Montag, 21. August 2023

Die Kontemplativen Ordensleute sind Licht und Sauerstoff für die Welt

Stefano Chiappalone singt in  La Nuova Bussola Quotidiana das Loblied der kontemplativen Ordensleute und unterstreicht ihre Bedeutung in der heutigen hektischen Zeit.
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"MÖNCHE UND NONNEN: DIE KONTEMPLATIVEN SIND LICHT UND SAUERSTOFF FÜR DIE "AUSSENWELT"."

Das Zeitalter der Mönche ist nicht vorüber: weit davon entfernt, das Erbe eine entfernten Vergangenheit, Klöster und Einsiedeleien nehmen den heutigen Menschen aus der Hektik heraus und stellen ihn zu einer erneuerten Beziehung zu Raum, Zeit, Schöpfung und dem Schöpfer wieder her.

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Wenn die allgemeine Denkweise dem Ordensmann, der eine Gebetsstätte leitet oder die Krankheiten des Körpers heilt, ein gewisses Verdienst zuerkennt, fällt es ihr jedoch schwer, denjenigen zu verstehen, der sich zurückzieht, um sich ganz dem Gebet und der Anbetung zu widmen.

Vielleicht eine verständliche Perspektive (außer um dann später zu entdecken, daß selbst die Missionarin der Nächstenliebe ihre Kraft am Fuß des Tabernakels schöpfte, wie die Hl. Teresa von Kalkutta sagte). Weniger verständlich ist ein gewisses Mißtrauen, das in kirchlichen Kreisen selbst verbreitet ist, insofern als es es diesen Aktivismus und Funktionalismus, die den vorherrschenden Ton in der heutigen Gesellschaft darstellen -eindringen läßt. Bestenfalls werden Mönche und Eremiten als Zuckerguss auf den Kuchen des großen Gebäudes des Hl. Römischen Kirche platziert: so hoch und so weit weg wie möglich, aber praktisch als wenig mehr als eine Dekoration betrachtet. Zumindest bis, zufällig oder geplant, wir manchmal aus Verehrung oder sogar Verzweiflung auf der Schwelle ihrer Klöster oder Einsiedeleien stehen.

Manchmal ist alles, was es braucht, ein kurzer Besuch in einer Eindelei in den Wäldern, am Rande dessen, was wir Zivilisation nennen sollen, um zu entdecken, das diese eher eine Zivilisation der Hektik genannt werden sollte. Und  festzustellen, daß das viel-gescholtene kontemplative Leben in sich selbst Reserven an übernatürlichem Leben und Frieden besitzt, die für diejenigen, die in der Welt leben, nur umso erholsamer sind. Hier scheint der Unterschied zwischen dem Misanthropen, der seinem Nachbarn den Rücken kehrt und dem Mönch, der seinen Blick Christus zuwendet, ihm seinen Nächsten anvertraut und ihm Christus als Quelle anzubieten, um seinen Durst aus dieser Quelle zu löschen. 

Jeder denkt an seine oder ihre eigene "Oase des Auftankens"; was diese Zeilen angeht, so  wurden sie - auch als ein Zeichen der Dankbarkeit- durch einen kürzlichen Besuch -im 20 Jahres-Abstand-bei der Eremiten-Gemeinschaft, die in Garfagnana im Schrein der Seligen Jungfrau der Ewigen Hilfe in Minucciano leben, der Diözese und Provinz von Lucca. Die derzeitige Gemeinschaft ist hier seit den 1980-ern, als Fr. Mario Rusconi den Staffelstab von Fr. Marco Cortesi übernahm, einem Epigonen eine Reihe von "Romiten", die sich an dieser Stelle seit dem 17. Jahrhundert abwechselten. Um sie zu erreichen, muß man ein bißchen klettern- zwischen Kurven, die wie von Zweigen bedeckte Tunnel erscheinen:  sicher trägt bereits die Landschaft zu dem Gefühl von "woanders" bei, wie ein riesiger natürlicher Vorhof, der sich wenige Kilometer um den eigentlichen Tempel erstreckt. 


Wird das eine Illusion oder nur ein psychologisches Wohlgefühl eines Lehrers, eines Journalisten, eines Angestellten sein, der an einem bestimmten Punkt die Notwendigkeit fühlt, abzuschalten und sich dann  den modernen Einsiedlern zuwendet, um einige Tage oder Stunden herauszuholen, um bei ihnen den Lärm auszuschalten und das Herz zu befrieden? Könnte das ein Placebo-Effekt sein, der durch die eindrucksvolle Umgebung hervorgerufen wird, in der der Einsiedler lebt?  Aber wenn das alles eine Frage der Örtlichkeit ist und- absurd- wenn wir einmal oben angekommen sind- die Struktur nichts als ein Museum wäre, mit anonymen Angestellten anstatt unserer bärtigen Freunde, würde der Besuch nur 10 Minuten dauern und niemand würde hier herauf kommen, um Frieden zu suchen oder ihre Last menschlicher Sorgen abzulegen, aber allenfalls ein bißchen Coolness und Entspannung. 

Stattdessen ist es genau die Zentralität des Gottesdienstes, die die Seele dieses und anderer Orte wie ihn formt. Hier gräbt jedes Gebet, jede Geste, jede Portion Weihrauch fortwährend den Graben, der das Sichtbare mit dem Unsichtbaren vereint, so daß die Mönche-sogar wenn sie im Garten arbeiten oder in den Wäldern arbeiten- eine liturgische Handlung zu vollbringen scheinen, das ora mit dem labora  vereinen und die natürlichen Gegebenheiten mit übernatürlicher Gnade füllen, von der auch die Besucher profitieren. Das ist die ersten Gabe, die die Eremiten jenen schenken, die hier heraufklettern: das Übernatürliche einzuatmen, um ihren Blick leichter nach oben richten zu können. Es ist schließlich das dauernde Eingetaucht-sein in das Übernatürliche, das diese Asketen so offen für das Menschliche macht, daß sie jenen, die kommen, um ihre Zweifel und Nöte ihrem klugen Sehen und guten Wissen anzuvertrauen.


Die zweite Gabe ist der andere Zeitrahmen, der nicht länger durch Hast und Dringliches verschlungen, sondern durch Glocken getaktet und durch die Rhythmen der Natur und denen der liturgischen Stunden durchwoben ist. An einem gewissen Punkt realisiert man, daß die Uhr immer weniger bedeutet in dieser ausgedehnten Raum-Zeit, die aber weit davon entfernt ist. leer zu sein. Und wenn "dort draußen"  fünf Minuten Verspätung  ausreichen, um Ängstlichkeit zu erzeugen,  kann man sich hier dabei erwischen, wie man Zeit damit "verschwendet",  die Vielfalt der Blumen und Blätter zu betrachten, jedes einzelne durch die unerschöpfliche Vorstellung des Schöpfers entworfen. Aber vor allem, hat man zwischen einem Spaziergang in den Wäldern und dem Singen der Vesper den Luxus, seine Gedanken neu zu ordnen, sie durch ein höheres Licht erleuchten zu lassen, mit einem geordneteren Geist ins Alltagsleben zurück zu kehren. 


Nicht die geringste ist die Gabe der Stille, so sehr daß es sogar jene gibt, die kommen, um das zu machen, was die Mönchen scherzhaft die "Schlafkur" nennen. Wo äußerer Lärm schweigt, kommen die Geräusche der Schöpfung an die Oberfläche,  und dem inneren Tumult folgt die Stille, die oft wie der Luxus selbst erscheint. Durch ein kurzes Eintauchen in diese erneuerte Harmonie können selbst die aufgewühltesten Gemüter sich eine kleine Oase schaffen, in der sie sich erfrischen, wenn sie "auf den Boden" zurückgekehrt sind. Das wird immer notwendiger -weil unsere Gesellschaften immer verkrampfter, unsere Leben immer blockierter werden, und die spirituelle Sehnsucht und sogar das menschlichere "sich selbst kennen" ersticken. Weit davon entfernt Erben der alten Zeiten zu sein, sind die Kontemplativen heute für jene von uns in der äußeren Welt umso nötiger, die auch aus ihren Sauerstoff -Vorräten atmen."


Quelle: S. Chiappalone, Rorate Caeli

 

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