T.S. Flanders setzt sich bei OnePeterFive mit der Frage auseinander, ob das Lehramt im aktuellen Pontifikat suspendiert ist und vergleicht diesbezüglich die aktuelle Lage in der Katholischen Kirche mit historischen Situationen.
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"IST DAS LEHRAMT SUSPENDIERT WORDEN?"
Edward Feser und das "suspendierte" Lehramt.
Vor einigen Wochen hat Dr. Edward Feser einen Text geschrieben, der die kürzliche Ernennung von Tucho "Heil mich mit deinem Mund"-Fernández zum Präfekten des Dicasteriums für die Glaubenslehre beleuchtet. Darin zitiert er Newmans Kommentare
zur Arianischen Krise:
Die Ecclesia docens war zeitweilig außer Funktion gesetzt. Die Bischöfe versagten darin, den Glauben zu bezeugen. Sie sprachen unterschiedlich und einer gegen den anderen; nach Nicaea gab es kein festes, unveränderliches, konsistentes Zeugnis mehr - fast 60 Jahre lang.
Dr. Feser hat nicht geschlossen, daß das vollständig oder generell im Pontifikat von Franziskus passiert ist, sondern festgestellt, daß das auf begrenzte Weise behauptet werden kann:
Wie Fr. John Hunwicke festgestellt hat, weil Papst Franziskus sich beharrlich weigert, auf die Dubia zu antworten, kann man zu Recht sagen, daß er zumindest in dieser Hinsicht die Ausübung seines Lehramtes ausgesetzt hat.
Wie Feser in einer späteren Klarstellung betont, lehne und kritisiere ich ausdrücklich die "Behauptung, daß das Lehramt während des Pontifikats von [Franziskus] bis zu diesem Zeitpunkt ´suspendiert‘ wurde.“ Es scheint, daß Feser (wenn ich ihn richtig verstehe) lediglich behauptet, daß es vernünftig sei, unter Anwendung der Newman-Logik zu sagen, daß es einige Aspekte des Lehramtes gibt, deren Ausübung unter diesem Pontifikat ausgesetzt wurde.
Fair genug.
Zunächst loben wir Feser dafür, daß er sich auf dieses Gebiet begeben hat, und wir danken dem Catholic World Report für die Veröffentlichung. Es ist eine wichtige Überlegung, die mit allen frommen Katholiken besprochen werden muss, die durch die derzeitige Ausübung des Lehramtes oder dessen Aussetzung verwirrt und frustriert sind.
Wir empfehlen den Lesern auch Fesers letzten Essay über das Lehramt zu lesen, das im neuen Band von Emmaus Academy Press enthalten ist, in dem er den respektvollen und öffentlichen Widerstand gegen den Papst und die Bischöfe (S. 149-170) diskutiert.
Ich möchte hier sagen, daß ich Fesers Schlussfolgerungen für äußerst vernünftig halte und von allen frommen Katholiken offen diskutiert werden sollte. Einige werden einwenden, daß er zu weit geht oder daß er nicht weit genug geht. Aber lasst uns alle diese Dinge fromm betrachten und sie zum Gebet zusammenfassen und um Weisheit und Barmherzigkeit für unsere Brüder bitten.
Newmans Klarstellung
Hier müssen wir eine spätere Klarstellung beachten, die mir mein Freund Dave Armstrong zu diesem Zitat von Newman machte. Es stellt sich heraus, daß Newman nach 1870 (als das Erste Vatikanische Konzil stattfand) in einer späteren Ausgabe (1871) desselben Buches eine Art "Rücknahme“ oder "Klarstellung“ dieser oben zitierten Worte über ein suspendiertes Lehramt herausgegeben hat:
Der Grund dafür, daß ich missverstanden wurde, ergab sich aus zwei oder drei Klauseln oder Ausdrücken, die im Laufe meiner Bemerkungen vorkamen und die ich nicht hätte verwenden dürfen, wenn ich vorhergesehen hätte, wie sie aufgefasst werden würden, und die ich bei dieser Gelegenheit erläutern und zurückziehen möchte …
Daß "die Funktionen der Ecclesia docens vorübergehend ausgesetzt waren“, ist nicht wahr, wenn damit gemeint ist, daß das Konzil von Nicäa im Jahr 325 das Dogma der Göttlichkeit unseres Herrn nicht ausreichend definiert und für alle Zeiten und Orte verkündet hat und daß der Ruf dieses Konzils und die Stimmen seiner großen Unterstützer und Befürworter, wie Athanasius, Hilarius usw., das Dogma nicht den Gläubigen in allen Teilen der Christenheit bewusst gemacht haben. Aber was ich mit " Aufhebung“ meinte (ich sagte absichtlich nicht "Suspendierung“), war nur, daß es zwischen dem Konzil von Nicäa im Jahr 325 n. Chr. und dem Konzil von Konstantinopel, 381 n. Chr. keine maßgebliche Äußerung der unfehlbaren Stimme der Kirche dazu gab, oder, um es mit den Worten zu sagen, die ich tatsächlich verwendet habe: "Nach Nicaea gab es fast sechzig Jahre lang kein festes, unveränderliches, beständiges Zeugnis.“ Weil ich vor der vatikanischen Definition von 1870 schrieb, habe ich die Römischen Konzile unter den Päpsten Julius und Damasus nicht hervorgehoben.
Wenn ich Newman hier richtig verstehe, sagt er lediglich, daß der Papst und das Ökumenische Konzil während der Arianischen Krise sechzig Jahre lang keine feste, unfehlbare und endgültige Lehre herausgegeben haben, während die Gesamtheit der Bischöfe ketzerisch und die Gesamtheit der Gläubigen treu waren (und ja, laut Newman hat Papst Liberius "in Sirmium eine eusebische Formel unterzeichnet“).
Newman sagt also nicht, daß das Lehramt "suspendiert“ wurde und seine Macht zur Verkündung der Lehre verloren hat, sondern daß es sich in "Aufhebung“ befand, weil es nicht handelte und tat, was es konnte, obwohl, wie er oben anspielte, einige römische Päpste immer noch orthodoxe Lehren durch ihre örtlichen Berater verkündeten.
Potenz und Aktualität
Hier scheint mir eine entscheidende, philosophische Unterscheidungen zwischen Potenz und Aktualität getroffen zu werden. Potenz beschreibt die Fähigkeit, etwas zu tun. Beispielsweise hat eine Frau die Fähigkeit, ein Kind zur Welt zu bringen. Ein Mann hat diese Potenz nicht. Allerdings hat diese Frau möglicherweise die nötige Potenz, aber sie bringt derzeit möglicherweise kein Kind zur Welt. Wenn eine Frau ein Kind zur Welt bringt, wird diese Kraft Wirklichkeit, indem sie sich die Macht nimmt, etwas zu tun und es tut.
Ebenso würden wir sagen, daß das Lehramt unter dem gültigen Pontifikat von Papst Franziskus die Macht hat, zu handeln und alle Häresie zu zerstreuen. Tatsächlich ist dies die Befürwortung des Barmherzigkeitsgebots, das wir selbst von jedem Ortsbischof gefordert haben.
Aber es ist klar, dass diese Möglichkeit– zumindest in großem Umfang – nicht genutzt wird. Das Lehramt verwirklicht diese Macht weitgehend nicht, sondern hält sie "in der Schwebe“. Und wir müssen deswegen leiden.
Kontrast zum Griechischen Schisma
Aber dieses Leiden steht in scharfem Gegensatz zu den griechischen Schismen. In jedem Fall (Assyrische Kirche, Monophysiten, und Östliche Orthodoxe) gab es da nicht nur die Aussetzung des Lehramtes sondern eine völlige Suspendierung. Diese drei griechischen Abspaltungen haben seit 381, 431 oder respektive 787 kein ökumenisches Konzil mehr abgehalten. Sie hatten nicht einmal die Macht, mit universaler, apostolischer Autorität zu handeln.
Während also unser Leiden groß ist, sind wir immer noch in Kommunion mit der einen, wahren Kirche. Da wird nicht nach einer anderen gesucht, weil keine andere Kirche oder Denomination auch nur behauptet, was Rom behauptet: die Macht mit der Autorität Christo zu sprechen.
Wir leiden tatsächlich in unseren Zeiten kirchlicher Krisen, aber wenn wir uns an frühere Zeiten erinnern, wie die Arianische Krise, gewinnen wir Stärke, um diesen Dingen mit Glauben und Stärke und Barmherzigkeit gegenüber zu treten. Glauben in die Macht Christi, an Seine eine wahre Kirche, Hoffnung in die Versprechen Christi, einen Weg hindurch zu finden und Barmherzigkeit für unsere Brüder, wie wir zusammen gegen die Welt, das Fleisch und den Teufel kämpfen.
Mögest du unter die mächtige Hand Gottes gebeugt werden, daß er dich in Zeiten der Heimsuchung preisen kann: wirf all deine Sorgen auf ihn, weil er sich um dich sorgt.
Sei nüchtern und wachsam: weil dein Feind, der Teufel, wie ein brüllender Löwe, herumgeht um zu sehen, wen er verschlingen kann. Dem widersteht ihr, stark im Glauben: im Wissen, daß das gleiche Leid euren Brüdern widerfährt, die in der Welt sind. Aber der Gott aller Gnade, der uns in Christus Jesus in seine ewige Herrlichkeit berufen hat, wird dich, nachdem du ein wenig gelitten hast, selbst vervollkommnen, dich stärken und dich stärken. Ihm sei Ruhm und Herrschaft für immer und ewig. Amen (1. Petrus 6-11)."
Quelle: T.S. Flanders, OnePeterFive
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