Nico Spuntoni kommentiert bei La Nuova Bussola Quotidiana den aktuellen Verlauf des Vatican-Prozesses um die Londoner Luxus-Immobilie.
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DIE LONDONER AFFÄRE
"SLOANE AVENUE: DER FOKUS LIEGT BEI BECCIU, ABER ES SIND ZEHN ANGEKLAGTE"
Unter denen, die einen Schaden von 138 Millionen Euro verursacht haben sollen, (das ist die vom Staatssekretariat geforderte Summe), sind nur zwei Ordensleute. Es besteht dringender Frage-Bedarf zu den Kriterien für die Auswahl von Laienmitarbeitern.
Der Immobilien-Deal an der Sloane Avenue hat dem Heiligen Stuhl insgesamt etwas mehr als 100 Millionen Euro eingebracht, aber die Kläger im Prozess, der aus diesem Kauf resultiert, verlangen 138 Schadensersatz für Imageschäden.
Das ist die vom Corriere della Sera erwartete Summe, die ein Sachverständigengutachten von Beratern, die vom Staatssekretariat beauftragt wurden, beziffert haben soll. Das Staatssekretariat möchte die zehn Angeklagten, Msgr. Mauro Carlino, René Brülhart, Enrico Crasso, Tommaso Di Ruzza, Cecilia Marogna, Raffaele Mincione, Nicola Squillace, Fabrizio Tirabassi, Gianluigi Torzi und natürlich Kardinal Angelo Becciu, zur Rechenschaft ziehen. Geld, das zu den Beschlagnahmungsanträgen hinzukommt, die im vergangenen Juli in der Anklageschrift vom Staatsanwalt der Kurie, Alessandro Diddi, gestellt wurden. Gegen den ehemaligen Substituten, einen großen Protagonisten des Prozesses, in dem der alle Anschuldigungen zurückwies, war neben einer Geldstrafe von 10.000 Euro die Beschlagnahme von 14 Millionen Euro beantragt worden. Ein Antrag auf Beschlagnahme, der im Augenblick schwierig sein könnte, weil es schwer ist, an eine so große wirtschaftliche Verfügungsmasse des sardischen Kardinals zu glauben.
Viel Wasser ist unter der Brücke hindurchgeflossen, seit der Kardinalstaatssekretär vor vier Jahren in der Öffentlichkeit die erste Ratlosigkeit über die als "undurchsichtig" bezeichnete Londoner Immobilientransaktion durchsickern ließ. Damals ließ Becciu, der immer noch Leiter der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse war, das Urteil seines ehemaligen Oberen nicht durchgehen und verteidigte die Investition, indem er daran erinnerte, daß der Heilige Stuhl immer in Ziegelsteine investiert habe, auch in London. Der sardische Kardinal hat nicht gelogen, denn die Strategie, die sich auf den Immobilienmarkt konzentriert, geht auf die Zeit von Bernardino Nogara zurück, den Mann, dem Pius XI. den Notgroschen in die Hände legte, mit dem der italienische Staat die römische Frage im Rahmen der Lateranverträge auslöste.
Das Problem war nicht der Kauf eines Gebäudes in der Stadt, sondern die Gestaltung dieses Deals, der zur Einleitung einer Untersuchung und dann zu einem Prozess im Vatikan führte. Vier Jahre nach Parolins erstem Eingeständnis kam das Staatssekretariat und warf seiner ehemaligen Nummer zwei einen Image-Schaden vor, nachdem sein Nachfolger, Monsignore Edgar Peña Parra, offen von "Betrug" gesprochen hatte. In der gleichen Aussage des jetzigen Stellvertreters taucht die zentrale Rolle von Msgr. Alberto Perlasca auf, der zum Zeitpunkt des Geschehens die Spitzen- Figur der Sektion für allgemeine Angelegenheiten des Staatssekretariats war. Die Worte von Peña Parra haben viele Zweifel an Perlascas Verhalten in den Schlüsselmomenten dieser Affäre aufkommen lassen, insbesondere an dem aufsehenerregenden Kontroll-Verlust über das Unternehmen, an das der Palast übergeben wurde. Obwohl die Unterzeichnung der Verträge, die dem Makler Gianluigi Torzi die tausend Aktien mit Stimmrechten der Muttergesellschaft zuschrieben, wahrscheinlich der Höhepunkt der teuren Londoner Operation war, steht Perlascas Name nicht auf der Liste der Angeklagten. Der ehemalige Dreh- und Angelpunkt des ersten Abschnitts wird nicht Adressat des Ersatzanspruchs wegen der Imageschäden sein.
Es war Becciu als Person, der die mediale Aufmerksamkeit auf die Affäre zog, der erste Kardinal, der nach einem Ad-hoc-Motu proprio von Franziskus, der ihn schon zuvor bestraft hatte, indem er ihm die Rechte des Kardinalats entzog, vor den Schranken des Vatikan-Gerichtes landete. Es würde jedoch nicht schaden, wenn der Skandal um die Sloane Avenue einige weitere Fragen über die Auswahl von Laien aufwerfen würde, die verantwortungsvolle Positionen oder Mitwirkungen innerhalb der Kurie und des Staates innehatten. In der Liste derjenigen, die – nach Angaben des Staatssekretariats – einen Imageschaden von 138 Millionen Euro verursacht hätten, sind tatsächlich nur zwei Ordensleute."
Quelle: N. Spuntoni, LNBQ
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