In seiner heutigen Kolumne für Monday at the Vatican kommentiert A. Gagliarducci die gerade beendetet Synode zur Synodalität in Rom -auch im Hinblick auf die nächste.
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"PAPST FRANZISKUS AUF DER SUCHE NACH EINER SYNODALEN METHODE"
Während ich dies schreibe, ist das Schlußdokument für den ersten Teil der Synode zur Synodalität noch nicht veröffentlicht worden. Allerdings wurde der Brief an das Gottesvolk bereits verschickt. Bei mehreren Pressekonferenzen wurden verschiedene Positionen betont. Es gab einige Diskussionen. Deshalb können wir zumindest diese synodale Erfahrung zusammenfassen und versuchen, zu verstehen, was es bedeutet nach einer Methode zu suchen.
Wenn wir mit Methode meinen, das ganze Gottesvolk zu befragen, oder mindestens eine große, repräsentative Gruppe davon, gab es diese Methode bereits.
Die vaticanischen Kongregationen und Päpstlichen Räte- wie wir sie kannten- bestanden aus Mitgliedern, Mitarbeitern und Beratern (consultori), oft Laien, die immer dann konsultiert wurden, wann immer es ein besonderes Problem zu analysieren gab. Die Mitglieder waren immer Kardinäle und Erzbischöfe; die Mitarbeiter konnten auch Laien sein, die Berater ebenso- ausgewählt unter den führenden Experten für das Thema.
Papst Franziskus wollte, daß einige Laien als Mitglieder der Ableitungen ausgewählt wurden -und interpretierte ihre Mitgliedschaft als eine Art Vorstand und dachte über an die Beteiligung von Laien wegen einer "gender gap" nach. Aber darum ging es nicht. Die Mitglieder waren Bischöfe, weil sie mit dem Papst, auch ein Bischof, weil sie in hierarchischer Gemeinschaft regieren sollten. Die Berater waren de facto das Volk Gottes, das an den Entscheidungen teilnahm, um die es ging.
Wenn wir mit synodaler Methode diese neue Versammlungs-Modell meinen, das schon im kleineren Maßstab im August 2022 beim Konsistorium für die Kurien-Reform getestet wurde, ist dieses in der Tat eine neue Methode aber auch eine problematische.
Niemand hat eine allgemeine Vorstellung von den Themen. Alle werden in Gruppen eingeteilt und beschäftigen sich mit einem bestimmten Thema. Das stimmt, sie machen es gründlich, aber sie haben keine allgemeine Sicht auf die Dinge. Es handelt sich um eine Art positivistische Reform der Struktur der Kirche.
Ich nenne es eine positivistische Struktur, weil der Positivismus die Differenzierung der Wissenschaften, die Fragmentierung und das Detail anstelle des Ganzen erzeugt. Es ist eine Reform, die sich in vielen Details zeigt. Zum Beispiel in der Art und Weise, wie Papst Franziskus die Kongregation (heute Dicasterium) für die Glaubenslehre reformierte, mit vier unabhängigen Ämtern und einem sehr strukturierten Disziplinaramt, das Disziplin jedoch als Selbstzweck betrachtet. Zuvor mussten selbst Disziplinarmaßnahmen auf einer globalen und gemeinsamen Vision basieren, die Glaubensfragen einschloss. Jetzt kommt die Sanktion vor der Erklärung des Glaubens.
Der Punkt ist, daß die Kirche im Bestreben, eine offenere Kirche zu schaffen, mit einem Verein gleichgesetzt wird, einer "barmherzigen NGO“, wie Papst Franziskus sagt.
Synodalität wird daher zum Synonym für die Schaffung einer "Para"-Demokratie, in der Mehrheiten manipuliert werden können. Diese Idee gab es auch beim Zweiten Vatikanischen Konzil, als die Teilnehmer in kleinen Lobbys gruppiert wurden. Aber auf dem Konzil wurde alles mit dem Prinzip der Gemeinschaft und vor allem mit einer klaren christlichen Vision überwunden. Und dann waren da noch die Päpste, insbesondere Paul VI., die wollten, daß die Eröffnungen der Synode in die Tradition der Kirche eingefügt werden und nicht gegen die Tradition der Kirche.
Es ist kein Zufall, daß häufig von Gemeinschaft die Rede ist und die Suche nach einer Methode sollte auch zu einem Gemeinschaftsmodell führen. Wie es funktionieren kann, muss noch festgelegt werden. Manchmal entsteht der Eindruck, daß es keine wirkliche Diskussion gibt. Aber auch unter anderen Umständen war es so, etwa bei den dem Kardinalsrat vorgelegten internen Statuten, die bereits vom Papst ohne ein Mindestmaß an Diskussion genehmigt worden waren. Es gilt, ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Positionen zu finden.
Woraus kann die synodale Methode bestehen? Bisher wurde die persönliche Unterscheidung stark betont, mit Gebeten und leeren Räumen, die dazu dienen, die Gründe des anderen zu verstehen, auf der Suche nach politischer Korrektheit und Konfliktlosigkeit, was keine guten Ergebnisse hervorbringen kann. Zumindest gibt es keine klaren Entscheidungen. So sagte beispielsweise Kardinal Christoph Schönborn der Erzbischof von Wien, daß der Papst über die mögliche Segnung homosexueller Paare entscheiden werde, die Kirche aber auf keinen Fall jemanden ausschließen könne. Erzbischof Laszlo Nemet von Belgrad geht sogar so weit, dass man mehr über Missbrauch hätte reden sollen. Weitere Themen, die in die Diskussion einfließen, sind Themen unserer Zeit, vom Frieden bis zur Migration. Details ansehen.
Sollte sich die Synode damit befassen? Oder ist die Synode dazu aufgerufen, doktrinäre und praktische Instrumente für die Ausrichtung der Kirche bereitzustellen, damit sich niemand ausgeschlossen fühlt? Der Blick auf die Zeichen der Zeit ist eine legitime Herangehensweise und zu einer Art, sich selbst zu betrachten, geworden. Daher ist es nicht verwunderlich, daß die Synode zu den Themen Gemeinschaft, Partizipation und Mission kaum Schlagzeilen machte, außer in einigen katholischen Medien, während sich alles auf das konzentrierte, was die Synode am Rande berührte, von Bitten um Frieden bis hin zu Fragen der Migration.
Das ist eine Grenze, die auch im Brief an das Volk Gottes vorhanden ist, der bei der Suche nach Inklusivität schwach wird und die Idee, einen Weg für die nächste Synode zu strukturieren, nur vage zulässt. Wer weiß, ob es eine bewusste Entscheidung ist, mit der Idee, die Diskussion auf das nächste Jahr zu verschieben, oder ob es sich stattdessen um eine von den Ereignissen diktierte Entscheidung handelt.
Am Ende der Synode bleibt die große Frage: was wird sie der Kirche gebracht haben? Manche sagen, dass man ichts erreichen muss und daß es trotzdem schön ist, sich zu unterhalten. Konversationen gab es allerdings schon vorher. Hat sich also alles geändert? Durch die Emotion des Zusammenseins? Besteht die Möglichkeit, während der Synodensitzung die Soutane nicht zu tragen? Oder ändert sich etwas in der Art und Weise, wie die Kirche regiert wird?
Diese Fragen bleiben weiter bestehen und werden auch während der Vorbereitungsjahres für die nächste Synode weiterhin brennen.".
Quelle: A. Gagliarducci, Monday-at-the-Vatican
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