Donnerstag, 24. August 2023

Wie Erzbischof "Tucho" Fernández seine Lernkurve verbessern könnte....

Das rät ihm George Weigel -angesichts seiner eklatanten Defizite in katholischer Moraltheologie- in einem Artikel bei firstthings und schlägt ihm eine breit gefächerte Leseliste vor. 
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       "ERZBISCHOF FERNANDEZ UND DIE LERNKURVE"

    "Papst Franziskus hat dem Vatican gerade seinen Ratzinger gegeben" erklärte eine Schlagzeile am2. Juli; "Papst Franziskus findet seinen Ratzinger" verkündete eine andere vier Tage später. Beide quickie -Beurteilungen der Ernennung des argentinischen Erzbischofs Victor Manuel Fernández als Präfekt des Glaubens-Dicasteriums waren falsch. Erzbischof Fernández ist kein Joseph Ratzinger, d.h. ein theologisches Gewicht (ein Punkt, den Fernández selbst ausdrücklich in einem der Interviews zu seiner Beziehung zum Papst, dem er dienen wird, nach seiner Ernennung anerkannte.

Zu diesem Punkt: Nicht Johannes Paul II hat Joseph Ratzinger zu einer großen Persönlichkeit in der Weltkirche gemacht; Ratzinger, einer der einflußreichsten Theologen beim II. Vaticanischen Konzil war ein Kirchenmann mit weltweitem Einfluss lange bevor der polnische Papst ihn als Präfekten dessen auswählte, das damals Glaubenskongregation (CDF) hieß. Erzbischof Fernández´ Karriere jedoch ist fast zur Gänze eine Kreation von Papst Franziskus. Als Erzbischof von Buenos Aires ernannte Jorge Mario Bergoglio Fernández zum Präsidenten der Katholischen Universität von Argentinien (gegen die Einwände der CDF und der Kongregation für die Katholische Erziehung) und nachdem er nach Rom gekommen war, machte Papst Bergoglio (wie die Italiener ihn nennen) ausführlichen Gebrauch von den verschiedenen Fähigkeiten seines Protégés. 

Auch die intellektuellen Beziehung sind hier nicht symmetrisch. Johannes Paul II und Joseph Ratzinger haben ein Vierteljahrhundert lang eng verbunden gearbeitet. Aber ihre Art zu denken, war keineswegs identisch und sie waren (ohne unangenehm zu sein) in mehreren Schlüsselmomenten nicht immer einer Meinung, wie ich in "Zeuge der Hoffnung" gezeigt habe. Außerdem hatten die beiden Männer ziemlich unterschiedliche Ansichten über die späte Moderne: Johannes Paul II war ziemlich optimistisch über die Aussichten der Welt nach dem Kalten Krieg; Ratzinger neigte dazu, die Zerstörung der Katholischen Bayrischen Kultur in seiner Jugend als Vorschau kommender  Zerstreuung des gesamten Westens zu betrachten. Im Gegensatz dazu ist er schwer, auch nur einen Zentimeter Abstand zwischen dem Denken von Papst Franziskus und Erzbischof Fernández zu entdecken, nicht zuletzt, weil der jüngere Mann ein Ghostwriter und Sekretär für seinen Patron gewesen zu sein scheint.


Als Joseph Ratzinger Doktrin-Chefberater des Papstes wurde, war er einer der gelehrtesten Männer der Welt, hoch gebildet in Bibelstudien, Philosophie, Geschichte und Politik-Theorie ebenso wie in den verschiedenen Unterdisziplinen der Theologie. Erzbischof Fernández ist ein intelligenter Mann, aber niemand könnte wirklich behaupten, daß er -auf diesem weiten Themenangebot- ebenso kompetent  ist, wie es Ratzinger war. Tatsächlich hat der Erzbischof  in etlichen seiner  (vielen) Interviews nach der Ernennung einen bedauerlichen Mangel an Kenntnissen der kreativen Moral-Theologie verraten, die seit Johannes Pauls II  Enzyklika Veritatis Splendor von 1993 entwickelt wurde.  Bei einem Gespräch meinte Fernández z.B, daß während Veritatis Splendor ein notwendiges Korrektiv für postkonziliare Tendenzen der Katholischen Moraltheologie war, diese Enzyklika die theologische Kreativität nicht durch eine wirklich pastorale Wirkung gefördert habe.   

Ich bitte um Differenzierung. Ernsthafte Katholische Moraltheologie und Moralphilosophie in der englisch-sprachigen Welt sind während er vergangenen 30 Jahre durch die brillante theologische und pastorale Analyse des Morallebens  belebt worden. Während Erzbischof Fernández sich darauf vorbereitet, seine neuen Pflichten in Rom zu übernehmen, sollte er vielleicht seine Lernkurve beschleunigen, indem er sich mit so kreativen Post-Veritatis-Splendor-Büchern vertraut macht, -wie "Veritatis Splendor und die Erneuerung der Moraltheologie" (Joseph Augustine Di Noia, Avery Dulles und Romanus Cessario); "Morality: The Catholic View (von Servais Pinckaers); "Leben in der Wahrheit der Liebe: Eine Biblische Einführung in die Moral-Theologie" Benedict Ashley); Der Mißbrauch des Gewissens. Ein Jahrhundert Katholische Moraltheologie ( Matthew Levering); Biomedizin und Seligkeit: Eine Einführung in die Katholische Bioethik (Nicanor Pier Giorgio Austriaco); Aquinas und der Markt: zu einer Human.Ökonomie (Mary Hirschfeld); Gute und böse Hndlungen: Eine Reise duch den Hl. Thomas von Aquin" (Steven Jensen); "Handlung und Verhalten: Thomas vomAquin und die Theorie des Handelns (Stephen Brock); Kooperation mit dem Bösen: Thomistisches Werkzeug zur Analyse (Kevin Flannery); Christi Tugenden teilen (Livio Melina); und Das Christliche Moral- Leben  (John Rziha).  

Veritatis Splendor hat 1993 die Katholischen  "Lite-moral" Theologen durch die energische Verteidigung des klassischen katholischen Verständnisses erzürnt, daß einige Handlungen "in sich" in jedem Fall böse sind - und die Enzyklika war seither immer eine Gräte im Hals der Katholischen Theologischen Gilde. Es wäre mehr als tragisch, wenn der neue Präfekt der Glaubenskongregation benutzt würde, um die falsche Behauptung zu befördern, daß Veritatis Splendor eine Übung in päpstlichem Nein-Sagen, die theologische Trägheit und pastorale Rigidität betont."

Quelle: G. Weigel, firstthings

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