Glauben in den Augen vieler Menschen erhöhte. Und heute spielt die Kirche Zyperns in den panorthodoxen Konferenzen eine wichtige Rolle."
In diesem Jahr wird der 50. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Zypern gefeiert. Der Heilige Stuhl möchte seine Beziehungen zu Zypern intensivieren. Er erinnert an die erfolgreiche Eröffnung der Nuntiatur in Nikosia und an die bevorstehende Ernennung eines lateinischen Bischofs. Wie beurteilt die Orthodoxe Kirche Zyperns diese Entwicklungen in den Beziehungen? Und welche Auswirkungen können sie haben?
"Tatsächlich erhöht die Vereinbarung der fünfzigjährigen diplomatischen Beziehungen zwischen der Republik Zypern und dem Heiligen Stuhl auch unsere Verantwortung. Wir schätzen die Hilfe, die wir in den Jahren nach der Invasion und Besetzung erhalten haben und die wir auch heute noch von vatikanischen Delegationen auf der ganzen Welt erhalten. Daher sind wir der Meinung, dass die Existenz diplomatischer Beziehungen des Heiligen Stuhls mit unserem Land eine große Hilfe für uns war. Wir freuen uns über diesen fünfzigsten Jahrestag und sind bereit, an allen Veranstaltungen zur Feier dieser Jubiläen teilzunehmen und dabei zu helfen, die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und unserem Land und unserer Kirche zu stärken."
Die ökumenischen Beziehungen in Europa gewinnen unter anderem im Kontext des Krieges in der Ukraine neue Bedeutung. Sogar die Entscheidung des Patriarchats von Konstantinopel, der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche Autokephalie zu gewähren, hat zu etwas geführt, was wahrscheinlich zu Unrecht als „orthodoxes Schisma“ definiert wurde und dazu geführt hat, daß0 sich das Patriarchat von Moskau von allen Gremien des multilateralen Dialogs gelöst hat. Welche Position vertritt die Orthodoxe Kirche Zyperns? Und welche Schritte könnte sie unternehmen?
"Die Kirche von Zypern hat die vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus gewährte Autokephalie der Ukrainischen Kirche anerkannt. Nach Angaben orthodoxer Institutionen hat der Ökumenische Patriarch bis heute den Kirchen, die zuvor zu seinem Gebiet gehörten, Autokephalie verliehen und verleiht dies auch heute noch. Die Ökumenischen Synoden legten fest, dass die nördlichen Teile, Kleinasien und Europa zur Gerichtsbarkeit des Ökumenischen Patriarchats gehörten. Es war das Ökumenische Patriarchat, das Russland, Griechenland, Serbien, Rumänien, Bulgarien und anderen Ländern erstmals Autokephalie gewährte. Selbst als die Ukraine ihre Unabhängigkeit erlangte und um Autokephalie bat, gewährte das Ökumenische Patriarchat diese. Als das Ökumenische Patriarchat Russland die Autokephalie verlieh, definierte es die geografischen Grenzen dieser Kirche, und die Ukraine fiel nicht darunter. Daher erkennt die Kirche von Zypern unter Respektierung der in der Ostorthodoxen Kirche vorherrschenden Moral und Regeln das Handeln des Ökumenischen Patriarchats an, das der Ukraine Autokephalie gewährt hat. Dies wird auch von allen anderen orthodoxen Kirchen wahrgenommen, die die Anerkennung dieser Autokephalie vielleicht aus Gründen, die nicht so sehr kanonischer oder kirchlicher Natur sind, sondern mit der Größe Russlands und seiner wirtschaftlichen Verwerfung zusammenhängen, derzeit aufschieben. Wir sind sicher, daß bald alle Kirchen die Rechte des Ersten innerhalb der Orthodoxen Kirche anerkennen werden."
Sehen Sie Ähnlichkeiten zwischen der Situation in Zypern, wo sich die letzte "Mauer“ Europas befindet, und der Situation in der Ukraine?
Zypern ist heute das einzige Land in der Europäischen Union und in einem geteilten Europa, in dem 38 % seines Territoriums besetzt sind, und es besteht immer die Gefahr – in den letzten Jahren haben die Türken diesen Wunsch nicht verheimlicht –, dass ganz Zypern besetzt wird. Unsere Welt reagiert daher sehr empfindlich auf jede Invasion.
Aus diesem Grund haben unser Volk, unsere Regierung und unsere Kirche die russische Invasion in der Ukraine verurteilt und den sofortigen Rückzug des Eindringlings sowie die Wiederherstellung der Rechte des ukrainischen Volkes gefordert. Aber wir wollen, daß genau das passiert, das Gleiche gilt für Zypern. Im Fall der Ukraine hat dies ganz Europa und die Welt bemerkt, vielleicht weil das Land so groß ist, vielleicht weil Russland auch eine Bedrohung für andere Länder darstellt. Doch für die Republik Zypern gab sich die Welt mit nur wenigen mündlichen Erklärungen zufrieden. Wir fordern die Achtung unserer Rechte und fördern sie als Bürger des vereinten Europas. Alle Europäer haben das Recht auf Freizügigkeit, freien Aufenthalt und freien Eigentumserwerb in ganz Europa. Wir bitten darum, dass dies auch für unsere Bürger im gesamten Gebiet der Republik Zypern akzeptiert wird. Sich in unserem Land frei bewegen zu können, unsere Häuser nicht nur zu besuchen, sondern auch dauerhaft darin zu leben und unsere Immobilien im derzeit bewohnten Gebiet zu genießen."
Quelle: A. Gagliarducci, aciStampa
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