Donnerstag, 3. August 2023

Die Anziehungskraft von Papst Johannes Paul II auf die Jugendlichen

Anläßlich des WJT in Lissabon erinnert George Weigel bei firstthings an Johannes Paul II und seine Ausstrahlung auf Jugendliche - auch bei den Weltjugendtagen während seines Pontifikates und versucht sein Charisma zu erklären. 
Hier geht´s zum Original:  klicken

"VON DER WESTERPLATTE NACH LISSABON UND ÜBERALL HIN"

Die Westerplatte, eine kleine Halbinsel, die die Danziger Bucht einrahmt, war der Schauplatz einer der ersten Schlachten des 2.Weltkriegs in Europa. Am 1. September 1939  eröffnete das Schlachtschiff Schleswig Holstein das Feuer auf die kleine polnische Garnison auf der Westerplatte und erwartete, daß die zahlenmäßig stark unterlegenen und schlecht ausgerüsteten Polen die weiße Flagge hissen würden. Das war ein falscher Eindruck. Die Polen - hauptsächlich jung und ohne Kampferfahrung- widerstanden nicht nur der Beschießung sondern schlugen amphibische Angriffe deutscher Marinesoldaten zurück und erlitten dabei schwere Verluste. Am Ende, am 7. September, kapitulierte die polnische Garnison; aber sie hatten die Angreifer so beeindruckt, daß er deutsche Kommandant dem polnischen Offizier, der die Garnison auf der Westerplatten leitete, gestattete sein Zeremonialschwert zu behalten. 

Als er während seiner pastoralen Pilgerreise in sein Heimatland auf der Westerplatte einen Wortgottesdienst mit einer großen Schar junger Polen zelebrierte,  sprach Johannes Paul II langsam und kräftig in seinem schönen, klangvollen Polnisch sprach, beschwor er das Gedenken an die Generation der Westerplatte und hinterließ eine erinnerungswürdige Herausforderung: 

"Hier an diesem Ort, der Westerplatte, hat einer Gruppe junger Polen im September 1939, Soldaten unter dem Kommando von Major Henryk Sucharski mit edler Ausdauer Widerstand geleistet, in einem ungleichen Kampf gegen die Invasoren. Ein heroischer Kampf. Sie sind im Gedächtnis der Nation ein sprechendes Beispiel geblieben. 

Dieses Symbol muß weiterhin sprechen, eine Herausforderung ...für neue Generationen sein...

Jeder von euch, junge Freunde, wird seine eigene "Westerplatte" finden. Eine Dimension von Aufgaben, die er akzeptieren und erfüllen muß. Eine gerechte Sache, für die man nichts anders als kämpfen kann. Eine Pflicht, eine Vepflichtung vor der man nicht zurückweichen kann, vor der man nicht desertieren kann. Schließlich - muß man eine bestimmte Ordnung von Wahrheiten und Werten "bewahren" und "verteidigen" : in scih selbst und darüber hinaus...

Bei einem  solchen Augenblick (und es gibt viele solche Augenblicke, nicht nur wenige Ausnahmen) ...erinnert euch...geht Christus vorbei und sagt, "folge mir nach". Verlaßt ihn nicht!


Viele, viele male bin ich in den vergangenen zwei Jahrzehnten gebeten worden, die einzigartige Anziehungskraft von Johannes Paul II auf die Jugend zu erklären, besonders in de letzten Jahren, wo er nichts weniger als "Johannes Paul Superstar" der Titelgeschichte des Times Magazins vom 15. Oktober 1979 aussah, der 95 -jährige Papst, der gerade den Madison Square Garden "gerockt" hatte. Meine Antwort war immer eine doppelte. 

1. Johannes Paul war sichtbar ehrlich. Er konnte sprechen wie er es 1987 auf der Westerplatte tat, weil diejenigen zu  denen er sprach, wußten, daß er sie nicht aufforderte Risiken einzugehen, die er nicht getragen hatte; er forderte sie nicht auf, einen Mut zu zeigen, den er nicht gezeigt hatte. Diese Transparenz machte ihn zu einer unwiderstehlichen Person, nicht nur 1987 an der polnischen Ostseeküste sondern auch vom Weltjugendtag in Buenos Aires 1987 bis zu Toronto 2002. 

Zweitens, bemühte sich Johannes Paul II. nicht um die Jugend. Für junge Erwachsene in der zeitgenössischen westlichen Kultur geht es ständig um Gefälligkeit: in der Bildung, in der populären Unterhaltung, in der Werbung, sogar in der Religion. Die implizite Botschaft dieser Nachgiebigkeit ist, daß ein Leben ohne Opfer, Disziplin oder Mut möglich ist. Aber was ist das für ein Leben? Johannes Paul, der mehr pastoralen Kontakt mit jungen Erwachsenen hatte als jeder andere Papst in der modernen Geschichte, wusste, daß junge Menschen mehr als nur Bequemlichkeit wollten: Er verstand aus Erfahrung, daß tief im Inneren des jungen Herzens eine Sehnsucht nach Sinn, nach Adel, nach Größe schlummert.

Anstatt also nachzugeben, forderte Johannes Paul heraus. In nahezu unendlich vielen Variationen eines großen Themas sagte er zu jungen Menschen in allen erdenklichen kulturellen Situationen: „Gib dich niemals mit weniger als der spirituellen und moralischen Größe zufrieden, die die Gnade Gottes in deinem Leben ermöglicht.“ Du wirst es nicht schaffen. Aber gib niemals auf. Steh auf, schüttle den Staub ab, suche Versöhnung und Buße. Aber senken Sie niemals die Messlatte der Erwartung. Christus ist bei dir und er wird dich niemals verlassen. Verlass auch du ihn nicht.“

Die heute auf der ganzen Welt florierenden Campus-Dienste folgen diesem Modell und fordern eher heraus, als daß sie ihm nachgeben. Die jungen Erwachsenenpastoraldienste, die sich erfolgreich der Aufgabe stellen, Katholiken in dauerhafter Mission zu sein, sind diejenigen, die den Katholizismus in vollem Umfang anbieten und nicht Catholic Light“. Während der Weltjugendtag 2023 diese Woche in Lissabon stattfindet, hoffe ich, daß sich eine ähnliche Herausforderung für Bekehrung, Mut und evangelische Mission herausstellt. Denn die Botschaft von Westerplatte ist eine Botschaft an alle, die in der portugiesischen Hauptstadt versammelt sind, und in der Tat an die Katholiken auf der ganzen Welt."

Quelle: G. Weigel, firstthings

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