Mittwoch, 16. August 2023

Die Weitsicht Joseph Ratzingers: die babylonische Verwirrung in der Kirche

Sandro Magister erinnert  bei Settimo Cielo an einen Vortrag, den der Theologieprofessor Joseph Ratzinger 1970 in München gehalten hat. 
Hier geht´s zum Original: klicken

"1970 SAH RATZINGER WEIT VORAUS. DAS BABYLON DER KIRCHE WAR DAMALS DASSELBE WIE HEUTE, MIT EINEM WEITEREN UNTERSCHIED" 

Es war der 4. Juni 1970, als der damalige Theologieprofessor der Universität Regensburg, Joseph Ratzinger, in München vor tausend aufmerksamen Zuhörern einen Vortrag hielt mit dem Titel: "Warum ich noch in der Kirche bin".

In italienischer Sprache wurde der Text der Konferenz zuerst 1971 von Queriniana, dann 2008 von Rizzoli und schließlich in Band VIII der "Opera omnia" für die Ausgabe der Libreria Editrice Vaticana veröffentlicht.

Es folgt der erste Teil, in dem Ratzinger den Zustand der katholischen Kirche in jenen turbulenten Jahren nach dem Konzil und nach '68 beschrieb.

Wenn man das heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, noch einmal liest, ist es beeindruckend festzustellen, wie sehr die gleiche "babylonische Verwirrung" jener Jahre andauerte und sich bis in unsere Tage erstreckt, mit dem einzigen wesentlichen Unterschied, daß sie auch den päpstlichen Thron mit Jorge Mario Bergoglio erfaßt hat.

Viel Spaß beim Lesen

   "WARUM ICH IMMER NOCH IN DER KIRCHE BIN" 

von Joseph Ratzinger 

Heute gibt es viele widersprüchliche Gründe, nicht mehr in der Kirche zu bleiben. Der Kirche den Rücken zu kehren, fühlen sich nicht nur viele gedrängt, denen der Glaube der Kirche fremd geworden ist, denen die Kirche zu rückständig, zu mittelalterlich, zu welt- und lebensfeindlich erscheint, sondern auch diejenigen, die in der Kirche ihre historische Gestalt, ihre Liturgie, ihre Unabhängigkeit von den Moden des Augenblicks geliebt haben, den Widerhall der Ewigkeit. Letzteren scheint es, daß die Kirche ihr wahres Wesen verrät, dass sie sich modisch verkauft und deshalb ihre Seele verliert: Sie sind enttäuscht wie ein Liebender, der den Verrat einer großen Liebe erleben muss und ernsthaft erwägt, ihr den Rücken zu kehren.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch sehr widersprüchliche Gründe, in der Kirche zu bleiben. In ihr bleiben nicht nur diejenigen, die unermüdlich ihren Glauben an ihre Mission bewahren, oder diejenigen, die sich nicht von einer alten und lieben Gewohnheit lösen wollen (auch wenn sie wenig davon Gebrauch machen). Heute gibt es in ihr mit größerer Kraft gerade diejenigen, die ihre ganze geschichtliche Wirklichkeit ablehnen und leidenschaftlich den Sinn bestreiten, den ihre Diener ihr zu geben oder zu bewahren suchen. Obwohl sie das beseitigen wollen, was die Kirche war und ist, sind sie auch entschlossen, sich nicht auslöschen zu lassen, weil sie hoffen, sie in das zu verwandeln, was sie ihrer Meinung nach werden sollte."
Fortsetzung folgt... 
Quelle: S.Magister, Settimo Cielo

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