Freitag, 2. Februar 2024

Fiducia Supplicans - die Verdunkelung der Gewissen

Luisella Scrosati kommentiert in La Nuova Bussola Quotidiana den Artikel in der Revue Thomiste ,in dem der Dominikaner-Pater Thomas Michelet sich mit "Fiducia Supplicans" -besonders der Bedeutung des Segnens und des Segens in der Kirche auseinander setzt. Hier geht´s zum Original: klicken

"REVUE THOMISTE vs. FIDUCIA SUPPLICANS: FS VERDUNKELT DIE GEWISSEN" 

Das renommierte Journal der Dominikaner meldet sich zu den Problemen und Reaktionen zu Wort, die die Erklärung verursacht hat: "wenn Aussagen zu Glaube und Moral den Sensus fidei verletzen, gibt es eine instinktive Bewegung von kollektivem Mißtrauen.

"Fiducia Supplicans" ist jetzt Realität. Sogar wenn man Jahrhunderte zurückgeht, hat dieses Dokument nicht seinesgleichen. Es hat Probleme beim Gottesvolk ausgelöst und das kann nicht ausgelöscht werden." Die renommierte Revue Thomiste, eine 1893 gegründete theologische und philosophische Quartalzeitschrift, befaßt sich mit dem Chaos, das durch die Erklärung Fiducia Supplicans ausgelöst wurde. Und sie tut das mit zwei Artikeln, die in der online-Version "Chronique" veröffentlichte wurden: "Darf man Fiducia Supplicans segnen?" von Fr. Thomas Michelet (hier), der Sakramenten-Theologie am Angelicum unterrichtet und "Fiducia Supplicans angesichts des Glaubens" Fr.Emmanuel Perrier, Professor für Dogmatische Theologie an der Dominikanischen Universität Toulouse und am Institut des Hl.Thomas von Aquin.

Michelets Artikel erscheint viel zu wohlwollend gegenüber der Erklärung und ihrem Autor, indem er das Prinzip der "interpretierenden Barmherzigkeit" mit übertriebener Großzügigkeit anwendet.Wenn wahr ist, das man sich angesichts der in den Dokumenten  vorhandenen Mehrdeutigkeit bemühen muss, die mens catholica ihres Autors zu suchen und es in Kontinuität mit der Tradition der Kirche zu interpretieren, muß dennoch festgestellt werden, daß es das Dokument selbst ist, das für eine solche Kontinuität keinerlei Unterstützung gibt; im Gegenteil, es verbreitet systematisch Verwirrung im entscheidenden Punkt der Frage, ob Paare, die more uxorio und Pseudo-Paare in unnatürlicher Beziehung gesegnet werden können.

Wir haben bereits in der Presse-Mitteilung vom 4. Januar darauf hingewiesen, daß Kardinal Fernandez zuerst erfolgreich behaupten konnte, daß die Erklärung den Vorschlag für "pastorale Segnungen für irreguläre  Segnungen" enthalte und dann zu leugnen, daß das Dokument die Möglichkeit  der Segnung irregulärer Paare" einführe. Bis dahin, daß Michelet selbst zugeben mußte, daß bei der Erklärung klare, entschiedene Prinzipien zur Vermeidung von Verwirrung und Skandal fehlen, "Es ist bedauerlich, daß das Dokument so lange gebraucht hat, diesen Unterschied zwischen zwei Arten des Segnens  zu bestätigen. teilweise unbrauchbar, als ob es uns den wichtigsten zwischen dem Sünder und seiner Sünde vergessen lassen will." Genau so wie es wichtig ist- sagt Fr. Michelet-, daß die Erklärung niemals das Wort "Umkehr" benutzt. "Der Dominikaner weist sehr realistisch darauf hin, daß in einem sozio-kulturellen Kontext wie dem unseren, die Anrufung von Gottes Segen, damit die Leute allgemein von "allem, was dem Evangelium widerspricht", befreit werden können, ihnen kaum dabei hilft, sich der schweren Sünde einer sexuellen Beziehung außerhalb der Ehe oder gegen die Natur bewußt zu werden. 



Das Resultat wird unausweichlich die "Verdunkelung der Gewissen" durch das grenzenlose Segnen des Sünders und seiner Sünde, von Gut und Böse" sein, unter Mitwirkung von Geistlichen, die von einem falschen Konzept von Liebe ausgehen, die alles verzeiht". Auf diese Weise "unter der Maske einer angeblichen, nicht außerordentlichen Orthodoxie, wird eine abweichende pastorale Seelsorge schrittweise Form annehmen, die den nächsten Schlag vorbereitet, der darin bestehen wird, die Lehre zu ändern und den Katechismus in diesem  Sinn neu zu schreiben."

Der Artikel von Fr. Perrier ist entschiedener und erkennt die zahlreichen und weitgehenden Reaktionen aus FS an, die Stimme des schwer  verwundeten sensus fidei:" Es ist unerträglich die Gläubigen Christi das Vertrauen in das Wort des Universalen Hirten verlieren zu sehen, Priester zerrissen zu sehen, zwischen ihrer Bindung als Söhne und den praktischen Konsequenzen, die dieser Text zu sehen, sie zwingt. Dieses weitreichende Phänomen, dessen Zeugen wir sind, ist ein Hinweis  auf eine Reaktion des sensus fidei."
Diese Betonung ist bemerkenswert, weil der sensus fidei ein Thema ist,  das Papst Franziskus oft beschworen hat, um die Notwendigkeit von Reformen zu betonen, die gelinde gesagt, problematisch  sind. Jetzt aber zeigt die aktuelle Situation, daß es genau diese "Reformen" sind, die in Dissonanz zum Glauben stehen, die den christlichen sensus  fidei des Gottesvolkes verletzt haben: "wenn Behauptungen über Glauben und Moral den sensus fidei verletzen, gibt es eine instinktive Bewegung von Mißtrauen, das sich kollektiv manifestiert" ruft Perrier in Erinnerung.  

Der Dominikanische Theologe erklärt, daß es verschiedene Aspekte von SF sind, die den sensus fidei irritiert haben, speziell die Behauptung, daß die Unterscheidung zwischen liturgischem und pastoralem Segnen ausreichen würde, um das Problem dieser umstrittenen Segnungen zu lösen. Tatsache ist, daß ein Segen, den ein Priester erteilt hat, immer liturgisch ist, weil er immer kirchlich ist. Der Gläubige nimmt sehr wohl wahr, daß der Priester diese Handlung im Namen  der Kirche ausführt; und die Kirche existiert, um den "Strom des Segens von Gott zum Menschen und vom Menschen zu Gott" (Eph. 1:3) sicherzustellen- gemäß einer Systole, die den göttlichen Segen verbreitet und einer Diastole, die das menschliche Flehen entgegen nimmt." Das ist die liturgische Essenz der Kirche; und deshalb würde es sinnlos sein, zu denken, daß ein priesterlicher Segen (und deshalb im Namen der Kirche) nicht liturgisch ist - sogar wenn er nicht rituell ist. "Es überrascht daher nicht, daß der  sensus fidei beunruhigt ist, wenn gelehrt wird, daß ein Priester -von der Kirche aufgefordert-segnen kann, ohne daß dieser Segen eine heilige Handlung der Kirche ist, einfach, weil es ein nicht etabliertes Ritual ist." 

Die Gläubigen haben auch den Eindruck, daß am moralischen Thermometer manipuliert wird, um falsches Handeln zu segnen". Das Bestehen auf diesen zweideutigen Behauptungen, daß die für einen Segen von den Sakramenten geforderten Voraussetzungen nicht verlangt werden, bildet die Substanz der Sorge, daß verstanden wird, daß "die Barmherzigkeit Gottes segnet, ohne zu befreien und daß von jetzt an [der Sünder] in seinem Elend begleitet aber ihm auch überlassen wird."

Fr. Perriers Artikel hat den Verdienst, mit großem Ernst Licht in andere enorme Probleme  zu bringen, die mit SF verbunden sind. Zuerst in ihren Widerspruch zum Responsum des selben Dicasteriums von 2021; weil trotz der wirren Klarstellungen des Präfekten "die Widersprüche bleiben". Die Gefahr "pastorale Segnungen" mit ehelichen Segen,  dem  grundlegenden Thema von Sf, zu verwechseln, ist jedoch nicht diejenige des Responsum. Der Punkt ist ein anderer:

"Das Segnen eines Paares ist das Segnen der Beziehungen, aus denen es besteht, und diese Beziehungen selbst werden durch menschliche Handlungen geboren und aufrechterhalten. Folglich wäre das Segnen-wenn die Handlungen der Menschen falsch sind- automatisch der Segen für etwas Böses, unabhängig von den moralisch guten Taten, die andernorts getan werden.“ Und genau das ist der entscheidende Aspekt, den SF nicht thematisiert, sondern durch den Rückgriff auf „pastorale Segnungen“ zu vermeiden versucht.

Perrier hat Recht, wenn er die "extreme Leichtigkeit betont, mit der FS lehramtliche Verantwortung übernimmt, trotz der Tatsache, daß das Thema umstritten war, "das eigentliche Problem, das durch das Responsum aufgeworfen wird, zu umgehen und Zuflucht in der "pastoralen Fürsorge“ zu suchen, die jedoch "sehr gut durch Segnungen für Einzelpersonen befriedigt werden könnte“, während "keines der vorgebrachten Argumente die Durchführung dieser Segnungen an Paaren rechtfertigt.“ Dieses "Die Widersprüchlichkeit und mangelnde Verantwortung des Lehramtes sind zweifellos ein Grund für große Unruhe im Sinne des Glaubens, weil sie "das Vertrauen in den göttlichen Beistand des Lehramtes und in die Autorität des Nachfolgers Petri untergraben“.

Nicht weniger gravierend ist die Tatsache, daß FS tatsächlich eine "institutionalisierte Geheimhaltung“ eingeführt hat, die "die Ausübung dieser Segnungen unkontrollierbar macht“ und "alle Missbräuche, die auftreten werden“, von vornherein anfällig macht, erklärt Perrier. Schließlich wird die Verantwortung für jede Weigerung vollständig auf den Schultern des einzelnen Priesters verbleiben, der nicht mehr auf "die Unterstützung liturgischer und bischöflicher Normen bei der Entscheidung“ zählen kann, was er tun oder lassen soll; Sie wird auch nicht in der Lage sein, "angesichts von Druck oder Erpressung“ Verteidigung in der Autorität der Kirche zu suchen, die in dieser Hinsicht "die Geistlichen selbst völlig wehrlos macht“.

Quelle: L. Scrosati, LNBQ

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