Freitag, 18. August 2023

Welche Erkenntnisse haben die Archive über das Pontifikat von Papst Pius XII erbracht?

A. Gagliarducci untersucht und kommentiert bei aciStampa den aktuellen Stand der Studien der Dokumente - die seit der Öffnung des Vaticanischen Archivs über das Pontifikat Papst Pius XII am 2. März 2020 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
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"PIUS XII -AN WELCHEM PUNKT SIND DIE UNTERSUCHUNGEN DER ARCHIVE DES PONTIFIKATES ANGEKOMMEN?"

Die Archive des Vaticans über das Pontifikat Pius´ XII  sind am 2. März 2020 geöffnet worden. Bei einer Konferenz, die vom Pacelli-Komitee organisiert wurde, hat Professor Matteo Luigi Napolitano über den aktuellen Stand der Studien berichtet. 

"Es wird Jahre dauern, das Pontifikat von Pius in einem dramatischen Moment der Welt zu verstehen- und weder wegen der "Schwarzen Legende" bzgl. seines angeblichen Schweigens zur Verfolgung der Juden noch wegen der Komplexität seiner Persönlichkeit -auch wegen der Ereignisse, denen er sich in einem dramatischen Augenblick der Geschichte stellen mußte. Seit jedoch am 2. März 2020 die vatikanischen Archive zu seinem Pontifikat für Wissenschaftler geöffnet wurden, gibt es einige Details, die nicht ignoriert werden können.,

Natürlich kann die Lektüre der Geschichte manchmal unvollständig sein, und wir haben dies an der Menge an Büchern gesehen, die in diesen drei Jahren herausgekommen sind und die manchmal einfach darauf abzielten, eine vorgefertigte Idee zu bestätigen, anstatt Situationen wirklich im Kontext zu lesen, d. h. zu dem Zeitpunkt, als die Entscheidungen getroffen wurden. Es besteht ein Risiko bei der Lektüre der Dokumente, die es erfordert, die Linse der Ideologie zu entfernen, um die "Linse der Konkretheit" zu benutzen. Andererseits erklärt Kardinal Dominique Mamberti, Präfekt der Apostolischen Signatur: "Sobald die Zündschnur des Krieges einmal entzündet ist, hat der Krieg seine eigene Dynamik, die selbst den Kriegsparteien entgeht, weil er sein eigenes Leben, seine eigene Autonomie hat.“ und es ist schwierig, sich zu versöhnen und Frieden zu erreichen.“

Zusammenfassend fügte der Kardinal hinzu: "Im Nachhinein ist es leicht zu sagen, daß Pius XII dieses oder jenes anders hätte machen müssen, weil es leicht ist, zu sagen, was man hätte tun sollen, wenn man das Ende der Geschichte kennt. Aber wir kennen das Ende der Geschichte nicht, weil sie nicht zuende ist und deshalb hing das Tun davon ab,was getan werden konnte."


Ein Punkt zur Situation wird von Professor Matteo Luigi Napolitano,Mitglied der Päpstlichen Akademie für Geschichtswissenschaften und seit Jahren Erforscher der Werke Pius´ XII beigetragen, bei einer Konferenz die am 5.Juni zum Thema "Pius XII: Diplomatie und Politik" veranstaltet wurde. Die Konferenz wurde vom Komitee Pacelli veranstaltet, unter Vorsitz des dynamischen Anwalts Enillio Artiglieri, der seit Jahren für die gerechte Neubewertung von Papst Pacelli kämpft.

Bei der Konferenz hat Professor Napolitano unterstrichen, daß die historische Bewertung von Pius XII. aus seiner Sicht äußerst positiv ist. Er definierte ihn als „einen Laienpapst, weil er eine sehr moderne Ausbildung hatte, die mit der Zeit ging“. Weil die Natur keine Sprünge zulässt, ist es unmöglich, daß er mit dieser Ausbildung ein antisemitischer Papst geworden wäre.“

Der indirekte, aber klare Hinweis betrifft die Vorwürfe des Antisemitismus, die sich in einigen neueren Veröffentlichungen nicht nur gegen den Papst, sondern auch gegen dessen Umfeld richten. Napolitano erklärte, daß diese Anschuldigung aus dem berühmten Drama "Der Stellvertreter“ von Hochhut stammt, einem anklagenden Theaterstück, das "zur Geschichtsschreibung wurde“.

Was findet man in den neuen Dokumenten? Zu allererst findet man einen Brief des Verteidigers
einer Nazi-Größe in Nürnberg, der fragt, ob der Vatican Materialien produziert und de facto wie ein öffentlicher Ankläger von Nazti-Verbrechen agiert.
Und das signalisiert, daß in der Wahrnehmung der Nürnberger Richter dieser Papst auf der richtigen Seite stand.

Das Staatssekretariat - berichtet Napolitano- hat auf beweiskräftige Art mit den Nürnberger Richtern zusammengearbeitet. Napolitano erinnert diejenigen, die sagen daß Pius XII Hitler dem Kommunismus vorgezogen habe, daran. daß Pacelli 1936 in die USA reiste. Dort reifte der Antikommunismus im Kontakt mit den Amerikanern in demokratischer Form. Deshalb entstand einesehr starke Verbindung mit Roosevelt."

Das stellt aber keine Begünstigung des Nazitums dar. Die Frage betrifft den Nuntius in Berlin, Erzbischof Cesare Orsigeno, von dem man sagte er habe unter der Umgebung gelitten und sein gegenüber Hitler zu nachsichtig gewesen. Aber- bemerkt Napolitano-man ersetzt einen Nuntius nicht während eines Krieges Alles das wird durch die Akten des Vaticans verständlich. Es wird vom Bruch der diplomatischen Siegel der Post, es gibt Fotos von der systematischen Verletzung der diplomaztischen Post durch die Nazi-Autoritäten, dort gibt es die gebrochenen Siegel eines Briefes, der einem Schweizer Boten anvertraut werden sollte. "

Und dennoch- notiert Napolitano-"bleiben die kritischen Punkte bestehen", so sehr, daß Erzbischof Domenico Tardini - zu der Zeit Mitarbeiter des Staatssekretariates "ein sehr hartes Urteil über Orsenigo fällte."

Die diplomatischen Prinzipien Pius´ XII sind in der Enzyklika Summi Pontificatus von 1936 festgelegt -dem Programm des Pontifikates von Pacelli. E. Pacelli benutzt das Wort "Friede" wohl 39 mal, beleuchtet die Risiken der internationalen Verträge aber auch der Siegestrunkenheit, er spricht davon, daß es besonders die vom Evangelium inspirierte Gesellschaft ist, die den internationalen Frieden sichern muß. Aber wie ein Schweizer Journalist schreibt, diese Enzyklika erreichte die Gemeinschaft der Nationen gerade an dem Tag als die Sowjet-Union angegriffen wurde.

Und diese Enzyklika wurde in Berlin als direkter Angriff auf Deutschland gelesen, viele Kopien der Enzyklika wurden auf im Schwarzwald und Württemberg verteilt. Er war ein Papst mit höchstem Prestige. Und dann-erzählte Napolitano- kamen im Staatssekretariat Nazi-Fälschungen über die Angst des Papstes an.

Der Historiker berichtet: "Im Staatssekretariat kam ein Brief in Latein an, in dem es hieß " Beatissimo Padre, vom Generalgouvernement Polens wurde der Text der Enzyklika Summi pontificatus veröffentlicht, in dem Eure Heiligkeit großes Mitgefühl für Polen hat, nur daß an der Stelle Polens das Wort Deutschland eingesetzt wurde und in dem vieles verändert wurde, so daß er sich nur auf die Soldaten Hitlers bezog."

Das ist ein gefälschter (fake) Papst, sagte Napolitano. Und dann dementiert er den Gedanken, dap Pius XII ein Geheimabkommen mit Hitler schließen wollte, und gibt zu Bedenken, daß "wenn es wahr ist, daß der Vatican ein Abkommen mit Hitler machen wollte, fragt man sich, warum es keine Dokumente über dieses Abkommen gibt."

Es war eher Hitler, der ein neues Abkommen mit dem Hl. Stuhl wollte, weil er den Vertrag von 1933 nicht ertrug, der bis heute zwischen Deutschland und dem Hl. Stuhl in Kraft ist und von ungezählten anderen regionalen Konkordate mit dem Hl. Stuhl bestätigt wurde, die auf dem Text von 1933 beruhen."

Die Verhandlungen für das Konkordat - unterstrich Napolitano- haben begonnen, bevor Hitler an die Macht kam , aber es ist klar, daß dieses Konkordat nicht als Anerkennung des Nazi-Regimes angesehen werden kann."

Quelle: A.Gagliarducci, aciStampa

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