Montag, 21. August 2023

Zum Unterschied zwischen Kritikern und Feinden

Francis X. Maier kommentiert bei firstthings den Umgang von Papst Franziskus und seiner Entourage mit Kritik und Kritikern.  Hier geht´s zum Original: klicken

       "KRITIKER, FEINDE UND DER UNTERSCHIED"

"Warum schreit er uns an?" Das war die unschuldige Frage, die bei der Messe in der Mitte einer bewegten Predigt von Papst Franziskus gestellt wurde. Meine Frau war am vorigen Abend aus den USA in Rom angekommen, gerade als die Familien-Synode von 2015 zu Ende ging. Sie wußte nichts von den dreiwöchigen Spannungen der Synode, die ich als Assistent mehrerer Delegaten aus erster Hand miterlebte. Sie wußte auch nichts von den harschen Schlußkommentaren des Papstes an die versammelten Bischöfe, Männer die gerade des größeren Teil eines Monats fernab von ihrer Diözese verbracht hatten, um die Synoden-Arbeit zu leisten. Ich solle hier auch hinzufügen, daß meine Frau eine hartgesottene katholische Pro-lifer-in ist, ein jährige katholische Erziehungs-Veteranin und die Art Frau, die den Papst immer liebt, Jeden Papst.

Jetzt am Morgen danach, saßen wir im Peters-Dom während die päpstliche Predigt zu Ende ging. Was immer Franziskus sagte, und was auch immer er an diesem Morgen bezweckte, wie es es sagte, wurde von vielen Anwesenden als Beschimpfung empfunden. Und Beschimpfungen funktionieren nicht. Sie wirken nicht bei Kindern und noch weniger bei Erwachsenen. 

Franziskus ist ein komplexer Mann. Das sind alle Menschen. Aber die Stärken und die Schwächen eines Papstes werden durch die Wichtigkeit seines Amtes  hundertfach vergrößert und sie sind global, sehr öffentlich.  Franziskus´ Liehe für die Armen und an den Rand Gedrängten ist von Herzen gefühlt und unwiderstehlich. Das ist auch sein Fokus auf Barmherzigkeit und Begleitung.  Seine öffentliche Wärme und Offenheit  sprechen viele Menschen an, die sonst der Kirche entfremdet sind. Für viele -sowohl innerhalb und außerhalb der Katholischen Welt dient seine Formlosigkeit  als gesundes Gegengewicht zu seinen mehr intellektuellen Vorgängern.  Und nach einer Dekade seiner Amtszeit, ist die Apostolische Exhortation von 2013 Evangelii Gaudium immer noch eine anregende Lektüre, voller inspirierender Inhalte - übertroffen nur durch seine erste Enzyklika "Lumen Fidei".

Er kann auch ein Mann mit schnellem Temperament und barschem Benehmen sein. Jesuiten-Päpste mögen vielleicht nicht die ideale Wahl für die voranschreitende Kirche sein. Die Befehlsstruktur der Gesellschaft Jesu  mag für die Mission des Ordens  gut funktionieren. Nicht so sehr für die Kirche als Ganzes. 


Eine glückliche Ehe z.B. schließt viel schroffes Sprechen, Uneinigkeit und manchmal schmerzliches Zuhören ein. Der gegenseitige Gehorsam reifer Eheleute ist nie eine Form von Servilität. Es beinhaltet immer ehrliche Kritik, motiviert durch Liebe, aber mit Offenheit ausgesprochen. Die Weigerung eines Vaters  auf vernünftige Kritik zu hören und seine Führung entsprechend anzupassen, ist ein guter Weg, die Beziehung zu seiner Frau zu vergiften und den Groll seiner Kinder zu verhärten. Dennoch gibt es Augenblicke, in denen viele Unterstützer des aktuellen Pontifikates Epheser 6:4 nicht zu beachten scheinen, insbesondere "Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn“, damit sie besser "in der Zucht und Unterweisung des Herrn erzogen“ werden.

Papst Franziskus´ Abneigung gegen die USA ist nicht gut getarnt. Als Amerikaner finde ich das unglücklich, aber auch verständlich. Washington hat eine lange und oft häßliche Geschichten der Einmischung in Latein-amerikanische Angelegenheiten. Als amerikanischer Katholik , wünsche ich, daß er mehr Vertrauen in unsere Bischöfe hätte, überwiegend fromme Männer, und mehr Sensibilität gegenüber den intensiven Herausforderungen, denen die Amerikanische Kirche sich jetzt gegenüber sieht. Ich denke auch, daß die China-Politik des Papstes sehr unklug ist. Aber die Kirche hat das lange Spiel oft erfolgreich gespielt, also ja, ich könnte mich irren.

Wobei ich mich nicht irre, ist die seltsame Natur des kürzlichen Interview des Papstes mit der spanisch-sprachigen Plattform Vida Nueva - wie hier berichtet. Der Bericht ist lesenswert. Franziskus hat eine Gabe - ob gewollt oder nicht-  für Verallgemeinerungen, die nicht hilfreich sind.  Er behauptet, daß ein drittes Vaticanisches Konzil voreilig wäre, weil das "II. Vaticanische Konzil noch nicht angewandt wurde".  Das wäre für seine beiden Vorgänger (mit Paul VI drei) neu, die anders als Franziskus wirklich am Konzil teilgenommen und machtvoll daran gearbeitet haben- zusammen mit vielen anderen Menschen, di nicht alle annehmbar progressive waren - ihre Lehre im Kirchenleben lebendig zu werden. Franziskus sorgt sich über "korrupte Restaurationisten", Ideologen des rechten Flügels,  und Priester, die in die Nachbarschaft gehen, um zu "dogmatisieren. Aber sie sind kaum das gefährlichste Problem dem sich die Kirche gegenüber sieht.  Die Westliche Zivilisation ertrinkt in elitärem Scientismus, wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten, sexueller Anarchie, irren transhumanen Träumen und Angriffen auf Ehe, Familie und die biblische Anthropologie.

Das könnte eine gewisse Priorität rechtfertigen. Und die namenlosen "Propheten der Verwirrung" , von denen der Papst in dem Interview sagt, daß sie die Mission der Kirche untergraben, dürften sogar unter einigen der lautesten Unterstützer des Heiligen Vaters durchaus zahlreich zu finden sein.

Und wieder: Kritiker -reale und eingebildete- sind nicht immer Feinde. Einige werden zu Unrecht provoziert. Treue ist kein automatisches Übereinkommen. Gehorsam ist keine gedankenlose Unterwerfung. Und ein "Stein im Schuh" zu sein, wie der Hl. Vater sich bedauerlicherweise selbst beschreibt, ist nicht immer eine Tugend. Es kann auch- manchmal- das Gegenteil sein. "

Quelle: F. X. Maier, firstthings
   

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