Montag, 28. August 2023

Laudato Si´ zweiter Teil...oder war Laudato Si´ eine unvollständige Enzyklika?

In seiner heutigen Kolumne in Monday at the Vatican befaßt sich A. Gagliarducci mit Papst Franziskus´ Plan der Enzyklika Laudato Si´ eine Fortsetzung folgen zu lassen. 
Hier geht´s zum Original.  klicken

"PAPST FRANZISKUS UND DER ZWEITE TEIL VON LAUDATO SI´"

Letzte Woche hat Papst Franziskus überraschend angekündigt, daß er einen zweiten Teil von Laudato Si´ schreibt, um es mit aktuellen Themen zu aktualisieren. Anschließend erklärte das Presse-Büro des Hl. Stuhls, daß es sich um eine weitere Aktualisierung von Umwelt-Problemen sein werde. Das ist interessant, weil es etwas über dieses Pontifikat aussagt.

Zuerst über den Pragmatismus von Papst Franziskus. Es ist wohlbekannt, daß der Papst Laudato Si´ geschrieben hat, um auf eine Notwendigkeit und Forderung zu antworten, die sich vor allem in der politischen Sphäre zeigte, und er tat das so schnell, so daß diese Enzyklika in Kopie bereits in Paris fertig war. Das war nicht nur eine Frage der Aufmerksamkeit gegenüber Umweltthemen. Wenn wir uns erinnern, wurde Benedikt XVI der grüne Papst genannt, präzise wegen seiner Aufmerksamkeit für die Umwelt, die Jahreszeit der Schöpfung, die im September beginnt, die einer Idee des Patriarchen von Konstantinopel Bartholomäus I  entstammte und in der Katholischen Welt mit Johannes Paul II  schnell akzeptiert wurde. 

Es genügt in der Sozial-Lehre der Kirche, dem 2004 veröffentlichten Kompendium zu blättern, um festzustellen, daß die Aufmerksamkeit der Katholischen Kirche für die Schöpfung und die Fürsorge für die Schöpfung nicht neu sind. In der Tat war das immer Teil der Sozial-Lehre im Kontext mit dem, was Paul VI als"integrale menschliche Entwicklung " definiert hat.

Dieses aktuelle Thema ist anders. Kann eine Enzyklika nur durch eine umschriebenes Situation oder ein spezifisches Thema definiert werden? Kann die Umwelt das Thema eines päpstlichen Dokumentes sein, das nicht die integrale menschliche Entwicklung betrachtet?  Nein, kann sie nicht.  Laudato Si´ ist keine Umwelt-Enzyklika sondern eine, doe versucht die Sozial-Lehre als Ganzes zu erfassen. Sie ist eine Annäherung an die integrale menschliche Entwicklung. Das ist kein neuer Zugang, weil er zuerst in den vorangegangenen Pontifikaten gewählt wurde. 

War also eine Enzyklika zu diesem Thema nötig? Sie war nützlich, weil sie es dem Heiligen Stuhl ermöglichte, sich an der Debatte zu beteiligen, und zwar so sehr, dass die Enzyklika vor dem Besuch von Papst Franziskus im Jahr 2015 unter UN-Beamten zirkulierte. Kurz gesagt, es war eine praktische Notwendigkeit, ein Wunsch, auf eine Herausforderung in der Welt zu reagieren im Rampenlicht der öffentlichen Meinung.


Dieser Pragmatismus von Papst Franziskus hat jedoch seine Grenzen. Als Reaktion auf eine mögliche Herausforderung schien die Enzyklika sofort strukturelle Einschränkungen zu haben. Abgesehen von den Fragen der Soziallehre der Kirche handelte es sich bei den verwendeten Daten tatsächlich um Daten, die in einigen Jahren nicht mehr gültig sein würden. Das Narrativ der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen hatte Einzug in die Kirche gehalten.

Allerdings ändern die Vereinten Nationen die Ziele für nachhaltige Entwicklung alle paar Jahre, weil sie genau auf politischen Entscheidungen und Daten zur aktuellen Situation basieren. Darüber hinaus sind sie manchmal ideologisch beeinflusst. Es ist das, was Papst Franziskus als ideologische Kolonisierung anprangert. Es besteht also das Paradox eines Papstes, der die ideologische Kolonisierung angreift, aber gleichzeitig einige Narrative der ideologischen Kolonisierung als authentisch und gültig ansieht.

Ein fast zynischer Pragmatismus lässt zu, dass die Kirche im Mittelpunkt der Debatte steht, verhindert aber, dass die Kirche in der Diskussion wirklich „anders“ ist. Nach Laudato Si beeilten sich Diözesen, kirchliche Strukturen und andere, der Schöpfung Aufmerksamkeit zu schenken. Die Demonstration ist praktisch: Es gibt immer wieder Berichte von Diözesen oder Ortskirchen, die ein Projekt ohne Umweltbelastung starten, Sonnenkollektoren installieren und sich der erneuerbaren Energie widmen, was die Notwendigkeit hervorhebt, mit der Nutzung fossiler Brennstoffe aufzuhören. Ist dies die integrale Ökologie, von der die Soziallehre spricht, oder handelt es sich nur um einen winzigen praktischen Teil, der mit den Kriterien der Urteilskraft beurteilt werden muss?

Hier kommen wir zur zweiten Tatsache: Papst Franziskus ist pragmatisch und nutzt sein Lehramt, um auf die Herausforderungen des Hier und Jetzt zu reagieren. Die scheidende Kirche ist schließlich eine Feldlazarettkirche, das heißt eine Kirche, die auf Probleme reagiert, wenn sie auftreten und wie sie entstehen. Es ist eine Kirche im Ausnahmezustand. Allerdings lässt die Krise keine Planung für die Zukunft zu.

Einen zweiten Teil von Laudato Si zu verfassen bedeutet jedoch, zuzugeben, dass es sich bei Laudato Si um eine Enzyklika handelte, die nur auf die Gegenwart reagiert hat und kein auch für die Zukunft gültiges Weltbild vermittelte. Vielleicht wird all diese Angst zerstreut, wenn man einmal Laudato Si bis gelesen hat. Vorerst bleibt es jedoch von entscheidender Bedeutung, daß der Papst eine unvollständige Enzyklika verfasst hat und daß ihre Vollendung sie nur mit der Gegenwart verbinden wird, ohne eine universelle Vision zu liefern.

Lassen Sie es ohne Missverständnisse sagen: Papst Franziskus hat seine universelle Sicht auf die Dinge und wahrscheinlich einen genauen Plan für die Kirche. Aber dieser Plan besteht genau darin, die konkrete Realität zu betrachten und dort zu sein, wo die Welt heute ist. Ziel ist es, eine Perspektive zu bieten, nicht zu evangelisieren.

Von dort kommen die dekontextualisierten Sätze, die farbenfrohen Ausdrücke, die jedoch generisch bleiben und keine konkrete Erklärung zu haben scheinen (wie „Engelspurismen“ oder „Totalitarismus des Relativen“ oder "Ethikalismen ohne Güte“ bis hin zu …). aktuelle „Rückständigkeit“) und die generelle Entscheidung, niemals direkt auf Fragen zu antworten, bei denen eine klare Position bezogen werden muss, wie aus den vielen Pressekonferenzen im Flugzeug hervorgeht.

Allerdings hat der Papst eine genaue Vorstellung vom Regieren, eine sogar unhöfliche Art, Entscheidungen zu treffen, und die Fähigkeit, Situationen mit gestrecktem Bein anzugehen, sodaß nur seine Perspektive verfolgt wird. Papst Franziskus möchte ein Modell der Kirche nach seinem Vorbild. Er möchte, daß dieses Modell verstanden wird. Dazu braucht er auch ein Sympathievotum. Und so führt diese Anspielung auf die säkulare Welt zu Dokumenten wie Laudato Si´ oder was eine Fortsetzung davon sein könnte. Vielleicht kann die Kirche auf diese Weise Einfluss auf die Welt nehmen. Aber es besteht auch die gegenteilige Gefahr, nämlich daß die Kirche, da sie nichts Neues zu sagen hat, zur Bedeutungslosigkeit verurteilt wird. Die Veröffentlichung von Laudato Si´ Zwei wird klären, welcher der beiden Wege beschritten wird.

Quelle: A. Gagliarducci, Monday at the Vatican
 

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