Mittwoch, 13. Dezember 2023

Befindet sich die deutsche Kirche am Rande des Abgrunds oder auf dem neuesten Stand?

George Weigel veröffentlicht bei firstthings eine Situationsbeschreibung der deutschen Kirche- angesichts des jüngsten päpstlichen Briefes an 4 deutsche Katholikinnen, die den Synodalen Weg verlassen haben. Hier geht s zum Original:  klicken

DER DEUTSCHE KATHOLIZISMUS AM ABGRUND ODER AUF DEM NEUESTEN STAND ?

Am 10. November hat sich ein "Synodaler-Ausschuss", der kürzlich vom deutschen "Synodalen Weg" eingerichtet wurde, zum ersten mal getroffen. Aufgabe des Ausschusses ist es, die Grundlagen für ein Synodales Konzil von Laien, Klerus und Bischöfen zu schaffen, das die Katholische Kirche in Deutschland von 2026 an leiten soll. Der Gedanke an ein "Synodales Konzil" ist als solcher bereits vom Heiligen Stuhl zurückgewiesen worden. Und vor kurzem in einem Brief an vier katholische Laien-Frauen, die den "Synodalen Weg" verlassen haben, um gegen Abweichungen von anerkannten Katholischen Wahrheiten und Praktiken zu protestieren, hat Papst Franziskus  wiederholt, daß ein Synodaler Rat sich nicht mit der "sakramentalen Struktur der Katholischen Kirche" vereinbaren lässt.

Der Papst sagte über den aktuellen Stand der Katholischen Dinge in Deutschland auch: 

Anstatt "Erlösung" in einem neuen Ausschuss zu suchen und die immer gleichen Themen mit einer gewissen Selbstbeschäftigung zu diskutieren, wollte ich in meinem Brief an das Volk Gottes in Deutschland auf die Notwendigkeit des Gebetes, Busse und Anbetung hinweisen und habe die Menschen dazu eingeladen, sich zu öffnen und hinaus zu gehen und "unseren Brüdern und Schwestern" zu begegnen, besonders denen, die auf den Stufen unserer Kirchen, auf unseren Straßen, in Gefängnissen und Krankenhäusern, auf Plätzen und in Städten verlassen sind."  Ich bin überzeugt, daß es das ist, womit der Herr uns den Weg zeigen wird. 

Dazu kann man vielleicht ein paar Dinge feststellen. 

Beschreibt "Erlösung suchen" in immer neuen Komitees und beim Diskutieren der immer selben Themen mit einer gewissen Selbstbeschäftigung nicht genau das, was die 2023-Synode vier quälend lange Wochen lang vor zwei Monaten getan hat- und was die örtlichen, nationalen und internationalen "Phasen" der Synode zur Synodalität  während der vergangenen zwei Jahre getan hat- mit großen Kosten an Zeit und Geld?

Warum steht "Erlösung" im Papst-Brief in Anführungszeichen? Weil sich das auf die Rettung der Institution der deutschen Kirche bezieht, die an Gemeindemitgliedern ausblutet (und so Einkünfte verliert, weil weniger Gemeindemitglieder, die sich als Katholiken identifizieren, bedeutet, daß die Institution weniger  Kirchensteuer bekommt)? Angesichts des deutschen Kontextes suggeriert das, warum "Erlösung" in Anführungszeichen gesetzt ist. Aber man könnte auch bemerken, daß- das Erlösungs-Thema in seiner vollen biblischen und theologischen Bedeutung- und die korellierende Wahrnehmung des Herr Jesus Christus als den einzigen Retter der Menschheit- während er 2023-Synode oder auf dem deutschen "Synodalen Weg" nicht in größerer Tiefgründigkeit untersucht wurde. 

Was zum dritten Punkt führt: der Papst deutet an, daß der institutionelle deutsche Katholizismus sich selbst dadurch retten wird, daß er sich für die Armen, Vertriebenen und Randständigen der Gesellschaft öffnet. Das tut die deutsche Kirche aber schon, die (mit Hilfe der Kirchensteuer) ein grosses Netzwerk sozialer Dienste und Programme unterhält.
Wenn die Begegnung mit den an den Rand Gedrängten die Antwort auf den aktuellen religiösen Verdruss und die evangelische Blutarmut wäre, wäre die deutsche Kirche schon vor Jahrzehnten eine kraftvolle Zugmaschine für die Neu-Evangelisierung geworden.

Aber das wurde sie nicht und ist sie nicht. Der Grund ist, daß das nichts oder wenig mit dem Versagen bei der Begegnung mit den an den Rand Gedrängten zu tun hat, aber alles mit diesem Verlust des Glaubens an Jesus als den Herrn und die Kirche als seinen sakramentalen Leib in der Welt, der die Ortskirchen zu NGO-s macht, die Gutes tun. Die Begegnung mit dem Herrn Jesus Christus in Wort und Sakrament ist das (um die Worte aus dem Brief des Papstes zu leihen) "was uns den Weg zeigen wird."

Es war interessant, daß bei der 2023 Synode die "heiße Eisen"-Themen, die der deutsche Synodale Weg so liebt, im allgemeinen nicht von den Deutschen sondern von anderen durchgesetzt wurden. Der
Vorsitzende der DBK, Bischof Georg Bätzing, strahlte dabei durch ein Dauerlächeln  Gemütlichkeit aus.

Vielleicht hat diese absichtliche Zurückhaltung die Erkenntnis der Führung der deutschen Bischöfe widergespiegelt, daß es angesichts der angespannten Situation im eigenen Land nicht ratsam wäre, die Dinge in Rom anzuheizen. Aber eine andere Lesart dieser Teeblätter ist auch möglich. Wie an dieser Stelle bereits angedeutet, haben einige der Verantwortlichen der "Synode zur Synodalität“ den deutschen "Synodalen Weg“ möglicherweise als ein nützliches Instrument angesehen, um den Weg für eine dramatische Neukonfiguration des katholischen Selbstverständnisses und der katholischen Regierungsführung freizumachen und den Torpfosten so weit nach links zu bewegen, daß die alte Fünfzig-Yard-Linie des Katholischen Zentrums jetzt die alte linke Seiten-auslinie wäre. Diejenigen, die dieser Denkweise anhängen, wollten vielleicht nicht, daß die Deutschen so weit vorne liegen, daß sie das ganze Spiel preisgeben, bevor die Synode 2024 im nächsten Oktober zusammentritt; Deshalb wurde dem deutschen Leitpferd geraten, zu traben und nicht zu galoppieren. Das könnte darauf hindeuten, daß der deutsche Katholizismus in bestimmten römischen Kreisen nicht als "am Abgrund“ stehend, sondern eher als "auf dem neuesten Stand“ angesehen wird."

Quelle: G. Weigel, firstthings

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