Montag, 14. August 2023

Wollen wir Gläubigen der Kirche folgen oder uns dem Zeitgeist unterwerfen?

Chefredakteur Ricardo Cascioli kommentiert und kritisiert bei La Nuova Bussola Quotidiana den Standpunkt der Tageszeitung der italienischen Bischöfe, Avvenire,  zum Thema Homosexualität. 
Hier geht´s zum Original:  klicken

DER FALL AVVENIRE  
"MIT DER KIRCHE ODER MIT DEN USURPATOREN: LASST ALLE ENTSCHEIDEN"

"Die offene Legitimierung der Homosexualität durch die Tageszeitung der italienischen Bischöfe, die damit ein gefestigtes Lehramt leugnet, muss uns die wirkliche Herausforderung vor Augen führen, die alle Gläubigen und vor allem jeden einzelnen Bischof betrifft

Daß Avvenire sich seit langem für die Förderung der LGBT-Agenda in der Kirche einsetzt, ist sicherlich nichts Neues und wir haben es wiederholt angeprangert. Aber vielleicht gab es noch nie zuvor eine solche Klarheit über die Legitimation von Homosexualität und Transsexualität als natürliche Varianten der Sexualität- praktisch zu einer vollen Akzeptanz der Gender-Ideologie. Die Antwort, die Luciano Moia einem Leser in der Ausgabe vom 10. August gibt, ist eloquent. Tommaso Scandroglio erklärt es gut in dem Leitartikel, in dem er auch die doktrinären und lehramtlichen Unwahrheiten dokumentiert, die Moia anbringt, um seine These zu untermauern.

Wir werden uns hier nicht wiederholen, sondern möchten den Diskurs erweitern,
indem wir die Implikationen und Konsequenzen dieser Situation erfassen. Nun ist es wahr, daß das, was von Avvenire veröffentlicht wurde – wenn auch in einer maßgeblichen Form, wie Moias Artikel – nicht automatisch der Italienischen Bischofskonferenz (CEI) zugeschrieben werden kann, der die Zeitung gehört. Und doch kann man nicht so naiv sein, zu glauben, daß bestimmte Artikel und vor allem die Linie, die zu einem so heiklen Thema eingenommen wird, nicht von oben inspiriert sind oder immer noch die Zustimmung der Führer der CEI genießen. Wie bereits erwähnt, handelt es sich in der Tat nicht um eine isolierte Episode, sondern um eine echte Kampagne, die seit Jahren andauert und darauf abzielt, die gesamte italienische Kirche zum homosexuellen Verb zu bekehren, einschließlich eines ziemlich expliziten Drucks auf Bewegungen und Diözesen, sich mit der LGBT-Seelsorge zu befassen. Wir können auch nicht so tun, als wäre dies nicht auch der Weg, den Rom eingeschlagen hat: einige Ereignisse auf dem jüngsten Weltjugendtag in Lissabon und die Vorbereitung der Oktobersynode sind da sehr beredt.

Bei Avvenire wird einfach gesagt, was die Bischöfe (noch) nicht offen aussprechen können, auch wenn sie bereits so handeln: siehe den Fall der Segnung des homosexuellen Paares in Bologna, einer Diözese, die vom Präsidenten der CEI, Kardinal Matteo Zuppi, zugerechnet wird (siehe hier und hier).



Und in dieser Hinsicht ist klar, daß – wenn es keine "korrigierenden" Interventionen gibt – der eingeschlagene Weg genau der der vollen Legitimierung homosexueller Partnerschaften ist. Wenn es in der Tat »unterschiedliche Zugänge zur Sexualität gibt« und es keine »Hierarchien des Respekts und der Würde« gibt, gibt es nicht nur keinen Grund, die Segnungen homosexueller Paare zu verhindern, sondern es wird nicht einmal möglich sein, in Fragen der Ehe zu diskriminieren. Es ist eine Frage der reinen Logik. Alle klerikalen Unterscheidungen, Wendungen, Dinge zuzulassen und so zu tun, als wüsste man nichts, sind nur Taktiken, um Gottes Volk an neue Ideen zu gewöhnen.

Kommen wir also zurück zum Punkt:
Sind sich Präsidentschaft und Sekretariat der CEI einig über die Förderung der Gender-Ideologie und die Legitimierung von Homosexualität und alle anderen möglichen Varianten (die laufende "Seligsprechung" von Michela Murgia hat auch die "queere Ehe" verdaut)? Und wenn man den Palast verlässt, sind in Italien alle Bischöfe mit den von Avvenire geäußerten Konzepten einverstanden oder finden sie sie "normal"? Wir fordern keine großen öffentlichen Demonstrationen von Dissens – sei es nie –, aber es gibt immer noch viele "institutionelle" Möglichkeiten, Besorgnis auszudrücken oder Fragen zu stellen, die dem Ernst der Situation angemessen sind.

Denn wir dürfen uns nichts vormachen: Entweder ist das Wort Gottes und die Art und Weise, wie die Kirche es immer ausgelegt hat, falsch, oder die Zukunft mit all den Bischöfen, die in diese Richtung drängen, ist falsch. Es ist kein Zufall, daß Moia zur Stützung seiner Thesen nichts aus der Tradition der Kirche zitieren kann und sogar Amoris Laetitia Zwang antun muss: Wir haben es mit einer "neuen Kirche" zu tun, die von der Kirche Christi Besitz ergreift. Wie Paul VI. in jener Reflexion "sah", die der französische Philosoph Jean Guitton am 8. September 1977 gesammelt hatte : "Wenn ich die katholische Welt betrachte, fällt mir auf, daß innerhalb des Katholizismus manchmal ein nichtkatholischer Gedanke vorzuherrschen scheint, und es kann passieren, daß dieser nichtkatholische Gedanke innerhalb des Katholizismus morgen der stärkste sein wird. Aber es wird niemals den Gedanken der Kirche repräsentieren.

Hier glauben wir, daß es in diesen Situationen die Pflicht aller - Bischöfe, Priester, Laien - ist, zu entscheiden, ob sie dem "Gedanken der Kirche" folgen und ihn offen verteidigen oder ob sie für ihre usurpatorischen Feinde arbeiten wollen. Es mag sein, daß sich das "nicht-katholische Denken" als absoluter Gewinner darstellt, es scheint sinnlos, sich ihm zu widersetzen, und es ist daher bequemer, sich anzupassen, aber vergessen wir nie, daß es die Kirche Gottes ist und daß wir letztlich dem Herrn antworten müssen."

Quelle: R. Cascioli, LNBQ

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